Im Frühling 2022 stimmten die Stimmberechtigten der Reformierten Kirchgemeinde Wädenswil über Umbau und Sanierung des Pfarrhauses ab. Mit einer Dreiviertel-Mehrheit genehmigten sie damals das Bauvorhaben, das nun mit dem Einzug der ersten Mieter Anfang Dezember zum Ende kommt.
Text und Bilder: Stefan Baumgartner
Das Pfarrhaus der reformierten Kirche Wädenswil wurde 1759 vom Staat Zürich anstelle eines abgebrochenen Vorgängerbaus erstellt. 1931 ging das Haus in den Besitz der Evangelisch-reformierten Kirche Wädenswil über. 1962 wurde der Platz zwischen Kirche und Pfarrhaus neu gestaltet, in den Jahren 2003 und 2004 wurde das Haus selbst einer Aussenrenovation unterzogen. Die links und rechts vom Eingangsportal platzierten und gut sichtbaren, aber nur noch schwer lesbaren, Grabtafeln erinnern daran, dass bis 1866 unmittelbar bei der Kirche auch der Friedhof Platz fand.
Das mächtige 12-Zimmer-Haus diente schon länger nicht mehr als Wohnsitz für eine Pfarrfamilie. In den letzten Jahren waren ukrainische Flüchtlinge einquartiert, vorher diente es während zehn Jahren studentischem Wohnen. Das Haus war nicht richtig isoliert, die Fenster und die Haustechnik alt. Handlungsbedarf war angezeigt, auch weil die bisherigen Mieteinnahmen den Unterhalt des Gebäudes nicht mehr deckten. Aus dem ursprünglichen Plan, drei Wohnungen zu erstellen, wurden schliesslich zwei: Eine grosszügige, 135 m2 grosse Dreieinhalbzimmer-Wohnung im Erdgeschoss, sowie eine Sechseinhalbzimmer-Wohnung mit 220 m2 Wohnfläche in den oberen beiden Stockwerken.
Der Umbau war jedoch herausfordernd: Einerseits hatte sowohl die Kirchgemeinde wie auch die Denkmalpflege ein grosses Interesse daran, das historische Erbe dieses stattlichen Hauses zu bewahren. Andrerseits sollten die Wohnungen modernen Ansprüchen genügen. Dies erforderte von beiden Seiten Kompromissbereitschaft – beispielsweise auch bei der Dämmung des Gebäudes oder beim Anbau der beiden Balkone. Diese wurden lediglich an der Gebäudehülle fixiert, sind nordwestlich zum Garten hin gelegen und für Passanten kaum sichtbar
Ein Umbau in einem historischem Gebäude führt aber fast zwangsläufig auch zu Überraschungen – auch beim Pfarrhaus. So war die Bausubstanz schlechter als erwartet, und es kamen bisher unentdeckte Trouvaillen zum Vorschein – zum Beispiel eine kunstvolle Stuckatur an einer Decke, die man erhalten wollte.
Rundgang
Die Besichtigung der (nahezu) fertig umgebauten Räumlichkeiten ist auch eine Reise vom aktuellen in vergangene Jahrhunderte. Beide Wohnungen haben eine moderne Wohnküche, Bad und Dusche separat sowie ein Reduit mit Waschturm. In beiden Wohnungen finden sich immer wieder auch Hinweise auf die historische Bausubstanz, sei es eine Kassettendecke oder ein Fischgrat-Parkettboden. «Zum Teil wurden neue Böden verlegt, teils konnte das bestehende Parkett restauriert und so gerettet werden», bemerkt Caspar Sträuli, der für die Liegenschaften zuständige Kirchenpfleger.
Dort, wo die ursprüngliche Bausubstanz nicht gerettet oder erhalten werden konnte, wurden passende Materialien ausgewählt. Auch das Wandtäfer wurde – sofern möglich – erhalten. Ein schönes Detail in der unteren Wohnung: An einer Wand sieht man eine sogenannte Farbtreppe, die die verschiedenen aufgetragenen Farbschichten der Wände über die Jahrhunderte wiedergibt. Quasi ein Fenster in die Vergangenheit dieses Hauses. Heizungsrohre verlaufen sichtbar hin zu den neuen Radiatoren. «Früher wurden bei Umbauten aus ästhetischen Gründen die Rohre hinter den Putz gelegt. So wurde nur das Mauerwerk beheizt, nicht aber der Raum», wie Sträuli erklärt.
Alle Räume sind hell, lichtdurchflutet. «Wir haben darauf geachtet, dass möglichst alle Wohnräume zwei Fenster haben», sagt er weiter.
In der oberen Duplex-Wohnung gibt es einige Zimmer, die nicht zum Wohnraum zählen und die unverändert belassen wurden – also auch weiterhin unbeheizt sind. Die Dusche in der oberen Wohnung versteckt sich hinter einem ehemaligen Wandschrank und offenbart sich Besucherinnen und Besuchern somit nicht als Nasszelle.
Auch das Kellergeschoss wurde saniert und umgebaut. Gut möglich, dass im Keller auch einst eine Trotte stand und vielleicht sogar der Messwein hier gekeltert und gelagert wurde. Nun befinden sich ein Lagerraum für die Kirche und Kellerabteile für die Mieterschaft sowie die Haustechnik mit dem Anschluss für den Wärmeverbund Eidmatt hier.
Den Umbau haben zum grossen Teil Handwerker aus Wädenswil und Umgebung bewerkstelligt. Lediglich Spezialarbeiten wurden «auswärts» vergeben. Die bewilligten Projektkosten von 1,76 Mio. Franken dürften mit der ausgewiesenen Reserve eingehalten werden.
Per 1. Dezember wurde nun die untere, dreieinhalb Zimmer grosse Wohnung bezogen. Und auch in die grosszügige Wohnung in den oberen beiden Etagen zieht im neuen Jahr eine Familie aus Übersee ein.
Im Frühling 2022 stimmten die Stimmberechtigten der Reformierten Kirchgemeinde Wädenswil über Umbau und Sanierung des Pfarrhauses ab. Mit einer Dreiviertel-Mehrheit genehmigten sie damals das Bauvorhaben, das nun mit dem Einzug der ersten Mieter Anfang Dezember zum Ende kommt.
Text und Bilder: Stefan Baumgartner
Das Pfarrhaus der reformierten Kirche Wädenswil wurde 1759 vom Staat Zürich anstelle eines abgebrochenen Vorgängerbaus erstellt. 1931 ging das Haus in den Besitz der Evangelisch-reformierten Kirche Wädenswil über. 1962 wurde der Platz zwischen Kirche und Pfarrhaus neu gestaltet, in den Jahren 2003 und 2004 wurde das Haus selbst einer Aussenrenovation unterzogen. Die links und rechts vom Eingangsportal platzierten und gut sichtbaren, aber nur noch schwer lesbaren, Grabtafeln erinnern daran, dass bis 1866 unmittelbar bei der Kirche auch der Friedhof Platz fand.
Das mächtige 12-Zimmer-Haus diente schon länger nicht mehr als Wohnsitz für eine Pfarrfamilie. In den letzten Jahren waren ukrainische Flüchtlinge einquartiert, vorher diente es während zehn Jahren studentischem Wohnen. Das Haus war nicht richtig isoliert, die Fenster und die Haustechnik alt. Handlungsbedarf war angezeigt, auch weil die bisherigen Mieteinnahmen den Unterhalt des Gebäudes nicht mehr deckten. Aus dem ursprünglichen Plan, drei Wohnungen zu erstellen, wurden schliesslich zwei: Eine grosszügige, 135 m2 grosse Dreieinhalbzimmer-Wohnung im Erdgeschoss, sowie eine Sechseinhalbzimmer-Wohnung mit 220 m2 Wohnfläche in den oberen beiden Stockwerken.
Der Umbau war jedoch herausfordernd: Einerseits hatte sowohl die Kirchgemeinde wie auch die Denkmalpflege ein grosses Interesse daran, das historische Erbe dieses stattlichen Hauses zu bewahren. Andrerseits sollten die Wohnungen modernen Ansprüchen genügen. Dies erforderte von beiden Seiten Kompromissbereitschaft – beispielsweise auch bei der Dämmung des Gebäudes oder beim Anbau der beiden Balkone. Diese wurden lediglich an der Gebäudehülle fixiert, sind nordwestlich zum Garten hin gelegen und für Passanten kaum sichtbar
Ein Umbau in einem historischem Gebäude führt aber fast zwangsläufig auch zu Überraschungen – auch beim Pfarrhaus. So war die Bausubstanz schlechter als erwartet, und es kamen bisher unentdeckte Trouvaillen zum Vorschein – zum Beispiel eine kunstvolle Stuckatur an einer Decke, die man erhalten wollte.
Rundgang
Die Besichtigung der (nahezu) fertig umgebauten Räumlichkeiten ist auch eine Reise vom aktuellen in vergangene Jahrhunderte. Beide Wohnungen haben eine moderne Wohnküche, Bad und Dusche separat sowie ein Reduit mit Waschturm. In beiden Wohnungen finden sich immer wieder auch Hinweise auf die historische Bausubstanz, sei es eine Kassettendecke oder ein Fischgrat-Parkettboden. «Zum Teil wurden neue Böden verlegt, teils konnte das bestehende Parkett restauriert und so gerettet werden», bemerkt Caspar Sträuli, der für die Liegenschaften zuständige Kirchenpfleger.
Dort, wo die ursprüngliche Bausubstanz nicht gerettet oder erhalten werden konnte, wurden passende Materialien ausgewählt. Auch das Wandtäfer wurde – sofern möglich – erhalten. Ein schönes Detail in der unteren Wohnung: An einer Wand sieht man eine sogenannte Farbtreppe, die die verschiedenen aufgetragenen Farbschichten der Wände über die Jahrhunderte wiedergibt. Quasi ein Fenster in die Vergangenheit dieses Hauses. Heizungsrohre verlaufen sichtbar hin zu den neuen Radiatoren. «Früher wurden bei Umbauten aus ästhetischen Gründen die Rohre hinter den Putz gelegt. So wurde nur das Mauerwerk beheizt, nicht aber der Raum», wie Sträuli erklärt.
Alle Räume sind hell, lichtdurchflutet. «Wir haben darauf geachtet, dass möglichst alle Wohnräume zwei Fenster haben», sagt er weiter.
In der oberen Duplex-Wohnung gibt es einige Zimmer, die nicht zum Wohnraum zählen und die unverändert belassen wurden – also auch weiterhin unbeheizt sind. Die Dusche in der oberen Wohnung versteckt sich hinter einem ehemaligen Wandschrank und offenbart sich Besucherinnen und Besuchern somit nicht als Nasszelle.
Auch das Kellergeschoss wurde saniert und umgebaut. Gut möglich, dass im Keller auch einst eine Trotte stand und vielleicht sogar der Messwein hier gekeltert und gelagert wurde. Nun befinden sich ein Lagerraum für die Kirche und Kellerabteile für die Mieterschaft sowie die Haustechnik mit dem Anschluss für den Wärmeverbund Eidmatt hier.
Den Umbau haben zum grossen Teil Handwerker aus Wädenswil und Umgebung bewerkstelligt. Lediglich Spezialarbeiten wurden «auswärts» vergeben. Die bewilligten Projektkosten von 1,76 Mio. Franken dürften mit der ausgewiesenen Reserve eingehalten werden.
Per 1. Dezember wurde nun die untere, dreieinhalb Zimmer grosse Wohnung bezogen. Und auch in die grosszügige Wohnung in den oberen beiden Etagen zieht im neuen Jahr eine Familie aus Übersee ein.