Wädenswil

Wie steht’s um die Elektromobilität in Wädenswil?

Die mittelbare Zukunft des Automobils ist elektrisch. Mit neuen Antriebssystemen, wie Hybriden oder reinen E-Fahrzeugen, hat sich in den letzten Jahren viel bewegt. Doch neue Systeme brauchen neue Infrastruktur. Wie sieht’s diesbezüglich in Wädenswil aus?

Text & Bilder: Stefan Baumgartner

Ende September 2023 waren im Kanton Zürich 741 000 Personenwagen zugelassen. Das sind 470 Autos auf 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Dieser sogenannte Motorisierungsgrad war in den letzten Jahren rückläufig. Grund hierfür ist nicht etwa, dass die Zürcher Autoflotte kleiner würde, sondern einfach, dass die Zahl der Autos im Kanton langsamer wächst, als jene der Menschen.
Herkömmliche Verbrenner sind nach wie vor die Regel: 87 Prozent aller Zürcher Autos haben einen Benzin- oder Dieselmotor. Elektrofahrzeuge und Hybride, bei denen neben einem Elektro- auch ein Verbrennungsmotor unter der Haube steckt, machen also aktuell nur einen kleinen Teil der Zürcher Autoflotte aus. Aber ihr Bestand hat sich in jüngster Zeit vervielfacht, und bei den Neuzulassungen boomen die alternativen Antriebe mittlerweile richtig. 2023 waren drei von fünf neu in Verkehr gesetzten Autos hybrid oder rein elektrisch unterwegs. Wie im Vorjahr überstieg die Zahl der Hybride jene der neu zugelassenen Benziner. Die Dieselautos verlieren dagegen bereits seit dem Abgas-Skandal, der im Herbst 2015 publik wurde, an Beliebtheit. Mittlerweile kommen deutlich mehr reine Stromer als Dieselfahrzeuge neu auf die Strasse. Und das Modell Y von Tesla war 2023 mit 6173 verkauften Einheiten absoluter Spitzenreiter in der Schweiz.
Zwar kämpft das E-Auto immer noch mit einigen – längst widerlegten – Vorurteilen – wie höherer Preis, geringe Reichweite oder mangelnde Sicherheit. Doch Herr und Frau Schweizer haben sich längst für den elektrischen Antrieb entschieden. Ein Trend, den auch Roman Baumann von der Wädenswiler Garage PAO bestätigt: «Bei der von uns angebotenen Marke Hyundai verkaufen wir aktuell rund 60% als rein elektrische oder hybride Fahrzeuge.»
In Wädenswil waren 2023 12 786 Personenwagen eingelöst, das sind 508 Fahrzeuge pro 1000 Einwohner. Im kantonalen Schnitt liegt diese Quote bei 470 Autos auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Hier zeigt sich: Wädenswil ist ländlicher, als es sich selbst gerne gibt. Denn je ländlicher, je höher die Quote. Die Stadt Zürich zum Beispiel ist mit 315 Personenwagen die am wenigsten motorisierte Gemeinde auf Kantonsgebiet.
Noch zeigen die Zahlen in Wädenswil ein konventionelles Bild: Die 12 786 PWs auf Stadtgebiet setzen sich zusammen aus rund 62% benzin- und 25% dieselangetriebenen Fahrzeugen. Erst 8,3% vertrauen auf einen Hybrid- und 4,3% auf einen reinen Elektro-Antrieb. Ganz anders das Bild bei den im Jahr 2023 in Wädenswil neu dazugekommenen Personenwagen: Nur noch 32% oder 208 Lenkerinnen und Lenker haben sich für einen Benziner entschieden, gar nur noch 7% oder 45 dieselangetriebene Fahrzeuge kamen neu hinzu. Dagegen boomen die Hybridfahrzeuge, die über einen Drittel (35,5% / 226 Fahrzeuge) und die reinen Elektrofahrzeuge, die fast einen Viertel (24,5/156 Fahrzeuge) ausmachen.

Ladeinfrastruktur

Während Wädenswil ein dichtes Tankstellennetz aufweist, wird’s bei der elektrischen Ladeinfrastruktur herausfordernder – vor allem dann, wenn die Halter der E-Fahrzeuge nicht Eigenheimbesitzer sind, oder der Vermieter keine Ladestation zur Verfügung stellt.
Im Wädenswiler Zentrum bietet die Stadt Wädenswil mit dem 2017 eingeweihten Smart-Tower eine Gratis-Ladestelle mit zwei Zugängen an, wobei eine bis vor kurzem für «Zoë», das Sharing-Auto der Energie Genossenschaft Zimmerberg, reserviert war. Dieses ist allerdings nicht mehr in Betrieb und wird auch nicht ersetzt. Darum wird diese Ladestation am Eck Kantonsplatz/Gerbestrasse im Verlaufe des Jahres für die Benutzer kostenpflichtig, wie die Stadt auf Anfrage mitteilte. Zwei weitere von der Stadt betriebene kostenpflichtige Ladestationen sind bei den Sportanlagen Untermosen in Betrieb. Die Stadt selbst betreibt für ihre eigene Fahrzeugflotte beim Stadthaus wie auf dem Gasiplatz Ladestationen, die aber den eigenen Fahrzeugen vorbehalten sind.
Weitere Ladestationen werden von Firmen angeboten, so befindet sich auf dem Areal der Elektron in der Au eine Ladestation, und die Ladestationen des EKZ an der Oberdorfstrasse können von der Öffentlichkeit nach Geschäftsschluss mitbenutzt werden. Seit Oktober 2023 hat die Garage Streuli an der Schönenbergstrasse für die Öffentlichkeit eine Ladestation freigeschalten, die auch über diverse Apps wie jene vom TCS oder EcarUp gefunden werden kann. Diese Ladesäule ist grundsätzlich rund um die Uhr zugänglich, während des Alltagsbetriebs wird sie von der Garage teilweise mitgenutzt. «Wer fragt, bekommt sie aber immer gerne freigeschalten», verrät Robin Streuli. Die Garage versucht, im Geschäftsalltag elektrifizierte Autos zu verwenden und ihre Elektroautos auch mit eigenem Solarstrom zu laden, etwa über Mittag, wenn die Auslastung niedrig ist und die Stromproduktion hoch ist. «Generell können wir einen guten Teil unseres Stroms, den wir für den Betrieb benötigen, direkt von unserer PV-Anlage beziehen. Wir wissen auch, dass ein Elektroauto nicht gleichbedeutend mit nachhaltiger Mobilität ist und versuchen, zweiteres «vorzuleben» mit unserem Betrieb», ergänzt Robin Streuli und liefert gleich noch ein «Bonmot» nach: «Unsere Grossmutter Susi Streuli-Heer fährt schon über 3 Jahre einen Renault Zoe!»
Im vergangenen Herbst kommunizierte die zur Migros gehörende Migrol, dass sie über 2000 E-Ladestationen an Migros-Standorten in der ganzen Schweiz bauen will. Erstes sichtbares Zeichen war jedoch, dass die bisherige Gratis-Ladestation in der Migros Richterswil in eine Bezahl-Ladestation umgewandelt wurde. Wann Migrol in Wädenswil – wo die Genossenschaft Migros Zürich zwei frequenzstarke Center betreibt – ein Ladeangebot anbieten will, ist noch offen: «Der flächendeckende Ausbau des M-Charge-Ladenetzes ist im Gange und erfolgt schrittweise über die kommenden Jahre. Aufgrund der vorgängigen Evaluationsphase werden die Standorte gemeinsam von Migrol und den einzelnen Genossenschaften definiert und für die Umrüstung terminiert. Dabei werden zunächst die grossen Einkaufszentren und hochfrequentierte 3M-Standorte priorisiert. Den Standort Wädenswil nehmen wir gerne in unsere Betrachtung auf. Geplant ist, dass Migrol im Jahr 2024 bis zu 7 neue Standorte der Genossenschaft Zürich mit Ladestationen erweitert wird», teilt Mirjam Fuchs, Leiterin Marketing bei der Migrol AG, mit.
Wädenswil bietet Stromsuchenden also einige Möglichkeiten, ihr Fahrzeug an öffentlichen Ladestationen zu laden. Nicht alle davon befinden sich im Zentrum, aber die umweltfreundlichste Art der Fortbewegung ist bekanntlich immer noch per pedes …

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