Der Funky Butt Club existierte von 1967–1971 und organisierte Konzerte mit Schweizer Amateur- und Profi-Jazzbands, internationalen Jazzgrössen und amerikanischen Bluespianisten. Diesem bedeutsamen Club widmen die letzten zwei noch lebenden Gründungsmitglieder eine Ausstellung im Ortsmuseum.
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die Jugend bereit, neue Ideen aufzunehmen: Jazzromantik, Traditional Jazz, Swing, Bebop, Existenzialismus oder auch nur Tanzen wurden zu Mitteln der stillen Auflehnung gegen die Spar- und Arbeitsmentalität der Elterngeneration.
In den Fünfzigerjahren – vor allem auch gefördert durch das Zürcher Amateur Jazzfestival – wurde aus dem Hobby für Aussenseiter einige Jahre lang eine breite Jugendbewegung. Die gesamte Jazz-Landschaft in der Schweiz bestand aus einer Reihe von lokalen Jazzszenen, so in Zürich, Basel, Bern und Genf. Am Zürichsee waren es die Thalwiler Jazzszene und Ende der Fünfzigerjahre und in den Sechzigerjahren die Richterswiler Jazzszene.
Die ersten scheuen Kontakte mit der neuartigen Musik, den ungewohnten Rhythmen und Harmonien, wurden ab 1958 von ein paar jungen Richterswiler Lehrlingen und Schülern geknüpft. Man traf sich wöchentlich in der Wohnung von Hans Streuli an der Poststrasse zur Musikprobe, und die neue Band nannte sich bescheiden «The Bad Players». Zur Gründungsformation gehörten die folgenden Bandmitglieder: Christoph Bachmann (tb), Fidi Seiler (tp), Nic Engler (cl), Hans Streuli (p), Fritz Vigini (bj), Kurt Götz (g) und Walter Wenger (wb).
Nach zwei Jahren dislozierte man in den neuen Proberaum im Haus unseres damaligen Dorfarztes A. Silberschmidt an der Gartenstrasse, und die Band wurde mit Hansueli Scherrer (dr) und Werner Wullschleger (bj) um zwei Mitglieder erweitert und nannte sich nun folgerichtig «The Swile Eight».
Nach kurzer Zeit ergab sich die Gelegenheit, an der Dorfbachstrasse von Franz Züger den fast 400-jährigen ehemaligen Weinkeller (heute Kulturkeller Preisig) zu mieten und als Probe- und Clublokal auszubauen. In Anlehnung an einen ehemaligen berühmten Jazzclub am Congo Square in New Orleans wurde der Keller von nun an «The Funky Butt Hall» genannt. In der Funky Butt Hall entwickelte sich in der Folge ein lebhaftes Clubleben mit monatlichen Konzerten. Im Orchester gab es auch einen Personalwechsel, indem mit Fritz Matzinger (tp) und René Sperb (cl) zwei neue, gut ausgebildete Musiker der Band beitraten. Das Orchester «The Swile Eight» existierte bis 1965. Ein Höhepunkt im Leben der Band war die Teilnahme am renommierten Zürcher Amateur Jazzfestival im Kino Urban.
Schon ab 1964 betrat eine 2. Generation die Bühne in der Funky Butt Hall und versuchte, die meisten als Autodidakten, den älteren Vorbildern musikalisch nachzueifern. Dazu gehörten Ernst Bigler (tb), Heini Bachmann (tp), Ueli Wullschleger (cl), Peter Wiedenmeier (bj/b), Viktor Barosso (g), Peter Haag (p) und Werner Wullschleger (bj), der uns in die Harmonien, Akkorde und «Blue-Notes» (der afrikanischen Tonleitern entnommenen, zusätzlichen Tönen) einführte.
Die erste Richterswiler Jazzgeneration zog sich langsam aus der Funky Butt Hall zurück und überliess diese den Jüngeren. Der Vertrag mit dem Besitzer des Lokals wurde auf die neuen Mieter umgeschrieben. Die neuen Verantwortlichen begannen erneut das Lokal zu restaurieren. Das Kreuzgewölbe und die Wände neu zu streichen, eine Bar einzubauen und die kleine Bühne zu vergrössern usw. Zuerst bei Peter Haag reifte eine Idee, dass man in diesem schönen Lokal auch andere Bands auftreten lassen könnte, als nur die lokale Dixieland-Band. Diese Idee kam auch bei den anderen sofort gut an. Zu dieser Zeit (1967) verliess Ernst Bigler Richterswil, um zwei Jahre in Vevey seine Französischkenntnisse zu vertiefen. Die anderen wurden sich einig, dass wir noch Verstärkung brauchten, damit man einen solchen Jazzclub auf die Beine stellen kann. Dazu versandten sie ca. 2500 Briefe an alle Haushaltungen in Richterswil. Darin erklärten sie ihr Vorhaben und luden zu einer Orientierung im Jazzkeller ein. Es erschienen immerhin 2 Neuzuzüger. Sie waren keine Jazzfans, konnten sich aber trotzdem für die Idee begeistern und wollten dabei sein. Zudem waren sie einige Jahre älter, waren die anderen doch kaum 21 Jahre alt.
Damit war die Vorgeschichte beendet. Es wurde ein Verein mit Statuten gegründet und die Ämter verteilt, Peter Haag wurde einstimmig als Präsident gewählt. Er hat in der Kunstgewerbeschule zwei Kollegen kennengelernt, die beide in einer Dixieland-Band spielten. Mit diesen Berufskollegen lernte er die Zürcher Jazzszene kennen. Dadurch wusste er z.B. für ungefähr welche Gage so eine Band spielt, an wen man sich wenden musste, um sie zu engagieren usw. Es musste auch sonst sehr vieles abgeklärt werden. Wie kann man in dem Lokal Getränke ausschenken? Wie kann man einen Antrag für eine Verlängerung der Polizeistunde beantragen usw.? Wie können die Konzerte publik gemacht werden? Wie finanziert man das eigentlich? Man brauchte mindestens ein Dutzend neue kleine Tische, dazu etwa 50 Stühle. Diese Möbel wurden in Brockenhäusern gefunden.
Am 16. Dezember 1967 öffnete der Funky Butt Club seine Tore zum Konzert mit den «Harlem Ramblers».
Nun gab es jährlich 12 Konzerte mit Bands wie etwa Metronome Quintett, Robi Weber Quartet, Jazz Rock Experience, Lake City Stompers, The Saints Jazzband, die Blues-Pianisten aus den Südstaaten, Champion Jack Dupree, Eddie Boyd und Curtis Jones oder die Stride-Pianisten Henri Chaix aus Genf und Adolf «Buddha» Scheidegger aus Zürich, der weltbekannte Schweizer Jazz-Pianist und -Komponist und -Arrangeur Georges Gruntz, der für den Auftritt im Funky Butt Club eine Combo ad hoc zusammenstellte, die, wie er sagte, genau in solch einen Club passte. Er kam mit den Musikern Franco Ambrosetti (tp/flh), Peter Frei (b) und Alex Bally (dr).
An der Ausstellung werden alle Bands, die im Club aufgetreten sind, visuell (mit Wort und Bild) und akustisch (mit dem Handy über QR-Code abrufbar) vorgestellt.
Ernst Bigler und Peter Haag wollen damit diese Zeit nochmals aufleben lassen und aufzeigen, dass der Funky Butt Club einen Beitrag zur Kulturgeschichte von Richterswil beigetragen hat.
jazz+blues im Funky Butt Club Richterswil – Jazzhochburg in den 60ern
Visuelle und akustische Ausstellung (bitte Smartphone und Kopfhörer mitnehmen, um die Ausstellung auch akustisch zu erleben)
So, 2. Februar, 10.00–13.00 Uhr, Vernissage mit Live-Konzert
Mi/Fr, 5./7. Februar, 19.00–21.00 Uhr, Ausstellung
Sa, 8. Februar, 14.00–17.00 Uhr, Ausstellung
Der Funky Butt Club existierte von 1967–1971 und organisierte Konzerte mit Schweizer Amateur- und Profi-Jazzbands, internationalen Jazzgrössen und amerikanischen Bluespianisten. Diesem bedeutsamen Club widmen die letzten zwei noch lebenden Gründungsmitglieder eine Ausstellung im Ortsmuseum.
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die Jugend bereit, neue Ideen aufzunehmen: Jazzromantik, Traditional Jazz, Swing, Bebop, Existenzialismus oder auch nur Tanzen wurden zu Mitteln der stillen Auflehnung gegen die Spar- und Arbeitsmentalität der Elterngeneration.
In den Fünfzigerjahren – vor allem auch gefördert durch das Zürcher Amateur Jazzfestival – wurde aus dem Hobby für Aussenseiter einige Jahre lang eine breite Jugendbewegung. Die gesamte Jazz-Landschaft in der Schweiz bestand aus einer Reihe von lokalen Jazzszenen, so in Zürich, Basel, Bern und Genf. Am Zürichsee waren es die Thalwiler Jazzszene und Ende der Fünfzigerjahre und in den Sechzigerjahren die Richterswiler Jazzszene.
Die ersten scheuen Kontakte mit der neuartigen Musik, den ungewohnten Rhythmen und Harmonien, wurden ab 1958 von ein paar jungen Richterswiler Lehrlingen und Schülern geknüpft. Man traf sich wöchentlich in der Wohnung von Hans Streuli an der Poststrasse zur Musikprobe, und die neue Band nannte sich bescheiden «The Bad Players». Zur Gründungsformation gehörten die folgenden Bandmitglieder: Christoph Bachmann (tb), Fidi Seiler (tp), Nic Engler (cl), Hans Streuli (p), Fritz Vigini (bj), Kurt Götz (g) und Walter Wenger (wb).
Nach zwei Jahren dislozierte man in den neuen Proberaum im Haus unseres damaligen Dorfarztes A. Silberschmidt an der Gartenstrasse, und die Band wurde mit Hansueli Scherrer (dr) und Werner Wullschleger (bj) um zwei Mitglieder erweitert und nannte sich nun folgerichtig «The Swile Eight».
Nach kurzer Zeit ergab sich die Gelegenheit, an der Dorfbachstrasse von Franz Züger den fast 400-jährigen ehemaligen Weinkeller (heute Kulturkeller Preisig) zu mieten und als Probe- und Clublokal auszubauen. In Anlehnung an einen ehemaligen berühmten Jazzclub am Congo Square in New Orleans wurde der Keller von nun an «The Funky Butt Hall» genannt. In der Funky Butt Hall entwickelte sich in der Folge ein lebhaftes Clubleben mit monatlichen Konzerten. Im Orchester gab es auch einen Personalwechsel, indem mit Fritz Matzinger (tp) und René Sperb (cl) zwei neue, gut ausgebildete Musiker der Band beitraten. Das Orchester «The Swile Eight» existierte bis 1965. Ein Höhepunkt im Leben der Band war die Teilnahme am renommierten Zürcher Amateur Jazzfestival im Kino Urban.
Schon ab 1964 betrat eine 2. Generation die Bühne in der Funky Butt Hall und versuchte, die meisten als Autodidakten, den älteren Vorbildern musikalisch nachzueifern. Dazu gehörten Ernst Bigler (tb), Heini Bachmann (tp), Ueli Wullschleger (cl), Peter Wiedenmeier (bj/b), Viktor Barosso (g), Peter Haag (p) und Werner Wullschleger (bj), der uns in die Harmonien, Akkorde und «Blue-Notes» (der afrikanischen Tonleitern entnommenen, zusätzlichen Tönen) einführte.
Die erste Richterswiler Jazzgeneration zog sich langsam aus der Funky Butt Hall zurück und überliess diese den Jüngeren. Der Vertrag mit dem Besitzer des Lokals wurde auf die neuen Mieter umgeschrieben. Die neuen Verantwortlichen begannen erneut das Lokal zu restaurieren. Das Kreuzgewölbe und die Wände neu zu streichen, eine Bar einzubauen und die kleine Bühne zu vergrössern usw. Zuerst bei Peter Haag reifte eine Idee, dass man in diesem schönen Lokal auch andere Bands auftreten lassen könnte, als nur die lokale Dixieland-Band. Diese Idee kam auch bei den anderen sofort gut an. Zu dieser Zeit (1967) verliess Ernst Bigler Richterswil, um zwei Jahre in Vevey seine Französischkenntnisse zu vertiefen. Die anderen wurden sich einig, dass wir noch Verstärkung brauchten, damit man einen solchen Jazzclub auf die Beine stellen kann. Dazu versandten sie ca. 2500 Briefe an alle Haushaltungen in Richterswil. Darin erklärten sie ihr Vorhaben und luden zu einer Orientierung im Jazzkeller ein. Es erschienen immerhin 2 Neuzuzüger. Sie waren keine Jazzfans, konnten sich aber trotzdem für die Idee begeistern und wollten dabei sein. Zudem waren sie einige Jahre älter, waren die anderen doch kaum 21 Jahre alt.
Damit war die Vorgeschichte beendet. Es wurde ein Verein mit Statuten gegründet und die Ämter verteilt, Peter Haag wurde einstimmig als Präsident gewählt. Er hat in der Kunstgewerbeschule zwei Kollegen kennengelernt, die beide in einer Dixieland-Band spielten. Mit diesen Berufskollegen lernte er die Zürcher Jazzszene kennen. Dadurch wusste er z.B. für ungefähr welche Gage so eine Band spielt, an wen man sich wenden musste, um sie zu engagieren usw. Es musste auch sonst sehr vieles abgeklärt werden. Wie kann man in dem Lokal Getränke ausschenken? Wie kann man einen Antrag für eine Verlängerung der Polizeistunde beantragen usw.? Wie können die Konzerte publik gemacht werden? Wie finanziert man das eigentlich? Man brauchte mindestens ein Dutzend neue kleine Tische, dazu etwa 50 Stühle. Diese Möbel wurden in Brockenhäusern gefunden.
Am 16. Dezember 1967 öffnete der Funky Butt Club seine Tore zum Konzert mit den «Harlem Ramblers».
Nun gab es jährlich 12 Konzerte mit Bands wie etwa Metronome Quintett, Robi Weber Quartet, Jazz Rock Experience, Lake City Stompers, The Saints Jazzband, die Blues-Pianisten aus den Südstaaten, Champion Jack Dupree, Eddie Boyd und Curtis Jones oder die Stride-Pianisten Henri Chaix aus Genf und Adolf «Buddha» Scheidegger aus Zürich, der weltbekannte Schweizer Jazz-Pianist und -Komponist und -Arrangeur Georges Gruntz, der für den Auftritt im Funky Butt Club eine Combo ad hoc zusammenstellte, die, wie er sagte, genau in solch einen Club passte. Er kam mit den Musikern Franco Ambrosetti (tp/flh), Peter Frei (b) und Alex Bally (dr).
An der Ausstellung werden alle Bands, die im Club aufgetreten sind, visuell (mit Wort und Bild) und akustisch (mit dem Handy über QR-Code abrufbar) vorgestellt.
Ernst Bigler und Peter Haag wollen damit diese Zeit nochmals aufleben lassen und aufzeigen, dass der Funky Butt Club einen Beitrag zur Kulturgeschichte von Richterswil beigetragen hat.
jazz+blues im Funky Butt Club Richterswil – Jazzhochburg in den 60ern
Visuelle und akustische Ausstellung (bitte Smartphone und Kopfhörer mitnehmen, um die Ausstellung auch akustisch zu erleben)
So, 2. Februar, 10.00–13.00 Uhr, Vernissage mit Live-Konzert
Mi/Fr, 5./7. Februar, 19.00–21.00 Uhr, Ausstellung
Sa, 8. Februar, 14.00–17.00 Uhr, Ausstellung