Vor 125 Jahren wurde der Frauenverein gegründet. Frauen trafen sich zum Austausch, zum Stricken – auch um zu Helfen, wo es nötig war. Doch die Zeiten haben sich geändert und es wird zusehends schwieriger, neue Mitglieder zu finden, die bereit sind, sich gemeinnützig zu engagieren. Darum hat sich der Verein neu ausgerichtet.
Text: Ingrid Eva Liedtke
Bild: zvg
Im Frauenverein Wädenswil gibt es Mitglieder, die schon 60 Jahre dabei sind. Das ist beachtlich! Leider ist es aber schwierig, neue und auch junge Frauen zu motivieren, sich im Verein zu engagieren.
Bea Delco, die Präsidentin, sieht die Gründe darin, dass heutzutage auch Frauen beruflich sehr engagiert sind und über weniger Energie oder Motivation verfügen, ein Amt in einem Verein zu übernehmen.
Sie sagt: «Frauen müssen sich oft nichts mehr beweisen, wozu früher der Verein, ein Präsidium oder eine andere wichtig Funktion darin, vielleicht eine gute Möglichkeit schuf. Heutzutage sind wir Frauen oft beruflich schon sehr eingespannt, und viele wollen dann keine weitere Verantwortung mehr übernehmen. Es ist aber so, dass unser Verein intern auch jüngere Personen braucht, die bereit sind, sich einzubringen.»
Schwere Zeiten für einen Verein
Es war Zeit für eine Veränderung, um die Zukunft des Vereins zu sichern. Als Bea Delco das Präsidium übernommen hat, zählte der Frauenverein 375 Mitglieder. Doch es gab kaum noch Neuzugänge. Die Mitgliederzahlen gingen weiter zurück.
Dann kam Covid und der Verein fand niemanden mehr für den Vorstand. Zuerst waren es noch neun Personen, dann plötzlich nur noch fünf, das Minimum für einen Vorstand. Diese Fünf mussten daher immer mehr Aufgaben übernehmen.
Wie Bea Delco zur Präsidentin wurde
«Eigentlich hiess es, die Frauen bräuchten jemanden, die an der GV 2019 vorne steht und die ganze Sache leitet. So liess ich mich überreden. Ich bin damals gerade zurück nach Wädenswil gezogen.
Und dann ging es los! Corona kam, es war ein ziemliches Drama. Wir konnten die Sprachschule nicht mehr betreiben. Über Zoom war es für ältere Frauen schwierig. Es war auch schwierig, ihnen zu erklären, dass man sich physisch nicht mehr treffen durfte. Die GV mussten wir schriftlich durchführen. Es war auch noch ein Wahljahr!
Auch das Jahr darauf mussten wir es nochmals schriftlich machen. Wir fanden keine Kassierin mehr. Ein Freund, der Treuhänder ist, machte uns den Abschluss als Freundschaftsdienst. Nun macht es jemand auf Spesenbasis. Neuerdings findet die Generalversammlung auf der Halbinsel Au statt. Vor Corona nahmen jeweils 100 Leute an der GV teil, jetzt sind wir wieder bei circa 85.»
Neuausrichtung und Namensänderung
Immer mehr drängte sich die Frage auf, wie man junge Leute für den Verein gewinnen könnte. Es wurde eine Umfrage im Dorf gemacht, bei jungen Frauen, bei Geschäftsfrauen und auch bei Müttern, von denen die meisten auch berufstätig sind. Es war klar, dass eine gewisse Neuausrichtung von Nöten war.
So entstand die Idee, innerhalb des Frauenvereins ein Business-Women-Network zu gründen.
An der Generalversammlung des Frauenvereins Wädenswil vom 8. November 2023 wurde in der über 100-jährigen Vereinsgeschichte ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die vereinten Frauen von Wädenswil treten seither mit neuem Namen auf: Wädenswil FrauenNetzwerk. Im Rahmen dieser Neuausrichtung als Netzwerk, das Frauen allen Alters und in jeder Lebenssituation ansprechen will, wurde auch ein neues Logo ausgearbeitet, sowie die Webseite ausgebaut.
Bea Delco fügt einen wichtigen Punkt an: «Es war uns wichtig, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen: Wir bieten weiterhin Sprachkurse an, organisieren Ausflüge, die auf die älteren Mitglieder ausgerichtet sind, in zwei Altersheimen führen wir Weihnachtsfeiern für die Bewohner durch.
Neu dazugekommen ist der Business-Bereich, das Business-Women-Network: Zielpublikum sind Geschäftsfrauen von Wädenswil und der Region. Es geht dabei um die Vernetzung der Frauen von Wädenswil und der Region, von Frauen, die sich regional verbunden fühlen.
Wir sehen uns als Alternative zum HGV (Handwerker- und Gewerbeverein). Ein Frauen-Netzwerk ist eben nicht männerlastig und erfüllt die Bedürfnisse und Anliegen von Geschäftsfrauen. Denn seien wir ehrlich: Es ist immer noch so, dass Frauen oft Einzelkämpferinnen sind, und es ist nach wie vor so, dass wir Frauen immer noch mit Sexismus umgehen müssen, anstatt dass es einfach darum geht, sich zu vernetzen, einander zu respektieren und nicht darum, sich jedes Mal neu zu beweisen! Auch Frauen sollen einen professionellen Umgang haben können.
Das FrauenNetzwerk bedeutet auch, dass wir Frauen uns gegenseitig berücksichtigen. Es gibt eine spezielle Mitgliedschaft, die mehr kostet und Angebote für Businessfrauen beinhaltet. Man kann sein Business vorstellen und sich vernetzen. Ist man Business-Women-Mitglied, dann kann man auch von allen anderen Angeboten profitieren. Die übrigen Mitglieder können von den Business-Angeboten gegen einen kleinen Unkostenbeitrag profitieren. Frau kann auch mitmachen, wenn sie keine eigene Firma hat. Es geht um Vernetzung. Es ist mir sehr wichtig, dass alle Vereinsmitglieder gleich wichtig sind!»
Neuer Web-Auftritt
Der neue Web-Auftritt als Wädenswil FrauenNetzwerk, den natürlich eine Frau kreiert hat, ging im Februar online. Das Netzwerk läuft seit letztem Sommer. Innerhalb von einem Jahr, seit der GV (Mitte November), konnten schon 30 Neuzugänge verzeichnet werden – nicht nur Business-Women, sondern auch Classic-Mitgliedschaften.
Bea Delcos Geschichte
Nicht nur der Frauenverein, auch Bea Delco kann auf eine bewegte Lebensgeschichte blicken: Geboren 1968, ist sie in Schönenberg aufgewachsen und hat in Wädenswil die Sekundarschule besucht und dann eine kaufmännische Ausbildung in Rüschlikon absolviert.
Die rebellische junge Frau wollte nicht die ambitionierten Ansprüche ihrer Eltern erfüllen und ging früh nach Amerika, um Englisch zu lernen. Dort lernte sie ihren ersten Mann kennen und so kam er kurzerhand mit ihr mit in die Schweiz. Schnell folgten zwei Kinder, zwei Jungs, Jahrgang 93 und 94. Doch die Ehe hielt nicht und Bea Delco wollte unabhängig sein und beruflich wiedereinsteigen. Sie erzählt: «Ich fand einen Job bei Price Waterhouse Coopers und machte da Karriere. Ich fing als klassische Partnerassistentin an und war mir nie zu schade, auch Dinge zu machen, die andere nicht wollten. Ich habe mich selbstsicher in Projekte gestürzt, von denen ich anfangs keine Ahnung hatte, habe mich eingearbeitet und mich durchgekämpft. Learning by doing!
So begann meine Karriere. Bald begann ich, kleinere Projekte zu übernehmen. Ich habe mich weitergebildet und bin aufgestiegen zum Senior Manager, habe 30 Leute geführt.
Auf dem ersten Projekt habe ich meinen Mann kennengelernt. Da war eine gute Chemie zwischen uns. Zuerst waren wir Freunde, hatten einfach gute Gespräche. Er war verheiratet, war also tabu für mich. Doch schliesslich sollte es doch sein, und wir haben uns gefunden und 2006 geheiratet. Er war ein gescheiter Mann. Wir haben gut miteinander funktioniert, viel zusammen gemacht, aber jeder hatte auch sein Eigenes. Er wurde der Ersatzvater für meine Söhne. Wir waren wieder eine komplette Familie.» Sie erinnert sich mit einem wehmütigen (oder ist es ein trauriges?) Lächeln.
2013 ist Bea Delcos Mann an den Folgen einer Herzoperation gestorben. Für sie ist eine Welt zusammengebrochen. Doch sie wusste, sie musste aufstehen und weitermachen, für ihre Söhne!
Thailand
Das ist jetzt über zehn Jahre her. Bea Delcos Söhne sind erwachsen und sie verbringt viel Zeit in Thailand. «Ich hatte gute Freunde, die in Thailand ein Haus kaufen wollten. Sie nahmen mich im Winter 2014/15 mal mit. Ich fand es sehr schön da. Es tat mir sehr gut, da zu sein. Ich begann, Golf zu spielen. Irgendwann fanden die Freunde ein Haus und meinten, ich könne immer zu ihnen kommen. Unterdessen habe ich auch ein Haus gekauft, in Hua Hin, in einem Resort am Golf von Thailand, 3 Stunden entfernt von Bangkok. 6 Monate im Jahr lebe ich nun in Thailand. Es ist mein zweites Zuhause geworden und vielleicht werde ich irgendwann sogar ganz auswandern.»
Auch wenn Thailand ein schwieriges, sehr korruptes Land sei, fühle sie sich da zuhause.
In dem Resort hat es viele Schweizer. Zudem ist einer ihrer Söhne unterdessen mit einer Thai verheiratet, und so hat Bea Delco nun auch Familienanschluss.
«Ich bin sehr verbunden mit den Leuten da. Ich fliege dahin, steige aus und meine Seele ist zuhause. Es geht mir da gut und ich bin nie allein. In dem Ressort hat es auch einige Schweizerinnen und Schweizer. Man schaut zueinander. Es sind alles Pensionäre, die da wohnen. Jeder hat sein Haus, seinen Bereich, aber man kann immer Kontakt haben, wenn man will. Der Umgang mit den Menschen ist sehr schön, vor allem ältere Menschen sind in Thailand sehr respektiert. Man kümmert sich umeinander im Land des Lächelns.»
Karriere
Während Corona, als alle ins Homeoffice mussten, arbeitete Bea Delco von Thailand aus. Das ging gut, solange Delco ihre Arbeit lieferte und der Datenschutz eingehalten wurde.
Nachher war die Möglichkeit, längere Zeit in Thailand zu leben, nicht mehr gegeben. «Darum», sagt sie, «habe ich mich selbstständig gemacht. Mit Sarah Koffler habe ich vor zwei Jahren BOSSplus gegründet. Wir haben realisiert, dass wir die eierlegenden Wollmilchsäue sind. Ich kann Projekte leiten, Personalentwicklung machen, Veränderungsprozesse leiten. Ich bin eine Person, die unter permanentem Strom arbeiten kann. Ich kann Bälle jonglieren, auch wenn es hektisch ist. Ich mag neue Projekte, den Aufbau.
Meine Geschäftspartnerin kommt aus dem Call-Center-Bereich. Auch sie ist in Veränderungsprozessen stark und wir ergänzen uns gut.
BOSSplus arbeitet für Firmen, leitet Aufbau-Projekte: operativ, oder strategisch, und macht Interimsmanagement. Wir sind die Troubleshooter, bis es läuft, und dann gehen wir wieder. Wir leihen uns sozusagen den Kunden aus. Und: ich arbeite nur online.»
Privatleben
Bea Delco ist eine Frau mit viel Energie und Tatendrang und hat natürlich auch private Interessen. Ihre grösste Leidenschaft ist das Golfen. «Ein wirklich toller Sport», schwärmt sie. «Er ist nicht mehr so elitär wie einst und das Vernetzen, das auf manchen Veranstaltungen schon eine Rolle spielt, interessiert auf dem Golfplatz nicht so sehr. Ich denke, 80 Prozent der Leute spielen Golf, weil es so ein toller Sport ist. Golf ist sehr schwierig zu lernen.» Neben Golf reist Bea Delco sehr gerne.
Freiheit und familiäre Werte
Geschäftlich kann sich Bea Delco die Aufträge aussuchen: Projekte, die ihre Aufenthalte in Thailand und ihre Hobbies zulassen.
«Wir arbeiten entweder vor Ort beim Kunden oder online. Alles ist sehr schlank. Jede von uns hat ihre eigenen Projekte bei unterschiedlichen Kunden.»
Bea Delco geniesst ihr Leben, beruflich und privat. Sie besteht darauf, dass es nicht nur egoistisch ausgerichtet ist: «Ich bin da für meine Familie und Freunde. Wenn jemand mich braucht, bin ich da. Aber ich opfere mich nicht auf und weiss auch, wann es Zeit ist, das Zepter zu übergeben. In unserer Familie war ich das Oberhaupt. Nun ist es Zeit loszulassen. Die Kinder habe ihre Werte mitbekommen, sie arbeiten, sie haben ihre Familie. Es ist Zeit, dass sie übernehmen.»
Sommerfest im Rosenmattpark
Das Wädenswil FrauenNetzwerk organisiert am 31. August ein Sommerfest im Rosenmattpark.
Das Fest mit musikalischer Unterhaltung und einem kulinarischen Angebot ist für Vereinsmitglieder. Aber auch Passanten sind eingeladen dazuzukommen, um vielleicht Bea Delco und weitere Vereinsmitglieder kennenzulernen und ein wenig frische Vereinsluft schnuppern.
www.waedifrauen.ch
Vor 125 Jahren wurde der Frauenverein gegründet. Frauen trafen sich zum Austausch, zum Stricken – auch um zu Helfen, wo es nötig war. Doch die Zeiten haben sich geändert und es wird zusehends schwieriger, neue Mitglieder zu finden, die bereit sind, sich gemeinnützig zu engagieren. Darum hat sich der Verein neu ausgerichtet.
Text: Ingrid Eva Liedtke
Bild: zvg
Im Frauenverein Wädenswil gibt es Mitglieder, die schon 60 Jahre dabei sind. Das ist beachtlich! Leider ist es aber schwierig, neue und auch junge Frauen zu motivieren, sich im Verein zu engagieren.
Bea Delco, die Präsidentin, sieht die Gründe darin, dass heutzutage auch Frauen beruflich sehr engagiert sind und über weniger Energie oder Motivation verfügen, ein Amt in einem Verein zu übernehmen.
Sie sagt: «Frauen müssen sich oft nichts mehr beweisen, wozu früher der Verein, ein Präsidium oder eine andere wichtig Funktion darin, vielleicht eine gute Möglichkeit schuf. Heutzutage sind wir Frauen oft beruflich schon sehr eingespannt, und viele wollen dann keine weitere Verantwortung mehr übernehmen. Es ist aber so, dass unser Verein intern auch jüngere Personen braucht, die bereit sind, sich einzubringen.»
Schwere Zeiten für einen Verein
Es war Zeit für eine Veränderung, um die Zukunft des Vereins zu sichern. Als Bea Delco das Präsidium übernommen hat, zählte der Frauenverein 375 Mitglieder. Doch es gab kaum noch Neuzugänge. Die Mitgliederzahlen gingen weiter zurück.
Dann kam Covid und der Verein fand niemanden mehr für den Vorstand. Zuerst waren es noch neun Personen, dann plötzlich nur noch fünf, das Minimum für einen Vorstand. Diese Fünf mussten daher immer mehr Aufgaben übernehmen.
Wie Bea Delco zur Präsidentin wurde
«Eigentlich hiess es, die Frauen bräuchten jemanden, die an der GV 2019 vorne steht und die ganze Sache leitet. So liess ich mich überreden. Ich bin damals gerade zurück nach Wädenswil gezogen.
Und dann ging es los! Corona kam, es war ein ziemliches Drama. Wir konnten die Sprachschule nicht mehr betreiben. Über Zoom war es für ältere Frauen schwierig. Es war auch schwierig, ihnen zu erklären, dass man sich physisch nicht mehr treffen durfte. Die GV mussten wir schriftlich durchführen. Es war auch noch ein Wahljahr!
Auch das Jahr darauf mussten wir es nochmals schriftlich machen. Wir fanden keine Kassierin mehr. Ein Freund, der Treuhänder ist, machte uns den Abschluss als Freundschaftsdienst. Nun macht es jemand auf Spesenbasis. Neuerdings findet die Generalversammlung auf der Halbinsel Au statt. Vor Corona nahmen jeweils 100 Leute an der GV teil, jetzt sind wir wieder bei circa 85.»
Neuausrichtung und Namensänderung
Immer mehr drängte sich die Frage auf, wie man junge Leute für den Verein gewinnen könnte. Es wurde eine Umfrage im Dorf gemacht, bei jungen Frauen, bei Geschäftsfrauen und auch bei Müttern, von denen die meisten auch berufstätig sind. Es war klar, dass eine gewisse Neuausrichtung von Nöten war.
So entstand die Idee, innerhalb des Frauenvereins ein Business-Women-Network zu gründen.
An der Generalversammlung des Frauenvereins Wädenswil vom 8. November 2023 wurde in der über 100-jährigen Vereinsgeschichte ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die vereinten Frauen von Wädenswil treten seither mit neuem Namen auf: Wädenswil FrauenNetzwerk. Im Rahmen dieser Neuausrichtung als Netzwerk, das Frauen allen Alters und in jeder Lebenssituation ansprechen will, wurde auch ein neues Logo ausgearbeitet, sowie die Webseite ausgebaut.
Bea Delco fügt einen wichtigen Punkt an: «Es war uns wichtig, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen: Wir bieten weiterhin Sprachkurse an, organisieren Ausflüge, die auf die älteren Mitglieder ausgerichtet sind, in zwei Altersheimen führen wir Weihnachtsfeiern für die Bewohner durch.
Neu dazugekommen ist der Business-Bereich, das Business-Women-Network: Zielpublikum sind Geschäftsfrauen von Wädenswil und der Region. Es geht dabei um die Vernetzung der Frauen von Wädenswil und der Region, von Frauen, die sich regional verbunden fühlen.
Wir sehen uns als Alternative zum HGV (Handwerker- und Gewerbeverein). Ein Frauen-Netzwerk ist eben nicht männerlastig und erfüllt die Bedürfnisse und Anliegen von Geschäftsfrauen. Denn seien wir ehrlich: Es ist immer noch so, dass Frauen oft Einzelkämpferinnen sind, und es ist nach wie vor so, dass wir Frauen immer noch mit Sexismus umgehen müssen, anstatt dass es einfach darum geht, sich zu vernetzen, einander zu respektieren und nicht darum, sich jedes Mal neu zu beweisen! Auch Frauen sollen einen professionellen Umgang haben können.
Das FrauenNetzwerk bedeutet auch, dass wir Frauen uns gegenseitig berücksichtigen. Es gibt eine spezielle Mitgliedschaft, die mehr kostet und Angebote für Businessfrauen beinhaltet. Man kann sein Business vorstellen und sich vernetzen. Ist man Business-Women-Mitglied, dann kann man auch von allen anderen Angeboten profitieren. Die übrigen Mitglieder können von den Business-Angeboten gegen einen kleinen Unkostenbeitrag profitieren. Frau kann auch mitmachen, wenn sie keine eigene Firma hat. Es geht um Vernetzung. Es ist mir sehr wichtig, dass alle Vereinsmitglieder gleich wichtig sind!»
Neuer Web-Auftritt
Der neue Web-Auftritt als Wädenswil FrauenNetzwerk, den natürlich eine Frau kreiert hat, ging im Februar online. Das Netzwerk läuft seit letztem Sommer. Innerhalb von einem Jahr, seit der GV (Mitte November), konnten schon 30 Neuzugänge verzeichnet werden – nicht nur Business-Women, sondern auch Classic-Mitgliedschaften.
Bea Delcos Geschichte
Nicht nur der Frauenverein, auch Bea Delco kann auf eine bewegte Lebensgeschichte blicken: Geboren 1968, ist sie in Schönenberg aufgewachsen und hat in Wädenswil die Sekundarschule besucht und dann eine kaufmännische Ausbildung in Rüschlikon absolviert.
Die rebellische junge Frau wollte nicht die ambitionierten Ansprüche ihrer Eltern erfüllen und ging früh nach Amerika, um Englisch zu lernen. Dort lernte sie ihren ersten Mann kennen und so kam er kurzerhand mit ihr mit in die Schweiz. Schnell folgten zwei Kinder, zwei Jungs, Jahrgang 93 und 94. Doch die Ehe hielt nicht und Bea Delco wollte unabhängig sein und beruflich wiedereinsteigen. Sie erzählt: «Ich fand einen Job bei Price Waterhouse Coopers und machte da Karriere. Ich fing als klassische Partnerassistentin an und war mir nie zu schade, auch Dinge zu machen, die andere nicht wollten. Ich habe mich selbstsicher in Projekte gestürzt, von denen ich anfangs keine Ahnung hatte, habe mich eingearbeitet und mich durchgekämpft. Learning by doing!
So begann meine Karriere. Bald begann ich, kleinere Projekte zu übernehmen. Ich habe mich weitergebildet und bin aufgestiegen zum Senior Manager, habe 30 Leute geführt.
Auf dem ersten Projekt habe ich meinen Mann kennengelernt. Da war eine gute Chemie zwischen uns. Zuerst waren wir Freunde, hatten einfach gute Gespräche. Er war verheiratet, war also tabu für mich. Doch schliesslich sollte es doch sein, und wir haben uns gefunden und 2006 geheiratet. Er war ein gescheiter Mann. Wir haben gut miteinander funktioniert, viel zusammen gemacht, aber jeder hatte auch sein Eigenes. Er wurde der Ersatzvater für meine Söhne. Wir waren wieder eine komplette Familie.» Sie erinnert sich mit einem wehmütigen (oder ist es ein trauriges?) Lächeln.
2013 ist Bea Delcos Mann an den Folgen einer Herzoperation gestorben. Für sie ist eine Welt zusammengebrochen. Doch sie wusste, sie musste aufstehen und weitermachen, für ihre Söhne!
Thailand
Das ist jetzt über zehn Jahre her. Bea Delcos Söhne sind erwachsen und sie verbringt viel Zeit in Thailand. «Ich hatte gute Freunde, die in Thailand ein Haus kaufen wollten. Sie nahmen mich im Winter 2014/15 mal mit. Ich fand es sehr schön da. Es tat mir sehr gut, da zu sein. Ich begann, Golf zu spielen. Irgendwann fanden die Freunde ein Haus und meinten, ich könne immer zu ihnen kommen. Unterdessen habe ich auch ein Haus gekauft, in Hua Hin, in einem Resort am Golf von Thailand, 3 Stunden entfernt von Bangkok. 6 Monate im Jahr lebe ich nun in Thailand. Es ist mein zweites Zuhause geworden und vielleicht werde ich irgendwann sogar ganz auswandern.»
Auch wenn Thailand ein schwieriges, sehr korruptes Land sei, fühle sie sich da zuhause.
In dem Resort hat es viele Schweizer. Zudem ist einer ihrer Söhne unterdessen mit einer Thai verheiratet, und so hat Bea Delco nun auch Familienanschluss.
«Ich bin sehr verbunden mit den Leuten da. Ich fliege dahin, steige aus und meine Seele ist zuhause. Es geht mir da gut und ich bin nie allein. In dem Ressort hat es auch einige Schweizerinnen und Schweizer. Man schaut zueinander. Es sind alles Pensionäre, die da wohnen. Jeder hat sein Haus, seinen Bereich, aber man kann immer Kontakt haben, wenn man will. Der Umgang mit den Menschen ist sehr schön, vor allem ältere Menschen sind in Thailand sehr respektiert. Man kümmert sich umeinander im Land des Lächelns.»
Karriere
Während Corona, als alle ins Homeoffice mussten, arbeitete Bea Delco von Thailand aus. Das ging gut, solange Delco ihre Arbeit lieferte und der Datenschutz eingehalten wurde.
Nachher war die Möglichkeit, längere Zeit in Thailand zu leben, nicht mehr gegeben. «Darum», sagt sie, «habe ich mich selbstständig gemacht. Mit Sarah Koffler habe ich vor zwei Jahren BOSSplus gegründet. Wir haben realisiert, dass wir die eierlegenden Wollmilchsäue sind. Ich kann Projekte leiten, Personalentwicklung machen, Veränderungsprozesse leiten. Ich bin eine Person, die unter permanentem Strom arbeiten kann. Ich kann Bälle jonglieren, auch wenn es hektisch ist. Ich mag neue Projekte, den Aufbau.
Meine Geschäftspartnerin kommt aus dem Call-Center-Bereich. Auch sie ist in Veränderungsprozessen stark und wir ergänzen uns gut.
BOSSplus arbeitet für Firmen, leitet Aufbau-Projekte: operativ, oder strategisch, und macht Interimsmanagement. Wir sind die Troubleshooter, bis es läuft, und dann gehen wir wieder. Wir leihen uns sozusagen den Kunden aus. Und: ich arbeite nur online.»
Privatleben
Bea Delco ist eine Frau mit viel Energie und Tatendrang und hat natürlich auch private Interessen. Ihre grösste Leidenschaft ist das Golfen. «Ein wirklich toller Sport», schwärmt sie. «Er ist nicht mehr so elitär wie einst und das Vernetzen, das auf manchen Veranstaltungen schon eine Rolle spielt, interessiert auf dem Golfplatz nicht so sehr. Ich denke, 80 Prozent der Leute spielen Golf, weil es so ein toller Sport ist. Golf ist sehr schwierig zu lernen.» Neben Golf reist Bea Delco sehr gerne.
Freiheit und familiäre Werte
Geschäftlich kann sich Bea Delco die Aufträge aussuchen: Projekte, die ihre Aufenthalte in Thailand und ihre Hobbies zulassen.
«Wir arbeiten entweder vor Ort beim Kunden oder online. Alles ist sehr schlank. Jede von uns hat ihre eigenen Projekte bei unterschiedlichen Kunden.»
Bea Delco geniesst ihr Leben, beruflich und privat. Sie besteht darauf, dass es nicht nur egoistisch ausgerichtet ist: «Ich bin da für meine Familie und Freunde. Wenn jemand mich braucht, bin ich da. Aber ich opfere mich nicht auf und weiss auch, wann es Zeit ist, das Zepter zu übergeben. In unserer Familie war ich das Oberhaupt. Nun ist es Zeit loszulassen. Die Kinder habe ihre Werte mitbekommen, sie arbeiten, sie haben ihre Familie. Es ist Zeit, dass sie übernehmen.»
Sommerfest im Rosenmattpark
Das Wädenswil FrauenNetzwerk organisiert am 31. August ein Sommerfest im Rosenmattpark.
Das Fest mit musikalischer Unterhaltung und einem kulinarischen Angebot ist für Vereinsmitglieder. Aber auch Passanten sind eingeladen dazuzukommen, um vielleicht Bea Delco und weitere Vereinsmitglieder kennenzulernen und ein wenig frische Vereinsluft schnuppern.
www.waedifrauen.ch