Die grossen jährlich stattfindenden Herbstausstellungen im Ortsmuseum Bären widmen sich jeweils einem Thema. Heuer dreht sich alles um Wasser in seiner ganzen Vielfalt. Am 18. Oktober war die Vernissage.
Text & Bilder: Reni Bircher
Der Fokus des Vereins Ortsmuseum richtete sich auf Wasser, angeregt durch Philipp Treichler, dem Präsidenten des Sportfischervereins Richterswil/Wädenswil, welcher am 22. September sein 100-jähriges Bestehen feierte. Philipp Treichler ist der Sohn von Hans Peter Treichler, dem 2019 verstorbenen Richterswiler Historiker, Publizist und Sänger, und gestaltete einen Teil der aktuellen Ausstellung mit Bezug zum Fischerverein. Dass dieser nun schon so lange existiert, findet er bemerkenswert: «Offenbar war das Fischen bereits unseren Vorfahren so wichtig, dass sie einen Verein gegründet haben.»
Der Verein befinde sich sicher in einem Wandel, der sich längst nicht mehr nur dem gemeinsamen Fischen und der Fachsimpelei widme. Der Selbstzweck bestehe nicht mehr nur darin, Fische aus dem Wasser zu holen, sondern erfordert das Hegen und Pflegen der Jagdgründe. «Je länger desto mehr werden von einzelnen Personen diverse Projekte angestossen», erläutert Philipp Treichler die Anliegen der Mitglieder. «Wir bekommen beispielsweise schon seit mehreren Jahren von der Kantonalen Brutstätte in Stäfa befruchtete Seeforelleneier und befördern diese in speziellen Brutboxen zu geeigneten Bachstellen, wo wir diese vergraben.»
Als potenzielles Brutgebiet erweist sich der Horgner Aabach. Grund für den Aufwand mit dem Fischeiertransport ist die Tatsache, dass die Fische nicht mehr in die Bäche gelangen können, um zu laichen, da viele Gewässer durch den Siedlungsbau verbaut worden sind.
Aquarium im Bärenkeller
Sich für ökologische Massnahmen stark zu machen, sei nicht einfach, erklärt Philipp Treichler. Doch für den Sportfischer ist klar, dass Schritte in diese Richtung auch im Sinne der Fischerei liegen sollten. «Natürlich ist das auch Selbstzweck», gibt er unumwunden zu, «doch uns geht es darum, die einzelnen Arten zu retten, welche teilweise schon heute massiv gefährdet sind.» Um den Verein zu erhalten und weitere hundert Jahre zu bestehen, führe ihr Weg wohl zwangsläufig in Richtung Naturschutz. «Fische sterben meist ungesehen, still und leise. Deshalb liegt es an uns, ihren Lebensraum zu schützen.»
Im Ausstellungsbereich des Sportfischervereins werden diverse Themen aufgegriffen und Zubehör gezeigt. Neben der klassischen «Wurm und Zapfen»-Technik gibt es die mit grosser Leidenschaft in stundenlanger Handarbeit selbst gefertigten Köder zu bewundern, Richterswiler «Löffeli», ebenso wie modernste Highendgeräte, um Fische zu fangen. Oder ein Boot mit einer Vorrichtung zum Obwasserseehundfischen … ja genau, man muss es wohl mit eigenen Augen sehen.
Ein besonderer Hingucker für grosse und kleine Ausstellungsbesucher sind wohl die Zürichseefische im Aquarium.
Eindrückliches Sammelsurium
Die Fische sind nicht die einzigen Lebewesen, die es in dieser Ausstellung zu sehen gibt: Im Garten hinter dem Bären sind Laufenten zu bestaunen. Zudem haben sich die Kuratoren Gedanken um die Zerstreuung der Kinder gemacht und dem Thema entsprechende Spiele aufgebaut.
Im Museumsinnern zieren herrliche Poster von Wasserbewohnern die Wände. Es gibt eine Vielzahl Märchen und Sagen aus der Umgebung von Richterswil-Samstagern, wovon einige mit Wasser zu tun haben – wie die der Nixe vom Hüttnersee – die ebenfalls Einzug gehalten haben in der Ausstellung. Auch die Schifffahrt auf dem Zürichsee hat einen grossen Stellenwert: Untermalt wird sie mit Bildern der aktuellen Flotte, geschichtsträchtigen «Ehemaligen» – wie die «Stadt Zürich», die im Bockenkrieg als Kriegsschiff dienen musste; dem Lehrgang für Matrosen und der Mütze des letzten Kapitäns auf der ehrwürdigen «Gambrinus».
Weitere Ausstellungsstücke sind Fundsachen aus der Tiefe und Berichte versunkener Boote, wie dem Ledischiff, welches auf Grund liegt vor der Schönenwirtinsel (auch Schönenwerd genannt). Apropos: Man kann auch den Verkaufsvertrag eben dieses Kleinods vor Richterswils Haustüre anschauen, genauso wie die Entstehungsgeschichte der Insel, seiner Besiedelung – und deren Schicksalsschlag.
Kurioses und Zeitzeugen
Selbstverständlich gehören die Seegfrörnen der letzten zwei Jahrhunderte in die Herbstausstellung (mit viel Bildmaterial); eine jüngst erstellte Karte mit sämtlichen Gewässern auf Gemeindegebiet samt den eingedolten Bachabschnitten; die Feuchtgebiete in Samstagern und deren Bewohner und vieles weitere mehr.
Wussten Sie, dass ein hölzerner Pavillon sowie ein Streckenbecken mit «einfahrbarem» Steg in der Badi lagen, welcher im Winter ans Ufer gezogen werden musste? Oder ein Schiessstand am Hafen aufgebaut war, von wo aus Richtung Horn gefeuert wurde?
Diese herrlichen Anekdoten und Informationen wurde in aufwändiger und aufmerksamer Arbeit von mehreren Akteuren aus dem Verein Ortsmuseum zusammengetragen, aufgearbeitet und liebevoll thematisch arrangiert. Wer mag, hat nun noch bis am 24. November Zeit, sich – auch bei mehrmaligen Besuchen Stück für Stück – den Ausstellungsthemen anzunehmen und zu geniessen.
Ausstellung «im … am … auf dem Wasser»
im Ortsmuseum Richterswil
Öffnungszeiten: jeweils
mittwochs von 16-00–18.00 Uhr
samstags von 13.00–17.00 Uhr
sonntags von 10.30–12.30 Uhr
zusätzlich während der Räbenchilbi am
9. November, 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr
Finissage: 24. November, 10.30–12.30 Uhr
Führungen für Gruppen auf Anmeldung.
Die grossen jährlich stattfindenden Herbstausstellungen im Ortsmuseum Bären widmen sich jeweils einem Thema. Heuer dreht sich alles um Wasser in seiner ganzen Vielfalt. Am 18. Oktober war die Vernissage.
Text & Bilder: Reni Bircher
Der Fokus des Vereins Ortsmuseum richtete sich auf Wasser, angeregt durch Philipp Treichler, dem Präsidenten des Sportfischervereins Richterswil/Wädenswil, welcher am 22. September sein 100-jähriges Bestehen feierte. Philipp Treichler ist der Sohn von Hans Peter Treichler, dem 2019 verstorbenen Richterswiler Historiker, Publizist und Sänger, und gestaltete einen Teil der aktuellen Ausstellung mit Bezug zum Fischerverein. Dass dieser nun schon so lange existiert, findet er bemerkenswert: «Offenbar war das Fischen bereits unseren Vorfahren so wichtig, dass sie einen Verein gegründet haben.»
Der Verein befinde sich sicher in einem Wandel, der sich längst nicht mehr nur dem gemeinsamen Fischen und der Fachsimpelei widme. Der Selbstzweck bestehe nicht mehr nur darin, Fische aus dem Wasser zu holen, sondern erfordert das Hegen und Pflegen der Jagdgründe. «Je länger desto mehr werden von einzelnen Personen diverse Projekte angestossen», erläutert Philipp Treichler die Anliegen der Mitglieder. «Wir bekommen beispielsweise schon seit mehreren Jahren von der Kantonalen Brutstätte in Stäfa befruchtete Seeforelleneier und befördern diese in speziellen Brutboxen zu geeigneten Bachstellen, wo wir diese vergraben.»
Als potenzielles Brutgebiet erweist sich der Horgner Aabach. Grund für den Aufwand mit dem Fischeiertransport ist die Tatsache, dass die Fische nicht mehr in die Bäche gelangen können, um zu laichen, da viele Gewässer durch den Siedlungsbau verbaut worden sind.
Aquarium im Bärenkeller
Sich für ökologische Massnahmen stark zu machen, sei nicht einfach, erklärt Philipp Treichler. Doch für den Sportfischer ist klar, dass Schritte in diese Richtung auch im Sinne der Fischerei liegen sollten. «Natürlich ist das auch Selbstzweck», gibt er unumwunden zu, «doch uns geht es darum, die einzelnen Arten zu retten, welche teilweise schon heute massiv gefährdet sind.» Um den Verein zu erhalten und weitere hundert Jahre zu bestehen, führe ihr Weg wohl zwangsläufig in Richtung Naturschutz. «Fische sterben meist ungesehen, still und leise. Deshalb liegt es an uns, ihren Lebensraum zu schützen.»
Im Ausstellungsbereich des Sportfischervereins werden diverse Themen aufgegriffen und Zubehör gezeigt. Neben der klassischen «Wurm und Zapfen»-Technik gibt es die mit grosser Leidenschaft in stundenlanger Handarbeit selbst gefertigten Köder zu bewundern, Richterswiler «Löffeli», ebenso wie modernste Highendgeräte, um Fische zu fangen. Oder ein Boot mit einer Vorrichtung zum Obwasserseehundfischen … ja genau, man muss es wohl mit eigenen Augen sehen.
Ein besonderer Hingucker für grosse und kleine Ausstellungsbesucher sind wohl die Zürichseefische im Aquarium.
Eindrückliches Sammelsurium
Die Fische sind nicht die einzigen Lebewesen, die es in dieser Ausstellung zu sehen gibt: Im Garten hinter dem Bären sind Laufenten zu bestaunen. Zudem haben sich die Kuratoren Gedanken um die Zerstreuung der Kinder gemacht und dem Thema entsprechende Spiele aufgebaut.
Im Museumsinnern zieren herrliche Poster von Wasserbewohnern die Wände. Es gibt eine Vielzahl Märchen und Sagen aus der Umgebung von Richterswil-Samstagern, wovon einige mit Wasser zu tun haben – wie die der Nixe vom Hüttnersee – die ebenfalls Einzug gehalten haben in der Ausstellung. Auch die Schifffahrt auf dem Zürichsee hat einen grossen Stellenwert: Untermalt wird sie mit Bildern der aktuellen Flotte, geschichtsträchtigen «Ehemaligen» – wie die «Stadt Zürich», die im Bockenkrieg als Kriegsschiff dienen musste; dem Lehrgang für Matrosen und der Mütze des letzten Kapitäns auf der ehrwürdigen «Gambrinus».
Weitere Ausstellungsstücke sind Fundsachen aus der Tiefe und Berichte versunkener Boote, wie dem Ledischiff, welches auf Grund liegt vor der Schönenwirtinsel (auch Schönenwerd genannt). Apropos: Man kann auch den Verkaufsvertrag eben dieses Kleinods vor Richterswils Haustüre anschauen, genauso wie die Entstehungsgeschichte der Insel, seiner Besiedelung – und deren Schicksalsschlag.
Kurioses und Zeitzeugen
Selbstverständlich gehören die Seegfrörnen der letzten zwei Jahrhunderte in die Herbstausstellung (mit viel Bildmaterial); eine jüngst erstellte Karte mit sämtlichen Gewässern auf Gemeindegebiet samt den eingedolten Bachabschnitten; die Feuchtgebiete in Samstagern und deren Bewohner und vieles weitere mehr.
Wussten Sie, dass ein hölzerner Pavillon sowie ein Streckenbecken mit «einfahrbarem» Steg in der Badi lagen, welcher im Winter ans Ufer gezogen werden musste? Oder ein Schiessstand am Hafen aufgebaut war, von wo aus Richtung Horn gefeuert wurde?
Diese herrlichen Anekdoten und Informationen wurde in aufwändiger und aufmerksamer Arbeit von mehreren Akteuren aus dem Verein Ortsmuseum zusammengetragen, aufgearbeitet und liebevoll thematisch arrangiert. Wer mag, hat nun noch bis am 24. November Zeit, sich – auch bei mehrmaligen Besuchen Stück für Stück – den Ausstellungsthemen anzunehmen und zu geniessen.
Ausstellung «im … am … auf dem Wasser»
im Ortsmuseum Richterswil
Öffnungszeiten: jeweils
mittwochs von 16-00–18.00 Uhr
samstags von 13.00–17.00 Uhr
sonntags von 10.30–12.30 Uhr
zusätzlich während der Räbenchilbi am
9. November, 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr
Finissage: 24. November, 10.30–12.30 Uhr
Führungen für Gruppen auf Anmeldung.