Richterswil Wädenswil

Nachbarswiler Geschichten auf dem See

Im Vorfeld des Kulturfestivals «Nachbarswil 2025» wurde zum literarischen Schreiben eingeladen. 13 Frauen und Männer aus Wädenswil und Richterswil nahmen die Herausforderung an. So entstanden von April bis Juni insgesamt 13 sehr unterschiedliche Texte, von Erzählungen und Kindergeschichten über Krimis bis hin zu Gedichten und einer modernen Sage. Begleitet wurden die Schreibenden von der Autorin Rebekka Salm und dem Lyriker Thomas Dütsch, die mit Rat und Anregungen zur Seite standen. Voraussetzung für die Teilnahme war einzig, dass die Beiträge einen Bezug zu Richterswil oder Wädenswil haben sollten.
Text & Bilder: Sabine Itting

Am 14. September trugen die Autorinnen und Autoren zwischen 17 bis 19 Uhr ihre Geschichten einem interessierten Publikum vor. Treffpunkt für Schreibende, Gäste und Organisatoren war der Hafen auf der Au. Schon eine halbe Stunde vor der Abfahrt füllte er sich mit erwartungsvollen Menschen. Die Stimmung war gespannt und zugleich gelöst, denn es lasen keine Profis, sondern Menschen aus der Region. Auch ein wenig Lampenfieber lag in der Luft. Statt einer Bühne bot die «Etzel» den passenden Rahmen: ein kleines Schiff mit Platz für rund 100 Personen, das während der zweistündigen Fahrt auf dem See zu einem schwimmenden Lesesaal wurde.

Literatur mitten auf dem See

Als die «Etzel» am Steg ablegte, begann die besondere Lesefahrt. Dank einer Lautsprecheranlage waren die Lesungen überall gut zu hören, egal ob man drinnen im Schiff oder draussen an der frischen Luft Platz nahm.
Zur Begrüssung hiess Judith Hollay Humm vom Kuratorenteam die Gäste willkommen und erklärte, dass ursprünglich Lesungen in einem Bus im Gespräch gewesen seien. Doch schnell wurde klar, dass der Platz nicht ausgereicht hätte. Mit der «Etzel» fand man stattdessen den idealen Ort, gross genug und doch überschaubar, persönlich und für die beiden Seegemeinden ohnehin passender.

Geschichten mit vielen Facetten

Den Anfang machte Ingrid Eva Liedtke mit ihrer fesselnden und tiefgründigen Geschichte «Die Frau vom Hüttnersee». Es folgten Krimis, Gedichte und Erzählungen, die berührten, nachdenklich stimmten, ein Schmunzeln hervorriefen oder sogar herzhaftes Lachen auslösten, etwa beim Vortrag «Wir Kinder von Richterswil» von Alain Desarzens. Auch Haikus, die kürzeste Gedichtform der Welt, fanden ihren Platz.
Für jede Leserin und jeden Leser standen sieben Minuten zur Verfügung. Die meisten Geschichten blieben offen, sodass das Publikum neugierig zurückblieb. Wer mehr erfahren wollte, konnte direkt auf der «Etzel» das neu erschienene Buch «Nachbarswil schreibt – Die kleinen Dinge und andere Geschichten» erwerben.
Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite: angenehme Temperaturen und eine klare Sicht bis hin zur Bergwelt mit dem majestätischen Säntis gaben der Lesefahrt eine stimmungsvolle Atmosphäre.

Ein stiller Moment

Es war ein bewegender Moment, als Judith Hollay Humm um eine Schweigeminute für die vor wenigen Wochen verstorbene Wädenswilerin Marlies Holzhauser, die an dem Projekt mitgewirkt hatte, bat. Während das Schiff still über den See glitt, fiel in diesem Augenblick ein einzelner Lichtstrahl durch die in der Dämmerung dunkler werdenden Wolken.

Geselliger, farbenfroher Abschluss

Nach der Lesefahrt trafen sich die Gäste im Park des Gemeindehauses Richterswil zu einem liebevoll zubereiteten Apéro. Dabei nutzten viele die Gelegenheit, sich über die Lesefahrt und das Kulturfestival auszutauschen, das die Nachbarswiler spürbar näher zusammenbrachte.
Den Abschluss bildete das Lichtspektakel von Lichtkünstler Matthias Schönbächler, das mit eindrucksvollen Effekten das Gemeindehaus in leuchtende Farben tauchte. So fand ein besonderer Nachbarswiler Anlass, der Literatur und Gemeinschaft verband, einen stimmungsvollen Ausklang.
Das Buch «Nachbarswil schreibt» ist in einer Erstauflage von 400 Exemplaren erschienen und in den Buchhandlungen in Richterswil und Wädenswil erhältlich.

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