Wädenswil

«grow»: 20 Jahre Start-up- und Standortförderung

Vor 20 Jahren als «Gründerorganisation Wädenswil» aus der Taufe gehoben mit dem Ziel, junge Unternehmen in der Region Zimmerberg-Sihltal zu fördern, hat sich die «Stiftung grow» zu einem renommierten Life-Sciences-Cluster mit 19 Unternehmen und rund 210 Mitarbeitenden entwickelt.

Text & Bilder: Stefan Baumgartner

Ende Oktober wurde das Jubiläum im Schloss Au mit hochkarätigen Gästen gefeiert.
Stiftungsratspräsident Matthias Kaiserswerth und Heiner Treichler, Mitglied der «grow»-Geschäftsleitung, begrüssten die Festgemeinde und blickten auf die Anfangsjahre und den zurückgelegten Weg zurück. Treichler erinnerte an die verschiedenen Personen, die an der Gründung und am Gedeihen von «grow» mitwirkten, so etwa an den Industriellen Alfred Niederer, der als erster Präsident des Stifungsrats wirkte, oder an den ehemaligen Stadtpräsidenten Ueli Fausch, der ebenso Einsitz im Stiftungsrat nahm. Wichtig war schon damals die Zusammenarbeit mit der ZHAW, die den ersten Start-ups Laborräumlichkeiten zur Verfügung stellte. Erst später bekamen die nachfolgenen «grow»-Firmen massgeschneiderte Laborräumlichkeiten, vorerst auf dem Tuwag-Areal.
Treichler erzählte auch die Anekdote, dass der ZHAW-Standort Winterthur sehr gerne den viel kleineren Standort Wädenswil einverleibt hätte. In diesem Kontext sei es wichtig gewesen, dass den damals amtierenden Regierungsräten gezeigt werden konnte, dass in Wädenswil auch rund um die Hochschule «etwas passiere», dass nicht nur der Staat, sondern auch Private investieren würden.
In den Folgejahren entwickelte sich der Bereich der Life Sciences – von Medizinprodukten über Lebensmittel bis hin zur Umweltlösungen – nach und nach zu einem Schwerpunkt und ist heute das zentrale Standbein. Heute ist die Anzahl der Standorte auf fünf angewachsen, und die verfügbare Fläche hat sich verzehnfacht.
«Zum 20-Jährigen haben wir uns ein Facelift verpasst», wies Stiftungsratspräsident Kaiserswerth auf die neue Namengebung hin. Die einstige Gründerorganisation firmiert nun als «grow cluster», weiterhin getragen von der «Stiftung grow». «Damit sind wir für die Herausforderungen der nächsten zehn Jahre bestens gerüstet», verriet Kaiserswerth. Ausserdem wird so der Ausbreitung in die Nachbargemeinde auch Rechnung getragen. Er wies ausserdem auf den kontinuierlich steigen Flächenbedarf von «grow» hin, auch auf die weiteren Standbeine, die nebst dem Tuwag-Areal hinzugekommen sind. Heute bespielt «grow» fünf Standorte: vier in Wädenswil, einer in Horgen. Mit dem Grenzübertritt konnte auch die Gemeinde Horgen als Partner gewonnen werden.

Carmen Walker-Späh brachte Geschenke der Zürcher Regierung mit für die jubilierende Stiftung: Züri-Schoggi, verpackt im Züri-Sack der Regierung. Der Anlass sei das absolut perfekte Thema für sie, meinte die Regierungsrätin, es seien sogar ihre Lieblingsthemen: Das eine sei das Thema Stiftungen, das andere sei das Thema Innovation und Unternehmertum. «Sie bewegen seit 20 Jahren viel Gutes», betonte sie vor rund 70 geladenen Gästen weiter. Die Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zürich hob in ihrer Rede das kontinuierliche Wachstum von «grow» hervor. «Innovation ist der Schlüssel für den Erfolg von morgen», erklärte sie und verwies darauf, dass vier Mitgliedsfirmen von grow zu den Top-100-Start-ups der Schweiz zählen.

Ein zentraler Faktor für den Erfolg von «grow cluster» ist die enge Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern. Bei der folgenden, von Anja Kutter moderierten Podiumsdiskussion, wurde deutlich, wie viele Akteure aus der Region zum Gelingen beitragen. Neben den Immobilienbesitzern, die massgeschneiderte Labore und Büroräume bereitstellen, engagieren sich die Stadt Wädenswil, die Gemeinde Horgen sowie die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und die ZHAW für «grow». Jürg Bühlmann, Leiter Firmenkunden bei der ZKB, unterstrich die Rolle der Bank: «Es ist unsere Aufgabe, die Innovationskraft im Kanton Zürich zu stärken.»
Die ZHAW wiederum ist eine wichtige Anlaufstelle für fachlichen Austausch, durch den Zugang zu Spezialgeräten sowie qualifizierten Mitarbeitenden. «Unsere Absolventinnen und Absolventen können so ihren ersten Job gewissermassen direkt auf der anderen Strassenseite finden», hob Urs Hilber, Direktor am Departement Life Sciences und Facility Management in Wädenswil, hervor.
Dominique Sirena, Mitbegründer der GlycoEra AG, und der Unternehmer Michael Wacker, berichteten über ihre erfolgreiche Zusammenarbeit mit der ZHAW. Sirenas Firma ist zwei Jahren in Wädenswil ansässig, zog damals von Schlieren hierher. Für ihn ist der Austausch mit der ZHAW in Wädenswil äusserst wertvoll. Wacker schilderte, wie er dank der Unterstützung von «grow» seine Biotech-Firma GlycoVaxyn aufbauen und damit den Grundstein für seinen späteren Erfolg legen konnte. Im Jahr 2015 erwarb das Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline die von GlycoVaxyn entwickelte Impfstofftechnologie. Heute investiert Wacker selbst als General Partner bei Biomed Partners VC in aufstrebende Unternehmen. «Förderung ist entscheidend für den Erfolg» betonte er und fügte hinzu, dass die Politik gefordert sei, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen.
Stapi Philipp Kutter und Vizepräsident der «Stiftung grow», erläuterte, wie die Ansiedlung der jungen Life-Sciences-Unternehmen die von traditionellem Gewerbe geprägte Region schrittweise verändert und neuen Schwung in die Wirtschaft gebracht hätten. Die ehemaligen Gewerbeliegenschaften wurden von lokalen Handwerksbetrieben renoviert und bieten nun Raum für innovative Firmen.
Dolf van Loon, Geschäftsführer von grow cluster, fasste zusammen: «Wir sind nun in der Lage, Unternehmen in jeder Entwicklungsphase zu begleiten und langfristig in der Region zu halten.» Dies sei ein wichtiger Schritt für die nachhaltige Entwicklung des Wirtschaftsstandorts.

Die Jubiläumsfeier endete mit einem Flying Dinner, bei dem sich die Gäste angeregt über zukünftige Projekte austauschten. grow cluster ist nach 20 erfolgreichen Jahren bereit, weiter zu wachsen und die Innovationskraft in der Region Zimmerberg-Sihltal und darüber hinaus zu stärken.

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