Wädenswil ZHAW LSFM

«Hier in Wädenswil entsteht Zukunft»

Mit ihrem Departement für Life Sciences und Facility Management macht die ZHAW Wädenswil zur Hochschulstadt. Urs Hilber, Direktor des Departements, über die Hochschule gestern, heute und morgen.

Herr Hilber, was ist eigentlich die ZHAW?
Die ZHAW ist eine Mehrspartenhochschule und gehört zu den grössten Fachhochschulen der Schweiz. Hier in Wädenswil steht das Departement Life Science und Facility Management, das ich als Direktor leite. Unsere Hochschule zeichnet sich durch ihr anwendungsorientiertes Profil aus. Die Absolventinnen und Absolventen sind bereits nach ihrem Bachelor-Abschluss berufsbefähigt, und die Forschungsprojekte führen wir grossmehrheitlich mit Praxispartnern durch.

Wie kam es dazu, dass in Wädenswil eine Hochschule steht?
Der grosse Name in Wä­dens­wil ist Hermann Müller-Thurgau, erster Direktor der Forschungsanstalt Agroscope, die nicht mit der ZHAW zu verwechseln ist. An der Landesausstellung 1939 betrieben die Schweizer Saftproduzenten das Restaurant zum Roten Öpfel. Mit dem Reingewinn gründeten sie eine Stiftung, kauften Land rund um den Rötiboden und legten den Grundstein zum heutigen Departement. Sie taten dies in Wädenswil, weil schon damals die Anwendungsorientierung wichtig war und auch die Nähe von Bildung und Forschung. Mit der neuen Schule kam die Bildung in die Nähe der Forschung von Müller-Thurgau. Es folgte über viele Jahrzehnte eine sehr erfolgreiche Geschichte, in der sich die Schule zu einer Höheren Technischen Lehranstalt HTL entwickelte.

Und wurde Teil der Fachhochschule.
Im Zeichen der Bolognareform und der Gründung von Fachhochschulen kam es in der Schweiz zu einer Konzentration und Fusionswelle von HTLs. Es gab zahlreiche Ideen der Neugliederung, und plötzlich war nicht mehr sicher, ob die damalige HSW (Hochschule Wädenswil) in Wädenswil bleiben würde. Kluge und weitsichtige Politiker setzten sich für den Standort und für die Verbindung zur Forschungsanstalt ein. So gelang es, die HSW als ein starkes Departement in die 2007 neu gegründete ZHAW einzugliedern, notabene mit einer signifikanten Bereicherung. Die für Life Sciences sehr wichtige Disziplin Chemie kam von Winterthur nach Wädenswil, ein Meilenstein für die darauffolgende Fortsetzung der Erfolgsgeschichte.

Sie sind seit 2007 Direktor. Was ist heute anders als damals?
Vieles! Unser Forschungsvolumen und die Studierendenzahlen haben sich vervielfacht. Unsere Studiengänge haben sich immer weiterentwickelt und neue kamen dazu. So ­erkannten beispielsweise unsere Umweltingenieurinnen und -ingenieure die Zeichen der Zeit und entwickelten sich aus dem Sektor Primärproduktion/Hortikultur in ganz neue Bereiche. Wir sind stolz darauf, dass trotz grosser Konkurrenz unsere Studiengänge im Umweltbereich sehr gefragt sind. In der jüngsten Vergangenheit haben wir das Institut für Computational Life Sciences gegründet, um bei der Digitalisierung der Life Sciences vorne mit dabei zu sein. Verändert haben sich auch unsere Gebäude. Unser Kronjuwel, das Haus Elisabeth Weber-Hauser, ist ein Hightech-Gebäude für alles rund um Food Science. Es steht auf dem Campus Reidbach, den die ZHAW heute praktisch vollständig gemietet hat; 2007 waren es erst einzelne Räume.

Welche Vorteile sehen Sie für Wädenswil, dass sie eine Hochschulstadt ist?
Wädenswil ist weltweit bekannt. Den guten Ruf in Wissenschaftskreisen hat Müller-Thurgaus Forschungsanstalt über mehrere Generationen aufgebaut. Und mich als direkten beruflichen Nachfahren von Müller-Thurgau freut es, dazu beizutragen, dass der gute Ruf von Wädenswil als Forschungs- und Bildungsstadt erhalten und erweitert wird. Die ZHAW stellt unserer Wirtschaft jedes Jahr mehrere hundert sehr gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung. Wir erarbeiten mit Forschungsprojekten Antworten für gesellschafts- und wirtschaftsrelevante Fragestellungen und Herausforderungen. Nicht zu vergessen ist unser Investitionsvolumen, das wir jedes Jahr in Wädenswil auslösen. Ich sehe jeden Tag Fahrzeuge von Firmen aus Wädenswil und Region, die bei uns arbeiten. Last but not least: Wenn Sie die Wetterdaten von Wädenswil am Radio hören, dann deshalb, weil wir die Kosten für die Meteo-Station in Wädenswil seit Jahren mittragen.

Warum darf Wädenswil auf die Hochschule stolz sein?
Hier in Wädenswil entsteht Zukunft, hier nehmen Karrieren ihren Anfang. Hier befindet sich ein Leuchtturm der Schweizer Hochschulen!
Ich bin stolz dazu beitragen zu dürfen, dass Wädenswil ganz vorne dabei ist, wenn es um Lebensmittel und Ernährung, um Gesundheit, grüne Chemie und innovative Pharma geht, wenn es um eine intakte Umwelt und natürliche Ressourcen oder darum geht, Daten richtig zu verstehen, sie in Wert zu setzen, und wenn es darum geht, neue Arbeitswelten, nachhaltige Gebäude und effiziente Hospitality sicherzustellen. All dies passiert in Wädenswil. Darauf darf auch Wädenswil stolz sein.

Die Shedhallen am Standort Reidbach werden ­aktuell umgebaut. Wie sehr freuen Sie sich auf die neuen ­Räumlichkeiten?
In den Shedhallen entstehen neue Labore. Indem wir neue Formen der Zusammenarbeit ausprobieren, sind wir auch in diesem Bereich innovativ. Das Ziel ist, modernste Labore bestmöglich auszunutzen, ohne bei der Sicherheit Abstriche machen zu müssen. Wo möglich möchten wir auch die Zusammenarbeit unter den Fachgebieten noch besser fördern.
Und dann geht ein weiterer Wunsch in Erfüllung: Unsere Studierenden erhalten (endlich) Arbeitsplätze. Diese werden die neuen Lehr- und Lernformen besser unterstützen und sich attraktiv in einer modernen Bibliothek befinden, die für alle zugänglich sein wird.

Wohnen Sie selbst in Wädenswil?
Ja, ich bin 1988 als Praktikant an die Forschungsanstalt gekommen und woh­ne mit zahlreichen Un­ter­brüchen, die mich ins Ausland geführt haben, in Wädenswil. Seit 1994 bin ich fest hier wohnhaft mit meiner Familie. (zhaw)

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