Ich heisse Hans-Ulrich Tanner, besser bekannt als Tschome, geboren 1953 in Wädenswil. Meine Kindheit ist voller unvergesslicher Erinnerungen: Die Sommerferien auf dem Bauernhof meiner Grosseltern auf der Halbinsel Au, Räuber und Poli auf der Burgruine und das Herumtollen mit den Pfadfindern im Reidholz- und Gehrenwald.
Während meiner Studienzeit an der Dolmetscherschule Zürich absolvierte ich zwei Semester spanische Literatur in Barcelona. Die Stimmung an der Uni war explosiv, und ich befand mich mitten drin in den Protesten gegen das faschistische Franco-Regime. Zusammen mit meinen spanischen Freunden wurde ich verhaftet und auf die Polizeiwache geführt. Der Schock war gross. Durch den Einsatz des Schweizer Konsuls wurde ich nach mehreren Stunden wieder freigelassen. Dieses Erlebnis prägte mich tief und motivierte mich, selbst in die Diplomatie einzusteigen.
Kurz nach meiner Ausbildung in Bern und Brüssel wurde ich überraschend an die Botschaft in Libyen versetzt, gerade zum 10-Jahr-Jubiläum der «Grünen Revolution» von Muammar al-Gaddafi. Statt des Botschafters nahm ich an den Feierlichkeiten in der Wüste teil. Ich sass auf der Zuschauertribüne in Erwartung der angekündigten Flugshow, als einer der ersten Jets vor unseren Augen senkrecht in den Sand schoss und explodierte. Die Panik war gross und wir versuchten uns alle in Sicherheit zu bringen. In den vordersten Reihen herrschte Chaos. Offensichtlich gab es Verletzte oder auch Tote – Genaueres haben wir nie erfahren. Als unbequeme Zeugen wurden wir schnellstens zu einem Zeltlager verfrachtet, wo wir für die nächsten drei Tage auf unsere Rückkehr nach Tripolis warten mussten. Das Rätsel, warum der Botschafter seinen jüngsten Mitarbeiter zu diesem bedeutenden Treffen schickte, war damit gelöst. Immerhin traf ich bei dieser Gelegenheit nicht nur Gaddafi, sondern auch Yasser Arafat.
Als stellvertretender Generalkommissär des unkonventionellen Schweizer Pavillons bei der Expo 1992 in Sevilla repräsentierte ich eine eigenwillige Schweiz, die durch die visionäre Gestaltung von Harald Szeemann eine unerwartete und mutige Seite zeigte. Diese ironische und witzige Darstellung unserer Nation provozierte konservative Ansichten und führte mich in eine kontroverse Debatte über das Schweizer Image im Ausland, ausgelöst durch den provokanten Ausspruch des Künstlers Ben Vautier «La Suisse n’existe pas».
Meine berufliche Laufbahn hat mich in einem Dreijahresrhythmus durch die verschiedensten Kulturen und Orte dieser Welt geführt. Beginnend in Tripolis, führte mich mein Weg über Madrid und Neapel bis hin zu einem ersten Aufenthalt in San Francisco, gefolgt von Sevilla und Barcelona.
Von 1996 bis 2002 war ich am Hauptsitz des EDA in Bern tätig und leitete die Abteilung Rekrutierung und Ausbildung des konsularischen Personals. Ab 2002 vertrat ich die Schweiz als Generalkonsul in Manchester, Kapstadt, Genua, Rio de Janeiro und San Francisco.
Im Juni 2005 war ich zu den Feierlichkeiten des 6-jährigen Bestehens des schottischen Parlaments mit Königin Elisabeth II. eingeladen. Beim Empfang im Palace of Holyroodhouse stand ich in der Schlange für den königlichen Begrüssungsknicks – und konnte es kaum glauben: Direkt vor mir wartete Sean Connery! Ich begrüsste ihn und fragte frech, ob er nächstes Jahr zu Ursula Andress’ 70. Geburtstag in Edinburgh dabei sei. Bevor ich mehr sagen konnte, wandte er sich schon anderen Fans zu. Unser Plan war es, zur Eröffnung des neuen Schweizer Generalkonsulats in Schottland mit einem PR-Gag Aufsehen zu erregen: Wir luden Ursula Andress und Sean Connery 2006 auf die Königliche Jacht «Britannia». Ursula kam, aber leider ohne Sean.
Meine Söhne aus einer früheren Ehe, Julian und Jeremy, sind bereits erwachsen und haben in Basel studiert, wo sie nun festen Boden unter den Füssen gefunden haben. Die beiden jüngeren Kinder wurden in Rio de Janeiro und San Francisco geboren. Hier in Kapstadt besuchen sie die Deutsche Internationale Schule, wo meine heutige Frau damals arbeitete und wo wir uns vor 16 Jahren kennenlernten.
Seit 2018 lebe ich mit Faye und unseren beiden Kindern Ilyas und Kiana in Kapstadt. Mein Engagement für soziale Gerechtigkeit, insbesondere für eine fairere Verteilung der Ressourcen in Südafrika, ist mir ein besonderes Anliegen. In meiner heutigen Arbeit in Kapstadt lasse ich diese Prinzipien einfliessen. Mit Hout Bay Haus, einem Venture-Studio, an dem ich als Berater beteiligt bin, bieten wir jungen Menschen aus benachteiligten Stadtteilen eine neunmonatige Ausbildung im Bereich Cloud-Technologien an. Diese Ausbildung ist vergleichbar mit einer Lehre in der Schweiz.
Mein Bezug zur Heimat bleibt stark, insbesondere durch meinen Bruder, der als Stadtrat in Wädenswil tätig ist. Durch ihn bin ich stets über das politische und kulturelle Leben der Stadt informiert.
Die Serie «Out of Wättischwiil» porträtiert ausgewanderte Wädenswilerinnen und Wädenswiler.
Ich heisse Hans-Ulrich Tanner, besser bekannt als Tschome, geboren 1953 in Wädenswil. Meine Kindheit ist voller unvergesslicher Erinnerungen: Die Sommerferien auf dem Bauernhof meiner Grosseltern auf der Halbinsel Au, Räuber und Poli auf der Burgruine und das Herumtollen mit den Pfadfindern im Reidholz- und Gehrenwald.
Während meiner Studienzeit an der Dolmetscherschule Zürich absolvierte ich zwei Semester spanische Literatur in Barcelona. Die Stimmung an der Uni war explosiv, und ich befand mich mitten drin in den Protesten gegen das faschistische Franco-Regime. Zusammen mit meinen spanischen Freunden wurde ich verhaftet und auf die Polizeiwache geführt. Der Schock war gross. Durch den Einsatz des Schweizer Konsuls wurde ich nach mehreren Stunden wieder freigelassen. Dieses Erlebnis prägte mich tief und motivierte mich, selbst in die Diplomatie einzusteigen.
Kurz nach meiner Ausbildung in Bern und Brüssel wurde ich überraschend an die Botschaft in Libyen versetzt, gerade zum 10-Jahr-Jubiläum der «Grünen Revolution» von Muammar al-Gaddafi. Statt des Botschafters nahm ich an den Feierlichkeiten in der Wüste teil. Ich sass auf der Zuschauertribüne in Erwartung der angekündigten Flugshow, als einer der ersten Jets vor unseren Augen senkrecht in den Sand schoss und explodierte. Die Panik war gross und wir versuchten uns alle in Sicherheit zu bringen. In den vordersten Reihen herrschte Chaos. Offensichtlich gab es Verletzte oder auch Tote – Genaueres haben wir nie erfahren. Als unbequeme Zeugen wurden wir schnellstens zu einem Zeltlager verfrachtet, wo wir für die nächsten drei Tage auf unsere Rückkehr nach Tripolis warten mussten. Das Rätsel, warum der Botschafter seinen jüngsten Mitarbeiter zu diesem bedeutenden Treffen schickte, war damit gelöst. Immerhin traf ich bei dieser Gelegenheit nicht nur Gaddafi, sondern auch Yasser Arafat.
Als stellvertretender Generalkommissär des unkonventionellen Schweizer Pavillons bei der Expo 1992 in Sevilla repräsentierte ich eine eigenwillige Schweiz, die durch die visionäre Gestaltung von Harald Szeemann eine unerwartete und mutige Seite zeigte. Diese ironische und witzige Darstellung unserer Nation provozierte konservative Ansichten und führte mich in eine kontroverse Debatte über das Schweizer Image im Ausland, ausgelöst durch den provokanten Ausspruch des Künstlers Ben Vautier «La Suisse n’existe pas».
Meine berufliche Laufbahn hat mich in einem Dreijahresrhythmus durch die verschiedensten Kulturen und Orte dieser Welt geführt. Beginnend in Tripolis, führte mich mein Weg über Madrid und Neapel bis hin zu einem ersten Aufenthalt in San Francisco, gefolgt von Sevilla und Barcelona.
Von 1996 bis 2002 war ich am Hauptsitz des EDA in Bern tätig und leitete die Abteilung Rekrutierung und Ausbildung des konsularischen Personals. Ab 2002 vertrat ich die Schweiz als Generalkonsul in Manchester, Kapstadt, Genua, Rio de Janeiro und San Francisco.
Im Juni 2005 war ich zu den Feierlichkeiten des 6-jährigen Bestehens des schottischen Parlaments mit Königin Elisabeth II. eingeladen. Beim Empfang im Palace of Holyroodhouse stand ich in der Schlange für den königlichen Begrüssungsknicks – und konnte es kaum glauben: Direkt vor mir wartete Sean Connery! Ich begrüsste ihn und fragte frech, ob er nächstes Jahr zu Ursula Andress’ 70. Geburtstag in Edinburgh dabei sei. Bevor ich mehr sagen konnte, wandte er sich schon anderen Fans zu. Unser Plan war es, zur Eröffnung des neuen Schweizer Generalkonsulats in Schottland mit einem PR-Gag Aufsehen zu erregen: Wir luden Ursula Andress und Sean Connery 2006 auf die Königliche Jacht «Britannia». Ursula kam, aber leider ohne Sean.
Meine Söhne aus einer früheren Ehe, Julian und Jeremy, sind bereits erwachsen und haben in Basel studiert, wo sie nun festen Boden unter den Füssen gefunden haben. Die beiden jüngeren Kinder wurden in Rio de Janeiro und San Francisco geboren. Hier in Kapstadt besuchen sie die Deutsche Internationale Schule, wo meine heutige Frau damals arbeitete und wo wir uns vor 16 Jahren kennenlernten.
Seit 2018 lebe ich mit Faye und unseren beiden Kindern Ilyas und Kiana in Kapstadt. Mein Engagement für soziale Gerechtigkeit, insbesondere für eine fairere Verteilung der Ressourcen in Südafrika, ist mir ein besonderes Anliegen. In meiner heutigen Arbeit in Kapstadt lasse ich diese Prinzipien einfliessen. Mit Hout Bay Haus, einem Venture-Studio, an dem ich als Berater beteiligt bin, bieten wir jungen Menschen aus benachteiligten Stadtteilen eine neunmonatige Ausbildung im Bereich Cloud-Technologien an. Diese Ausbildung ist vergleichbar mit einer Lehre in der Schweiz.
Mein Bezug zur Heimat bleibt stark, insbesondere durch meinen Bruder, der als Stadtrat in Wädenswil tätig ist. Durch ihn bin ich stets über das politische und kulturelle Leben der Stadt informiert.
Die Serie «Out of Wättischwiil» porträtiert ausgewanderte Wädenswilerinnen und Wädenswiler.