Die dritte Klasse des Schulhaus Glärnisch durfte sich intensiv mit Kunst im öffentlichen Raum auseinandersetzen. Das Projekt «Kinder entdecken Kunst in Wädenswil» wurde von der Klassenlehrerin Alexandra Borer in Zusammenarbeit mit der Primarlehrerin und Künstlerin Noëmi Hermann initiiert. So durfte eine Schulklasse inspirierende «Kunst-Momente» der besonderen Art erleben.
Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke
Alexandra Borer, die Klassenlehrerin beschreibt die Entstehung des Kunstprojektes so: «Meine Klasse ist sehr kreativ und begeistert vom bildnerischen Gestalten. In diesem Quintal, zwischen Frühlingsferien und Sommerferien, wollte ich mich mit den Schülerinnen und Schüler vertiefter der Kunst widmen. Dafür suchte ich die Zusammenarbeit mit einer Künstlerin und Lehrerkollegin. So bin ich auf Noëmi Hermann gestossen, die einen Master in Kunst im öffentlichen Raum und schon einige Erfahrung mit Kunstprojekten von Schulklassen hat. Mich interessierte die Kunst im öffentlichen Raum, da sie für die Kinder greifbar und gut zu entdecken ist.»
Das Konzept
Noëmi Hermann hat dazu folgendes Kunstprojekt erarbeitet: Auf zwei Kunstspaziergängen haben die Kinder Kunstwerke, beziehungsweise Skulpturen im öffentlichen Raum von Wädenswil besichtigt und eingehend betrachtet. Danach fand am 4. Juni ein Kunsttag statt. An diesem Tag haben die Kinder unter der Anleitung von Noëmi Hermann an eigenen Interpretationen zu ausgesuchten Werken gearbeitet, und zwar mit verschiedenen Techniken.
Nach diesem Kunsttag folgte dann noch der Feinschliff und das Planen einer Ausstellung. Das heisst, die Kinder erstellten einen eigenen Plan eines Stockwerkes des Schulhaus Glärnisch und überlegten sich dann, wie und wo sie ihre Werke ausstellen möchten.
Noëmi Hermann zum Projekt: «Ich wollte den Kindern die Kunst im öffentlichen Raum näherbringen und ihnen zeigen, dass Kunst überall zugänglich sein kann, nicht nur in Museen und Galerien. Es geht mir darum, ihre Wahrnehmung zu schulen und ihnen zu vermitteln, dass Kunst auch im Alltag präsent ist. Viele Kunstwerke gehen da einfach unter, man sieht über sie hinweg. In diesem Projekt geht es darum, Kinder Kunst geniessen und sich inspirieren zu lassen, um dann selbst aktiv zu werden und eigene Interpretationen umzusetzen.»
Der Inspiration mit verschiedenen Materialien nachspüren
Es war Hermann ein Anliegen, keine Berührungsängste aufkommen zu lassen, sondern die Schüler dazu anzuregen, der Inspiration der gesehenen Kunstwerke nachzuspüren, indem sie selber aktiv werden und ihr Sehen umsetzen. Zwei Skulpturen in Wädenswil wurden auf dem Kunstspaziergang eingehender betrachtet: «Der Gedankenblitz» von Silvio Mattioli an der Neudorfstrasse, und die Plastik von Hans Aeschbacher bei der Kreuzung Zuger-/Lindenstrasse.
Noëmi Hermann erzählt: «Während des Spaziergangs wurden die Schülerinnen und Schüler angeregt, die auffälligen Merkmale der Kunstwerke zu beobachten und ihre eigenen Interpretationen und Vermutungen über deren Bedeutung zu äussern. Diese unmittelbare Auseinandersetzung mit der Kunst weckte ihr Interesse und förderte ihre Wahrnehmungs- und Deutungsfähigkeiten.»
Kreatives Arbeiten
Im Klassenzimmer fanden die gewonnen Eindrücke dann zur Umsetzung, indem die Skulpturen nachgemalt wurden. Als weitere Hausaufgaben erkundeten die Schülerinnen und Schüler weitere Kunstwerke mit der Familie.
Dann, am Projekttag am 4. Juni, wurden zwei Schulzimmer zu Kunstateliers, und die Kinder entwickelten Ideen für Skulpturen, die sie mit verschiedenen Materialien ausführen beziehungsweise ausformen konnten. Sie sollten sich ausprobieren, Gedanken, Gefühle und Eindrücke mit verschiedenen Materialien und Techniken erforschen.
«In unserem Fall ging es darum, welche eigenen Interpretationen die Schüler zu gewissen Kunstwerken finden», erläutert Hermann.
Ursprüngliche Materialvorgaben waren Holz und Ton, weil Noëmi Hermann selber mit diesen Materialien arbeitet. Eine weitere Vorgabe war, Resten zu verwenden. Was kann man daraus noch entstehen lassen? Dazu kam noch Gips, und in einer weiteren Gruppe wurde mit Lichtschnüren «geforscht» und geschaut, wie damit eine Skulptur gemacht werden kann.
Kinderstimmen
Noëmi Hermann: «Die meisten Kinder sehen Skulpturen vor allem im öffentlichen Raum. Selten arbeiten sie selber skulptural. Ich wollte einen Alltagsbezug finden, dadurch, dass sie etwas herstellen, das im besten Fall ein Kunstwerk sein kann, das im öffentlichen Raum gezeigt wird.»
Wenn man die Kinder fragt, wie sie dieses künstlerische Arbeiten finden und warum sie gewisse Materialien gewählt haben, hört man begeisterte und auch sehr reflektierte Stimmen: Lena ist in der Gruppe, die mit Lichtschnüren arbeitet: «Ich finde das einfach total cool, damit zu arbeiten. Und es macht Spass. Ich bin froh, durfte ich das machen. Ich hätte sonst auch gerne mit Gips gearbeitet.» Nico hat sich für das Malen entschieden, weil es beim Ton schon zu viele Interessierte hatte. Er weiss nun noch nicht so recht, was er malen will. Er muss noch ein wenig überlegen.
In der Gipsgruppe werden Strümpfe über gebogenen Draht gestülpt und dann vergipst. Sophia meint: «Ich mag es, wenn ich etwas in die Höhe bauen kann. Bei Ton ist es immer ein wenig schwierig, weil es nicht sicher hält.» Louis ergänzt: «Gips ist cool. Wenn er trocknet, wird er hart und geht nicht mehr kaputt.»
Senta liebt das Arbeiten mit Ton, das sieht man, wenn man ihr zuschaut. Sie mag es, dass er so weich und biegsam ist, dass man ihn kneten, schlagen, rollen kann. Was sie genau daraus formen will, das wird sich noch zeigen.
Fazit des Projektes und Fortsetzung
Für Alexandra Borer war es das erste Kunstprojekt dieser Art.
«Ich kann mir gut vorstellen nun jedes Jahr ein Kunstprojekt mit der Klasse durchzuführen», erklärt sie. «Solche Projekte sind nicht explizit im Lehrplan verankert, aber sie bieten viele Lernfelder, man kann sehr gut fächerübergreifend arbeiten. Die Kinder lernen die Wirkung und Funktion von Kunstwerken erkennen, ästhetische Urteile zu bilden und zu begründen. Sie setzen sich mit Materialien und Werkzeugen auseinander und wenden kunstorientierte Methoden an. Dabei schulen sie ihre motorischen Fähigkeiten und die Wahrnehmung der Umwelt. Schliesslich lernen sie durch das Planen einer Ausstellung, ihre Werke auch zu präsentieren.»
Noëmi Hermann betont die Bedeutung der Kreativförderung im Schulalltag. «Meiner Meinung nach ist kreativer Ausdruck für Kinder extrem wichtig. Diese Lust, kreativ zu sein, sollte in der Primarschule gefördert werden. Es geht darum, die Kinder früh zu ermutigen, über ihre eigenen Ideen hinauszudenken und neue Ansätze des Ausdrucks zu finden.»
Abschluss des Projektes
Zum Abschluss des Projektes werden die Kinder ihre Kunstwerke mit kleinen Texten und Titeln versehen und sie bei einer Vernissage im Schulhaus Glärnisch präsentieren. Das Kunstprojekt «Kinder entdecken Kunst in Wädenswil» hat gezeigt, wie wertvoll und bereichernd Kunst im öffentlichen Raum für Kinder sein kann. Dabei wurde nicht nur ihre Kreativität gefördert, sondern auch ihr Bewusstsein für die künstlerische Gestaltung ihrer Umgebung geschärft. Die Schülerinnen und Schüler haben gelernt, dass Kunst überall zu finden ist – und dass auch sie selbst dazu beitragen können, denn einige ihrer Werke werden ab 18. Juli im Kunstkasten der Bahnhofsunterführung ausgestellt werden.
Die dritte Klasse des Schulhaus Glärnisch durfte sich intensiv mit Kunst im öffentlichen Raum auseinandersetzen. Das Projekt «Kinder entdecken Kunst in Wädenswil» wurde von der Klassenlehrerin Alexandra Borer in Zusammenarbeit mit der Primarlehrerin und Künstlerin Noëmi Hermann initiiert. So durfte eine Schulklasse inspirierende «Kunst-Momente» der besonderen Art erleben.
Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke
Alexandra Borer, die Klassenlehrerin beschreibt die Entstehung des Kunstprojektes so: «Meine Klasse ist sehr kreativ und begeistert vom bildnerischen Gestalten. In diesem Quintal, zwischen Frühlingsferien und Sommerferien, wollte ich mich mit den Schülerinnen und Schüler vertiefter der Kunst widmen. Dafür suchte ich die Zusammenarbeit mit einer Künstlerin und Lehrerkollegin. So bin ich auf Noëmi Hermann gestossen, die einen Master in Kunst im öffentlichen Raum und schon einige Erfahrung mit Kunstprojekten von Schulklassen hat. Mich interessierte die Kunst im öffentlichen Raum, da sie für die Kinder greifbar und gut zu entdecken ist.»
Das Konzept
Noëmi Hermann hat dazu folgendes Kunstprojekt erarbeitet: Auf zwei Kunstspaziergängen haben die Kinder Kunstwerke, beziehungsweise Skulpturen im öffentlichen Raum von Wädenswil besichtigt und eingehend betrachtet. Danach fand am 4. Juni ein Kunsttag statt. An diesem Tag haben die Kinder unter der Anleitung von Noëmi Hermann an eigenen Interpretationen zu ausgesuchten Werken gearbeitet, und zwar mit verschiedenen Techniken.
Nach diesem Kunsttag folgte dann noch der Feinschliff und das Planen einer Ausstellung. Das heisst, die Kinder erstellten einen eigenen Plan eines Stockwerkes des Schulhaus Glärnisch und überlegten sich dann, wie und wo sie ihre Werke ausstellen möchten.
Noëmi Hermann zum Projekt: «Ich wollte den Kindern die Kunst im öffentlichen Raum näherbringen und ihnen zeigen, dass Kunst überall zugänglich sein kann, nicht nur in Museen und Galerien. Es geht mir darum, ihre Wahrnehmung zu schulen und ihnen zu vermitteln, dass Kunst auch im Alltag präsent ist. Viele Kunstwerke gehen da einfach unter, man sieht über sie hinweg. In diesem Projekt geht es darum, Kinder Kunst geniessen und sich inspirieren zu lassen, um dann selbst aktiv zu werden und eigene Interpretationen umzusetzen.»
Der Inspiration mit verschiedenen Materialien nachspüren
Es war Hermann ein Anliegen, keine Berührungsängste aufkommen zu lassen, sondern die Schüler dazu anzuregen, der Inspiration der gesehenen Kunstwerke nachzuspüren, indem sie selber aktiv werden und ihr Sehen umsetzen. Zwei Skulpturen in Wädenswil wurden auf dem Kunstspaziergang eingehender betrachtet: «Der Gedankenblitz» von Silvio Mattioli an der Neudorfstrasse, und die Plastik von Hans Aeschbacher bei der Kreuzung Zuger-/Lindenstrasse.
Noëmi Hermann erzählt: «Während des Spaziergangs wurden die Schülerinnen und Schüler angeregt, die auffälligen Merkmale der Kunstwerke zu beobachten und ihre eigenen Interpretationen und Vermutungen über deren Bedeutung zu äussern. Diese unmittelbare Auseinandersetzung mit der Kunst weckte ihr Interesse und förderte ihre Wahrnehmungs- und Deutungsfähigkeiten.»
Kreatives Arbeiten
Im Klassenzimmer fanden die gewonnen Eindrücke dann zur Umsetzung, indem die Skulpturen nachgemalt wurden. Als weitere Hausaufgaben erkundeten die Schülerinnen und Schüler weitere Kunstwerke mit der Familie.
Dann, am Projekttag am 4. Juni, wurden zwei Schulzimmer zu Kunstateliers, und die Kinder entwickelten Ideen für Skulpturen, die sie mit verschiedenen Materialien ausführen beziehungsweise ausformen konnten. Sie sollten sich ausprobieren, Gedanken, Gefühle und Eindrücke mit verschiedenen Materialien und Techniken erforschen.
«In unserem Fall ging es darum, welche eigenen Interpretationen die Schüler zu gewissen Kunstwerken finden», erläutert Hermann.
Ursprüngliche Materialvorgaben waren Holz und Ton, weil Noëmi Hermann selber mit diesen Materialien arbeitet. Eine weitere Vorgabe war, Resten zu verwenden. Was kann man daraus noch entstehen lassen? Dazu kam noch Gips, und in einer weiteren Gruppe wurde mit Lichtschnüren «geforscht» und geschaut, wie damit eine Skulptur gemacht werden kann.
Kinderstimmen
Noëmi Hermann: «Die meisten Kinder sehen Skulpturen vor allem im öffentlichen Raum. Selten arbeiten sie selber skulptural. Ich wollte einen Alltagsbezug finden, dadurch, dass sie etwas herstellen, das im besten Fall ein Kunstwerk sein kann, das im öffentlichen Raum gezeigt wird.»
Wenn man die Kinder fragt, wie sie dieses künstlerische Arbeiten finden und warum sie gewisse Materialien gewählt haben, hört man begeisterte und auch sehr reflektierte Stimmen: Lena ist in der Gruppe, die mit Lichtschnüren arbeitet: «Ich finde das einfach total cool, damit zu arbeiten. Und es macht Spass. Ich bin froh, durfte ich das machen. Ich hätte sonst auch gerne mit Gips gearbeitet.» Nico hat sich für das Malen entschieden, weil es beim Ton schon zu viele Interessierte hatte. Er weiss nun noch nicht so recht, was er malen will. Er muss noch ein wenig überlegen.
In der Gipsgruppe werden Strümpfe über gebogenen Draht gestülpt und dann vergipst. Sophia meint: «Ich mag es, wenn ich etwas in die Höhe bauen kann. Bei Ton ist es immer ein wenig schwierig, weil es nicht sicher hält.» Louis ergänzt: «Gips ist cool. Wenn er trocknet, wird er hart und geht nicht mehr kaputt.»
Senta liebt das Arbeiten mit Ton, das sieht man, wenn man ihr zuschaut. Sie mag es, dass er so weich und biegsam ist, dass man ihn kneten, schlagen, rollen kann. Was sie genau daraus formen will, das wird sich noch zeigen.
Fazit des Projektes und Fortsetzung
Für Alexandra Borer war es das erste Kunstprojekt dieser Art.
«Ich kann mir gut vorstellen nun jedes Jahr ein Kunstprojekt mit der Klasse durchzuführen», erklärt sie. «Solche Projekte sind nicht explizit im Lehrplan verankert, aber sie bieten viele Lernfelder, man kann sehr gut fächerübergreifend arbeiten. Die Kinder lernen die Wirkung und Funktion von Kunstwerken erkennen, ästhetische Urteile zu bilden und zu begründen. Sie setzen sich mit Materialien und Werkzeugen auseinander und wenden kunstorientierte Methoden an. Dabei schulen sie ihre motorischen Fähigkeiten und die Wahrnehmung der Umwelt. Schliesslich lernen sie durch das Planen einer Ausstellung, ihre Werke auch zu präsentieren.»
Noëmi Hermann betont die Bedeutung der Kreativförderung im Schulalltag. «Meiner Meinung nach ist kreativer Ausdruck für Kinder extrem wichtig. Diese Lust, kreativ zu sein, sollte in der Primarschule gefördert werden. Es geht darum, die Kinder früh zu ermutigen, über ihre eigenen Ideen hinauszudenken und neue Ansätze des Ausdrucks zu finden.»
Abschluss des Projektes
Zum Abschluss des Projektes werden die Kinder ihre Kunstwerke mit kleinen Texten und Titeln versehen und sie bei einer Vernissage im Schulhaus Glärnisch präsentieren. Das Kunstprojekt «Kinder entdecken Kunst in Wädenswil» hat gezeigt, wie wertvoll und bereichernd Kunst im öffentlichen Raum für Kinder sein kann. Dabei wurde nicht nur ihre Kreativität gefördert, sondern auch ihr Bewusstsein für die künstlerische Gestaltung ihrer Umgebung geschärft. Die Schülerinnen und Schüler haben gelernt, dass Kunst überall zu finden ist – und dass auch sie selbst dazu beitragen können, denn einige ihrer Werke werden ab 18. Juli im Kunstkasten der Bahnhofsunterführung ausgestellt werden.