In der Villa Rosenmatt feierte am 20. September die Familie Knabenhans mit geladenen Gäste ihre Familienchronik, die von Beat Knabenhans erstellt worden war. Das alte Wädenswiler Geschlecht ist nun bis in seine genetischen Wurzeln zurückzuverfolgen.
Text & Bild: Ingrid Eva Liedtke
Beat Knabenhans, Jahrgang 1950, ist am Zürichsee geboren und aufgewachsen. Ein Leben lang interessierte er sich für Geschichte. Immer schon wollte er genau wissen, woher er kommt. Darum war es ihm ein Anliegen, eine vollkommene «Familienlinie Knabenhans» zu erarbeiten. Aufzeichnungen gab es von 1190 an, aber die Zeit vorher lag im Dunkeln. «Wir sind ja nicht erst 1190 vom Himmel gefallen», begründet er sein Forschen lachend. Tatsächlich bedurfte es des jahrzehntelangen Forschens im Staatsarchiv und in diversen anderen Quellen, bis das Werk vollendet war. Diese Nachforschungen ermöglichen nun viele geschichtliche, kulturelle, soziale und politische Einblicke in die Geschichte der Schweiz.
Historisch interessierte Gäste
An der Vernissage sind einige Wädenswiler Persönlichkeiten, die sich für Geschichte interessieren, zugegen, allen voran Philipp Kutter, Stadtpräsident von Wädenswil und Historiker. Er hat das Vorwort für das Buch geschrieben. Auch Christian Winkler, Präsident der Historischen Gesellschaft und Leiter der Dokumentations-Stelle Oberer Zürichsee, ist anwesend, sowie Elisabeth Ziegler, die Witwe des im Juni verstorbenen Historikers Prof. Dr.h.c. Peter Ziegler – laut Beat Knabenhans der «Götti der Chronik» und Gründer der Doku-Stelle Oberer Zürichsee, «das Geschichtsgedächtnis von Wädenswil». Ziegler habe auch dazu angeregt, die Y-DNA zu studieren. Diese dient dazu, die ganz grossen Zusammenhänge zu erklären und richtet sich nach der väterlichen Linie. Eben sie gibt Aufschluss darüber, was vor 1190 gewesen ist.
Einführungsworte vom Stadtpräsidenten
In seinen Einführungsworten würdigt Stadtpräsident Philipp Kutter die beeindruckende Leistung dieser Ahnenforschung. Dahinter stecke viel Arbeit. Auch er und sein Vater hätten einmal versucht, in die Annalen zu gehen, seien aber gescheitert. Wenn eine solche Familie sich mit ihren Wurzeln beschäftige, so Kutter, sei dies als wertvoll zu verstehen, denn sie lasse auch einen Blick auf die Vergangenheit der Gemeinde zu. Von Wert seien die Rückschlüsse auf das damalige Leben, die gezogen werden könnten: Zum Beispiel, wie viele Kinder man auf die Welt gestellt habe. Je mehr man über die einzelnen Geschichten wisse, desto mehr kenne man die Geschichte von Wädenswil und erfahre so viel über die Entwicklung der Gesellschaft. Der Stadtpräsident tut seine Freude kund, eine Ausgabe dieser Chronik für die Dokumentationsstelle entgegenzunehmen.
Danach gibt einer der letzten Schweizer Minnesänger, in der Tradition von Walter von der Vogelweide, ein Ständchen zur Untermalung des historischen Anlasses, das erste Lied auf okzitanisch, ein weiteres später in mittelhochdeutsch. Zudem gewährt er einen kurzen Einblick in die Welt der Minnesänger und Troubadouren der vergangenen Zeit.
Ein Einblick in das Forschungsprojekt
Beat Knabenhans beantwortet nachfolgend ein paar Fragen zu seinem Herzensprojekt und umschreibt so die Grundlagen und die Entstehung der Familienchronik:
Wann haben Sie mit den Nachforschungen Ihrer Familiengeschichte begonnen?
Die Grundlage waren sechs A4-Schreibmaschinenseiten von meinen Eltern aus dem Jahr 1980. Von 1980 bis circa 2005 habe ich die damals noch lebenden Familienmitglieder befragt, auch nach jeweiligen Unterlagen. Ab 2005 startete ich dann, relativ intensiv, via Internet, meine Recherche. Seit 2010 arbeitete ich fast wöchentlich, mehrmals mehrere Stunden, an der Chronik.
Wie sind Sie vorgegangen?
Ich habe mit mehreren professionellen Ahnenforschern darüber nachgedacht, wie eine sinnvolle Struktur aussehen könnte. Einer meiner Gesprächspartner war auch der verstorbene Historiker Peter Ziegler aus Wädenswil.
Was hat Ihnen dabei geholfen?
Geholfen haben mir die Gespräche mit den erwähnten Partnern sowie mit diversen Institutionen. Das waren diverse Gemeinde- und Staatsarchive, das Schweizerische Sozialarchiv in Zürich und weitere spezialisierte Institute wie das Archiv der Fremdenlegion in Bern, das Johanniterorden-Archiv in Deutschland und das Maltesische Landesmuseum in Malta etc.
Was war schwierig?
Sehr schwierig war für mich, die Originaldokumente selbst lesen. Da waren einige Protokollanten ohne «Schönschreibkurse» am Werk. Auch die im Hochmittelalter verwendete Sprache und Orthografie war oft ein grosses Hindernis. Manchmal stellten sich dann auch ganz triviale Fragen, wie zum Beispiel, wie ich für die eine oder andere Frage eine eindeutige Antwort mit Beleg finden kann.
Welche Quellen waren hilfreich?
An erster Stelle stand das Staatsarchiv. Aber auch alle Geburten-, Tauf-, Hochzeits-, Todes-Register sowie weitere Listen von Armeen, Innungen, Berufsverbänden etc.
Welche Bedeutung hatte oder hat das Geschlecht Knabenhans für Wädenswil?
Es ist ein sehr alteingesessenes Wädenswiler Geschlecht mit einer damals starken handwerklichen Ausprägung. Es waren aber auch lokale, oberste Richter dabei, welche im Namen der jeweils obersten Johanniter-Kommandanten, respektive des obersten Ordensverantwortlichen, amteten und Recht sprachen.
Was sind wichtige Erkenntnisse, die Sie aus Ihren Nachforschungen gewonnen haben?
Durch die Erkenntnisse der beiden Kapitel, 1. reine genealogische Ahnenforschung, 2. Y-DNA-Analyse und deren geschichtlicher Relevanz, gewann ich sehr tiefe Einblicke in unsere Familiengeschichte, über die soziale Einbettung in den jeweils lokalen Bevölkerungen sowie in die jeweils angewandten wissenschaftlichen Methoden resp. Fakultäten. In dem Buch findet man viele geschichtliche Fakten und Eigenheiten verschiedenster Familienmitglieder, auch Überlieferungen, wie zum Beispiel, dass wir Schlitzaugen hatten – logisch, wir kommen ja ursprünglich aus der kaukasischen Steppe! Über weite Strecken war die Erforschung unserer Geschichte um ein Mehrfaches spannender als jeder Tatort-Krimi. Zudem habe ich sehr viel Neues dazugelernt.
Das Buch
Das Buch, die Chronik, ist gross, schwer, sehr umfangreich und edel gebunden, teuer in der Herstellung. Julia Burkhard, eine preisgekrönte Buchbindekünstlerin aus Deutschland, eine Meisterbuchbinderin, wie Beat Knabenhans sie nennt, hat das Werk in eine angemessene Form gebracht. Das Buch ist nicht für den Buchhandel gedacht, sondern vornehmlich für die grössere, interessierte Familie. Es wird an diverse Institutionen abgegeben und soll somit der Forschung dienen.
Wenn jemand daran interessiert sei, könne der Preis verhandelt werden, so Beat Knabenhans.
Sein Dank geht an die Familie, die ihn über viele Jahre in seinen Forschungen unterstützt hat.
In der Villa Rosenmatt feierte am 20. September die Familie Knabenhans mit geladenen Gäste ihre Familienchronik, die von Beat Knabenhans erstellt worden war. Das alte Wädenswiler Geschlecht ist nun bis in seine genetischen Wurzeln zurückzuverfolgen.
Text & Bild: Ingrid Eva Liedtke
Beat Knabenhans, Jahrgang 1950, ist am Zürichsee geboren und aufgewachsen. Ein Leben lang interessierte er sich für Geschichte. Immer schon wollte er genau wissen, woher er kommt. Darum war es ihm ein Anliegen, eine vollkommene «Familienlinie Knabenhans» zu erarbeiten. Aufzeichnungen gab es von 1190 an, aber die Zeit vorher lag im Dunkeln. «Wir sind ja nicht erst 1190 vom Himmel gefallen», begründet er sein Forschen lachend. Tatsächlich bedurfte es des jahrzehntelangen Forschens im Staatsarchiv und in diversen anderen Quellen, bis das Werk vollendet war. Diese Nachforschungen ermöglichen nun viele geschichtliche, kulturelle, soziale und politische Einblicke in die Geschichte der Schweiz.
Historisch interessierte Gäste
An der Vernissage sind einige Wädenswiler Persönlichkeiten, die sich für Geschichte interessieren, zugegen, allen voran Philipp Kutter, Stadtpräsident von Wädenswil und Historiker. Er hat das Vorwort für das Buch geschrieben. Auch Christian Winkler, Präsident der Historischen Gesellschaft und Leiter der Dokumentations-Stelle Oberer Zürichsee, ist anwesend, sowie Elisabeth Ziegler, die Witwe des im Juni verstorbenen Historikers Prof. Dr.h.c. Peter Ziegler – laut Beat Knabenhans der «Götti der Chronik» und Gründer der Doku-Stelle Oberer Zürichsee, «das Geschichtsgedächtnis von Wädenswil». Ziegler habe auch dazu angeregt, die Y-DNA zu studieren. Diese dient dazu, die ganz grossen Zusammenhänge zu erklären und richtet sich nach der väterlichen Linie. Eben sie gibt Aufschluss darüber, was vor 1190 gewesen ist.
Einführungsworte vom Stadtpräsidenten
In seinen Einführungsworten würdigt Stadtpräsident Philipp Kutter die beeindruckende Leistung dieser Ahnenforschung. Dahinter stecke viel Arbeit. Auch er und sein Vater hätten einmal versucht, in die Annalen zu gehen, seien aber gescheitert. Wenn eine solche Familie sich mit ihren Wurzeln beschäftige, so Kutter, sei dies als wertvoll zu verstehen, denn sie lasse auch einen Blick auf die Vergangenheit der Gemeinde zu. Von Wert seien die Rückschlüsse auf das damalige Leben, die gezogen werden könnten: Zum Beispiel, wie viele Kinder man auf die Welt gestellt habe. Je mehr man über die einzelnen Geschichten wisse, desto mehr kenne man die Geschichte von Wädenswil und erfahre so viel über die Entwicklung der Gesellschaft. Der Stadtpräsident tut seine Freude kund, eine Ausgabe dieser Chronik für die Dokumentationsstelle entgegenzunehmen.
Danach gibt einer der letzten Schweizer Minnesänger, in der Tradition von Walter von der Vogelweide, ein Ständchen zur Untermalung des historischen Anlasses, das erste Lied auf okzitanisch, ein weiteres später in mittelhochdeutsch. Zudem gewährt er einen kurzen Einblick in die Welt der Minnesänger und Troubadouren der vergangenen Zeit.
Ein Einblick in das Forschungsprojekt
Beat Knabenhans beantwortet nachfolgend ein paar Fragen zu seinem Herzensprojekt und umschreibt so die Grundlagen und die Entstehung der Familienchronik:
Wann haben Sie mit den Nachforschungen Ihrer Familiengeschichte begonnen?
Die Grundlage waren sechs A4-Schreibmaschinenseiten von meinen Eltern aus dem Jahr 1980. Von 1980 bis circa 2005 habe ich die damals noch lebenden Familienmitglieder befragt, auch nach jeweiligen Unterlagen. Ab 2005 startete ich dann, relativ intensiv, via Internet, meine Recherche. Seit 2010 arbeitete ich fast wöchentlich, mehrmals mehrere Stunden, an der Chronik.
Wie sind Sie vorgegangen?
Ich habe mit mehreren professionellen Ahnenforschern darüber nachgedacht, wie eine sinnvolle Struktur aussehen könnte. Einer meiner Gesprächspartner war auch der verstorbene Historiker Peter Ziegler aus Wädenswil.
Was hat Ihnen dabei geholfen?
Geholfen haben mir die Gespräche mit den erwähnten Partnern sowie mit diversen Institutionen. Das waren diverse Gemeinde- und Staatsarchive, das Schweizerische Sozialarchiv in Zürich und weitere spezialisierte Institute wie das Archiv der Fremdenlegion in Bern, das Johanniterorden-Archiv in Deutschland und das Maltesische Landesmuseum in Malta etc.
Was war schwierig?
Sehr schwierig war für mich, die Originaldokumente selbst lesen. Da waren einige Protokollanten ohne «Schönschreibkurse» am Werk. Auch die im Hochmittelalter verwendete Sprache und Orthografie war oft ein grosses Hindernis. Manchmal stellten sich dann auch ganz triviale Fragen, wie zum Beispiel, wie ich für die eine oder andere Frage eine eindeutige Antwort mit Beleg finden kann.
Welche Quellen waren hilfreich?
An erster Stelle stand das Staatsarchiv. Aber auch alle Geburten-, Tauf-, Hochzeits-, Todes-Register sowie weitere Listen von Armeen, Innungen, Berufsverbänden etc.
Welche Bedeutung hatte oder hat das Geschlecht Knabenhans für Wädenswil?
Es ist ein sehr alteingesessenes Wädenswiler Geschlecht mit einer damals starken handwerklichen Ausprägung. Es waren aber auch lokale, oberste Richter dabei, welche im Namen der jeweils obersten Johanniter-Kommandanten, respektive des obersten Ordensverantwortlichen, amteten und Recht sprachen.
Was sind wichtige Erkenntnisse, die Sie aus Ihren Nachforschungen gewonnen haben?
Durch die Erkenntnisse der beiden Kapitel, 1. reine genealogische Ahnenforschung, 2. Y-DNA-Analyse und deren geschichtlicher Relevanz, gewann ich sehr tiefe Einblicke in unsere Familiengeschichte, über die soziale Einbettung in den jeweils lokalen Bevölkerungen sowie in die jeweils angewandten wissenschaftlichen Methoden resp. Fakultäten. In dem Buch findet man viele geschichtliche Fakten und Eigenheiten verschiedenster Familienmitglieder, auch Überlieferungen, wie zum Beispiel, dass wir Schlitzaugen hatten – logisch, wir kommen ja ursprünglich aus der kaukasischen Steppe! Über weite Strecken war die Erforschung unserer Geschichte um ein Mehrfaches spannender als jeder Tatort-Krimi. Zudem habe ich sehr viel Neues dazugelernt.
Das Buch
Das Buch, die Chronik, ist gross, schwer, sehr umfangreich und edel gebunden, teuer in der Herstellung. Julia Burkhard, eine preisgekrönte Buchbindekünstlerin aus Deutschland, eine Meisterbuchbinderin, wie Beat Knabenhans sie nennt, hat das Werk in eine angemessene Form gebracht. Das Buch ist nicht für den Buchhandel gedacht, sondern vornehmlich für die grössere, interessierte Familie. Es wird an diverse Institutionen abgegeben und soll somit der Forschung dienen.
Wenn jemand daran interessiert sei, könne der Preis verhandelt werden, so Beat Knabenhans.
Sein Dank geht an die Familie, die ihn über viele Jahre in seinen Forschungen unterstützt hat.