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Holzsystembau für den Kanti-Neubau

Die Baudirektion Kanton Zürich veranstaltete im Auftrag des Immobilienamtes und der Bildungsdirektion einen offenen Projektwettbewerb zur Vergabe von Generalplanungsleistungen für die Planung, Ausschreibung und Realisierung der neuen Kantonsschule für 1200 Schülerinnen und Schüler auf dem «AuPark»-Gelände in der Au. 47 Eingaben gingen ein, das Rennen machte das Projekt «Niagara».

Text: Stefan Baumgartner
Visualisierung: Gunz & Künzle

2020 nahm die Kantonsschule Zimmerberg ihren Betrieb auf und startete mit 130 Schülerinnen und Schülern im Provisorium an der Steinacherstrasse. Ursprünglich war der Umzug in neue Räume auf dem AuPark-Areal auf 2028 geplant – also dann, wenn auch der neue AuPark mit Wohnungen, Geschäften und Park bezogen wird.

Nun dürfte es mindestens 2031 werden, bis der Neubau bezogen wird und die ersten Unterrichtsstunden abgehalten werden. Einer der Gründe für die Verzögerung ist der Pilotcharakter der Schule, der in der Ausschreibung festgelegt wurde und auch für künftige Schulbauten des Kantons gelten soll. Die Erkenntnisse aus dem Projekt «Schulbauten der Zukunft» flossen in die Wettbewerbsunterlagen ein: «Exemplarisch soll die Kantonsschule Zimmerberg die Anforderungen der ‹Schulbauten der Zukunft› verkörpern und einen neuen Standard für künftige Schulbauprojekte setzen. Gesucht wurde ein schlüssiges Gesamtkonzept für eine innovative, möglichst effiziente, über den gesamten Lebenszyklus kostengünstige und wartungsarme Schulanlage, die der Umwelt gerecht wird und einen hohen Schulkomfort bietet.»
Zudem sollten auch die ortsbaulichen Aspekte wie der Einbettung der Schulanlage in ihre direkte Nachbarschaft und ihre Bezüge zum See und zur Halbinsel Au berücksichtigt werden.

«Schulhaus in der Landschaft – Landschaft im Schulhaus»

Die eingereichten 47 Projekte wurden von einer sechsköpfigen Fach- und einer dreiköpfigen Sachjury beurteilt. Am meisten überzeugte die Jury schliesslich das Projekt «Niagara» von Gunz & Künzle Architekten aus Zürich.
Das Projekt mit dem Motto «Schulhaus in der Landschaft – Landschaft im Schulhaus» überzeuge durch seine Klarheit: «Auf städtebaulicher Ebene definiert das neue Volumen den Ort und erweitert den Park – im Inneren bildet die geschickte räumliche Verbindung des Au-Platzes mit dem AuPark über die kollektiven Räume wie Aula, Kulturraum, Mensa und Aufenthalt das Herzstück der Schule und verleiht dem Projekt seinen Namen», besagt der Jurybericht. Ausserdem schliesse das kompakte Schulhaus die Gesamtanlage des «AuParks» zur Seestrasse elegant und schlicht ab und präge das neue Gesicht des einstigen Industrieareals.

Freiräume mit direktem Bezug zu den Schulnutzungen wie die Aussenbereiche der Mensa, ein Freiluftklassenzimmer oder der Sportplatz, sind in den bis zum Schulhaus erweiterten Au-Park integriert und prägen diesen als weitere, öffentlich zugängliche Bereiche mit einladender Atmosphäre mit. Die Interpretation der Schulanlage als lebendige, gemischt genutzte Landschaft überzeugt insbesondere im Gesamtzusammenhang mit der Nachbarschaft.

Im Innern würden zwei offene, das grosszügige Atrium in den obersten Geschossen überspannende Lernzentren das Raumangebot mit Arbeitsplätzen an spektakulärer Lage ergänzen und die Distanz zwischen den pragmatisch umlaufenden Klassenzimmern verkürzen. Zwei in den Luftraum gesetzte Wendeltreppen ergänzen die sehr funktional ausgebildeten Treppenkerne und verbinden die Einheit der Unterrichtsbereiche auf spielerische Weise mit Vertikalverbindungen, die das Atrium erlebbar machen sollen. «Neben der geschickten Konzentration des Raumprogramms im sechsgeschossigen Volumen verweist auch die räumliche Entkoppelung der Sportanlage auf die konsequent lösungsorientierte Entwurfshaltung», schwärmt der Jurybericht weiter vom zukünftigen Bau.

Holzsystembauweise

Das Schulhaus wird als Holzsystembau mit angemessenen Spannweiten und direkter Lastabtragung konzipiert. Die Untergeschosse, die Turnhalle und statisch wirksame Elemente wie die Treppenhauskerne oder die Abfangdecke über der Aula werden in Massivbau ausgeführt. Die Pfosten-Riegel-Fassade aus Holz bildet das modulare Konstruktionsprinzip auch nach aussen hin ab.
«Mit der ausgewogenen Balance zwischen gezielten ortsspezifischen Massnahmen im Sockelbereich und der in hohem Mass prototypisch ausformulierten, seriellen Raum- und Gebäudestruktur der Unterrichtsgeschosse erfüllt das Projekt ‹Niagara› die anspruchsvollen Anforderungen der ‹Schulbauten der Zukunft› sowohl in schulischer als auch in baulicher Hinsicht überwiegend elegant und souverän. Gleichzeitig gelingt es den Verfassenden, mit dem auf jedem Geschoss unterschiedlich erlebbaren Atrium als verbindende Mitte und der unaufgeregten Einbettung des schlichten, jedoch prägnanten Baukörpers in seine direkte Nachbarschaft überzeugende Bilder für die zukünftige Lehr- und Lernlandschaft zu zeichnen, die in einer nachhaltigen Grundhaltung verwurzelt sind», schliesst der Jurybericht.

Inbetriebnahme 2031 – oder später?

Gemäss Wettbewerbsunterlagen ist der Bezugstermin auf Anfang Schulsemester 2031/2032 geplant und war für die Wettbewerbsteilnehmer verpflichtend. Nun könnte sich eine weitere Verzögerung abzeichnen: Da dem Kanton aktuell Geld fehlt, hat der Regierungsrat auf die Finanzplanung 2025–2028 hin das gesamte Investitionsportfolio einer umfassenden Priorisierung unterzogen. Ob in dieser Priorisierung die Kantonsschule Zimmerberg enthalten ist oder nicht, ist nicht klar: Der Regierungsrat war in seiner Antwort auf eine dringliche Anfrage von Kantonsrat Tobias Mani (Au / EVP) und Mitunterzeichnenden nicht bereit, die betroffenen Vorhaben im Einzelnen zu benennen.
Bekannt wurde jedoch, dass etwa die Kantonsschule Affoltern, die mit einem Provisorium 2028 hätte starten sollen, für den Regierungsrat nun keine Priorität mehr hat.
Sollte sich jedoch eine weitere Verzögerung für die Kantonsschule Zimmerberg am definitiven Standort abzeichnen, würde wohl weiterer politischer Widerstand entstehen. Auch wenn der Kanton Zürich das Provisorium an der Steinacherstrasse mittlerweile gekauft hat und im Nachbargebäude weiteren Schulraum beziehen konnte – es wird bald an die Kapazitätsgrenze stossen. So oder so müsste der Regierungsrat genauer erklären, wieso er andere Projekte ausserhalb der Zimmerberg-Region bevorzugen will.

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