Das Volkstheater Wädenswil spielte erstmals seit 2019 wieder in der Kulturhalle Glärnisch und wagte sich an Dürrenmatts Stück «Frank der Fünfte – Kriminal-Oper einer Privatbank». Das Stück feierte am 20. September Premiere. Die Uraufführung des Stücks fand 1959 am Schauspielhaus Zürich statt. Die Musik dazu komponierte Paul Burkhard, der bis in die 70er-Jahre hinein unzählige Werke schuf, darunter auch die «Die kleine Niederdorfoper».
Text & Bilder: Stefan Baumgartner
Bankier Frank der Fünfte (gespielt von Heinz Brodbeck) tritt ab. Publikumswirksam fährt er – begleitet von salbungsvollen Worten vom Pfarrer (Hanspeter Steger) – in die Familiengruft hinab, hinterlässt vermeintlich eine trauernde Witwe (Christina Wildi), um fortan die Liquidation seiner Privatbank vorzubereiten. Einer Bank, die von Korruption und Ungerechtigkeit lebt, nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist – und trotzdem vor dem Ruin steht, auch weil sich alle Angestellten hemmungslos aus dem Tresorraum bedienen. Fast erschreckend, wie Dürrenmatt ein Banken-Ende beschreibt, wie es 66 Jahre später tatsächlich passierte.
Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bank herrscht eine seltsame Mischung aus Gier und Angst. Einerseits trifft man sich im Café von Franca (Seraina Kühne) und Svenja (Larina Wildi) zum lockeren Plausch, es werden Tees, aber auch Herztropfen und Absinth konsumiert, Pläne geschmiedet. Aber auch die Angst ist immer mit dabei, denn hier kanzelt Personalchef Egli (Markus Zollinger) das Personal ab. Und die Angst ist berechtigt: So verschwindet Zumbühl (Niculin Fulda) kurz nach seiner Einstellung, und auch Häberlin (Luzia Hitz) und Fürst (Daniela Brodbeck) werden beide im Keller «entsorgt». Besonders tragisch: Fürst hatte mit Personalchef Egli Zukunftspläne – doch Egli konnte die Bank in dieser schwierigen Situation nicht im Stich lassen … Die Kunden der dubiosen Bank kaufen vermeintlich wertlose Bergwerke, so wie Frau Piaget (Margrit Meier), schliessen über die Tochtergesellschaft als Hotelière Streuli (Heidi Diggelmann) Feuerversicherungen ab – oder sind Waffenhändler wie Schlumpf (Urs Zweifel). Während auch Böckmann (Gege Kunz) und Kappeler (Sabrina Gmür) abtreten müssen, können sich Schmalz (André Lee) und vor allem der junge Neukomm (brillant gespielt vom wirklich jungen Moritz Brodbeck) im Gefüge der Bank behaupten.
Schliesslich kommt es im Tresorraum zum grossen Showdown, bei dem die Bank in neue, jüngere Hände und in die nächste Generation übergeht; Franziska (Alina Kasper) und Herbert (Janosch Bär) übernehmen und schicken ihren erfolglosen Vater in die (endgültige) Versenkung. Für einen guten Start sorgt der blinde Staatspräsident (nochmals Urs Zweifel), der die Bank mit neuen Mitteln alimentiert. Auch hier sind die Parallelen mit wahren Begebenheiten erschreckend offensichtlich.
Das Ensemble spielte und sang sich souverän durch das Stück und zeigte einmal mehr die grosse Qualität, die es auf die Bühne bringt. Die musikalische Leitung hatte Raimund Wiederkehr inne; für die witzigen Kostüme sorgte Margot Gadient.
Regie führte Jeannot Hunziker, der schon 2020 bei «Spielverderber» von Michael Ende für das Volkstheater tätig war. Am 5. Oktober fiel der letzte Vorhang – und man darf sich jetzt schon auf die nächste Saison freuen!
Das Volkstheater Wädenswil spielte erstmals seit 2019 wieder in der Kulturhalle Glärnisch und wagte sich an Dürrenmatts Stück «Frank der Fünfte – Kriminal-Oper einer Privatbank». Das Stück feierte am 20. September Premiere. Die Uraufführung des Stücks fand 1959 am Schauspielhaus Zürich statt. Die Musik dazu komponierte Paul Burkhard, der bis in die 70er-Jahre hinein unzählige Werke schuf, darunter auch die «Die kleine Niederdorfoper».
Text & Bilder: Stefan Baumgartner
Bankier Frank der Fünfte (gespielt von Heinz Brodbeck) tritt ab. Publikumswirksam fährt er – begleitet von salbungsvollen Worten vom Pfarrer (Hanspeter Steger) – in die Familiengruft hinab, hinterlässt vermeintlich eine trauernde Witwe (Christina Wildi), um fortan die Liquidation seiner Privatbank vorzubereiten. Einer Bank, die von Korruption und Ungerechtigkeit lebt, nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist – und trotzdem vor dem Ruin steht, auch weil sich alle Angestellten hemmungslos aus dem Tresorraum bedienen. Fast erschreckend, wie Dürrenmatt ein Banken-Ende beschreibt, wie es 66 Jahre später tatsächlich passierte.
Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bank herrscht eine seltsame Mischung aus Gier und Angst. Einerseits trifft man sich im Café von Franca (Seraina Kühne) und Svenja (Larina Wildi) zum lockeren Plausch, es werden Tees, aber auch Herztropfen und Absinth konsumiert, Pläne geschmiedet. Aber auch die Angst ist immer mit dabei, denn hier kanzelt Personalchef Egli (Markus Zollinger) das Personal ab. Und die Angst ist berechtigt: So verschwindet Zumbühl (Niculin Fulda) kurz nach seiner Einstellung, und auch Häberlin (Luzia Hitz) und Fürst (Daniela Brodbeck) werden beide im Keller «entsorgt». Besonders tragisch: Fürst hatte mit Personalchef Egli Zukunftspläne – doch Egli konnte die Bank in dieser schwierigen Situation nicht im Stich lassen … Die Kunden der dubiosen Bank kaufen vermeintlich wertlose Bergwerke, so wie Frau Piaget (Margrit Meier), schliessen über die Tochtergesellschaft als Hotelière Streuli (Heidi Diggelmann) Feuerversicherungen ab – oder sind Waffenhändler wie Schlumpf (Urs Zweifel). Während auch Böckmann (Gege Kunz) und Kappeler (Sabrina Gmür) abtreten müssen, können sich Schmalz (André Lee) und vor allem der junge Neukomm (brillant gespielt vom wirklich jungen Moritz Brodbeck) im Gefüge der Bank behaupten.
Schliesslich kommt es im Tresorraum zum grossen Showdown, bei dem die Bank in neue, jüngere Hände und in die nächste Generation übergeht; Franziska (Alina Kasper) und Herbert (Janosch Bär) übernehmen und schicken ihren erfolglosen Vater in die (endgültige) Versenkung. Für einen guten Start sorgt der blinde Staatspräsident (nochmals Urs Zweifel), der die Bank mit neuen Mitteln alimentiert. Auch hier sind die Parallelen mit wahren Begebenheiten erschreckend offensichtlich.
Das Ensemble spielte und sang sich souverän durch das Stück und zeigte einmal mehr die grosse Qualität, die es auf die Bühne bringt. Die musikalische Leitung hatte Raimund Wiederkehr inne; für die witzigen Kostüme sorgte Margot Gadient.
Regie führte Jeannot Hunziker, der schon 2020 bei «Spielverderber» von Michael Ende für das Volkstheater tätig war. Am 5. Oktober fiel der letzte Vorhang – und man darf sich jetzt schon auf die nächste Saison freuen!