Ref. Kirche Wädenswil Wädenswil

Die Geschichte der Reformierten Kirche in der ­Ausstellung «Sonntag»

Über Jahrhunderte prägte die Reformierte Kirche das Leben der Menschen in Wädenswil wesentlich mit. Wie genau, zeigt die Ausstellung «Sonntag. Kein Tag wie jeder andere» der Historischen Gesellschaft Wädenswil in der Kulturgarage.

Die Gemeinde Wädenswil hat eine lange reformierte Tradition. Mitte des 16. Jahrhunderts stiess sie zu Zürich. Ab da galten die strengen Regeln des Reformators Huldrych Zwingli. Erst ab 1831 durften überhaupt Katholikinnen und Katholiken in Wädenswil Wohnsitz nehmen.

Sittenmandate sorgten für Moral

Für ein moralisches Verhalten sorgten sogenannte «Sittenmandate». Diese regelten ganz viele Dinge im Alltag der Wädenswilerinnen und Wädenswiler, insbesondere was den Sonntag betraf. So war es sonntags verboten zu arbeiten, ins Wirtshaus zu gehen, Wäsche zu waschen oder zu fluchen. Die Sittenmandate schrieben auch vor, wie man sich zu kleiden hatte: bescheiden. Bei Übertretungen drohte eine Busse.
Die Sittenmandate hatten Bestand bis etwa Ende des 18. Jahrhunderts. Aber noch bis ins 19. Jahrhundert drehten Sittenwächter ihre Runden im Dorf. Sie protokollierten fein säuberlich die Verfehlungen der Bevölkerung. «Diese Protokolle geben einen spannenden Einblick in das Leben der Menschen damals», sagt Anna Schneider, Kuratorin der Ausstellung «Sonntag».

Reformierte Schlichtheit

Rebekka Stutz, die zweite Kuratorin, betont, dass sich «das Thema Sonntag sehr schön mit historischen Objekten verknüpfen lässt». An diesen Objekten zeige sich auch das Reformierte. Ausgestellt sind zum Beispiel zwei Kelche. Ist der katholische aus Gold und reich verziert, ist der reformierte aus dem 18. Jahrhundert ein schlichtes, reduziertes, ja puritanisches Holzgefäss.
Dieselbe Schlichtheit kommt in einem in der Ausstellung präsentierten Sonntagsgewand einer Wädenswiler Arbeiterin zur Geltung. Es ist schwarz und nur dezent bestickt.
Perfekt drückt die reformierte Nüchternheit auch die Grubenmann-Kirche aus, die als reformiertes Gotteshaus gebaut und 1776 eingeweiht wurde. Sie ist zwar barock und wohlproportioniert, aber nur diskret verziert.

Die Macht verschiebt sich immer mehr ins Weltliche

Vom 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts spielte die reformierte Kirche eine mächtige Rolle in Wädenswil. «Kirche und Staat waren nicht wirklich getrennt», betont Anna Schneider. «Die kirchliche und die weltliche Macht waren eng verschränkt. Gesetze waren im Namen von Kirche und Staat formuliert.»
Mit der Helvetik 1798 begann dann ein grosser Umbruch. Anna Schneider: «Das aufstrebende Bürgertum trieb den demokratischen Prozess voran. Immer mehr Behördenämter gingen von der Kirche an die Gemeinde über. Zum Beispiel die Schulpflege. Der Einfluss der Kirche nahm schleichend ab.» 1831 hob dann die liberale Kantonsverfassung auch noch den gesetzlich vorgeschriebenen Kirchgang auf.
In der Ausstellung ist dokumentiert, wie der Sonntag allmählich vom Kirchentag zum Abstimmungs- oder zum Ausflugstag wurde. Geblieben ist jedoch sein Charakter als Ruhetag.

Die Kirche bleibt im Dorf

Die Reformierte Kirche hat in Wädenswil für viele Menschen nach wie vor eine grosse Bedeutung. «Ich finde es wichtig, dass die Kirche aktuelle Themen aufgreift und in den Kontext christlicher Werte stellt, dass sie offen ist für die heutige Zeit», sagt Anna Schneider. Dies ist genau das Ziel der Reformierten Kirche Wädenswil. Mit innovativ-modernen und traditionellen Angeboten spricht sie breite Bevölkerungskreise an. Auf unserer Website, auf Instagram und Facebook können Sie sich gerne davon überzeugen.

Erfahren Sie mehr über die Geschichte der Reformierten Kirche Wädenswil
Die Reformierte Kirchgemeinde lädt Sie herzlich zu einer Führung und einem Apéro in der Ausstellung «Sonntag» in der Kulturgarage ein. Dort werden Ihnen die Hintergründe des Wädenswiler Kirchenlebens in den letzten Jahrhunderten aus historischer und theologischer Sicht vermittelt.
Mittwoch, 26. März, Türöffnung 19.30 Uhr, ­Führung 20 Uhr.
Anmeldung: sekretariat@kirche-waedenswil.ch, Tel. 044 783 00 50

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