Wädenswil

Einsam? Gemeinsam – Wege aus der Einsamkeit

Einsamkeit ist ein Thema, das uns alle betrifft, das wir oft mit dem Alter verbinden. Was man dagegen tun kann und wo Hilfe zu bekommen ist, davon handelt ein Theaterstück und die anschliessende Diskussionsrunde mit dem Publikum, die am 3. September im Kirchgemeindehaus Wädenswil stattfanden.

Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke

Sind Sie einsam? Das Projekt «einsam? Gemeinsam!» wurde von der Dienststelle Soziokultur Wädenswil in Zusammenarbeit mit der reformierten Kirche und der Stadtbibliothek Wädenswil durchgeführt.
Einführend wurde die Frage allgemein gestellt: «Sind sie einsam?» Auch wenn die Einsamkeit an diesem Nachmittag im Kontext des Alters thematisiert wurde, soll doch klar sein, dass sie, vermehrt nach Corona, auch viele junge Menschen betreffen kann.
Das gezeigte Theaterstück spricht allerdings die ältere Generation an, und so ist auch das Publikum an diesem Nachmittag schon eher graumeliert.

Einsamkeit kann krank machen

Viele Menschen fühlen sich einsam. Einsamkeit kann sogar krank machen. Man weiss, dass bei einsamen Menschen der Kortisolspiegel (Stresshormon) zu hoch ist und dass sie anfälliger sind für viele Krankheiten, wie zum Beispiel Demenz oder Herz- Kreislauf-Probleme.
Das Menschen einsam sind und deswegen sogar krank werden, das will natürlich niemand, da sind sich alle einig. Aber es ist auch so, dass man nicht unbedingt etwas dafür kann.
Für Einsamkeit gibt es unterschiedliche Ursachen. Zum Beispiel der Verlust von Familienangehörigen oder Freunden, Krankheit oder Gebrechlichkeit. Es ist wichtig, dass solches nicht verschwiegen wird. Einsamkeit ist aber ein Thema, worüber man nicht gerne spricht!

Ein Theaterstück über Einsamkeit

Um dem Thema eine Öffentlichkeit und vielleicht auch mehr Bewusstsein zu geben, hat das Theater Obertor aus Winterthur ein Stück konzipiert. Drei Protagonisten erzählen aus ihrem Alltag, ihren Lebensgeschichten und darüber, was dazu geführt hat, dass sie sich einsam fühlten und auch, was sie dagegen unternommen haben.
Da kommen Gründe zur Sprache wie der Tod der Schwester und das Gefühl, nun alleine zu sein. Starke Rückenprobleme, also körperliche Beschwerden, oder eine Ängstlichkeit und Scheu mit anderen Leuten zu sprechen, sich nach aussen zu wenden, aktiv zu werden.
Eine Protagonistin erzählt, dass sie 40 Jahre lang Coiffeuse war und täglich mit Menschen gesprochen hat. Nachher wurde es still um sie.

Soziale Bedürfnisse sind wichtig

Es ist klar: Die sozialen Bedürfnisse des Menschen sind wichtig.
Der Mensch braucht Ruhe, Stille, aber auch die Geselligkeit, den Kontakt zu anderen Menschen, den Austausch.
Die Schauspieler stellen sich und einander die Frage, was man tun kann gegen Einsamkeit.
Ideen werden gesammelt, wie: Alle Leute, mit denen man schon lange nicht mehr in Kontakt war, anrufen. Man kann davon ausgehen, dass sich auch Freunde und Bekannte einsam fühlen.
Man kann sich ein neues Hobby suchen, wie zum Beispiel Töpfern, im Chor singen oder – wie vorgezeigt – Theater spielen. Für die Politik ist man nie zu alt, und mit einem Hund kommt man immer ins Gespräch mit anderen Hundeliebhabern. Man soll sich selber gut schauen, sich pflegen und auch mal lachen, das wirke anziehend.
Das Fazit ist: Man muss etwas tun, auch wenn es nicht immer einfach ist!

Diskussionsrunde

Die anschliessende Diskussionsrunde wird geleitet von Marius Leu­ten­egger. Er hat das Theaterstück geschrieben und inszeniert.
Einsamkeit wird oft als Makel empfunden, löst Schamgefühle aus. Man will nicht der- oder diejenige sein, die einsam ist. Es braucht also Mut, um darüber zu sprechen. Man muss sich überwinden, um Schritte dagegen zu unternehmen.
Von diesen Schritten erzählen die Leute aus dem Publikum gerne: «Ich spiele auch Theater» – «Ich bin im Frauenturnverein. Da wurde ich so nett aufgenommen» – «Ich habe, zusammen mit anderen einen Verein gegründet» – «Ich helfe gerne, das tut auch mir gut».
Die Vorschläge sind vielfältig, und gerne erzählen die eine oder der andere von ihren und seinen Erfahrungen.

Sonderfälle

Wer gesundheitlich angeschlagen ist – das wird im Austausch klar – dem fehlt oft die Energie oder die Beweglichkeit, auf andere Menschen zuzugehen.
Das erzählt der Schreibenden im Anschluss an die Veranstaltung eine über achtzigjährige Frau. Sie zittert und sucht Halt an einem Stuhl. Sie sei krank und leide auch unter Depressionen. Dies alles, worüber gesprochen worden sei, das könne sie nicht mehr tun. Früher sei sie viel wandern gegangen, und eigentlich kenne sie die meisten Leute aus dem Publikum. Aber die Kraft fehle ihr.
Da wird klar: Wenn jemand in einem Loch ist, braucht es Hilfe. Manchmal sind alle Lösungsansätze nicht machbar. Manchmal braucht ein Mensch einen anderen, der mit ihm spricht, ihn allenfalls mitnimmt oder einfach nur einen Besuch macht. Die meisten Leute freuen sich, wenn man sich ihnen zuwendet, sich für sie interessiert, da ist, mit ihnen spricht. Und wie schon erwähnt: Helfen tut gut! n

Für Informationen über Angebote wendet man sich am besten an die Dienststelle Soziokultur, denn es gibt sehr viele interessante Angebote. Davon zeugte die grosse Vielzahl an Flyern, die auflagen.

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