Wädenswil

Lesegesellschaft: Sunil Mann und Wädi-Slam

Kürzlich war der Autor Sunil Mann zu Gast bei der Lesegesellschaft Wädenswil. Sunil Manns Roman «Der Kalmar» setzt in dem Augenblick ein, als Russo von seinem alten Leben eingeholt wird: Wieder erhält er den Auftrag, jemanden aus dem Weg zu räumen. Und er weiss, er kann nicht Nein sagen. Mit kräftiger Stimme und viel Charme trug Sunil Mann den Anfang seines zehnten Kriminalromans vor. Russo passiert auf dem Weg zu seinem Opfer ein Missgeschick nach dem andern, so dass der Auftragskiller dem gebannt zuhörenden Publikum fast leidtat. Die witzigen und gut dosierten Zwischenkommentare des Autors sorgten dazwischen für manchen Lacher. Nach der Krimi-Kostprobe las Sunil Mann einen Ausschnitt aus einer Erzählung aus seinem jüngsten Buch «Bleiben tun sie nie». Es war eine eindrückliche Milieuschilderung von einem Bauernhof, auf dem Vater und Sohn, die sich eigentlich nichts mehr zu sagen haben, nach dem Tod der Mutter irgendwie wieder den Rank finden müssen. 

Mit einer herzerwärmenden Liebeserklärung auf seinen heutigen Wohnort Altstetten – vorgetragen in breitem Berndeutsch – schloss Sunil Mann seine rundum geglückte Lesung ab. 

Wädi-Slam 

Am Dienstag, 18. März, fand der jährliche Wädi-Slam der Lesegesellschaft im ausverkauften Theater Ticino statt. Neun Poetinnen und Poeten traten auf. Vera Rieger gewann den Wädi-Slam.

Es war der 16. Poetry-Slam, aktuell wie eh und je. Neun Poetinnen und Poeten kämpften um die Gunst des Publikums. Gudi Langhart (Lesegesellschaft) eröffnete den Abend passend mit einer gereimten Einführung. Jens Engelhardt führte mit viel Charme durch den Abend. Drei Dreiergruppen wurden ausgelost. Aus jeder klatschte das Publikum eine Performance in den Final.

Worte gegen das FOMO-Konzept (Fear of Missing Out); die «Angst etwas zu verpassen»), sicherten Olivia Elger den ersten Finalplatz. «J-Man» verwirrte mit regelwidrig verwendeten Wörtern. So sei ihm «die Leber Wurst» und zum Abschluss: «Ente gut, Aale gut. – Malzeit!» Nach der Pause gab Vera Rieger bekannt, dass mit 25 Jahren klar werde, was man mit 20 falsch entschieden habe. 

Im Final musste sich der Text von Olivia über das schwere Blauwalherz, im weiten Meer Freiheit und Leichtigkeit suchend, gegen «J-Man» bewähren. Jener rief: «Umdenken!» Wir hätten das Wasser bis zum Hals. Am Ende jedoch gefiel der dritte Finaltext von Vera Rieger, worin sie ihre Zukunftswünsche als 13-Jährige mit jenen der jungen Erwachsenen verglich, am besten: Damals hoffte sie: «Ach, wäre ich die schönste Frau der Welt». Die Töfflibuben und die Abgasgerüche bedeuteten ihr noch das wahre Leben. Heute aber will sie keine Vergleiche mehr, will keine «informierte Insta-Idiotin» mehr sein.

Zum Schluss gabs für alle Slam-Poetinnen und -Poeten einen grossen Applaus. e / wa

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