Wädenswil

Auch die Müller-Thurgau-Stiftung will zur Ernährungs-Transformation beitragen

Mitte September lud die Müller-Thurgau-Stiftung zu ihrem bereits dritten Vernetzungsanlass auf die Halbinsel Au. Der Anlass stand unter dem Motto «Transformation ermöglichen, Akzente setzen».

Text & Bilder: Stefan Baumgartner

Transformation im Ernährungs- und Lebensmittelbereich ist tatsächlich in aller Munde. Was bedeutet das, wie soll diese Transformation angegangen und umgesetzt werden? Die Müller-Thurgau-Stiftung suchte zusammen mit ihren Gästen nach Antworten und Lösungen.

Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie

Astrid Furrer, Önologin, Wädenswiler Stadträtin und Stiftungsmitglied, moderierte den Anlass und durfte als erstes Martin Rufer, Direktor Schweizer Bauernverband, begrüssen. Er referierte zum «Spannungsfeld Ökonomie und Ökologie». Er wies daraufhin, dass es in der Landwirtschaft ein nicht wegzudiskutierendes Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie gebe. Es gehe alles zusammen, aber man müsse das Optimum finden, das sei das Zentrum des politischen Diskurses. Die Bauern würden das Thema Biodiversität sehr ernst nehmen; fast ein Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche sei als Biodiversitäts-Förderfläche ausgeschieden, 80% davon sei durch Korrridore vernetzt. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Bauern Produkte in genügender Menge bereitstellen wollen, die schliesslich erfolgreich am Markt positioniert werden können. «Wir verlieren jedes Jahr ein Prozent unseres Selbstversorgungsgrades», mahnte er. Statistisch würden wir bis Ende Juni Schweizer Produkte konsumieren, danach wären es Importprodukte. Vor zehn Jahren sei die Inlandversorgung noch ein Monat länger gegangen. Zur Transformation bemerkte er, dass die Ackerbaubedingungen in den letzten Jahren geschwächt wurden, bezüglich Wirtschaftlichkeit seien die Weichen falsch gestellt worden.
Damit es in die richtige Richtung gehe, sei es zentral, dass in der nächsten agrarpolitischen Debatte die Agrarpolitik verlängert werde zu einer Landwirtschafts- und Ernährungspolitik, um so die ganze Wertschöpfungskette miteinzubeziehen. Es brauche dazu nicht mehr Gesetze und Vorschriften, mit Innovationen und technischen Lösungen seien die Herausforderungen auch im Bereich Ökologie zu meistern. Und hier könnte dann auch die Müller-Thurgau-Stiftung ihren Beitrag leisten, spannte er den Bogen.

Stiftung fördert praxistaugliche Projekte

Nach dem Referat von Martin Rufer bekamen die anwesenden Stakeholder Einblicke in von der Stiftung geförderte Projekte: Peter Schumacher (ZHAW) referierte zur Kohlenstoff-Bilanz im Weinbau, Franco Weibel (Ebenrain-Zentrum, Sissach) – er bat gleich um eine Verlängerung der Unterstützung – informierte über regenerative Landwirtschaft im Obstbau.
Lukas Bertschinger, Stiftungs-Präsident, stellte in einem kurzen Beitrag die Müller-Thurgau-Stiftung vor und stellte die Frage: «Warum und wohin?» und wies so wieder auf das Spannungsfeld zwischen Wertschöpfung und Biodiversität hin. «Wir wollen innovative und praxistaugliche Lösungen für die Herausforderungen der Ernährungssysteme anbieten und wollen da Akzente setzen, damit diese Entwicklung möglichst schnell praxistauglich weitergeht.»
Eine lokale Bäuerin – Karin Hüppi Fankhauser vom Schluchtalhof –, Clemens Rüttimann vom kürzlich gegründeten Verein «FoodHUB Wädenswil», der Innovation der Foodbranche im Kanton Zürich fördert, Martin Wiederkehr als Vertreter der Müller-Thurgau-Stiftung und Lucas Grob (Swiss Food Research) stellten sich in der abschliessenden Panel-Diskussion die Frage, wie die Transformation gelingt. Wie schafft man den Bogen von der Landwirtschaft hin zum Konsumenten, zur Konsumentin? Sie alle waren sich einig, dass die Einbeziehung der Konsumentinnen und Konsumenten entscheidend ist für den Erfolg der Transformation, beziehungsweise, dass diese eben aktuell zu wenig miteinbezogen sind. Theorie und Praxis würden zu oft anders aussehen.

Die Besucherinnen und Besucher des Anlasses durften schliesslich zum Abschluss der Tagung Weine des Projektes «Best of Souvignier gris» verkosten. Souvignier gris ist eine junge, pilzwiderstandsfähige Weissweinsorte, die zum Beispiel auch auf der Halbinsel Au angebaut wird.

Transformation
Unser Ernährungssystem steht vor grossen Herausforderungen. Grundlegende Transformationen in der gesamten Wertschöpfungskette von Lebensmitteln sind notwendig, hin zu einer lokaleren Produktion. Durch die Förderung einer ressourcenschonenden Landwirtschaft, fairer Handelsbeziehungen und nachhaltiger Konsummuster soll die Diversität, Nachhaltigkeit und Resilienz des Systems gestärkt werden.

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