Wädenswil

Ein Blick auf den Wädenswiler Sonntag

Kürzlich endete die Ausstellung «Sonntag. Kein Tag wie jeder andere» der Historischen Gesellschaft Wädenswil. Es war ein Blick in die vielfältige Alltagsgeschichte des Wädenswiler Sonntags.

Die Ausstellung war der Leichtigkeit eines Sonntagsspaziergangs nachempfunden. Man konnte sich beim Thema «andächtig» in die Bedeutung der Kirche für die Strukturierung der Woche vertiefen, oder gleich nebenan bei der Betrachtung des alten Himmelbetts dem Müssiggang zuwenden. Viele Besuchende schmunzelten ob der projizierten «Vergehen» während des sonntäglichen Gottesdienstes zu Beginn des 19. Jahrhunderts. So ermahnte die kirchliche Obrigkeit beispielsweise zwei Buben fürs Fischen oder eine Frau fürs «Erdöpfel» waschen beim Brunnen. Ein edel gedeckter Tisch erinnerte an das Ritual des Sonntagsbratens mit dem Geschirr für besondere Momente. Auch die Vereinsanlässe, Ausflüge, der Abstimmungssonntag und die stets aktuelle Diskussion rund um die Ladenschliessungszeiten waren Thema der Ausstellung. Zum Schluss konnte man in einer Stube dem Medienkonsum in Form einer Diashow, Radio und Fernsehen frönen.
Der Sonntag ist für die Wädenswilerinnen und Wädenswiler ein besonderer Tag. «Predigt oder ausschlafen?», «Brättlibadi oder Seegüetli?», «Buch oder Netflix?» Solche Fragen stellten sich dem Publikum an einer Wand unter dem Motto «Am Sonntag haben wir die Wahl» und setzten einen Klebepunkt bei ihrer Entscheidung.
«Im Gespräch mit den Besuchenden stellten wir fest, dass der Sonntag niemanden kalt lässt», erzählt die Kuratorin Rebekka Stutz. «Viele haben ein spezielles Verhältnis zu diesem Tag oder eigene Rituale». Ihre Co-Kuratorin Anna Schneider ergänzt: «Einerseits kennt man überall sonntägliche Bräuche wie das Sonntagsgeschirr. Andererseits haben wir einige typisch wädenswilerische Geschichten ausgegraben». Dazu gehört etwa, dass sich 40 Gewerbetreibende 1893 verbündeten und am Sonntag ihre Geschäfte früher schlossen oder gar nicht mehr öffneten.
Die Ausstellung und das Rahmenprogramm zogen rund 1150 Besucherinnen und Besucher an. Davon nahmen knapp 90 Jugendliche im Rahmen eines Workshops für Schul- und Konfirmationsklassen teil. An neun Sonntagen fanden Führungen durch die Ausstellung statt. Im März spazierte eine grosse Gruppe auf dem Sonntagsausflug auf der Halbinsel Au umher und liess sich die faszinierenden Geschichten des Orts erzählen. Den Abschluss bildete eine gemütliche Runde bei Kaffee und Kuchen. Zweimal bot sich die Gelegenheit, in religiöse Gemeinschaften zu blicken. Auf einem Rundgang öffneten die katholische, reformierte und methodistische Kirche ihre Tore. An zwei Freitagen servierte das Team der Tankstell Seegüetli im Rahmen der Soirée Drinks und Nachtessen. Es sorgte zudem an zwei Sonntagen für einen ausgedehnten Sonntagsbrunch. Überraschend ging es bei der Theatergruppe «Durchzug» zu und her, die an einem Improvisationsabend mit den Ideen des Publikums eine Geschichte rund um den Sonntag kreierte.
Bereits blickt die Historische Gesellschaft auf die Ausstellung 2026 voraus. «Seebueb und Seemeitli» – als Arbeitstitel zu verstehen – wird sich den verschiedenen Aspekten des Sees annehmen. (e)

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