Richterswil

Lichterfest mit über 50  000 Kerzen

Am 9. November zogen wieder zahlreiche kunstvolle Sujets, von mehreren Musikkapellen begleitet, durch den Dorfkern. Rund 23 000 Besucherinnen und Besucher verfolgten vor Ort das Spektakel, so viele wie nie zuvor.

Text & Bilder: Reni Bircher

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Bei besten Wetterbedingungen durfte der weltgrösste Räbenumzug, die Richterswiler Räbechilbi, die Gäste begrüssen. 47 Punkte wies das Umzugsprogramm auf, von herzigen Einzelräben, Sujets in diversen Grössen bis zu den 3D-Figuren war wieder alles dabei und sorgte für viel Freude.
Im reich verzierten Dorfkern, mit seinen ins Kerzenlicht getauchten schmucken Häusern und den zauberhaften Gärten, erwartete die Besuchenden eine märchenhafte Kulisse. 30 000 Kilogramm Räben und 52 000 Kerzen wurden dafür eingesetzt.
Von vielen ungeduldig erwartet wurde der erste Knall, um die ausgehöhlten Räben endlich mit brennenden Kerzen zu bestücken, bevor der zweite Knall ertönt und sämtliche Lichter im Dorfkern erlöschen. Endlich konnte der Umzug beginnen, traditionell angeführt von den Kirchgängerinnen mit einer Einzelräbe. Danach folgten vom Weltgeschehen und Ereignissen des aktuellen Jahres beeinflusste Sujets, Fantasy- und Comic-Helden aus Büchern und Filmen, Themen und Gesichter aus der Sportwelt und selbstverständlich die Leitern, Laternen und Körbe der Jüngsten.

Vormaliger Besucherrekord gebrochen

Auch wenn die Stimmung durchgehend friedlich war, stellte die Flut an Zuschauerinnen und Zuschauer sämtliche Beteiligten vor eine grosse Herausforderung. Der organisierende Verkehrsverein Richterswil-Samstagern hat hier eine Meisterleistung vollbracht.
Wegen dem Streckenunterbruch der SBB vor Thalwil verkehrten teilweise Extrazüge und Ersatzbusse und spülten ganze Zugladungen an Menschen aufs Perron. Die Bauarbeiten hatten zudem eine ungewohnte Anreise via Rapperswil und Pfäffikon zur Folge. Auch mit dem Auto war grosse Geduld angesagt, staute sich der Verkehr vor dem Umzug auf der Autobahn kilometerweise bis nach Wädenswil.
Wie Daniel Wohlwend, Ressortleiter Räbechilbi, sagt, war die Zahlungsmoral – also der Kauf eines obligatorischen Festabzeichens, um das Lichtspektakel finanziell tragen zu können – sehr hoch, so dass punktuell statt der üblichen 300–400 Abzeichenverkäufe deren 1200 getätigt wurden.
Im Vorfeld wurde so wenig Werbung wie möglich gemacht. «Wir haben Interviews und Liveschaltungen abgesagt, auch Schweiz Tourismus bot uns Werbung an, was wir abgelehnt haben», erläutert Wohlwend. Sicher waren sich alle Mitwirkenden bewusst, dass die Sendung «SRF bi de Lüt» noch mehr Leute anlocken würde, doch der medial breit getretene Streckenunterbruch der Bahnlinie hat nicht für «Abschreckung», sondern zusätzliche Aufmerksamkeit gesorgt.

Grossartiger Einsatz

Der Umzug geriet zwischendurch ins Stocken, was zum Ersetzen erloschener Kerzen genutzt wurde. Besondere Vorfälle ereigneten sich keine, alles ging glatt über die Bühne.
Beibehalten wurde das Abstellen einzelner Sujets im Dorf nach dem Umzug, was sehr geschätzt wird, darf man sich die in wochen- und monatelanger Arbeit vorbereitet und fertiggestellten Werke in Ruhe betrachten.
Die zuvor noch zappeligen Kinder waren ob der Aufregung und Anstrengung, zwischen diesen vielen Menschen konzentriert durch die Nacht zu wandern, danach ziemlich erschöpft. Andere, wie Vereinsmitglieder, agieren gefestigt in der Tradition ruhiger – vermutlich hilft auch das Bier oder der Glühwein dabei.

Gedanken

Als Richterswilerin, die seit Kindertagen mit der schönen Tradition der Räbechilbi verbunden ist, erlaube ich mir, mein Bedauern zu äussern, dass das «Haben» der Besucherinnen und Besucher immer mehr in den Vordergrund rückt. Etwa durch die aufs Maximum erleuchteten Handybildschirme, die permanent hochgehalten werden und die Dahinterstehenden blenden und stören. Fotografierende, die womöglich noch den Blitz auf die Sujets und ihre Träger abfeuern, die vorbeiziehen. Auch lässt die fehlende Beurkundung von Wertschätzung und Gefallen an den Werken durch Klatschen immer mehr zu wünschen übrig. Zuhauf versperren Kinderwagen die eh schon engen Platzverhältnisse, und Hunde, die sicher keine Freude an der Veranstaltung haben, müssen dem Geschehen beiwohnen. Dann gibt es solche, die mit Kind und Kegel an den letzten Sujets vorbeidrängen, um einen Zug zu erwischen oder illusorischerweise vor allen anderen aus dem Parkfeld fahren zu können, anstatt sich für ein besonderes Ereignis die Zeit dafür zu nehmen. Ausserdem ist es schade, dass seit Jahrzehnten Ansässige den Anlass wegen der vielen Menschen nicht mehr besuchen wollen oder können, was sicher nicht an mangelndem Interesse liegt.

Räbechilbi 2025: Samstag, 8. November

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