Wädenswil

Geballte Chor-Energie: das pure Leben!

Mitte Juni durfte der Chor rezeptfrei nach sechs Jahren Bühnenabstinenz endlich wieder auftreten. Dies gleich an zwei Abenden vor ausverkauften Rängen. Wie ein farbiger Blumenstrauss präsentierte die 55-köpfige Gesangscrew ihr energiegeladenes Repertoire. Dem Chor unter der Leitung der Dirigentin Märé Bohtz gelang es, die Zuhörenden zu packen und diese mit ihren Stimmungsschwankungen anzustecken.

Text & Bild: Stefan Baumgartner

«Viva la vida», so lautete ihr Motto. Das Leben in all ihren Facetten und Farben leben! Mit allen Hochs und Tiefs, mit wahrer Liebe und berührendem Schmerz, mit jubelnder Freude und traurigen Momenten. Eben wie das Leben selbst. Den Anfang machten die weissgewandeten Sängerinnen und Sänger mit ihren frechen farbigen Hüten mit dem Einzugslied als Kanon «Viva, viva la musica». A capella zogen sie singend ein, bis die Bühne auf den letzten Platz gefüllt war.
«Get on my love» der Popband Picture this, das erste Stück, zeigte sich in rockiger Manier, wo aber nicht nur bei den Altsechzigern ein Kopfnicken und andere Bewegungen sichtbar waren.

Herrlich, endlich wieder mal auftreten zu dürfen – und das vor einem so tollen Publikum in der ausverkauften Kulturhalle! Von einer verrückten Welt zu singen, wie es das Stück «Mad world» meint, die Liebe ist manchmal sehr anstrengend wie in «someone you loved» von Lewis Capaldi und «Say Gernonimo», ein Stück, wo man in den Wasserfall springt, so Nicole Vogt von «rezeptfrei». Es folgte «Memories», ein Kanon, welcher in vier Gruppen mit vier verschiedenen Textblöcken gesungen wurde. Anschliessend das erste Dialektlied von Dabu Fantastic – «So easy wenn du da bisch», bevor «Raindrops keep fallin’ on my head» das Publikum an die hoffentlich endenden Regentage erinnerte …
Nochmals easy und doch nicht ganz so leicht: das war Adele’s «Easy on me», welches ihr Beziehungsende mit dem Kindsvater verarbeitet. Doch dann war «Happy together» von The Turtles das Stück, welche anschliessend alle happy in die wohlverdiente Pause entliess. Nun durfte mit dem Glas auf das Leben angestossen werden und dabei etwas Feines vom Buffet gewählt werden.

Gestärkt ging es dann in die zweite Konzerthälfte. Die farbig Behüteten waren bereit und legten mit «Viva la vida» von Coldplay los. Ein König, welcher irgendwann merkte, dass sein Schloss auf Sand und Salz gebaut war und letztlich die Strassen wischte, die ihm einst gehörten. Mit Supertramps «Give a little bit» und dem Klassiker aus Grease, «Summer Nights», hatten wir dann wieder eine positive Stimmung. Manch eine oder einer erinnerte sich vielleicht sogar an seine erste grosse Liebe. Rauf und runter mit den Emotionen. Ein Schicksalsschlag, welcher Duncan Laurence betraf, verarbeitete er im Stück «Arcade». Als 25-Jähriger gewann der Niederländer damit den Eurovision Song Contest 2019 in Tel Aviv. Polo Hofers «Wenn mys letschte Stündli schlat» liess an die letzte Reise denken. Dann zurück ins Leben mit Amy McDonalds Hit «This is the life», als sie nach einer durchgefeierten Nacht wohl ein bisschen zu spät nach Hause kam und im Hausarrest dieses Stück schrieb. Wunderbar und doch sehr streng mit einem Kopf, welcher sich gerade doppelt so gross und schwer anfühlt …
«Livin’ on a prayer», fetziges von Jon Bon Jovi, wo Tommy und Gina von ihrem Glauben und Hoffnung an sich als Paar und dem Kampf um ihre Liebe fast zum Verzweifeln bringt. Gerne machte sich der Chor dann an die Zugabe mit «Djoderi», einem jodelartigen Lied, welches einem die Härchen an den Armen aufstehen liess. «Good morning starshine» läutete dann beinahe das Ende der Veranstaltung ein. Den Kreis schloss der Chor aber mit dem nochmaligen ersten Stück «Get on my love». Angesteckt von dieser tollen Energie und Stimmung wurde der Chor in den Abend entlassen.

Nicht nur das Publikum, auch der Chor selbst war begeistert: «‹Viva la vida› konnte dank allen Beteiligten so toll umgesetzt werden. Es lebe das Leben! Gerne noch sehr lange!» Und dies rezeptfrei.

Teilen mit: