Richterswil

Für Ruhm und Ehre

Am Dienstag, 8. Oktober, begaben sich fünf Landwirte des Gemeindegebietes samt Kuh und Kalb in die Haslen, in der Hoffnung, dass ihre Tiere bei der diesjährigen Viehprämierung möglichst hochrangig beurteilt werden.

Text & Bilder: Reni Bircher

Nachdem die Tiere nach Kategorie eingestellt, den Kühen der Blumenschmuck, teilweise auch Kuhglocken und Trycheln abgenommen worden waren, durfte Jörg Hottinger die Landwirts-Familien sowie Gäste im Festzelt und auf dem Platz begrüssen. Vor Ort befand sich die Schaukommission aus dem Kanton Zürich, David Frei (Hausen am Albis), Felix Honegger (Hinwil) und Martin Gafner (Hirzel), die sich kurz nach der Begrüssung daran machten, die Einjährigen zu begutachten. Diese wurden vor Ort eingestellt, da sie in kleiner Stückzahl anwesend waren und sich die Rangierung an der Latte einfach gestaltete. Den Experten war vor allem ihre Entwicklung im Körperbau und die Standfestigkeit wichtig.
Den anwesenden Kindern bedeutete diese Expertenbewertungen nichts, wollten sie die Kälbchen doch vor allem streicheln.
Wegen Regenwetter wurden auf der Schauwiese zwei grosse Strohflächen vorbereitet, auf denen die Paarhufer in den jeweiligen Abteilungen den Preisrichtern vorgeführt wurden. Speziell in Richterswil ist, dass nicht nach Rasse unterschieden wird. So stehen die Originalbraunen mit Brown Swiss und den Holsteinkühen gemeinsam auf dem «Laufsteg».
Nach und nach wurden die Kälber und Kühe begutachtet, manch Besitzer nutzte zuvor die Gelegenheit, seine Vierbeiner mit Wasser und Bürste von Matsch zu befreien, der sich zwangsläufig wegen der durchweichten Wiese im Fell festsetzte.

Blick des Fachmanns

Mit geschultem Auge rangierten die Experten die ihnen zugeteilte Klasse und kommentierten anschliessend, wie sie zu ihrem Urteil gekommen waren. Manchmal fiel die Entscheidung schwer, machte dann nur in einem Punkt den Unterschied vom ersten auf den zweiten, oder dem zweiten auf den dritten Platz. Speziell zu erwähnen sind wohl die zweijährigen Zwillingsrinder vom Steiner-Hof im Obstgarten, welche die ersten beiden Plätze dieser Abteilung einnahmen.
Selbst wenn es nicht auf die ersten Plätze gereicht hat, so durften die Züchter in allen Abteilungen die Glückwünsche der Richter und ihrer Mitstreiter entgegennehmen.
Ältere Kühe wurden ebenfalls bewertet, wobei der Experte den Fokus auf das den Rassen entsprechende Zuchtziel legte. Bei den Kühen über 8 Jahren fuhr Simon Hottinger einen dreifachen Sieg ein, und das zudem mit Kühen unterschiedlicher Rassen.
Selbst ältere Tiere ohne Milch wurden begutachtet, die ohne Frage einiges geleistet haben in ihrem Leben. Ihre gute Gesundheit zeugt jedoch nicht nur von guter Zucht, sondern auch von guter Pflege durch die Besitzer. Der erste Platz belegte hier – noch vor der 8- und 9-Jährigen – die 14-jährige Selina, von deren Vitalität, dem kompakten Rahmen und jugendlichem Aussehen der Experte schwärmte.

Familien- und Miss-Wahl

Den einzigen Stier zur Kür stellte Martin Steiner. Er heisst Roberto und ist ein vielversprechender Nachkomme einer diesjährigen Schön-Euter-Gewinnerin und von Rambo, der 2022 ausgezeichnet worden war. Grund dafür, dass nur noch wenig Stiere gehalten werden, ist unter anderem der grosse Zeitaufwand und die hohen Anforderung an seine Haltung.
Von den Zuchtfamilien wurden die schönsten Zwei auf den Schauplatz genommen und dem Publikum präsentiert. Die Einheitlichkeit und ein sichtbarer Zuchtfortschritt waren hier ausschlaggebend, um möglichst die guten Gene an die Nachkommen weiterzugeben. Heuer standen eine Braune und eine Rote Holstein vom Obstgarten zur Auswahl, von der Erstere den Titel für die beste Zuchtfamilie einheimsen durfte.
Alter, Laktation und Rasse sind unerheblich bei der Wahl zur Miss Richterswil-Samstagern, sie muss nur hier geboren worden sein. Die Schönste vom Platz 2024 wurde unter sechs präsentierten Kühen erwählt. Unter drei verschiedenen Rassen fiel die Wahl in einem engen Entscheid auf die Original Braune mit Namen Mea vom Steiner-Hof. Ihr band Jörg Hottinger das gelb-rote Siegerband um den Bauch, was sich das Tier ruhig gefallen liess, während sich Martin Steiner samt Nachwuchs freudig neben der schönen Kuh aufstellte.

Nachmittagsprogramm

Nach der Mittagspause wurden die Wanderpreise den jeweiligen Gewinnern der Auswertung am Vormittag überreicht und der Jungzüchter-Wettbewerb durchgeführt, welcher 2019 von Wädenswil nach Richterswil verlegt worden ist. Stolze Jungbauern der Umgebung präsentierten ihre eigenen Tiere. Dabei überzeugte Nina aus Wädenswil von Lea Stocker.
Das kurz vor Mittag auf dem Feld aufmarschierte Fleckvieh wurde vom anwesenden Preisrichter und Rassespezialist David Frei eingestellt. Der Titel der Miss Bezirk Fleckvieh ging ebenfalls nach Wädenswil, hatte das Tier von Stefan Waser doch am höchsten gepunktet. Seine Tiere hatten bereits 2023 bei der Viehprämierung Wädenswil den Missen-Titel der Rassen Brown Swiss und Fleckvieh geholt.

Rangliste 2024
Miss Richterswil-Samstagern
Mea Martin Steiner, Oberschwandenhof

Schöneuterpreis (Erst- und Zweitmelk)
Aemy Simon Hottinger, Obermatt
Cleo Franz Steiner, Obstgarten
Qualama Simon Hottinger, Obermatt

Schöneuterpreis (Dritt- und Viertmelk)
Kiwi Simon Hottinger, Obermatt
Mea Martin Steiner, Oberschwandenhof
Cuba Franz Steiner, Obstgarten

Schöneuterpreis (Fünftmelk und ältere)
Tanja Simon Hottinger, Obermatt
Pernilla Simon Hottinger, Obermatt
Aliette Franz Steiner, Obstgarten

Zuchtfamilien (weiblich)
Harfe Franz Steiner, Obstgarten

Stiere, Abt. 3
Roberto Martin Steiner, Oberschwandenhof

Expertenbeurteilungen ­finden unter diesen Punkten statt:
Rahmen: Rückenlinie, Kreuzbeinhöhe, Brust-breite und Flankentiefe sowie die Länge, breite und Neigung des Beckens
Fundament: Beine, Winkelung und Ausprägung der Sprunggelenke, Fesseln und Klauenansatz
Euter: Aufhängung in Höhe und Breite, Voreuter und dessen Aufhängung, Eutertiefe, Verlauf des Euterbodens sowie das Zentralband
Zitzen: Länge, Dicke und Stellung sowie deren Verteilung

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