Wädenswil

Weltklasse in Wädenswil – und wer ist Fritz Stüssi?

Das Programm verkündet mit feuerrotem Hintergrund Beethoven und Mozart am 18. Januar in der reformierten Kirche Wädenswil mit der Zürcher Kammerphilharmonie. Doch zuerst kommt das «Concertino für Violino principale und Streicher in g-Moll» von Fritz Stüssi, einem Wädenswiler, der von 1874 bis 1923 gelebt hat und die Wädenswiler Musikgeschichte beeinflusst hat.

Text & Bild: E. Magdalena Preisig

Die Zürcher Kammerphilharmonie spielte in schönster Manier auf: Largo-Allegro und dann schön fein mit leisem Beginn das Andante molto. Mit einem fröhlichen Allegro schloss das Werk, in welchem Anastasia Subrokova mit Verve das Solo spielte und ihr ansprechendes Lachen scheinbar ins Spielen übersetzt hat. Sie wurde mit Blumen entlohnt und das Stück wurde zu einer romantischen Vorspeise zum klassischen Menü.

Nachtmusik besonders wertvoll

Als Hauptmenü schloss sich Wolfgang A. Mozart (1756–1791) an: Serenade in G-Dur, KV 525 «Eine kleine Nachtmusik». Das war nicht das Stück, das man zum Bügeln hörte, nein, das war live! Da flogen die Haare der Mitspielenden, da sprangen die Geigenbogen und hinterliessen Leichtigkeit und Freude, in die sich nur die Gedanken der Zuhörenden hineinmischten. Die Satzbezeichnungen liessen nur fröhliche Musik zu: Allegro – Andante – Allegretto – Rondo. Ja, das war echt ein sehenswertes Kleinod!

Beethoven: ernsthaft und schwergängig

Nach der Pause schloss das Konzert mit einem vielsätzigen Streichquartett op. 130 von Ludwig van Beethoven (1770–1827) an. In seinem Opus 130 verarbeitete er auch Leichtigkeit, garnierte diese allerdings mit expressiven Cavatina-Klängen, die die jungen Musikantinnen und Musikanten und deren Instrumente heftig bewegten. «Sie ‹fegen› so schön», dachte einer der Zuhörer. Er hörte nicht nur Durklänge, sondern stellenweise Dissonanzen und Taktrhythmen, die sein Herz erfreuten.
Nach dem grossen Streichquartett – das auch feine Solostellen enthielt – kam die Grosse Fuge op. 133, die das gelöste und verbundene Element zusammenbrachten und aus dem Konzert ein Feuerwerk entstehen liessen, ein Dessert de luxe, das die Veranstalter mit einem Blumenbouquet verdankten.

Von der Oper nach Wädenswil

Dominic Limburg dirigiert an der Deutschen Oper Berlin und seit 2019 ist der Chefdirigent an der Zürcher Kammerphilharmonie.
Diese fördert Orchestermusiker und entdeckt vielversprechende Solisten. Was er eingeführt hat: Vor dem Vortrag stimmt er die Anfangszeile des jeweiligen Stückes an. Dabei sind alle Mitspielenden auf der Empore versammelt, nur der Bassgeiger spielt unten.
Das Publikum war erstaunt, vorgängig eine Musiksequenz zu hören.
Den Taktstock brauchte der Dirigent beim Concertino und fand es kommod, Mozart und Beethoven mit den Händen zu führen. «In der Oper ist der Taktstock ein Muss», sagte er, der die Weltklasse nach Wädenswil bringt.

Im Zug notiert

Einer der Veranstalter, Ueli Stüssi, sagt vom Komponisten, seinem Grossvater Fritz Stüssi: «Das Orchester ist zu wenig bekannt!» Er hat mehr Publikum erwartet.
Sein Grossvater war oft unterwegs zu seinen Chören, Proben und Konzerten und habe deshalb im Zug seine Skizzen zu den Kompositionen niedergeschrieben.
Dass die fertigen Werke gespielt werden, darüber freut sich sein Enkel. Er bemerkt zur Zürcher Kammerphilharmonie: «Keiner der mitspielt, ist älter als 35 Jahre!» Er hat dieses Ensemble gegründet und früher dirigiert. Auch wenn er jetzt am gegenüberliegenden Seeufer wohnt, verspricht er: «Dank meinem Grossvater werden wir wieder in Wädenswil auftreten!»

Teilen mit: