Richterswil

Präventionswochenende der Rettungsschwimmer

«Ertrinken verhindern» lautet die Mission der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG), und will öffentlichkeitswirksam auf die Gefahren im Wasser aufmerksam machen. Ein Besuch bei der Richterswiler Sektion am 30. Juni macht klar: jede Person am, im und auf dem Wasser muss Eigenverantwortung tragen.
Text & Bild: Reni Bircher

Jährlich ertrinken in der Schweiz im Durchschnitt rund 50 Personen, meistens im See oder Fluss. Auch wenn das Wetter bisher eher gemässigt auftrat, sind in diesem Jahr bereits Tote zu beklagen. Die meisten dieser Unfälle wären zu verhindern, wenn sich die Menschen an die wichtigsten Verhaltensregeln und Sicherheitstipps rund ums Gewässer halten würden.
Vielmals aber sind diese Regeln den Leuten entweder nicht bekannt oder werden nicht richtig verstanden, weil der Sinn eben dieser nicht nachvollzogen werden kann. Gerade beim Schwimmen im See oder einem Fluss herrschen ganz andere Verhältnisse als in einem Schwimmbecken. Wasserwalzen, Strömungen und Wirbel unter Wasser sind von aussen nicht zu sehen und können selbst für geübte Schwimmer zur Todesfalle werden.
Am Präventionswochenende haben verschiedene SLRG-Sektionen überlebenswichtige Tipps weitergegeben und versucht, die Menschen zu sensibilisieren und erhoffen sich dadurch eine Verminderung der Ertrinkungszahlen.

Selbstüberschätzung und Risikoverhalten

Ein schlechter Berater bezüglich Ertrinkungsgefahr sind Leichtsinn und Übermut. Auch das Einwirken von Hitze, Dehydrierung oder Alkohol und Drogen auf den Körper werden zu oft unterschätzt. «Die Leute werden leider immer rücksichtsloser, im Sinne von ‹Ich muss eh nicht aufpassen›», zeigt sich der seit über 30 Jahren als Rettungsschwimmer tätige Stefan Faes besorgt. Gerade deshalb seien die Präventionsmassnahmen der SLRG sehr wichtig.
Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausführt, liegt das Ertrinkungsrisiko bei Männern deutlich höher, weil sie ein ausgeprägteres Risikoverhalten zeigen als Frauen. Bei den erhobenen Statistiken über Ertrinkungsopfer liegt der Durchschnitt männlicher Opfer bei 80 Prozent. Und dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern ist bereits im Kindesalter und über Zehnjährigen feststellbar.

Kleine Kinder in Griffnähe halten

Die Richterswiler Rettungsschwimmer waren an diesem Sonntag sowieso in der Badi, wo das Seemodul – die Freiwasserausbildung, welches die Wassersicherheitsausbildung «Pool» auf stehende Freigewässer erweitert – für angemeldete Personen stattfand. «Wir hofften, dass sich so gleich ein paar Badende für unsere Aktivitäten interessieren und zum Infostand kommen», sagte Stefan Faes, seit 20 Jahren Präsident der SLRG-Sektion Richterswil.

Badeunfälle passieren schnell. Ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln Schwimmhilfen, denn aufblasbare Objekte können defekt sein, Schwimmflügeli dem Kind vom Arm rutschen. Auch die Anwesenheit eines Bademeisters ist kein Grund, Kinder unbeaufsichtigt am oder im Wasser zu lassen. Dazu findet Faes klare Worte: «Leider meinen viele, dass sie die Verantwortung einfach abgeben können, wenn ein Bademeister zugegen ist. Aber an einem schönen Tag, wenn die Badi voll ist, können auch zwei, drei Bademeister nicht alle Leute im Blick haben. Die Verantwortung liegt einzig und allein bei dem Erwachsenen, der das Kind begleitet – bei niemandem sonst.»
Bedenkt man, dass ein Kleinkind selbst bei sehr geringer Wassertiefe innert 20 Sekunden ertrinken kann, ist der Auftrag an die persönliche Aufsichtsperson klar.
Am SLRG-Stand waren alle willkommen, sich über präventives Verhalten, die Arbeit eines Rettungsschwimmers sowie die unterschiedlichen Hilfsmittel zur eigenen Sicherheit zu informieren. Auch über die diversen Kurse – von denen Richterswil leider eine der wenigen Sektionen am See noch solche gibt – gab es Informationsmaterial.
Generell seien Kinder sehr interessiert an den Schauobjekten, was dann die Eltern nachgezogen hätte. Wegen des unsicheren Wetters waren bedauerlicherweise nur wenig Leute in der Badi. «Hätte eitel Sonnenschein geherrscht, wäre das Interesse sicher etwas grösser gewesen», meinte Stefan Faes, «aber das Leibesinteresse ist meiner Erfahrung nach bedenklich klein.»
Beim Besuch des SLRG-Mediensprechers vor Ort meinte dieser, dass es in diesem Jahr wegen des schlechten Wetters eher wenige Ertrinkungsopfer gebe. Das Wetter sollte jedoch nicht der Grund für tiefe Zahlen sein …

Hier können Sie sich über die Bade- und Verhaltensregeln (in mehreren Sprachen) an Gewässern, präventive Tipps sowie Kurse informieren: www.slrg.ch

• Kinder nur begleitet ans Wasser lassen – kleine Kinder in Griffnähe beaufsichtigen!
• Nie alkoholisiert oder unter Drogen ins Wasser! – Nie mit vollem oder ganz leerem Magen schwimmen.
• Nie überhitzt ins Wasser springen! – Der Körper braucht Anpassungszeit.
• Nicht in trübe oder unbekannte Gewässer springen! – Unbekanntes kann Gefahren bergen.
• Luftmatratzen und Schwimmhilfen gehören nicht ins tiefe Wasser! – Sie bieten keine Sicherheit.
• Lange Strecken nie alleine schwimmen! – Auch der besttrainierte Körper kann eine Schwäche erleiden.

Teilen mit: