Wädenswil

Geglückte Doppelpremiere: Uraufführung des ­Dokumentarfilms über Hermann Müller-Thurgau

Vor vollen Häusern fand im SchlossCinema Wädenswil (21.8.) und im Kino Apollo in Kreuzlingen (22.8.) die Doppelpremiere des Dokumentarfilms «Das Genie vom Bodensee – wie Hermann Müller-Thurgau die Welt veränderte» statt. Wie der Film von Markus Matzner belegt, war der Züchter der erfolgreichsten Traubenzüchtung der Neuzeit ein Universalgenie.

Der Dokfilm entstand im Rahmen des 175. Geburtstags des Forschers, dem eine Vielzahl von Veranstaltungen und Events gewidmet sind.
Müller-Thurgau wurde 1850 am Bodensee geboren, studierte an der ETH Zürich und in Würzburg, ehe er in Geisenheim am Rhein (D) zum Professor für Pflanzenphysiologie ernannt wurde. In Wädenswil am Zürichsee veränderte er ab 1891 mit seinen bahnbrechenden Erkenntnissen die Welt der Spezialkulturen (Obst-, Wein, und Beeren- und Gemüseanbau).
Sein bekanntester Erfolg ist sicher die Züchtung der gleichnamigen Traubensorte, die in der Schweiz immer noch häufig Riesling-Silvaner genannt wird. Dabei ist seit Jahrzehnten klar, dass Silvaner nicht die Vaterrebe ist. Stattdessen sorgt die relativ unbekannte Sorte Madeleine Royale für das besondere Muskataroma. Der Film deckt auf, wie es zu dieser erstaunlichen Verwechslung gekommen ist. (Achtung Spoileralarm: «Schuld» könnte eine Maus gewesen sein…)
Den weltweiten Erfolg seiner Rebsorte hat Müller-Thurgau nicht mehr selbst erlebt. Aber den Anfang der Verbreitung: In einer Aprilnacht des Jahres 1925 wurden 400 Rebsetzlinge illegalerweise aus der Schweiz ans deutsche Bodenseeufer geschmuggelt. Von da aus setzte die Traubensorte zu ihrem weltumspannenden Siegeslauf an. Der Film begibt sich auf Spurensuche.

Die Pasteurisierung war zwar schon erfunden, doch Müller-Thurgau entwickelte das technische Verfahren, wie man grosse Mengen von Obstsäften haltbar machen (sterilisieren) konnte. Damit schuf er neue Trendgetränke wie den alkoholfreien «Apfelsaft» oder die «Traubenschorle». Folglich wurde er auch für die aufkeimende Abstinenzbewegung zum umschwärmten Akteur. Doch er liess sich nicht vereinnahmen und blieb neutral. Dafür trank er zu gern ein Glas Wein.

Hermann Müller-Thurgaus innovativen Ansätze und Ideen sind noch heute aktuell. Allein die Wertschöpfung seiner Errungenschaften und Verfahren geht in die Milliarden: jährlich, versteht sich. Dennoch droht er als Person in Vergessenheit zu geraten. Der Film möchte dazu beitragen, dass diese wichtige Figur der Schweizer Neuzeit im kollektiven Gedächtnis besser verankert bleibt. (e)

Weitere Vorstellungen und Informationen werden auf www.erlebnismuellerthurgau.ch publiziert und angekündigt.

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