Wädenswil

Evergreen Treff 60+: ein Bistro an der Zugerstrasse 14

Der Evergreen Treff 60+ ist ein neuer, zentraler Treffpunkt in Wädenswil für die Generationen 60plus. Begegnungen und die Geselligkeit sollen gefördert und Informationen zu vielen Aspekten des Älterwerdens vermittelt werden.

Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke

Für ältere Menschen gibt es zahlreiche Vereine und Organisationen in und um Wädenswil. Seniorinnen und Senioren werden eine grosse Vielfalt von Veranstaltungen und Aktivitäten angeboten. Wer aktiv und rüstig ist und weiss, wo was stattfindet, kann an vielem und so auch am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Wer aber unabhängig von Aktivitäten und Vereinen und auch spontan andere Menschen treffen möchte, hat dazu in der Stadt Wädenswil wenig Möglichkeiten. Dies zeigten zwei Mitwirkungsanlässe, zu denen im Juni 2022 die Dienststelle Soziokultur der Stadt Wädenswil geladen hatte.
Aufgrund dieser Erkenntnis wurde am 8. Mai 2023 der Verein Evergreen 60+ gegründet. Er soll eben diese Lücke füllen. Am 6. Januar 2024 eröffnete er im Gemeinschaftsraum «Bin Rääbe». (Fachlich wurde und wird das Projekt durch die Dienststelle Soziokultur der Stadt Wädenswil begleitet und bedarfsgerecht unterstützt.)

Anliegen älterer Menschen

Ruedi Hotz ist der Vereinspräsident. Er erzählt von den Anliegen älterer Menschen, für die öfters auch die Einsamkeit zu einem grossen Thema werden kann. Über einen Anlass zu diesem Thema haben wir in der September-Ausgabe berichtet.Ruedi Hotz zählt sich selber noch zu den aktiven älteren Menschen. Er hat die Kraft und ein offenes Ohr, um etwas für die noch Älteren zu tun, um einen Ort zu schaffen, wo man sich treffen kann, wo es aber auch möglich ist, einfach an wichtige Informationen über entsprechende Angebote zu gelangen.
An der Zugerstrasse 14, dem ehemaligen Sitz des Samaritervereins, wird nun, dank der Initiative des Vereins ein neuer Treff aufmachen, der wegen seiner prominenten Lage noch einfacher zu erreichen ist. In der Alterssiedlung «Bin Rääbe» kann man sich weiterhin treffen. Man hofft aber, so der gebürtige Wädenswiler, dass im neuen Bistro des Evergreen Treffs 60+ auch zufällig Passanten eintreten werden, um etwas zu trinken und sich mit Bekannten zu unterhalten oder auch um neue Leute kennenzulernen.

Ort der Begegnung und des Austausches

Der Treff an der Zugerstrasse soll ein Ort für Begegnungen und Austausch werden. Dazu wurde er schön renoviert. Die Wände sind neu in zartem Lindengrün gestrichen, einladende kleine Tische und Stühle, sowie gemütliche Kissen auf den Fensterbänken, schaffen eine heimelige Bistro-Atmosphäre. Mehrere Säulen durchbrechen den geräumigen Raum und erzeugen räumliche Leichtigkeit, die durch die grossen Fenster, die viel Licht einfluten lassen, noch verstärkt wird. Ein gemütliches Ledersofa im hinteren Teil des Lokals schafft ein wenig Wohnzimmer-Ambiente. In der kleinen, aber zweckmässigen Küche können Getränke und Snacks zubereitet werden. Ein weiterer grosser Raum im tieferliegenden Geschoss kann genutzt werden, um einen Anlass zu feiern oder Platz für gewisse Beratungsangebote bieten. Wie Ruedi Hotz nicht ohne Freude und Engagement anmerkt, ist auch noch Platz, um einige Ideen und Möglichkeiten anzudenken und auszuführen.

Von Geplantem, Ideen und Möglichkeiten

«Wir installieren eine Infowand, um über alles zu informieren, was in Wädenswil für ältere Menschen läuft», erklärt Hotz. «Es gibt wirklich viele Angebote. Wir wollen aber keinesfalls andere Organisationen, wie zum Beispiel die ‹Aktiven Senioren›, die viele Veranstaltungen anbieten, konkurrieren. Uns geht es darum Anliegen und Bedürfnisse zu erkennen und darum zu vermitteln. Es hat sich auch gezeigt, dass Fragen wie: ‹Wie finde ich eine Wohnung?› oder ‹Wie komme ich zu Ergänzungsleistungen?› für viele ältere Menschen sehr wichtig sind. Mit einem offenen Ohr und offener Türe können wir Anlaufstelle sein und einen vertrauensvollen Boden schaffen, sodass ältere Menschen auch weiterhin wagen ihre Themen in die eigenen Hände zu nehmen und sich Hilfe holen.
Die Fachstelle Betreuung und Pflege hat im Stadthaus eine Auskunftsstelle. Die kann man aufsuchen, geht es um Wohn- und Betreuungsformen im Alter, zum Beispiel für den Übergang zum betreuten Wohnen. Eine solche Stelle gibt es in jeder Gemeinde, doch das ist oft nicht allen bekannt. Ich könnte mir vorstellen, dass einmal im Monat eine Sprechstunde hier in unserem Treff eingerichtet wird. Die Schwelle hierherzukommen ist für viele sicher tiefer.»

Das geplante Anschlagbrett soll auch dazu da sein, Wünsche und Anliegen zu formulieren und anzubringen. Man könne dann auch Personen unterstützen, die Ideen hätten, sie ressourcenorientiert aktivieren oder Vorträge zu aktuellen Themen, wie zum Beispiel gesunder Ernährung, anbieten. Ruedi Hotz hat noch einige Ideen in seinem Köcher. Das schliesst auch die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Interessensgruppen ein. Klar ist, dass der Treff auch ein Ort der Vernetzung sein will und kann.

Leitung

24 Personen des Vereins übernehmen freiwillig und unentgeltlich die Leitung des Treffs. Sie arbeiten im Turnus, sodass die Besucherinnen und Besucher wissen, wer anwesend sein wird. Dreimal die Woche hat der Treff geöffnet und zwei Mitglieder des Vereins empfangen die Gäste und servieren Getränke und Gebäck.
Sie sollen auch Ansprechpersonen sein. Der Treff richtet sich an Menschen, die nicht wirklich die Agenda voll haben.

Fragen nach besonderen Wünschen und Anliegen

«Was uns beschäftigt», so erklärt Hotz weiter, «ist, dass Menschen oft nicht wissen, welche Angebote es überhaupt gibt. Zudem ist Einsamkeit ein grosses Thema bei einigen Senioren. Daher», so Hotz, «suchten wir nach einer Gelegenheit, ins Zentrum zu kommen, an eine Passantenlage. Als die Samariter hier ausgezogen sind, erachteten wir es als gute Idee diese Liegenschaft zu nutzen, solange sie zur Verfügung steht.»

Inmitten der Gesellschaft

Dahinter steckt sicher auch die Überlegung oder das Gefühl, dass ältere Menschen, wie auch die Schwächeren, in die Mitte der Gesellschaft gehören. Oft werden sie unsichtbar, werden vergessen, weil sie nicht so kräftig, nicht mehr so mobil oder leiser geworden sind. Darum ist es dem Verein Evergreen Treff 60+ ein Anliegen da zu sein, wo viele Menschen verkehren, wie Hotz engagiert sagt: «Da, wo wir exponiert sind, wo man uns sehen kann.»
Die Hoffnung steht, dass auch bei Passanten anderer Altersgruppen der Wunsch oder die Neugier geweckt wird, hereinzuschauen. «Menschen jeden Alters sind willkommen!», so Ruedi Hotz hoffnungsvoll. «Erfahrungsgemäss sind Besucher des Treffs im Alter von 70 bis 90 Jahren. Hier», so Hotz, «hoffen wir auf mehr Gäste und wer weiss, auf ein durchmischteres Publikum.»

Unterstützung

Auch Hotz ist bewusst, dass manche Menschen ein wenig Hilfestellung brauchen, um in den Treff zu finden. Er kann sich vorstellen, dass man jemanden begleiten könnte, der sich nicht traut oder die Unterstützung für den Weg in den Treff braucht.
«Die persönlichen Beziehungen sind wichtig, gerade für Personen, die tendenziell eher scheu sind. Darum werden wir wohl auch die Namen der Personen, die gerade den Betrieb leiten, bekanntgeben. Kennt man sie, ist die Schwelle zu kommen, vielleicht geringer», denkt Hotz laut nach. Für kranke Menschen ist es noch schwieriger, in den Treff zu kommen. Ruedi Hotz nennt in diesem Zusammenhang die Nachbarschaftshilfe Agora, die es seit zwei Jahren gebe. «Es gibt viele Möglichkeiten, wenn man sich zu informieren weiss», so Hotz. Eine Schwierigkeit ist oft auch, dass Seniorinnen und Senioren keinen Zugang haben, weil sie nicht mit den elektronischen Medien umgehen können. Auch die geplante Infothek mit Laptop und WLAN-Anschluss braucht natürlich Knowhow, um sie zu nutzen.

«In Wädenswil gibt es über 6000 Menschen, die über 60 sind. Wir möchten alle erreichen, auch die, die im Übergang sind, vom Berufsleben ins pensionierte Leben», sagt Hotz. «Wir müssen wohl eine schriftliche Einladung verfassen, um wirklich alle zu erreichen!»
Es ist bekannt aus der Altersforschung, dass Menschen, die sozial gut integriert sind, gesünder sind. «Es wäre schön, wenn diejenigen, die leichter Kontakte knüpfen, andere motivieren oder gleich mitbringen könnten, wenn diesen solche Interaktionen eher schwer fallen», wünscht sich Ruedi Hotz.
«Wir von der Betriebsgruppe sind zwischen 60 bis 75 Jahre alt. Wir sind noch im aktiven Alter, und wir sind auch Besucher des Treffs. Es wäre grossartig, wenn möglichst viele Gäste, jüngere und ältere, miteinander an einem Tisch sässen.»

Der Evergreen Treff 60+ an der Zugerstrasse 14 ist ab dem 1. November geöffnet.

Öffnungszeiten:
Dienstag, 09.00–12.00 Uhr
Freitag, 14.00–17.00 Uhr
Sonntag, 14.00–17.00 Uhr

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