Wädenswil

Die Eisbahn vor dem Saisonstart

Interview: Stefan Baumgartner
Bild: zvg

Lieber Herr Kobel, Sie sind nun seit über fünf Jahren Präsident der Eisbahn Wädenswil. Man hört viel Gutes. Ist man als Eisbahn-Präsident vor allem im Winter beschäftigt?
Nicht nur. Nach der Saison ist vor der Saison (lacht). Nach dem Abbau der Eisbahn erfolgt der Rechnungsabschluss, der Jahresbericht sowie die Organisation der Generalversammlung. Im Sommer trifft sich der Vorstand für ein Fokus-Meeting, es werden neue Ideen und Verbesserungsvorschläge diskutiert. Zudem bereiten wir unser Online-Reservierungssystem auf der Website www.eisbahnwaedi.ch für die neue Saison vor, sodass es für Buchungen bereitsteht. Nach den Sommerferien beginnen wir dann mit der Planung der bevorstehenden Saison.

Woran arbeiten Sie momentan konkret?
Ein wichtiges Thema ist die Erneuerung der Baubewilligung. Die aktuelle Bewilligung läuft nächstes Jahr aus und wir müssen sie erneuern. Dabei geht es um umfangreiche Plangrundlagen und ein detailliertes Betriebskonzept, das zahlreiche Aspekte abdeckt: Vom Betrieb der Eisbahn über die «Engel Ice Lodge» bis hin zu Auf- und Abbau, einem Abfallkonzept, Hochwasserschutz und Umweltaspekten. Die Pläne müssen sowohl von der Stadt als auch vom Kanton genehmigt werden. Auf dieser Grundlage erfolgt dann jährlich, nach dem Aufbau der Eisbahn, die Bauabnahme durch die Stadt. Dabei werden wir immer wieder mit neuen Aspekten und Auflagen konfrontiert.

Das klingt nach einer eher schwierigen Zusammenarbeit mit der Abteilung Planen und Bauen der Stadt Wädenswil?
Ehrlich gesagt war es nicht immer einfach. Manchmal habe ich mich gefragt, warum uns die Stadt bei unserer gemeinnützigen Arbeit nicht mehr unterstützt, anstatt ständig neue Auflagen zu erteilen. Allerdings verstehe ich, dass die Vorschriften für alle gelten und die Behörden diese umsetzen müssen. Letztlich haben wir die Bewilligungen immer rechtzeitig erhalten, sodass wir die Eisbahn pünktlich eröffnen konnten. Wir blicken zuversichtlich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Leitung der Abteilung Planen und Bauen.

Habe ich richtig verstanden, dass auch die Jurten bzw. die «Ice Lodge», die vom Hotel Engel betrieben wird, über die Baubewilligung abgedeckt ist?
Ja, die Engel Ice Lodge ist Teil des Eisbahnprojekts. In der Leistungsvereinbarung mit der Stadt verpflichtet sich der Eisbahnverein, ein zusätzliches Gastroangebot bereitzustellen. Mit dem Hotel Engel haben wir den idealen Partner gefunden, der die «Ice Lodge» aufbaut und ein winterlich kulinarisches Angebot liefert. Als Hauptsponsor unterstützt das Hotel Engel den Eisbahnverein zudem mit einem jährlichen Beitrag von 20 000 Franken, was für das Bestehen der Eisbahn von grosser Bedeutung ist.

Der Eisbahnverein ist auch medial aktiv, zum Beispiel mit Anzeigen, Beiträgen und Social-Media-Posts. Übernehmen Sie das auch?
Nein, das gehört zu den Aufgaben unseres Medien- und Eventteams, bestehend aus Annette und Sarah. Gemäss unserem Mediaplan erstellen und koordinieren sie Drucksachen, Anzeigen und kreieren Beiträge auf Facebook und Instagram. Der Wädenswiler Anzeiger ist unser Medienpartner, und wir arbeiten zudem mit Staffel Medien zusammen. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf der Werbung für Firmenfeste, Weihnachtsfeiern, Geburtstage, Jubiläen und Familienfeiern. Wir möchten aufzeigen, wie zauberhaft die Atmosphäre auf und um das Eisfeld mit Glühwein und Apéro ist. Im Anschluss empfehlen wir ein feines Fondue oder Raclette in den gemütlichen Jurten der Ice Lodge. Sarah und Annette organisieren auch unsere Veranstaltungen, wie den Eröffnungsevent, Samichlaus, Silvesterapéro, Fasnacht on Ice und vieles mehr.

Was ist mit dem Transport des Materials über die Bahngleise? Ist das nach wie vor eine grosse Herausforderung?
Ja, das ist es. Die Diskussionen haben gezeigt, dass wir froh sein können, die Gleisüberquerung überhaupt noch durchführen zu dürfen. Unser technischer Leiter Riccardo muss Monate im Voraus eine Genehmigung einholen und das Datum festlegen. Zudem ist die Überquerung nur noch nach Mitternacht möglich. Mit unserem Partner Urs Huber Transport AG, einem erfahrenen Transportunternehmen, können wir den Einsatz in der Nacht realisieren. Neben dem Transportteam, das mit drei Lastwagen die Gleise überquert, benötigen wir einen Sicherheitsbeauftragten, der in Zusammenarbeit mit dem Stellwerk den Bahnübergang öffnet. Das Abladen des Materials und das Aufstellen der Scheinwerfer dauert etwa zwei bis drei Stunden, und im Morgengrauen kehren wir zurück. Die Transport- und Aufbaukosten belaufen sich pro Saison auf rund 20 000 Franken. Im Sommer helfen wir auch dem Gastrobetrieb auf dem Seeplatz mit dem Materialtransport.

Wird der Aufbau der Eisbahn nach wie vor hauptsächlich von Freiwilligen durchgeführt?
Ja, genau. Wir haben einen Pool von Freiwilligen, die abends und an den Wochenenden beim Aufbau helfen. Grössere Arbeiten, wie die Installation des Eisbahnbodens, das Aufstellen der Banden oder der Glaskuppel, werden in Teams durchgeführt. Ohne diese Unterstützung wäre das Projekt Eisbahn nicht möglich. Es erfordert jedoch eine detaillierte Planung durch Riccardo. Riccardo und unser Kassier Roland leisten zudem viele Arbeitsstunden zwischen den Einsätzen der Freiwilligen. Sämtliche Elektroinstallationen, und das sind nicht wenige, übernimmt unser Vorstandsmitglied Henry.

Wenn der Betrieb läuft, wird die Eisbahn beaufsichtigt, das Eis gereinigt und die Kasse bedient. Diese Arbeiten werden aber nicht von Freiwilligen übernommen, richtig?
Genau. Dafür stellen wir Personal ein. Die Eisbahn wird morgens von Schulen genutzt, nachmittags von der Öffentlichkeit und abends privat vermietet. Das bedeutet, dass die Eisbahn täglich von 8.00 bis 22.00 Uhr betreut werden muss – manchmal sogar in doppelter oder dreifacher Besetzung, sieben Tage die Woche. Emanuel, unser Vorstandsmitglied und Vizepräsident, ist für den Betrieb zuständig. Er stellt sicher, dass jedes Jahr ein Betriebsleiter oder eine Betriebsleiterin sowie 10 bis 12 Angestellte rekrutiert werden, um den Eisbahnbetrieb sicherzustellen.

Welche Themen werden Sie in Zukunft besonders beschäftigen?
Ein Thema, das uns stark beschäftigt, ist der Energieverbrauch. Es stellt sich die Frage, ob der Betrieb einer Eisbahn angesichts des hohen Stromverbrauchs noch vertretbar und finanzierbar ist. Wir sind der Meinung, dass wir mit den
Solarstromzertifikaten der Energiegenossenschaft Zimmerberg eine verantwortungsvolle Lösung gefunden haben. Allerdings kostet es uns rund 6000 Franken pro Saison, den Stromverbrauch mit Solarstrom abzudecken. Insgesamt sind die Energiekosten, inklusive Solarstrom, innerhalb von fünf Jahren von etwa 12 000 auf heute 26 000 Franken pro Jahr gestiegen. Besonders der hohe Stromverbrauch am Ende der Saison, wenn es wieder wärmer wird, sowie die abnehmenden Besucherzahlen haben uns dazu veranlasst, die Eisbahn künftig definitiv vor den Sportferien zu schliessen.

Damit wären wir bei den Finanzen: Ohne die Unterstützung der Stadt Wädenswil könnte die Eisbahn wohl nicht überleben, oder?
Das war vielleicht früher so. Seit das neue Team die Eisbahn vor fünf Jahren übernommen hat, sind wir jedoch auf keine laufenden Beiträge der Stadt mehr angewiesen und zahlen alle Vorschüsse zurück. Konkret haben wir nach fünf von zehn Jahren Laufzeit der Leistungsvereinbarung die Hälfte des Darlehens der Stadt in Höhe von insgesamt 110 000 Franken zurückbezahlt. Für zusätzliche 110 000 Franken, die wir von der Stadt erhalten haben, darf die Primarschule Wädenswil das Eisfeld an drei Vormittagen für zehn Jahre kostenlos nutzen. Da wir das Eisfeld an den verbleibenden zwei Vormittagen kostenpflichtig an andere Schulen vermieten können, haben wir berechnet, dass die Nutzung durch die Primarschule genau dem Betrag entspricht, den wir zusätzliche erhalten haben. Darüber hinaus verlangen wir keine Schlittschuhmiete, wie dies andere benachbarte Eisbahnen tun, und offerieren den Kindern einen warmen Punsch.

Die Steuerzahler wird es sicher freuen, dass das Darlehen und der zusätzliche Beitrag amortisiert und kompensiert werden. Aber erhält die Eisbahn keine laufenden Beiträge mehr von der öffentlichen Hand?
Nein, wir erhalten keine laufenden Beiträge. Die Stadt stellt uns den Seeplatz kostenlos zur Verfügung, und wir zahlen keine Zinsen für das Darlehen. Trotzdem gelingt es uns seit fünf Jahren, jedes Jahr einen Gewinn zu erwirtschaften, der uns ermöglicht, in die Infrastruktur der Eisbahn zu investieren, wie zum Beispiel den Kauf einer neuen Eisreinigungsmaschine für 75 000 Franken im letzten Jahr. Ich bin stolz, dass die Eisbahn nun auf finanziell soliden Beinen steht. Dies wäre jedoch ohne die hunderten freiwilligen Arbeitsstunden, vor allem von den Vorstandsmitgliedern, nicht möglich.

Kontakt: info@eisbahnwaedi.ch/
praesident@eisbahnwaedi.ch
Website: www.eisbahnwaedi.ch
Reservationen: www.eisbahnwaedi.ch/private

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