Wädenswil

Mariä Himmelfahrt – Ein Alter Zopf? Oder ein Fest der Hoffnung?

Am 15. August feierten die katholischen Christen weltweit das Fest «Mariä Himmelfahrt». Auch bei uns in Wädenswil begingen wir diesen Tag mit besonderer Freude, wenn auch ohne arbeitsfreien Feiertag wie in katholisch geprägten Kantonen oder Ländern.
Was feiern wir da eigentlich?

Mariä Himmelfahrt erinnert an die Glaubensüberzeugung, dass Maria, die Mutter Jesu, am Ende ihres Lebens mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Dieses Dogma wurde 1950 von Papst Pius XII. feierlich verkündet. Es war kein neuer Glaube, sondern eine überlieferte, über Jahrhunderte gewachsene Überzeugung und Hoffnung der Kirche. Der ganze Mensch zählt nicht nur die Seele, sondern auch der Leib, die Geschichte, die Beziehungen.
Gerade nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem Menschen das Göttliche in seiner ganzen Person «Leib und Seele» genommen worden war, gewann diese Botschaft an Bedeutung. Sie erinnerte daran, dass der Mensch als Ganzes Heil und Würde verdient auch mitten in den Trümmern der Geschichte.
Heute, in einer Zeit, in der die Würde des Leibes und des Menschen oft opportunistisch ausgelegt wird, bewahrt die katholische Kirche, häufig im Unterschied zu anderen christlichen Konfessionen eine klare Haltung, etwa in Fragen der Sterbehilfe. In einer Welt, die oft kühl und funktional erscheint, ruft uns Mariä Himmelfahrt in Erinnerung, dass der Mensch mehr ist als blosser Nutzen und dass nichts Gutes, das wir tun, verloren geht.

Ein Fest der Hoffnung

Vielleicht klingt das für manche weit entfernt und doch spricht dieses Fest eine tiefe Sehnsucht an: die Hoffnung, dass unser Leben nicht im Nichts endet. Dass es eine Vollendung gibt, die über den Tod hinausgeht. Dass Liebe bleibt.
In Maria sehen wir einen Menschen, der Gott vertraut hat. Sie hat kein Aufsehen um sich gemacht, aber sie hat Ja gesagt zu Gott und zum Leben. Damit steht sie für viele still tätige, treue Menschen gestern wie heute.
Der heilige Papst Johannes Paul II. hat es einmal so ausgedrückt: «Maria ist die Frau der Hoffnung, sie ist die Mutter der Hoffnung.»

Ein Fest mit Düften und Erde

Zur Tradition von Mariä Himmelfahrt gehört auch die Segnung von Kräutersträussen: Beifuss, Kamille, Minze, Ringelblume, Johanniskraut, ein Strauss aus Natur, Glaube und Hoffnung. Er bringt den Duft der Erde in die Kirche und erinnert uns daran, dass Gott nicht irgendwo im Himmel ist, sondern mitten im Leben.
Gerade in unserer Stadt, zwischen See, Wald und Alltag, ist das ein schönes Zeichen innehalten, riechen, danken und den Blick heben.

Für alle gedacht

Mariä Himmelfahrt ist kein exklusives Fest für einige Wenige. Es lädt alle ein, über das Leben und seinen Sinn nachzudenken. In einer Zeit voller Unruhe ist es ein Fest der Beständigkeit. Es sagt: Der Mensch ist gewollt. Das Gute bleibt. Und am Ende wartet nicht das Dunkel sondern Licht.

Ihr katholischer Pfarrer von Wädenswil, Patrick Lier

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