Kolumne Wädenswil

Barbara Meier-Stocker, Stein AR

Ich heisse Barbara Meier-Stocker, bin 51 Jahre alt und wohne seit 20 Jahren in Stein AR.

Aufgewachsen bin ich im Waggital  auf einem Bauernhof mit zwei Geschwistern. Nach einer schönen Kindheit im «Wädischwiler Berg» absolvierte ich eine KV-Lehre in der damaligen Cardinal-Brauerei Wädenswil, welche gegen Ende meiner Lehrzeit den Braubetrieb einstellte und zu einer reinen Handelsgesellschaft wurde. Die grosse Veränderung vermittelte mir einen ersten Eindruck, was Umstrukturierung für einen alteingesessenen Traditionsbetrieb heisst.

Bin aber schon seit 30 Jahren im Appenzellerland. Ich wohne mit meinem Mann in Stein. Unsere drei erwachsenen Söhne sind bereits alle ausgeflogen, was mir die Möglichkeit geboten hat, mich vor rund zwei Jahren mit einer Weinhandlung und Bistro in Stein nochmals selbstständig zu machen.

Ich bin im Winter 1992 nach der KV-Lehre für eine Wintersaison (im Service und Bar) nach Arosa gegangen, um die grosse weite Welt kennen zu lernen. Mit dem Ergebnis, dass ich ganze vier Saisons in Arosa geblieben bin und nachher direkt in Hundwil gelandet bin. Nicht allzu viel von der weiten Welt gesehen, dafür meine Liebe in Arosa gefunden und ihr ins Appenzellerland gefolgt.

1996 übernahmen mein Mann und ich ein Restaurant in Teufen. Im selben Jahr heirateten wir und ein Jahr später erblickte unser erster Sohn die Welt. Der Betrieb lief sehr gut, da aber Familie und Restaurant nicht einfach vereinbar sind, entschlossen wir uns 1999, aufzuhören mit Wirten. Es folgte die Geburt des zweiten Sohnes und zwei Jahre später kam der Dritte im Bunde noch dazu. Kurzzeitig betrieben wir während dieser Zeit noch einen Lebensmittelladen.

2004 konnten wir den elterlichen Bauernhof meiner Schwiegereltern übernehmen und zogen nach Stein. Es folgte eine Phase mit Umbau des Hauses und Verpachten des Bodens. Ich arbeitete bald teilzeit in einer Weinhandlung in St.Gallen und wurde dort mit dem Virus Wein infiziert, der mich bis heute nicht mehr losgelassen hat. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, das Weingeschäft 2008 zu übernehmen. Das Angebot lehnte ich aber auch wieder der Familie wegen ab. Ich arbeitete nachher wieder auf meinem erlernten Beruf in einer Strafanstalt – während über fünf Jahren. Die Zeit dort hat mich geprägt und ich habe sehr viel gelernt im Strafvollzug. Es folgte ein Job in einem Altersheim, welcher mich nochmals sehr geprägt hat. Irgendwann fand ich, dass ich wieder ein fröhlicheres und lebensbejahenderes Metier benötige und ging in den Walter-Zoo. Toller Job, aber nach nur einem halben Jahr kam das Angebot für die Weinhandlung in Stein. Nun bin ich bereits im zweiten Geschäftsjahr und bin extrem glücklich und erfüllt mit meinem «Wy zum Türmli». Ich investiere wieder sehr viele Stunden, aber ich weiss, für wen und für was. 

Meine gesamte Familie lebt noch in Wädenswil, ebenso auch meine besten Freundinnen und «Fanachtsweiber». Heisst, ich pendle regelmässig nach Wädenswil und versuche an die Fasnacht und die Chilbi zu kommen, um die Kontakte zu pflegen. Ich werde immer nach Wädenswil kommen, so lange es die Mobilität zulässt.

Ganz zurück werde ich nie kommen, da ich mittlerweile durch meine Söhne verwurzelt bin hier in Stein. Ich hoffe, die wunderbare Lebensphase, in welcher ich mich gerade befinde, hält noch lange an. Alle sind gesund, gehen ihren Weg und ich habe die Möglichkeit, mich auf mein Geschäft zu fokussieren und daneben das Leben mit meinem Mann und Freunden zu geniessen. Vielleicht werden wir ja irgendwann mal Grosseltern, was sicher ganz wunderbar wäre.

www.wyzumtuermli.ch

Teilen mit: