Lokalsport Richterswil

Seeclub Richterswil auf Erfolgskurs: sportlich und sozial

Nicht immer schafft Leistungssport familiäre Stimmung. Aber wer am Wochenende vom 10./11. Mai der Ruderregatta in Schmerikon beiwohnte, merkte schnell, dass hier Familien zusammenkommen – in unterschiedlichem Sinn.

Neben Eltern und Grosseltern feuerten auch die durch den Rudersport «wahlverwandten» Kolleginnen, Coaches und viele Helfende die Athletinnen und Athleten in Einer-, Zweier-, Vierer- und Achterformationen lauthals an. Der obere Zürichsee bot an diesem Sonntag bestes Ruderwetter. Familiär ging’s auch im rot-gelben Zelt der Richterswiler Regattacrew zu und her. In der Schar ruderbegeisterter Richterswiler sind Geschwister aus vier Familien im Renn- oder Trainerdress anzutreffen.
Leonie Knapp und Aimée Weidenmann schieben die leer gegessenen Tupperware zur Seite. Die Wangen sind noch rot, die Erschöpfung vom letzten Einsatz am Abklingen, der Energiepegel ist dank Couscous und Teigwaren wieder am Steigen. Ja, sie seien zufrieden mit ihrem Einsatz im Doppel-Mixed-U15-Vierer. Gestern schafften die Schülerinnen den souveränen Einzug in den A-Final, zusammen mit Adrian Gätzi und Elias Gysi. Und heute legten sie nach und sicherten sich den tollen dritten Rang. «Am Start und im Schlussspurt liegt noch mehr drin, da müssen wir noch üben», meint Leonie. Was genau muss da geübt werden? «Die Abstimmung aufeinander», präzisiert Aimée. Leonie Knapp zieht sich zurück, sie muss sich für den nächsten Einsatz im Einer bei den U15 bereit machen. Ihr Bruder Laurenz Knapp ist auch vor Ort, er fand erst nach der jüngeren Schwester zum Rudersport und sammelt diese Saison seine ersten Regattiererfahrungen im Doppelvierer. Auch Aimée Weidenmann ist einem Familienmitglied in den Rudersport gefolgt: Anais Weidenmann ist ihre ältere Schwester. Nach Handball und Reiten hat’s Anais vor zwei Jahren in den Rudersport gezogen und hier sogleich in die Regatta-Crew. Bald trainierte sie vier, sechs und schliesslich acht Mal wöchentlich; zusammen mit den erfahrenen Cracks Andrin Biberstein, Lucas Jordil und Annik Heuss. Sie stellt sich der harten U19-Konkurrenz. «Es ist schon krass, wenn man so spät einsteigt und hinten mitfährt, aber ich konzentriere mich auf meine eigenen Fortschritte», meint die Gymischülerin, die ein Jahr vor der Matura steht. Doch die Distanz zu den schnelleren Booten verringert sich von Mal zu Mal, das viele Training macht sich bemerkbar.
Und dann sind da noch die Brüder Gätzi: der jüngere, Adrian, erlebte in Schmerikon seine erste Regatta überhaupt und feierte seinen Einstand gleich mit dem alle überraschenden ersten Platz im Einer U15. Marco, der ältere der Gätzis, zählt zu den routinierten U17-Ruderern. Zusammen mit Philipp Soldatenkov holt er sich den starken 3. Platz im A-Final in Schmerikon und schon Wochen vorher in Lauerz lief es in dieser Kombination gut. Philipp und Marco sind auch Teil des Talents Cup-Mixed-Vierers, der für Richterswil startet. Jener Formation von starken U17-Ruderinnen und Rudern, die sich einen Startplatz am Weltcup-Final ergattern können, sofern sie ausreichend Punkte an den Regatten in Lauerz, Schmerikon und Cham sammeln. Noch ist alles möglich, Lauerz lief gut und gab Punkte, in Schmerikon gab es ein paar Unwägbarkeiten. Wenn es in Cham gut läuft, bleiben die Chancen intakt. Mit Gätzi und Soldatenkov im Boot sind Aimée Weidenmann und Annik Heuss. Letztere ist die Schwester von Damian der, bis letzten Sommer noch selbst regattierend, neu Teil der Richterswiler Trainer-Crew ist. Der 3.-Lehrjahr-Hochbauzeichner betreut die U15-Regattierenden, notabene zusammen mit Joris Fankhauser. Auch der gelernte Schreiner und angehende Sekundarlehrer war noch bis vor wenigen Jahren Regattierender. Ein gutes Zeichen, wenn ehemalige Regattierende Lust auf die Trainerrolle haben. Die eigenen Erfahrungen helfen sehr, meint Damian Heuss. Und trotzdem sei es eine komplett neue und spannende Aufgabe; glücklicherweise könne er in den Trainerlehrgängen von J&S Hilfreiches lernen. Seine Schwester Annik Heuss ist gut auf Kurs. Sie erruderte sich in Schmerikon, wie auch schon in Lauerz und Lugano, souverän die ersten Plätze in den A-Finals der U17-Einer. Doch das Teilnehmerinnenfeld an den bisherigen Regatten war schmal, Heuss’ Vorsprung auf die Zweitplatzierten deutlich. Aber der Druck wird steigen, wenn in Cham und in Sarnen, an den Regatten vor der Schweizer Meisterschaft, die Konkurrenz zunimmt und der Kampf um den ersten Platz umstritten ist. Auch Lucas Jordil und Andrin Biberstein sind in starker Form. Erste Plätze in Schmerikon und Lauerz in den A-Finals der U19-Doppelzweier lautet ihre Bilanz. In Lauerz legten sie auch in der Renngemeinschaft mit Biel im Doppelvierer mit Rang 1 nach. Die beiden strahlen, ihre Form ist gut und der Hunger auf Erfolg spürbar. Dass es jetzt so gut läuft, ist vielleicht auch ein kleiner Trost für die beiden, die es dieses Jahr knapp nicht zur Selektion ins nationale Kader geschafft haben. Aber im Leistungssport ist mental stark, wer sich schnell von Enttäuschungen erholen kann. Und das scheint bei Jordil und Biberstein der Fall zu sein. Ihr Fokus ist auf die Zukunft gerichtet. Wobei Andrin Biberstein auch internationale Ruder-plus-Erfahrungen macht: In der neuen Disziplin «Beachsprint» war Biberstein in Palermo vertreten. Er erkämpfte sich den hervorragenden zweiten Platz und bewies seine starken Fähigkeiten im Rudern, Sprinten und Bootshandling.
Ob verwandt oder nicht, die Atmosphäre stimmt in der Richterswiler Regattenfamilie, der Erfolgskurs läuft – sportlich wie auch sozial. SCR/ka

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