Auf einem Spaziergang durch Wiesen und Wald führte Ursula Höhn eine Gruppe Interessierter durch die heimische Frühlingsflora. Dabei zeigte sie auf, welche Wildkräuter geniessbar sind, wie man sie zubereiten und in den täglichen Essplan integrieren kann, sowie welche wertvollen Inhaltstoffe und auch welche heilenden Kräfte sie beinhalten. Die Natur ist wie ein gedeckter Tisch!
Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke
Haben Sie schon mal vom kriechenden Günsel gehört, von Gundermann und der gewöhnlichen Knoblauchrauke? An Wegesrändern, in Wiesen, in und nah am Wald wachsen viele Wildkräuter. Sie scheinen uns oft unscheinbar oder wir verwechseln sie mit uns bekannteren Pflanzen. Meistens kennen wir ihre Eigenschaften und Namen nicht. Was wir meistens auch nicht wissen, ist, dass man viele davon essen kann. Man kann sie dem Salat als Kräuter zugeben, Suppen daraus kochen, Tee oder blumige Maibowlen damit machen. Viele Kräuter enthalten wichtige Nährstoffe und haben gar heilende Kräfte.
Dann gibt es auch einige, die sind hochgiftig und tarnen sich gut, denn sie ähneln den Guten. Auch sie zu kennen ist wichtig.
Ein Gang durch die Kräuterwelt
Ein Sonntagspaziergang durch die Wildkräuterwelt, geleitet von Ursula Höhn (ZHAW Life Sciences und Facility Management/Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen), führt vom Bachgaden hoch durch Wiesen und Wald, offenbart den geneigten Augen und offenen Sinnen ein weites Feld an Pflanzen, die für den Menschen einen Nutzen haben können. Ursula Höhn ist die Spezialistin. Sie kennt die heimischen Wildkräuter. Sie ist in diesen Wiesen und Wäldern aufgewachsen und weiss über nahezu jedes Kraut Bescheid.
Es ist ein windiger, aber sonniger Sonntagmorgen. Endlich hat die Kälteperiode ein Ende gefunden. Die Aprilnatur ist aus ihrer Kältestarre erwacht. Es scheint, als ob Wiesen und Wald erleichtert ausatmen und weitere Wachstumskraft freisetzen. Die Grünkraft leuchtet wieder.
Der Morgen ist noch frisch, aber die Bewegung wärmt. Wir folgen Ursula Höhn den Weg hoch. Doch schon bald bleibt sie stehen und fordert die Gruppe auf eine Ansammlung von Gewächsen am Wegesrand zu betrachten. Die Pflanzen sehen ähnlich aus wie Brennnesseln, haben kleine weisse Blüten. Weiss jemand, worum es sich handelt? «Lauchhederich,» sagt jemand. Ja, auch Knoblauchsrauke oder Knoblauchskraut genannt. Reibt man die Blätter, steigt einem ein feiner Duft von Knoblauch in die Nase. Man kann die Blätter und die Blüten beispielsweise zum Würzen von Salaten oder Gemüsen verwenden.
Kräuterwissen
Da sich hinter dem Lauchhederich auch eine Ansammlung Brennnesseln befindet, entspinnt sich ein weiterer Austausch über diese wertvolle Pflanze und wie sie möglichst schadlos geerntet und verwertet werden kann. Wissen, Erfahrungen und Fragen machen die Runde, und die wertvollen Informationen kommen allen zugute. Brennnesseln dienen als wertvoller Dünger, können als Suppe oder Salat verzehrt werden. Zum Ernten empfehlen sich Handschuhen, und die auf der Haut brennenden Blätter sollten mit einem Wallholz nachbearbeitet werden, um das Brennen zu verhindern. Die Nesselsamen, so Ursula Höhn, könne man trocknen. Sie sind wahre Naturkraftwerke.
Die Gruppe bewegt sich nur ein paar Meter weiter, um sogleich auf weitere interessante Gewächse zu treffen. Schon wird einem die Dichte an wertvollen Wildkräutern bewusst, die täglich unseren Weg säumen. Da stehen Taubnesseln. Die Blätter können als Wildgemüse im Salat oder wie Spinat zubereitet werden, und so versorgt uns die Taubnessel mit Gerbstoffen, Flavonoiden und ätherischen Ölen, die dazu beitragen, die Nierentätigkeit anzuregen und den Körper zu entgiften. Und dann ist da überall der kriechende Günsel, mit seinen zartvioletten Blüten sehr beliebt bei Bienen und Hummeln. Ebenso der gewöhnliche Gundermann oder Gundelrebe genannt. Gundermann ist auch eine beliebte würzige Zutat in der Küche, wird auch gerne Salaten und Gemüsen beigegeben. Gundermann ist reich an Kalium, Kieselsäure und Vitamin C und besitzt eine entzündungshemmende, schleimlösende und stoffwechselfördernde Wirkung.
Die Gruppe kommt kaum voran, so viel gibt es zu sehen, zu entdecken und zu wissen. Die Wiesenborten strotzen vor interessanten Kräutern. Ursula Höhn treibt die Gruppe an, sodass sie doch noch in den Wald gelangt. Am Waldesrand entdeckt jemand Mädesüss, als Tee gut gegen Kopfschmerzen, und da sind wilde Himbeeren, eine wichtige Frauenpflanze. Aus Waldmeister macht man Bowle.
Giftige Pflanzen
Das Salomonssiegel ist schön anzuschauen, aber giftig. Und die verschiedenen Doldenblütler? «Haltet euch fern von ihnen!» rät Höhn. Denn auch der Schierling ist ein Doldenblütler, zu verwechseln mit Wiesenkerbel oder Schafgarbe. Er ist sehr giftig. Sokrates wurde durch den «Schierlingsbecher» hingerichtet!
Im Wald treffen wir auf Bärlauch, aus der Gattung Allium, von dem sowohl die Blätter wie auch Knospen und Blüten essbar sind und einen starken Knoblauchgeschmack haben. Vor seinen giftigen Doppelgängern Maiglöckchen und Herbstzeitlose sei gewarnt!
Auf dem Rundgang entdeckt Jede/-r für sich viele weitere interessante Pflanzen und kann vom grossen Wissen von Ursula Höhn profitieren.
Wildkräuterbuffet
Zum Abschluss dieses reichhaltigen Spaziergangs erwartet die Gruppe im Garten von Höhns Geburtshaus ein Buffet kulinarischer Leckerbissen. Sie wurden mit einigen der Wildkräuter zubereitet, die uns auf unserem Weg begegnet sind. Köstlich! Rezeptbücher, um darin zu schmökern, liegen auf und Pflanzenbestimmungsbücher.
Das Feld der Wildkräuter ist ein weites, und viele sind nicht nur essbar, sondern auch sehr gesund und haben sogar heilende Wirkungen.
Mit diesem Spaziergang durch die Wildkräuterwelt des Frühlings ist das Bewusstsein für die Landschaft und unseren Lebensraum gewachsen. Die Natur ist nicht nur ein Wunder, das jeden Frühling neu erblüht, sondern bietet Nahrungsquellen, die beinahe vergessen gegangen sind. Im Herbst wird sich ein neues Spektrum entfalten.
Es ist ein Geschenk, dass es Menschen gibt, die dieses Wissen bewahren und es weitergeben.
Auf einem Spaziergang durch Wiesen und Wald führte Ursula Höhn eine Gruppe Interessierter durch die heimische Frühlingsflora. Dabei zeigte sie auf, welche Wildkräuter geniessbar sind, wie man sie zubereiten und in den täglichen Essplan integrieren kann, sowie welche wertvollen Inhaltstoffe und auch welche heilenden Kräfte sie beinhalten. Die Natur ist wie ein gedeckter Tisch!
Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke
Haben Sie schon mal vom kriechenden Günsel gehört, von Gundermann und der gewöhnlichen Knoblauchrauke? An Wegesrändern, in Wiesen, in und nah am Wald wachsen viele Wildkräuter. Sie scheinen uns oft unscheinbar oder wir verwechseln sie mit uns bekannteren Pflanzen. Meistens kennen wir ihre Eigenschaften und Namen nicht. Was wir meistens auch nicht wissen, ist, dass man viele davon essen kann. Man kann sie dem Salat als Kräuter zugeben, Suppen daraus kochen, Tee oder blumige Maibowlen damit machen. Viele Kräuter enthalten wichtige Nährstoffe und haben gar heilende Kräfte.
Dann gibt es auch einige, die sind hochgiftig und tarnen sich gut, denn sie ähneln den Guten. Auch sie zu kennen ist wichtig.
Ein Gang durch die Kräuterwelt
Ein Sonntagspaziergang durch die Wildkräuterwelt, geleitet von Ursula Höhn (ZHAW Life Sciences und Facility Management/Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen), führt vom Bachgaden hoch durch Wiesen und Wald, offenbart den geneigten Augen und offenen Sinnen ein weites Feld an Pflanzen, die für den Menschen einen Nutzen haben können. Ursula Höhn ist die Spezialistin. Sie kennt die heimischen Wildkräuter. Sie ist in diesen Wiesen und Wäldern aufgewachsen und weiss über nahezu jedes Kraut Bescheid.
Es ist ein windiger, aber sonniger Sonntagmorgen. Endlich hat die Kälteperiode ein Ende gefunden. Die Aprilnatur ist aus ihrer Kältestarre erwacht. Es scheint, als ob Wiesen und Wald erleichtert ausatmen und weitere Wachstumskraft freisetzen. Die Grünkraft leuchtet wieder.
Der Morgen ist noch frisch, aber die Bewegung wärmt. Wir folgen Ursula Höhn den Weg hoch. Doch schon bald bleibt sie stehen und fordert die Gruppe auf eine Ansammlung von Gewächsen am Wegesrand zu betrachten. Die Pflanzen sehen ähnlich aus wie Brennnesseln, haben kleine weisse Blüten. Weiss jemand, worum es sich handelt? «Lauchhederich,» sagt jemand. Ja, auch Knoblauchsrauke oder Knoblauchskraut genannt. Reibt man die Blätter, steigt einem ein feiner Duft von Knoblauch in die Nase. Man kann die Blätter und die Blüten beispielsweise zum Würzen von Salaten oder Gemüsen verwenden.
Kräuterwissen
Da sich hinter dem Lauchhederich auch eine Ansammlung Brennnesseln befindet, entspinnt sich ein weiterer Austausch über diese wertvolle Pflanze und wie sie möglichst schadlos geerntet und verwertet werden kann. Wissen, Erfahrungen und Fragen machen die Runde, und die wertvollen Informationen kommen allen zugute. Brennnesseln dienen als wertvoller Dünger, können als Suppe oder Salat verzehrt werden. Zum Ernten empfehlen sich Handschuhen, und die auf der Haut brennenden Blätter sollten mit einem Wallholz nachbearbeitet werden, um das Brennen zu verhindern. Die Nesselsamen, so Ursula Höhn, könne man trocknen. Sie sind wahre Naturkraftwerke.
Die Gruppe bewegt sich nur ein paar Meter weiter, um sogleich auf weitere interessante Gewächse zu treffen. Schon wird einem die Dichte an wertvollen Wildkräutern bewusst, die täglich unseren Weg säumen. Da stehen Taubnesseln. Die Blätter können als Wildgemüse im Salat oder wie Spinat zubereitet werden, und so versorgt uns die Taubnessel mit Gerbstoffen, Flavonoiden und ätherischen Ölen, die dazu beitragen, die Nierentätigkeit anzuregen und den Körper zu entgiften. Und dann ist da überall der kriechende Günsel, mit seinen zartvioletten Blüten sehr beliebt bei Bienen und Hummeln. Ebenso der gewöhnliche Gundermann oder Gundelrebe genannt. Gundermann ist auch eine beliebte würzige Zutat in der Küche, wird auch gerne Salaten und Gemüsen beigegeben. Gundermann ist reich an Kalium, Kieselsäure und Vitamin C und besitzt eine entzündungshemmende, schleimlösende und stoffwechselfördernde Wirkung.
Die Gruppe kommt kaum voran, so viel gibt es zu sehen, zu entdecken und zu wissen. Die Wiesenborten strotzen vor interessanten Kräutern. Ursula Höhn treibt die Gruppe an, sodass sie doch noch in den Wald gelangt. Am Waldesrand entdeckt jemand Mädesüss, als Tee gut gegen Kopfschmerzen, und da sind wilde Himbeeren, eine wichtige Frauenpflanze. Aus Waldmeister macht man Bowle.
Giftige Pflanzen
Das Salomonssiegel ist schön anzuschauen, aber giftig. Und die verschiedenen Doldenblütler? «Haltet euch fern von ihnen!» rät Höhn. Denn auch der Schierling ist ein Doldenblütler, zu verwechseln mit Wiesenkerbel oder Schafgarbe. Er ist sehr giftig. Sokrates wurde durch den «Schierlingsbecher» hingerichtet!
Im Wald treffen wir auf Bärlauch, aus der Gattung Allium, von dem sowohl die Blätter wie auch Knospen und Blüten essbar sind und einen starken Knoblauchgeschmack haben. Vor seinen giftigen Doppelgängern Maiglöckchen und Herbstzeitlose sei gewarnt!
Auf dem Rundgang entdeckt Jede/-r für sich viele weitere interessante Pflanzen und kann vom grossen Wissen von Ursula Höhn profitieren.
Wildkräuterbuffet
Zum Abschluss dieses reichhaltigen Spaziergangs erwartet die Gruppe im Garten von Höhns Geburtshaus ein Buffet kulinarischer Leckerbissen. Sie wurden mit einigen der Wildkräuter zubereitet, die uns auf unserem Weg begegnet sind. Köstlich! Rezeptbücher, um darin zu schmökern, liegen auf und Pflanzenbestimmungsbücher.
Das Feld der Wildkräuter ist ein weites, und viele sind nicht nur essbar, sondern auch sehr gesund und haben sogar heilende Wirkungen.
Mit diesem Spaziergang durch die Wildkräuterwelt des Frühlings ist das Bewusstsein für die Landschaft und unseren Lebensraum gewachsen. Die Natur ist nicht nur ein Wunder, das jeden Frühling neu erblüht, sondern bietet Nahrungsquellen, die beinahe vergessen gegangen sind. Im Herbst wird sich ein neues Spektrum entfalten.
Es ist ein Geschenk, dass es Menschen gibt, die dieses Wissen bewahren und es weitergeben.