Wädenswil

Vom Webstuhl zum Lehrstuhl: Spatenstich für den Umbau der Shedhallen auf dem «tuwagareal»

Die beiden Shedhallen auf dem «tuwagareal» werden umgebaut. In den historischen Industriegebäuden von 1890 und 1906 entstehen in den nächsten zwei Jahren modernste Labors und Unterrichtsräume für die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Letzte Woche fand der Spatenstich statt.

Vor rund einem Monat haben auf dem «tuwagareal» die Abbruch- und Aushubarbeiten für die Totalsanierung der beiden Shedhallen begonnen. Letzte Woche folgte nun mit dem Spatenstich der offizielle Baubeginn. In zwei Jahren werden die Studierenden und Mitarbeitenden der ZHAW hier modernste Labors, Schulräume, Büros sowie als Herzstück eine neue Bibliothek mit Arbeitsplätzen vorfinden.

Sportlicher Zeitplan

«Für die hochtechnischen Strukturen, die hier entstehen, ist der Zeitplan extrem sportlich», sagt Thomas Brassel, CEO der Gebäudeeigentümerin Tuwag Immobilien AG. «Doch wir geben Gas. Der Stichtag für die Übergabe an die ZHAW im Herbst 2026 ist im Mietvertrag festgelegt und unverrückbar. Dann kommen nämlich die Studentinnen und Studenten.»
Verschiedene Unternehmen aus der Region sorgen dafür, dass die Bauarbeiten gut vorankommen. Involviert sind unter anderem die Julian Staub Abbruch AG aus Schönenberg, das Wädenswiler Bauunternehmen Föllmi AG und die lokale Hotz Partner AG SIA, welche für Architektur und Bauleitung verantwortlich ist.
Thomas Brassel ist zufrieden, der Start der Bauarbeiten sei gut verlaufen: «Natürlich hat es auch einige Überraschungen gegeben, doch das ist bei über 100 Jahre alten Gebäuden kein Wunder.»

Geschichtsträchtige Gebäude

Es sind tatsächlich zwei geschichtsträchtige Gebäude, die hier modernisiert werden. Vor über 130 Jahren wurde die erste Shedhalle als Teil der Tuchfabrik Wädenswil AG gebaut und stellte damals eine Innovation im Fabrikbau dar. Die charakteristischen Sheddächer sorgen für einen natürlichen Lichteinfall und waren ideal für die Spinnerei.
Im Laufe der Zeit wurden die beiden Hallen durch Anbauten erweitert und zum Teil umgebaut oder umgenutzt. Nach der Einstellung der Tuchproduktion sind sie unterschiedlich genutzt worden. Zuletzt waren die Stalder Innenausbau AG sowie die Stutz Medien AG mit ihrer Druckerei für über 20 Jahre hier zu Hause. Auch der ZHAW stand schon ein Teil der Fläche zur Verfügung.

Erweiterung des Campus Reidbach

Nach dem Auszug der Gewerbebetriebe vor gut viereinhalb Jahren hat die ZHAW auch deren Räume übernommen und zwischengenutzt.
Die Hochschule hat sich vor mehr als 16 Jahren auf dem «tuwagareal» eingerichtet. Hier hat sie den Campus Reidbach aufgebaut und laufend erweitert. Erst im Herbst 2023 wurde im oberen Teil des Areals der Neubau «Future of Food» in Betrieb genommen. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Die Totalsanierung der Shedhallen ist ein nächster Ausbauschritt. Sie gibt der ZHAW die Möglichkeit, ihren ungedeckten Flächenbedarf zu reduzieren: «Auf die offene Bibliothek freuen wir uns besonders», sagt der Direktor des Departements Life Sciences und Facility Management der ZHAW, Urs Hilber. «Hier können wir die lang ersehnten Arbeitsplätze für unsere Studierenden realisieren.»

Baukosten von rund 50 Mio. Franken

Durch ein zusätzliches Zwischengeschoss in einem Teil der Hallen werden die Gebäude optimal ausgenützt. Der Charakter der denkmalgeschützten Bauten wird aber erhalten. «Wir gehen hier äusserst behutsam vor», sagt Tuwag-CEO Thomas Brassel. Seine Tuwag Immobilien AG trägt als Eigentümerin die Kosten für die Sanierung der Gebäudehülle und den Grundausbau, der Kanton Zürich als Mieter diejenigen für den Gebäude- bzw. Mieterausbau. Insgesamt werden rund 50 Mio. Franken investiert.

Umnutzen statt Abreissen

Vom Kanton Zürich sind diverse Stellen involviert. So tritt die Bildungsdirektion als Bestellerin auf, die ZHAW als Nutzerin, das Immobilienamt als Mieterin und das Hochbauamt als Bauherrin für den Mieterausbau. Beat Pahud, Chef des Hochbauamtes und Kantonsbaumeister, betont, wie viel Wert der Kanton darauf lege, bestehende Bauten wenn möglich umzunutzen statt abzureissen: «Das dient der Umwelt, indem wir weniger CO2 generieren und Ressourcen schonen. Wir bewahren aber auch kulturelle Werte und fördern das Verständnis der Öffentlichkeit für eine hohe architektonische und städtebauliche Qualität unserer Bauten.» Er freue sich, so Pahud, dass nach intensiver Planungszeit und Vorliegen der Kreditgenehmigung durch den Kantonsrat vom April 2024 nun gemeinsam der Startschuss für den Bau «Gesamtnutzung Shedhalle» gegeben werden könne. e

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