Kolumne Wädenswil Wädi wandert

«Wädi wandert»: Ein Rück- und Ausblick»

Vor über einem Jahr begann hier unsere gemeinsame Reise, liebe Leser und Leserinnen, mit der ersten Folge der sechsteiligen Artikelserie «Wädi wandert». Bei der Planung und der Durchführung dieser Ausflüge in unserer unmittelbaren Umgebung wurde ich zum Teil selbst überrascht, welche unglaubliche Vielfalt Wädenswil bietet. Besonders dankbar bin ich all jenen, die sich jeweils mit mir auf die Wanderung begaben.

Text und Bild: Sebastian Epp

Meine Affinität zu den Bergen wurzelt tief in meiner Kindheit und hat sich durch Klettern, Skitouren und Mountainbiking stetig weiterentwickelt. So gesehen war es für meine Familie alles andere als eine Überraschung, als ich im Frühling 2022, im Alter von 58 Jahren, mit der Wanderleiterausbildung des Schweizerischen Bergführerverbandes begann.

Von der Theorie zur Praxis

Überrascht waren mein Umfeld aber mitunter über den Umfang dieser Ausbildung: Der erste Teil zum Erwerb des eidgenössischen Fachausweis umfasst 11 Module mit insgesamt 44 Ausbildungstagen zu den Themen Flora, Fauna, Geologie, Wetter, Gebirgsmedizin, Sicherheitstechnik, betriebswirtschaftliche Aspekte, Präsentationstechniken und Gruppendynamik.
Um zur (mehrtägigen) Prüfung zugelassen zu werden, müssen die Kandidatinnen und Kandidaten zusätzlich 200 Stunden Wanderungen und Schneeschuhtouren gewerbsmässig leiten – darüber genau Buch führen –, und sie müssen eine Diplomarbeit über ein für den Wanderleiter geschäftlich relevantes Thema schreiben.
Mit «Wädi wandert» durfte ich in doppelter Hinsicht für meine Ausbildung profitieren: Einerseits konnte ich mit diesem Projekt weitere Erfahrungen im Umgang mit Kunden sammeln, andererseits bildeten die Erkenntnisse aus diesen Touren die Grundlage für meine Diplomarbeit. Diese beschäftigte sich mit der Frage, wie die unterschiedlichen Wettbewerbsvoraussetzungen von Wanderleiterinnen und -leitern aus dem Mittelland und aus den Bergen ausgeglichen werden könnten. Welche Wanderangebote stossen auch im Flachland auf Interesse?

Das Wandererlebnis neu denken

In meiner Diplomarbeit versuchte ich, die allgemeine Gleichung «Wandern gleich hohe Berge» aufzubrechen. Auch das Flachland birgt seine Schätze, die darauf warten, entdeckt zu werden – und zwar vor jeder Haustür.
Die Zutaten für Erlebnisse vor Ort können vielfältig sein: Historische Stätten, geologische Besonderheiten, für die Region typische Tiere und Pflanzen, die landschaftsprägende Flora und Fauna oder die besondere Stimmung zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten. Derartige Informationen bereichern das Wandererlebnis und stärken unsere Beziehung zur unmittelbaren Umgebung. Es ist also nur eine Frage der Perspektive, die uns Landschaften neu entdecken lässt, in denen wir nur das «Gewöhnliche» vermutet haben. Deshalb bin ich überzeugt, dass das Wandern im Flachland fast genauso interessant und eine wertvolle Abwechslung im hektischen Alltag sein kann.
Die Wanderungen, bei deren Planung ich mich übrigens von dem inzwischen vergriffenen Büchlein «Wädenswil von Kopf bis Fuss» (1981) inspirieren liess, erfüllten mich jedes Mal mit einem Glücksgefühl: weil das Angebot Anklang fand, weil die zufällig zusammengewürfelten Gruppen «aufgestellt» waren und sich am Ende alle mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck verabschiedeten.

Viele Pläne für die Zukunft

«Wädi wandert» war also ein wichtiger Meilenstein in meiner Ausbildung zum Wanderleiter. Es bleibt, Danke zu sagen für die vielen neuen Bekanntschaften, die ich auf dieser Wanderreise durch Wädenswil machen durfte.
Für all diejenigen, die sich selbst auf die Pfade begeben möchten, sind die Routen weiterhin auf meiner Website Wander-Erlebnis.ch zugänglich, und ich plane, das Angebot regelmässig zu erweitern.
Ich freue mich, dass ich nach zwei intensiven Ausbildungsjahren nun kurz vor dem Abschluss stehe, nicht zuletzt, weil nun wieder mehr Zeit zum Wandern bleibt, um meinen Kunden Neues anzubieten oder Altbewährtes zu wiederholen, wie z.B. die entspannte Weinwanderung im Piemont oder eine anspruchsvolle Bergtour im Alpstein. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder in der Natur!

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