Das Thema «assistierter Suizid» stellt die Pfarrerinnen und Pfarrer der Reformierten Kirche Wädenswil vor grosse Herausforderungen. Lesen Sie, wie sie damit umgehen.
In der letzten Ausgabe des Wädenswiler Anzeigers konnten Sie nachlesen, wie sich die Reformierte Kirche zum Thema Sterbehilfe positioniert (Sie finden diesen Artikel auf der Website der Reformierten Kirche Wädenswil unter Online-Schalter/Wädenswiler Anzeiger Reportagen). Hier erfahren Sie, wie die Wädenswiler Pfarrpersonen mit diesem herausfordernden Thema umgehen und Betroffene unterstützen.
Ein Segen, aber auch eine Gefahr
Dass es Gründe gibt, seinem Leben vorzeitig ein Ende setzen zu wollen, verstehen und anerkennen die Pfarrerinnen und Pfarrer der Reformierten Kirche Wädenswil. Wer sehr krank ist und grosse Schmerzen erleidet, die nicht mehr gelindert werden können, wer keine Freude mehr am Leben hat und keinen Sinn mehr darin sieht, soll selbst entscheiden dürfen, wann sie oder er sterben will. Dies entspricht auch der Position der Reformierten Kirche des Kantons Zürich.
Für Pfarrer Frank Lehmann ist es auch nachvollziehbar, dass jemand Bilanz über sein Leben zieht zum Schluss kommt: «Das, was ich jetzt durchmache und was jetzt noch kommt, das will ich nicht, adieu».
Pfarrer Christian Scharpf sieht beim assistierten Suizid, der in der Schweiz durch Organisationen wie Exit oder Dignitas vergleichsweise leicht zugänglich ist, aber auch eine sehr problematische Seite: «Ich fürchte mich davor, dass sich eines Tages Menschen gedrängt fühlen, Sterbehilfe anzunehmen. Weil Pflege die Angehörigen Kraft oder Geld kostet.»
Gleich sieht es Pfarrerin Undine Gellner: «Die aktive Sterbehilfe wird oft dann gewünscht, wenn Menschen nicht damit zurechtkommen, dass sie auf fremde Hilfe angewiesen sind, dass die Partnerin oder der Partner gestorben ist oder dass sie sich nicht mehr als nützliches Mitglied der Gesellschaft sehen. Heute wird es als Demütigung empfunden, Hilfe annehmen zu müssen. Warum eigentlich?»
Christian Scharpf schlägt vor: «Wir sollten die Mitte zwischen Technik und Sterbehilfe finden, den letzten Lebensabschnitt so gestalten, dass wir keine Sterbehilfe brauchen». Das Angebot von Exit findet er in Ordnung, die aktive Sterbehilfe von Dignitas nicht. Und die Sterbekapsel schlichtweg «monströs». Obwohl Christian Scharpf der Meinung ist, dass wir nicht durch Suizid gehen sollten, findet er Trost darin, dass uns Gott auch das vergibt.
Angehörige sind immer mitbetroffen
Aus theologischer Sicht führt gemäss Pfarrer Erich Bosshard «der Wunsch eines Menschen, mit Sterbehilfe zu sterben, nicht primär zu einer Anfrage gegen diesen Menschen (Stichwort Sünde o. ä.), sondern zu einer Anfrage an seine Mitmenschen, ob sie genug getan haben, und zu einer Anfrage an Gott.»
Undine Gellner und Christian Scharpf ermutigen Betroffene, seelsorgerliche Unterstützung anzunehmen und sich auch zu überlegen, was ein Suizid bei den Angehörigen auslösen kann. Es ist für die Angehörigen nämlich «anstrengend und seltsam, den Termin zu wissen», betont Christian Scharpf.
«Für die meisten Menschen ist das Wissen um den Todeszeitpunkt schwer zu ertragen», sagt auch Pfarrerin Salome Probst. «Da ist es sicher gut, wenn man sich Strategien überlegt, die helfen können, die Zeit im Voraus und dann auch am Todestag selbst passend zu gestalten.
Christian Scharpf weist auch darauf hin, dass bei einem assistierten Suizid die Polizei und die Staatsanwaltschaft involviert werden müssen, was die Angehörigen ebenfalls belastet.
Salome Probst hat auch schon gehört, dass Personen gedroht haben: «Wenn ihr euch nicht besser um mich kümmert, dann will ich lieber tot sein» – für Angehörige eine anspruchsvolle Situation.
Betroffene und Angehörige professionell begleiten
Der assistierte Suizid ist ein Thema, dem Pfarrpersonen ab und zu begegnen. Es fordert auf mehreren Ebenen heraus. Als Seelsorgende sind alle Wädenswiler Pfarrerinnen und Pfarrer für Lebensfreudige ebenso da wie für Lebensmüde und deren Angehörige.
Weil das Thema Sterbehilfe nicht zuletzt auch die Pfarrpersonen selbst belasten und traurig machen kann, tauscht sich Undine Gellner regelmässig mit einer Kollegin aus einer anderen Gemeinde auch zu diesem Thema aus.
Hansjörg Schmid, Kirchenpfleger Reformierte Kirche Wädenswil
Das Thema «assistierter Suizid» stellt die Pfarrerinnen und Pfarrer der Reformierten Kirche Wädenswil vor grosse Herausforderungen. Lesen Sie, wie sie damit umgehen.
In der letzten Ausgabe des Wädenswiler Anzeigers konnten Sie nachlesen, wie sich die Reformierte Kirche zum Thema Sterbehilfe positioniert (Sie finden diesen Artikel auf der Website der Reformierten Kirche Wädenswil unter Online-Schalter/Wädenswiler Anzeiger Reportagen). Hier erfahren Sie, wie die Wädenswiler Pfarrpersonen mit diesem herausfordernden Thema umgehen und Betroffene unterstützen.
Ein Segen, aber auch eine Gefahr
Dass es Gründe gibt, seinem Leben vorzeitig ein Ende setzen zu wollen, verstehen und anerkennen die Pfarrerinnen und Pfarrer der Reformierten Kirche Wädenswil. Wer sehr krank ist und grosse Schmerzen erleidet, die nicht mehr gelindert werden können, wer keine Freude mehr am Leben hat und keinen Sinn mehr darin sieht, soll selbst entscheiden dürfen, wann sie oder er sterben will. Dies entspricht auch der Position der Reformierten Kirche des Kantons Zürich.
Für Pfarrer Frank Lehmann ist es auch nachvollziehbar, dass jemand Bilanz über sein Leben zieht zum Schluss kommt: «Das, was ich jetzt durchmache und was jetzt noch kommt, das will ich nicht, adieu».
Pfarrer Christian Scharpf sieht beim assistierten Suizid, der in der Schweiz durch Organisationen wie Exit oder Dignitas vergleichsweise leicht zugänglich ist, aber auch eine sehr problematische Seite: «Ich fürchte mich davor, dass sich eines Tages Menschen gedrängt fühlen, Sterbehilfe anzunehmen. Weil Pflege die Angehörigen Kraft oder Geld kostet.»
Gleich sieht es Pfarrerin Undine Gellner: «Die aktive Sterbehilfe wird oft dann gewünscht, wenn Menschen nicht damit zurechtkommen, dass sie auf fremde Hilfe angewiesen sind, dass die Partnerin oder der Partner gestorben ist oder dass sie sich nicht mehr als nützliches Mitglied der Gesellschaft sehen. Heute wird es als Demütigung empfunden, Hilfe annehmen zu müssen. Warum eigentlich?»
Christian Scharpf schlägt vor: «Wir sollten die Mitte zwischen Technik und Sterbehilfe finden, den letzten Lebensabschnitt so gestalten, dass wir keine Sterbehilfe brauchen». Das Angebot von Exit findet er in Ordnung, die aktive Sterbehilfe von Dignitas nicht. Und die Sterbekapsel schlichtweg «monströs». Obwohl Christian Scharpf der Meinung ist, dass wir nicht durch Suizid gehen sollten, findet er Trost darin, dass uns Gott auch das vergibt.
Angehörige sind immer mitbetroffen
Aus theologischer Sicht führt gemäss Pfarrer Erich Bosshard «der Wunsch eines Menschen, mit Sterbehilfe zu sterben, nicht primär zu einer Anfrage gegen diesen Menschen (Stichwort Sünde o. ä.), sondern zu einer Anfrage an seine Mitmenschen, ob sie genug getan haben, und zu einer Anfrage an Gott.»
Undine Gellner und Christian Scharpf ermutigen Betroffene, seelsorgerliche Unterstützung anzunehmen und sich auch zu überlegen, was ein Suizid bei den Angehörigen auslösen kann. Es ist für die Angehörigen nämlich «anstrengend und seltsam, den Termin zu wissen», betont Christian Scharpf.
«Für die meisten Menschen ist das Wissen um den Todeszeitpunkt schwer zu ertragen», sagt auch Pfarrerin Salome Probst. «Da ist es sicher gut, wenn man sich Strategien überlegt, die helfen können, die Zeit im Voraus und dann auch am Todestag selbst passend zu gestalten.
Christian Scharpf weist auch darauf hin, dass bei einem assistierten Suizid die Polizei und die Staatsanwaltschaft involviert werden müssen, was die Angehörigen ebenfalls belastet.
Salome Probst hat auch schon gehört, dass Personen gedroht haben: «Wenn ihr euch nicht besser um mich kümmert, dann will ich lieber tot sein» – für Angehörige eine anspruchsvolle Situation.
Betroffene und Angehörige professionell begleiten
Der assistierte Suizid ist ein Thema, dem Pfarrpersonen ab und zu begegnen. Es fordert auf mehreren Ebenen heraus. Als Seelsorgende sind alle Wädenswiler Pfarrerinnen und Pfarrer für Lebensfreudige ebenso da wie für Lebensmüde und deren Angehörige.
Weil das Thema Sterbehilfe nicht zuletzt auch die Pfarrpersonen selbst belasten und traurig machen kann, tauscht sich Undine Gellner regelmässig mit einer Kollegin aus einer anderen Gemeinde auch zu diesem Thema aus.
Hansjörg Schmid, Kirchenpfleger Reformierte Kirche Wädenswil