Wädenswil, Mittwochvormittag am Seeplatz, zwischen Bahnhof und See. Es ist ruhig. Ein Velofahrer, einige Spaziergänger, eine Joggerin. Und mittendrin: eine Gruppe Meeresschützer und Meeresschützerinnen sowie ein riesiger Haufen Plastikabfall – sauber sortiert und kunstvoll arrangiert. Was auf den ersten Blick irritiert, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Mahnmal und Botschaft zugleich.
Text & Bilder: Sabine Itting
Dass die «European Trash Art Tour for the Ocean» in der Stadt am Zürichsee Station machte, war kein Zufall. Initiiert vom in Portugal lebenden deutschen Umweltaktivisten Andreas Noe – besser bekannt als The Trash Traveler – wurde sie gemeinsam mit OceanCare organisiert, einer in Wädenswil ansässigen NGO, die sich seit 1989 dem Schutz der Meere verschrieben hat.
Because Our Planet Is Blue
Die Tour führte durch sechs europäische Städte und macht auf dem Weg zur UN-Ozeankonferenz, die vom 9. bis 13. Juni 2025 in Nizza (Frankreich) stattfand, an zentralen Orten Halt. Neben Wädenswil waren unter anderem Lissabon, Marseille, Genua, Monaco und Barcelona Teil der Route. In jeder Stadt stand ein anderes Thema im Mittelpunkt, in Wädenswil war es die globale Plastikverschmutzung – und über allem steht ein gemeinsames Motto: «Because Our Planet Is Blue – Weil die Erde blau ist.»
Schliesslich sind rund 71 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt – nur etwa 29 Prozent bestehen aus Land. Die Farbe Blau steht dabei nicht nur für die Ozeane, sondern auch für die Verantwortung, die wir als Gesellschaft für diesen Lebensraum tragen.
Plastikmüll als Weckruf
«Wir wollen sichtbar machen, was sonst unsichtbar bleibt», sagt Noe, während er mit Handschuhen Abfallteile platziert – PET-Flaschen, Wasserkanister, Zahnbürsten, Plastikverpackungen. All das wurde zuvor gesammelt und bildet die Grundlage seiner Trash Art. Ziel der Aktion ist es, Aufmerksamkeit für die weltweite Plastikflut zu schaffen und auf die Verantwortung hinzuweisen, die auch Europa dabei trägt.
Die Schweiz gehört mit rund 127 Kilo Plastikmüll pro Person und Jahr zu den Spitzenreitern in Europa. Ein Teil des weltweiten Mülls gelangt über Flüsse, Wind oder Abwasser bis ins Meer. Allein aus der Schweiz werden täglich rund 10 Kilogramm Mikroplastik über Flüsse ins Mittelmeer gespült. «Das Meer beginnt vor unserer Haustür», sagt Fabienne McLellan, Geschäftsführerin von OceanCare. «Und unser Umgang mit Kunststoffen ist längst keine ferne Umweltfrage mehr, sondern ein Thema, das uns alle betrifft.»
Wädenswil setzt Zeichen
Dass Wädenswil Teil dieser Tour ist, hat nicht nur mit dem Sitz von OceanCare zu tun. In der Seestadt werden internationale Studien erstellt, politische Prozesse begleitet und Kampagnen geplant – die Arbeit von OceanCare erstreckt sich von der Schweiz bis an die Küsten Afrikas oder Australiens. Wädenswil ist damit nicht nur logistisch, sondern auch symbolisch ein idealer Ort für diesen künstlerischen Protest.
Eine Wädenswilerin für die Weltmeere
Eng verbunden mit OceanCare ist auch Sigrid Lüber, die Gründerin der Organisation – und eine herausragende Persönlichkeit im internationalen Meeresschutz. Die in Wädenswil lebende Meeresexpertin engagiert sich seit Jahrzehnten für den Schutz der Ozeane. Unter ihrer Leitung wurde OceanCare zur anerkannten Stimme in UN-Gremien und internationalen Verhandlungen.
Erst kürzlich wurde Sigrid Lüber für ihr Lebenswerk mit dem Hans-Erni-Preis ausgezeichnet, eine Ehrung, die ihr Engagement für die Meere würdigt und gleichzeitig verdeutlicht, wie globale Wirkung auch lokal verankert sein kann. (Siehe auch vorhergehender Artikel.)
Mehr als Kunst: Ein Aufruf zum Umdenken
Die Aktion vom 28. Mai auf dem Seeplatz erweckte Aufmerksamkeit. Je weiter der Vormittag fortschritt, desto lebhafter wurde es am Ufer. Neugierige blieben stehen, kamen mit den Meeresschützerinnen und Meeresschützern ins Gespräch, bekamen überzeugende Antworten auf ihre Fragen und gingen nachdenklich weiter. OceanCare erreichte die Menschen – sichtbar, direkt und kreativ.
Gemeinsam mit internationalen Partnern engagiert sich OceanCare für einen rechtlich verbindlichen globalen Plastikvertrag. Einen Vertrag, der das Problem an der Quelle bekämpft: Bei der Produktion, dem Handel und der Verwendung von Kunststoffen.
Bis es so weit ist, sind es Aktionen wie diese, die Bewusstsein schaffen. Und vielleicht ist das beschauliche Wädenswil genau der richtige Ort dafür. Ein Ort, an dem Nachdenken noch Platz hat und hoffentlich auch echte Veränderung beginnt. Weil die Erde blau ist.
Wädenswil, Mittwochvormittag am Seeplatz, zwischen Bahnhof und See. Es ist ruhig. Ein Velofahrer, einige Spaziergänger, eine Joggerin. Und mittendrin: eine Gruppe Meeresschützer und Meeresschützerinnen sowie ein riesiger Haufen Plastikabfall – sauber sortiert und kunstvoll arrangiert. Was auf den ersten Blick irritiert, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Mahnmal und Botschaft zugleich.
Text & Bilder: Sabine Itting
Dass die «European Trash Art Tour for the Ocean» in der Stadt am Zürichsee Station machte, war kein Zufall. Initiiert vom in Portugal lebenden deutschen Umweltaktivisten Andreas Noe – besser bekannt als The Trash Traveler – wurde sie gemeinsam mit OceanCare organisiert, einer in Wädenswil ansässigen NGO, die sich seit 1989 dem Schutz der Meere verschrieben hat.
Because Our Planet Is Blue
Die Tour führte durch sechs europäische Städte und macht auf dem Weg zur UN-Ozeankonferenz, die vom 9. bis 13. Juni 2025 in Nizza (Frankreich) stattfand, an zentralen Orten Halt. Neben Wädenswil waren unter anderem Lissabon, Marseille, Genua, Monaco und Barcelona Teil der Route. In jeder Stadt stand ein anderes Thema im Mittelpunkt, in Wädenswil war es die globale Plastikverschmutzung – und über allem steht ein gemeinsames Motto: «Because Our Planet Is Blue – Weil die Erde blau ist.»
Schliesslich sind rund 71 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt – nur etwa 29 Prozent bestehen aus Land. Die Farbe Blau steht dabei nicht nur für die Ozeane, sondern auch für die Verantwortung, die wir als Gesellschaft für diesen Lebensraum tragen.
Plastikmüll als Weckruf
«Wir wollen sichtbar machen, was sonst unsichtbar bleibt», sagt Noe, während er mit Handschuhen Abfallteile platziert – PET-Flaschen, Wasserkanister, Zahnbürsten, Plastikverpackungen. All das wurde zuvor gesammelt und bildet die Grundlage seiner Trash Art. Ziel der Aktion ist es, Aufmerksamkeit für die weltweite Plastikflut zu schaffen und auf die Verantwortung hinzuweisen, die auch Europa dabei trägt.
Die Schweiz gehört mit rund 127 Kilo Plastikmüll pro Person und Jahr zu den Spitzenreitern in Europa. Ein Teil des weltweiten Mülls gelangt über Flüsse, Wind oder Abwasser bis ins Meer. Allein aus der Schweiz werden täglich rund 10 Kilogramm Mikroplastik über Flüsse ins Mittelmeer gespült. «Das Meer beginnt vor unserer Haustür», sagt Fabienne McLellan, Geschäftsführerin von OceanCare. «Und unser Umgang mit Kunststoffen ist längst keine ferne Umweltfrage mehr, sondern ein Thema, das uns alle betrifft.»
Wädenswil setzt Zeichen
Dass Wädenswil Teil dieser Tour ist, hat nicht nur mit dem Sitz von OceanCare zu tun. In der Seestadt werden internationale Studien erstellt, politische Prozesse begleitet und Kampagnen geplant – die Arbeit von OceanCare erstreckt sich von der Schweiz bis an die Küsten Afrikas oder Australiens. Wädenswil ist damit nicht nur logistisch, sondern auch symbolisch ein idealer Ort für diesen künstlerischen Protest.
Eine Wädenswilerin für die Weltmeere
Eng verbunden mit OceanCare ist auch Sigrid Lüber, die Gründerin der Organisation – und eine herausragende Persönlichkeit im internationalen Meeresschutz. Die in Wädenswil lebende Meeresexpertin engagiert sich seit Jahrzehnten für den Schutz der Ozeane. Unter ihrer Leitung wurde OceanCare zur anerkannten Stimme in UN-Gremien und internationalen Verhandlungen.
Erst kürzlich wurde Sigrid Lüber für ihr Lebenswerk mit dem Hans-Erni-Preis ausgezeichnet, eine Ehrung, die ihr Engagement für die Meere würdigt und gleichzeitig verdeutlicht, wie globale Wirkung auch lokal verankert sein kann. (Siehe auch vorhergehender Artikel.)
Mehr als Kunst: Ein Aufruf zum Umdenken
Die Aktion vom 28. Mai auf dem Seeplatz erweckte Aufmerksamkeit. Je weiter der Vormittag fortschritt, desto lebhafter wurde es am Ufer. Neugierige blieben stehen, kamen mit den Meeresschützerinnen und Meeresschützern ins Gespräch, bekamen überzeugende Antworten auf ihre Fragen und gingen nachdenklich weiter. OceanCare erreichte die Menschen – sichtbar, direkt und kreativ.
Gemeinsam mit internationalen Partnern engagiert sich OceanCare für einen rechtlich verbindlichen globalen Plastikvertrag. Einen Vertrag, der das Problem an der Quelle bekämpft: Bei der Produktion, dem Handel und der Verwendung von Kunststoffen.
Bis es so weit ist, sind es Aktionen wie diese, die Bewusstsein schaffen. Und vielleicht ist das beschauliche Wädenswil genau der richtige Ort dafür. Ein Ort, an dem Nachdenken noch Platz hat und hoffentlich auch echte Veränderung beginnt. Weil die Erde blau ist.