Ab 19. Juni stellt Lilo Bühlmann ihre Werke im Kunstfenster Schönenberg aus. Es ist sehr erfreulich, erstmals eine so junge und begabte Künstlerin zu zeigen. Ihr bisheriger Weg offenbart auf bewundernswerte Weise, wie sehr sie sich mit ihrem kreativen Schaffen auseinandersetzt.
Text: Ingrid Eva Liedtke
Lilo Bühlmann ist 20 Jahre alt. Sie ist bis zur 9. Klasse in Wädenswil zur Schule gegangen und besuchte anschliessend die Atelierschule in Zürich. Dort hat sie ihre Leidenschaft für die Bildende Kunst entdeckt. Inzwischen studiert sie Konservierung und Restaurierung an der Hochschule der Künste in Bern (HKB).
Nachfolgend beantwortet die Jungkünstlerin ein paar Fragen, die Aufschluss geben über ihr schon sehr differenziertes Kunstverständnis und ihr eigenes Schaffen.
Wie würdest Du selbst Deine Bilder beschreiben?
Ich finde es schwierig meine eigenen Bilder rein äusserlich zu beschreiben. Ich sehe eher die Gefühle und Emotionen, die ich in ihnen verpackt habe. Jedes einzelne Bild sehe ich als eine Momentaufnahme. Eine Art Konservierung von Themen und Gefühlen, die mich zur gegebenen Zeit beschäftigt haben. Besonders wiederkehrend ist für mich das Thema der Weite, oft inspiriert von Landschaften. In der Begegnung mit der Natur und ihrer Grösse spüre ich wie klein ich im Vergleich zur Welt bin und zugleich, wie befreiend es sein kann, mich in dieser Grösse zu verlieren. Was mich dabei fasziniert ist, dass diese Weite nicht nur äusserlich existiert, sondern auch ein innerer Zustand sein kann. Ein Gefühl von Freiheit, Offenheit und zugleich einer gewissen Melancholie. Ein weiterer Charakterzug meiner Bilder ist, dass ich lange ausschliesslich mit dunkeln Farben gemalt habe, davon versuche ich mich zurzeit zu lösen.
Hast Du eine bevorzugte Technik?
Am liebsten male ich mit Acrylfarbe auf grossen Leinwänden. Dazu benutze ich grosse Pinsel. Schon seit früher Schulzeit begleitet mich ein Hang zum Perfektionismus. Auf grossen Flächen und mit grossen Pinseln zu arbeiten hilft mir, mich von der Detailgenauigkeit und dem Perfektionismus zu lösen, die mich ansonsten vereinnahmen und mich teilweise lähmen können. Für einzelne Details greife ich zu kleineren Pinseln.
Warum malst Du?
Warum ich male? Das, finde ich, ist eine schwierige Frage. Oberflächlich gesehen male ich, weil es mir Spass macht. Weil es eine Abwechslung von der Hektik und dem Stress des Alltags ist.
Wenn man tiefer schaut, male ich, weil ich einen Ort brauche, an dem ich wirklich da bin. Im Alltag bewegen wir uns oft zwischen Beobachten und Wahrnehmen, zwischen Denken und Fühlen. Beim Malen entsteht eine Art Zwischenwelt in welcher all das gleichzeitig Raum hat. Ich male, weil wir in einer Welt leben, die oft zu laut, zu schnell und zu voll für mich ist. Weil Worte manchmal zu grob sind für das, was ich fühle. Malen ist für mich ein Mittel, um mich daran zu erinnern, wer ich bin, wenn mich das Aussen zu sehr verformt.
Was gibt Dir das Malen?
Das, was mir das Malen gibt, ist – wie auch ich selbst – ständig im Wandel. Es verändert sich mit mir, so dass es mir immer das gibt, was ich gerade brauche. Es löst eine Art Ruhe in mir aus, die ich sonst nie verspüre. Beim Malen ordnen sich meine Gedanken und Gefühle, ohne dass ich sie bewusst steuern muss. Gleichzeitig entsteht eine Form von Freiheit, in der ich mich von der Enge des stark strukturierten Alltags lösen und distanzieren kann. Ich kann mich selbst total in etwas hineingeben und den ganzen Stress und die hektische Welt um mich herum, die mir so oft zu viel wird, für eine Weile vergessen.
Was fordert das Malen von Dir?
Das Malen ist für mich eine Art Therapie geworden, die eine Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen und Ängsten fordert. Wie schon erwähnt, neige ich zu Perfektionismus. Das Malen fordert von mir mit meiner Arbeit und mit mir selbst zufrieden zu sein. Mir zu erlauben, etwas, das ich geschaffen habe, gut zu finden und stolz darauf zu sein.
Gibt es andere Ausdrucksmittel, die Du magst oder die sogar eine Ergänzung oder Inspiration zum Malen bilden?
Neben dem Malen liebe ich es zu schreiben. Es bietet mir eine alternative Ausdrucksweise mittels derer ich Gefühle, Gedanken, Wünsche ausdrücken kann, die für mich schwierig sind auf die Leinwand zu übertragen. Wie auch das Malen hilft es mir meine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Begleitet werde ich grundsätzlich immer von Musik. Sie ist kein Ausdruck, den ich selbst schaffe, sondern etwas, das ich empfange und das mich innerlich berührt.
Hast Du bestimmte, allenfalls hohe Ansprüche an Dich selber?
Ich habe definitiv hohe Ansprüche an mich selbst. Dennoch male ich selten mit einem festen Plan oder Ziel. Falls ich mal eine klare Vorstellung habe, weiche ich schlussendlich spontan davon ab. So fällt es mir leichter, mit dem Ergebnis zufrieden zu sein, auch wenn es nicht meinen ursprünglichen Erwartungen entspricht. Das macht das Malen für mich mehr zu einem intuitiven und offenen Prozess.
Gibt es bestimmte Themen, die Du mit Deiner Malerei bearbeitest oder gar verarbeitest?
Ja auf jeden Fall. Ich verarbeite in meiner Malerei oft innere Zustände, Stimmungen, Erinnerungen, Sehnsüchte. Dabei geht es weniger darum diese Zustände zu überwinden, sondern eher darum, diese verschiedenen Emotionen zu bündeln und sie dann, nachdem ich sie auf die Leinwand gebracht habe, ruhen zu lassen.
Welchen Einfluss hat Deine künstlerische Arbeit auf Dich, Deinen Beruf, Deine Umgebung?
Meine künstlerische Arbeit hat die Wahl meines Studiums stark beeinflusst. Ich wusste, dass mein Studium mit Kunst in Verbindung stehen soll. Ausserdem habe ich bemerkt, dass mir, seit ich male, die Schönheit kleiner Sachen und Details noch viel stärker auffallen. Das Malen hat mich gelehrt genau hinzuschauen und bewusst zu beobachten. Etwas, das ich zwar schon immer gern gemacht habe, aber wodurch das Malen noch intensiviert wurde. Diese Faszination für das Kleine und Feine spiegelt sich auch in meinem Studium der Konservierung und Restaurierung wider.
Hast Du Zukunftsträume, was Deine Malerei betrifft?
Natürlich! Ich wünsche mir, dass das Malen ein grösserer Teil meines Lebens werden kann. Der Traum, davon leben zu können, wird womöglich ein Traum bleiben, was natürlich auch schön sein kann. Dennoch wünsche ich mir, das Kunstschaffen fest in meine Zukunft eingliedern zu können.
… und was Du unbedingt noch sagen möchtest?
Die Atelierschule hat mich in meiner Entwicklung stark geprägt, besonders im Bereich der Kunst. Ein besonderer Einfluss hatte dabei Henrik Löning, mein BG-Lehrer. Er vermittelte mir die Kunst auf eine ganz eigene Weise, wodurch sie für mich mehr wurde als nur ein Schulfach. Kunst wurde für mich zu etwas Heilsamem. Jede Stunde im Atelier fühlte sich an, als würde ich einen Ort betreten, an dem ich mich ausdrücken konnte, ohne mich erklären zu müssen. Herr Löning sah Dinge in meinen Arbeiten, von denen ich dachte, nur ich könne sie sehen, da ich sie geschaffen habe. Auch Aspekte, die ich unbewusst miteingebettet hatte. Dadurch wurde mir bewusst, wie viel von mir in meinen Werken steckt, ohne dass es mir beim Schaffen bewusst war. Deshalb möchte ich mich bei Henrik Löning bedanken, dafür, dass er mir die Kunst auf so besondere Weise nahegebracht hat und dafür, dass ich durch ihn auch vieles über das Leben und die unterschiedlichen Sichtweisen darauf lernen durfte.
Ihre Werke werden bis Ende August im Kunstfenster Schönenberg zu sehen sein.
Ab 19. Juni stellt Lilo Bühlmann ihre Werke im Kunstfenster Schönenberg aus. Es ist sehr erfreulich, erstmals eine so junge und begabte Künstlerin zu zeigen. Ihr bisheriger Weg offenbart auf bewundernswerte Weise, wie sehr sie sich mit ihrem kreativen Schaffen auseinandersetzt.
Text: Ingrid Eva Liedtke
Lilo Bühlmann ist 20 Jahre alt. Sie ist bis zur 9. Klasse in Wädenswil zur Schule gegangen und besuchte anschliessend die Atelierschule in Zürich. Dort hat sie ihre Leidenschaft für die Bildende Kunst entdeckt. Inzwischen studiert sie Konservierung und Restaurierung an der Hochschule der Künste in Bern (HKB).
Nachfolgend beantwortet die Jungkünstlerin ein paar Fragen, die Aufschluss geben über ihr schon sehr differenziertes Kunstverständnis und ihr eigenes Schaffen.
Wie würdest Du selbst Deine Bilder beschreiben?
Ich finde es schwierig meine eigenen Bilder rein äusserlich zu beschreiben. Ich sehe eher die Gefühle und Emotionen, die ich in ihnen verpackt habe. Jedes einzelne Bild sehe ich als eine Momentaufnahme. Eine Art Konservierung von Themen und Gefühlen, die mich zur gegebenen Zeit beschäftigt haben. Besonders wiederkehrend ist für mich das Thema der Weite, oft inspiriert von Landschaften. In der Begegnung mit der Natur und ihrer Grösse spüre ich wie klein ich im Vergleich zur Welt bin und zugleich, wie befreiend es sein kann, mich in dieser Grösse zu verlieren. Was mich dabei fasziniert ist, dass diese Weite nicht nur äusserlich existiert, sondern auch ein innerer Zustand sein kann. Ein Gefühl von Freiheit, Offenheit und zugleich einer gewissen Melancholie. Ein weiterer Charakterzug meiner Bilder ist, dass ich lange ausschliesslich mit dunkeln Farben gemalt habe, davon versuche ich mich zurzeit zu lösen.
Hast Du eine bevorzugte Technik?
Am liebsten male ich mit Acrylfarbe auf grossen Leinwänden. Dazu benutze ich grosse Pinsel. Schon seit früher Schulzeit begleitet mich ein Hang zum Perfektionismus. Auf grossen Flächen und mit grossen Pinseln zu arbeiten hilft mir, mich von der Detailgenauigkeit und dem Perfektionismus zu lösen, die mich ansonsten vereinnahmen und mich teilweise lähmen können. Für einzelne Details greife ich zu kleineren Pinseln.
Warum malst Du?
Warum ich male? Das, finde ich, ist eine schwierige Frage. Oberflächlich gesehen male ich, weil es mir Spass macht. Weil es eine Abwechslung von der Hektik und dem Stress des Alltags ist.
Wenn man tiefer schaut, male ich, weil ich einen Ort brauche, an dem ich wirklich da bin. Im Alltag bewegen wir uns oft zwischen Beobachten und Wahrnehmen, zwischen Denken und Fühlen. Beim Malen entsteht eine Art Zwischenwelt in welcher all das gleichzeitig Raum hat. Ich male, weil wir in einer Welt leben, die oft zu laut, zu schnell und zu voll für mich ist. Weil Worte manchmal zu grob sind für das, was ich fühle. Malen ist für mich ein Mittel, um mich daran zu erinnern, wer ich bin, wenn mich das Aussen zu sehr verformt.
Was gibt Dir das Malen?
Das, was mir das Malen gibt, ist – wie auch ich selbst – ständig im Wandel. Es verändert sich mit mir, so dass es mir immer das gibt, was ich gerade brauche. Es löst eine Art Ruhe in mir aus, die ich sonst nie verspüre. Beim Malen ordnen sich meine Gedanken und Gefühle, ohne dass ich sie bewusst steuern muss. Gleichzeitig entsteht eine Form von Freiheit, in der ich mich von der Enge des stark strukturierten Alltags lösen und distanzieren kann. Ich kann mich selbst total in etwas hineingeben und den ganzen Stress und die hektische Welt um mich herum, die mir so oft zu viel wird, für eine Weile vergessen.
Was fordert das Malen von Dir?
Das Malen ist für mich eine Art Therapie geworden, die eine Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen und Ängsten fordert. Wie schon erwähnt, neige ich zu Perfektionismus. Das Malen fordert von mir mit meiner Arbeit und mit mir selbst zufrieden zu sein. Mir zu erlauben, etwas, das ich geschaffen habe, gut zu finden und stolz darauf zu sein.
Gibt es andere Ausdrucksmittel, die Du magst oder die sogar eine Ergänzung oder Inspiration zum Malen bilden?
Neben dem Malen liebe ich es zu schreiben. Es bietet mir eine alternative Ausdrucksweise mittels derer ich Gefühle, Gedanken, Wünsche ausdrücken kann, die für mich schwierig sind auf die Leinwand zu übertragen. Wie auch das Malen hilft es mir meine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Begleitet werde ich grundsätzlich immer von Musik. Sie ist kein Ausdruck, den ich selbst schaffe, sondern etwas, das ich empfange und das mich innerlich berührt.
Hast Du bestimmte, allenfalls hohe Ansprüche an Dich selber?
Ich habe definitiv hohe Ansprüche an mich selbst. Dennoch male ich selten mit einem festen Plan oder Ziel. Falls ich mal eine klare Vorstellung habe, weiche ich schlussendlich spontan davon ab. So fällt es mir leichter, mit dem Ergebnis zufrieden zu sein, auch wenn es nicht meinen ursprünglichen Erwartungen entspricht. Das macht das Malen für mich mehr zu einem intuitiven und offenen Prozess.
Gibt es bestimmte Themen, die Du mit Deiner Malerei bearbeitest oder gar verarbeitest?
Ja auf jeden Fall. Ich verarbeite in meiner Malerei oft innere Zustände, Stimmungen, Erinnerungen, Sehnsüchte. Dabei geht es weniger darum diese Zustände zu überwinden, sondern eher darum, diese verschiedenen Emotionen zu bündeln und sie dann, nachdem ich sie auf die Leinwand gebracht habe, ruhen zu lassen.
Welchen Einfluss hat Deine künstlerische Arbeit auf Dich, Deinen Beruf, Deine Umgebung?
Meine künstlerische Arbeit hat die Wahl meines Studiums stark beeinflusst. Ich wusste, dass mein Studium mit Kunst in Verbindung stehen soll. Ausserdem habe ich bemerkt, dass mir, seit ich male, die Schönheit kleiner Sachen und Details noch viel stärker auffallen. Das Malen hat mich gelehrt genau hinzuschauen und bewusst zu beobachten. Etwas, das ich zwar schon immer gern gemacht habe, aber wodurch das Malen noch intensiviert wurde. Diese Faszination für das Kleine und Feine spiegelt sich auch in meinem Studium der Konservierung und Restaurierung wider.
Hast Du Zukunftsträume, was Deine Malerei betrifft?
Natürlich! Ich wünsche mir, dass das Malen ein grösserer Teil meines Lebens werden kann. Der Traum, davon leben zu können, wird womöglich ein Traum bleiben, was natürlich auch schön sein kann. Dennoch wünsche ich mir, das Kunstschaffen fest in meine Zukunft eingliedern zu können.
… und was Du unbedingt noch sagen möchtest?
Die Atelierschule hat mich in meiner Entwicklung stark geprägt, besonders im Bereich der Kunst. Ein besonderer Einfluss hatte dabei Henrik Löning, mein BG-Lehrer. Er vermittelte mir die Kunst auf eine ganz eigene Weise, wodurch sie für mich mehr wurde als nur ein Schulfach. Kunst wurde für mich zu etwas Heilsamem. Jede Stunde im Atelier fühlte sich an, als würde ich einen Ort betreten, an dem ich mich ausdrücken konnte, ohne mich erklären zu müssen. Herr Löning sah Dinge in meinen Arbeiten, von denen ich dachte, nur ich könne sie sehen, da ich sie geschaffen habe. Auch Aspekte, die ich unbewusst miteingebettet hatte. Dadurch wurde mir bewusst, wie viel von mir in meinen Werken steckt, ohne dass es mir beim Schaffen bewusst war. Deshalb möchte ich mich bei Henrik Löning bedanken, dafür, dass er mir die Kunst auf so besondere Weise nahegebracht hat und dafür, dass ich durch ihn auch vieles über das Leben und die unterschiedlichen Sichtweisen darauf lernen durfte.
Ihre Werke werden bis Ende August im Kunstfenster Schönenberg zu sehen sein.