Dem Notstand bezahlbarer Alterswohnungen in Richterswil soll in absehbarer Zeit abgeholfen werden. Der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Richterswil (GBG) wurde am 24. September anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung ein Darlehen von 60 000 Franken für den Projektstart gesprochen.
Text: Reni Bircher
Der Wunsch des Menschen ist es möglichst lange eigenständig und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu leben. Eine Studie geht davon aus, dass die Demografie bis 2040 einen Anstieg im Alter von 65+ von 50% verzeichnet, der von 80+ von 100%. Dies steht im krassen Gegensatz zu bezahlbarem Wohnraum, denn die regionalen Mieten sind seit dem Jahr 2000 um 40% gestiegen.
Die GBG hat ausgerechnet, dass es in Richterswil-Samstagern gerade mal 1 entsprechende Alterswohnung pro 100 Einwohner gibt – es bräuchte deren jedoch 130.
Nicht, das junge Menschen und Familien nicht ebenfalls Probleme haben, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Weil jedoch für die Älteren genügend entsprechende Angebote fehlen, bleiben diese in ihren Häusern und Wohnungen, da es kaum Möglichkeiten gibt, in der gewohnten Umgebung etwas Passendes und Zahlbares zu finden. Es braucht also dringend ein Umdenken und weitsichtiges Planen durch Bauherren und Gemeinden. In Richterswil wird auch an die Familien gedacht, auf dem Areal im Walder in Samstagern soll eine Mehrgenerationen-Siedlung entstehen.
Dem Ziel näherkommen
Eine Absichtserklärung vom Juli 2023 seitens der Gemeinde stellte ein Grundstück im Baurecht in Aussicht, falls eine ortsansässige Baugenossenschaft ein Projekt für bezahlbaren Wohnraum für ältere Menschen initiiere. Der Fokus liegt nun auf dem Gelände hinter den Gemeindewerken an der Glarnerstrasse 33, einer Zone für öffentliche Bauten (ein ausführlicher Bericht war im Richterswiler Anzeiger vom Mai 2024 zu lesen).
Ein Runder Tisch mit Vertreterinnen und Vertretern mehrerer Genossenschaften zeigte, dass sich die GBG für das Projekt Alterswohnungen eignet. Sie hat bereits das Erfolgsprojekt «WohnenPlus» umgesetzt, welches sich nur einen Steinwurf von den nun möglichen zukünftigen Alterswohnungen befindet.
Die sozialräumliche Lage eignet sich hervorragend für ein selbstständiges Alterswohnen, da es sich in einem flachen und altersdurchmischten Dorfteil sowie nahe der Einkaufsmöglichkeiten, Bus und Bahnhof, zum See, Ärzten und Spitex befindet. Für Menschen, welche möglicherweise in der Mobilität eingeschränkt sind, ideal.
Der Vorstand der Gemeinnützigen Baugenossenschaft besteht aus Ursi Jost, Kurt Strickler, Daniel Schmid, Ruedi Hatt, Robert Senn und Renate Büchi, die alle viel Erfahrung auf ihrem jeweiligen Gebiet mitbringen.
Die Projektgruppe erweiterte sich um die beiden Powerfrauen Kathrin Schnellmann und Gabriela Giger, welche ein grosses Know-how bezüglich der Lebensumstände von älteren Menschen mitbringen. Letztere weiss als Altersbeauftragte der Gemeinde Richterswil um die Bedürfnisse, Anliegen und Möglichkeiten «ihrer» Zielgruppe bestens Bescheid und wo diese der Schuh drückt.
Schnellmann ist dipl. Architektin ETH und macht die Bauherrenberatung für Gemeinden, Altersinstitutionen und Genossenschaften bei der Entwicklung von Projekten, unter anderem im Bereich «Wohnen im Alter».
Überzeugendes Konzept
Die Präsentation an der ausserordentlichen GV wurde von Schnellmann, Hatt und Schmid sorgfältig vorbereitet: «Ich bin überzeugt, dass sich die Anwesenden dadurch ein klares Bild unseres Vorhabens machen konnten», glaubt Renate Büchi, «dadurch sind sie etwa auf dem gleichen Wissensstand wie wir». Sie ist überzeugt, dass eine transparente Information unabdingbar ist und der Bevölkerung dadurch das Vertrauen in ein Projekt ermöglicht.
Das Konzept der Alterswohnungen ähnelt der des «WohnenPlus», zudem soll die räumliche Nähe Synergien bezüglich der dort stattfindenden Angebote ermöglichen. Es sollen etwa 60 altersgerechte und bezahlbare Wohnungen (1,5, 2 und 3 Zimmer) für Einzelpersonen oder Paare ab 60 oder 65 Jahren entstehen. Geplant sind ebenfalls Jokerzimmer für Gäste und mehrere Gemeinschaftsbereiche, um der Vereinsamung entgegenzuwirken. Bis zu einem gewissen Punkt ist eine Betreuung möglich, auch eine Siedlungsassistenz ist denkbar.
Den Genossenschafterinnen und Genossenschafter der GBG erschien das vorgestellte Projekt so überzeugend, dass sie einstimmig das Darlehen von 60 000 Franken genehmigten. Für den Vorstand ein grosse Erleichterung – und für einen Grossteil der Bevölkerung möglicherweise auch.
Die nächsten Hürden
Der Entscheid an der GV ermöglicht nun das Vorantreiben des Projektes. «Wir müssen nun entscheiden, wo und wie wir das benötigte Kapital auftreiben können», erklärt Büchi. Denkbar sind Anteilsscheine, zudem fanden bereits erste Gespräche mit der Bank statt.
Die aktuelle Baukostenschätzung beläuft sich auf 22–24 Millionen Franken (±20%). Die Schlüsselfaktoren, um zahlbare Mieten zu garantieren, sollen dabei unter anderem ein vorteilhafter Baurechtszins, eine effiziente, kompakte Gebäudeform und schlanke Wohnungsgrundrisse liefern. Was den Baurechtszins angeht, so wird der Gemeinderat Richterswil zu einem späteren Zeitpunkt darüber befinden. Ziel der GBG ist es, dass die Gemeinde die Abstimmung über den Baurechtszins im Juni 2025 der Gemeindeversammlung vorlegen kann.
Nun geht es darum, das Projekt «Alterswohnungen Glarnerstrasse 33» noch genauer auszuarbeiten, Details zu planen, Abklärungen und Berechnungen zu machen, Perimeter zu bestimmen, Kosten genauer unter die Lupe zu nehmen und beratende Spezialisten hinzuzuziehen.
Das Projekt «Im Walder», welches vorrangig jungen Menschen und für Familien zugedacht ist, wird von einer anderen Arbeitsgruppe angegangen.
https://gemeinnützige.ch
www.wohnenplus-richterswil.ch
Dem Notstand bezahlbarer Alterswohnungen in Richterswil soll in absehbarer Zeit abgeholfen werden. Der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Richterswil (GBG) wurde am 24. September anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung ein Darlehen von 60 000 Franken für den Projektstart gesprochen.
Text: Reni Bircher
Der Wunsch des Menschen ist es möglichst lange eigenständig und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu leben. Eine Studie geht davon aus, dass die Demografie bis 2040 einen Anstieg im Alter von 65+ von 50% verzeichnet, der von 80+ von 100%. Dies steht im krassen Gegensatz zu bezahlbarem Wohnraum, denn die regionalen Mieten sind seit dem Jahr 2000 um 40% gestiegen.
Die GBG hat ausgerechnet, dass es in Richterswil-Samstagern gerade mal 1 entsprechende Alterswohnung pro 100 Einwohner gibt – es bräuchte deren jedoch 130.
Nicht, das junge Menschen und Familien nicht ebenfalls Probleme haben, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Weil jedoch für die Älteren genügend entsprechende Angebote fehlen, bleiben diese in ihren Häusern und Wohnungen, da es kaum Möglichkeiten gibt, in der gewohnten Umgebung etwas Passendes und Zahlbares zu finden. Es braucht also dringend ein Umdenken und weitsichtiges Planen durch Bauherren und Gemeinden. In Richterswil wird auch an die Familien gedacht, auf dem Areal im Walder in Samstagern soll eine Mehrgenerationen-Siedlung entstehen.
Dem Ziel näherkommen
Eine Absichtserklärung vom Juli 2023 seitens der Gemeinde stellte ein Grundstück im Baurecht in Aussicht, falls eine ortsansässige Baugenossenschaft ein Projekt für bezahlbaren Wohnraum für ältere Menschen initiiere. Der Fokus liegt nun auf dem Gelände hinter den Gemeindewerken an der Glarnerstrasse 33, einer Zone für öffentliche Bauten (ein ausführlicher Bericht war im Richterswiler Anzeiger vom Mai 2024 zu lesen).
Ein Runder Tisch mit Vertreterinnen und Vertretern mehrerer Genossenschaften zeigte, dass sich die GBG für das Projekt Alterswohnungen eignet. Sie hat bereits das Erfolgsprojekt «WohnenPlus» umgesetzt, welches sich nur einen Steinwurf von den nun möglichen zukünftigen Alterswohnungen befindet.
Die sozialräumliche Lage eignet sich hervorragend für ein selbstständiges Alterswohnen, da es sich in einem flachen und altersdurchmischten Dorfteil sowie nahe der Einkaufsmöglichkeiten, Bus und Bahnhof, zum See, Ärzten und Spitex befindet. Für Menschen, welche möglicherweise in der Mobilität eingeschränkt sind, ideal.
Der Vorstand der Gemeinnützigen Baugenossenschaft besteht aus Ursi Jost, Kurt Strickler, Daniel Schmid, Ruedi Hatt, Robert Senn und Renate Büchi, die alle viel Erfahrung auf ihrem jeweiligen Gebiet mitbringen.
Die Projektgruppe erweiterte sich um die beiden Powerfrauen Kathrin Schnellmann und Gabriela Giger, welche ein grosses Know-how bezüglich der Lebensumstände von älteren Menschen mitbringen. Letztere weiss als Altersbeauftragte der Gemeinde Richterswil um die Bedürfnisse, Anliegen und Möglichkeiten «ihrer» Zielgruppe bestens Bescheid und wo diese der Schuh drückt.
Schnellmann ist dipl. Architektin ETH und macht die Bauherrenberatung für Gemeinden, Altersinstitutionen und Genossenschaften bei der Entwicklung von Projekten, unter anderem im Bereich «Wohnen im Alter».
Überzeugendes Konzept
Die Präsentation an der ausserordentlichen GV wurde von Schnellmann, Hatt und Schmid sorgfältig vorbereitet: «Ich bin überzeugt, dass sich die Anwesenden dadurch ein klares Bild unseres Vorhabens machen konnten», glaubt Renate Büchi, «dadurch sind sie etwa auf dem gleichen Wissensstand wie wir». Sie ist überzeugt, dass eine transparente Information unabdingbar ist und der Bevölkerung dadurch das Vertrauen in ein Projekt ermöglicht.
Das Konzept der Alterswohnungen ähnelt der des «WohnenPlus», zudem soll die räumliche Nähe Synergien bezüglich der dort stattfindenden Angebote ermöglichen. Es sollen etwa 60 altersgerechte und bezahlbare Wohnungen (1,5, 2 und 3 Zimmer) für Einzelpersonen oder Paare ab 60 oder 65 Jahren entstehen. Geplant sind ebenfalls Jokerzimmer für Gäste und mehrere Gemeinschaftsbereiche, um der Vereinsamung entgegenzuwirken. Bis zu einem gewissen Punkt ist eine Betreuung möglich, auch eine Siedlungsassistenz ist denkbar.
Den Genossenschafterinnen und Genossenschafter der GBG erschien das vorgestellte Projekt so überzeugend, dass sie einstimmig das Darlehen von 60 000 Franken genehmigten. Für den Vorstand ein grosse Erleichterung – und für einen Grossteil der Bevölkerung möglicherweise auch.
Die nächsten Hürden
Der Entscheid an der GV ermöglicht nun das Vorantreiben des Projektes. «Wir müssen nun entscheiden, wo und wie wir das benötigte Kapital auftreiben können», erklärt Büchi. Denkbar sind Anteilsscheine, zudem fanden bereits erste Gespräche mit der Bank statt.
Die aktuelle Baukostenschätzung beläuft sich auf 22–24 Millionen Franken (±20%). Die Schlüsselfaktoren, um zahlbare Mieten zu garantieren, sollen dabei unter anderem ein vorteilhafter Baurechtszins, eine effiziente, kompakte Gebäudeform und schlanke Wohnungsgrundrisse liefern. Was den Baurechtszins angeht, so wird der Gemeinderat Richterswil zu einem späteren Zeitpunkt darüber befinden. Ziel der GBG ist es, dass die Gemeinde die Abstimmung über den Baurechtszins im Juni 2025 der Gemeindeversammlung vorlegen kann.
Nun geht es darum, das Projekt «Alterswohnungen Glarnerstrasse 33» noch genauer auszuarbeiten, Details zu planen, Abklärungen und Berechnungen zu machen, Perimeter zu bestimmen, Kosten genauer unter die Lupe zu nehmen und beratende Spezialisten hinzuzuziehen.
Das Projekt «Im Walder», welches vorrangig jungen Menschen und für Familien zugedacht ist, wird von einer anderen Arbeitsgruppe angegangen.
https://gemeinnützige.ch
www.wohnenplus-richterswil.ch