Richterswil

Vom guten Bauchgefühl zu den Tatsachen

Die Gemeinde Richterswil hat eine Umfrage lanciert und die Bevölkerung ­gebeten, ihre Erfahrungen und Meinungen zum revitalisierten Dorfkern kundzutun. Mit ­positiver Bilanz.

Text & Bild: Reni Bircher

Auf der Homepage, Plakatständern und den Sozialen Medien fragte der Gemeinderat Richterswil nach, wie das RED-Projekt nach über einem Jahr nach der Eröffnung bei den Nutzerinnen und Nutzern und natürlich den Anwohnerinnen und Anwohnern angekommen ist. Knapp 600 Leute haben an der Umfrage teilgenommen.
Gemeinderat Christian Stalder (Ressort Werke) erläutert die Fragen nach den einzelnen Punkten der Umfrage:

Christian, ist die Anzahl der Umfrage-
Teilnehmenden im Bereich des Erwarteten?

Ja, wir sind zufrieden. Die gute Kommunikation der Umfrage hat zu der entsprechend hohen Teilnehmerzahl geführt.

Was am sanierten Dorfkern wurde am meisten gelobt?
Es ist das Gesamtkonzept des neuen Dorfkernes, das grossen Zuspruch findet. Auch mussten wir keine Änderungen an den Gestaltungselementen vornehmen, es funktioniert!
Inzwischen haben wir alle vier Jahreszeiten erlebt, und der Belag hat die natürliche Ausbleichung erfahren. Dieser war zu Beginn als «zu gelb» beurteilt worden. Der zurückhaltende Charakter des gesamten Farbkonzepts passt sehr gut zum Dorfkern.

Was wurde am meisten bemängelt?
Das Verhalten einzelner Verkehrsteilnehmer. Dabei sind alle gemeint: Auto-, Töff-, Velofahrer und Fussgänger. Es gibt immer einzelne Unverbesserliche.
Wenn im Frühling die Tempo-30-Zonen realisiert werden (wir berichten zu einem späteren Zeitpunkt darüber, Anm. d. Red.) ist der Tempounterschied beim Eintritt in die Begegnungszone deutlich geringer. Dies wird zu weiteren Verbesserungen der Geschwindigkeit führen.

Fast die Hälfte der Abstimmenden fand, dass das Dorf mit den Veranstaltungen anzahl­mässig gut versorgt ist. Wird der ­Gemeinderat hier entsprechend reagieren, falls mehr ­Anfragen für Festivitäten gestellt werden,
und wenn ja, wie?

30 Prozent fanden, dass mehr stattfinden dürfte. Der Gemeinderat ist in Diskussion mit den Fachgeschäften, wie mehrere kleinere Anlässe in den Sommermonaten durchgeführt werden können. Vielleicht ein kleiner Anlass an einem Donnerstagabend? Etwas Niederschwelliges, das nicht alle Anwohner tangiert und eine flächendeckende Absperrung zur Folge hat. Die Begegnungszone soll aber zu keiner «Partymeile» werden, es darf auch wieder Ruhe einkehren. Es wird zu gegebener Zeit kommuniziert.
Bei einer Frage wird hauptsächlich der ­Verkehr als Problem gesehen. Gibt es diesbezüglich geplante Massnahmen oder Aktionen durch die Gemeinde oder Polizei?
In der vergangenen Woche wurde ein Geschwindigkeitsradar – auch Seedy genannt – installiert, um den Leuten aufzuzeigen, wie schnell sie unterwegs sind.

Welcher Punkt wurde am häufigsten in die Waagschale der positiven Eigenschaften geworfen?
Die Bepflanzung und die Sitzgelegenheiten. Erstaunlicher­weise hat kaum jemand die Beleuchtung erwähnt, obwohl wir mit der Denkmalpflege endlose Diskussionen deswegen geführt haben *lacht*. Ich erzähle gerne, dass die weissen LED-Lichter um 22 Uhr abschalten, und dadurch eine angenehme und warme Beleuchtung entsteht. Wir schlussfolgern daraus, dass es für die Anwohner «stimmt», wie das gelöst wurde.

Welche Schlüsse zieht der Gemeinderat aus der Umfrage?
Ich bin überzeugt, dass es sich gelohnt hat, vier Jahre lang an der Planung zu arbeiten sowie die Bevölkerung, die Detaillisten, den Verkehrsverein und viele weitere einbezogen zu haben. Nach der Abstimmung haben wir nochmals drei Jahre in die Detailplanung investiert und das Gespräch mit den Anwohnern gesucht, um allfällige Ängste zu nehmen.
Auch nach dem Umfrage-Feedback sind wir sehr stolz auf dieses Werk. Erst recht, da die Verschönerung des Dorfes ein Projekt der Gemeinde war und für das Wohlgefühl und die Aufenthaltsqualität kein gesetzlicher Auftrag besteht.
Die Ausgaben von 3 Millionen Franken plus die Sanierung der Werkleitungen waren eine hohe Summe, die es sich zu investieren gelohnt hat. Im Budget lagen wir im prognostizierten Kostenrahmen und vom Kanton erhalten wir auch noch Unterstützung. Wir hatten kaum nennenswerte Probleme bei der Ausführung und schlossen diesen innerhalb eines Jahres ab. Das ist eine tolle Leistung.

Was hat den Gemeinderat am meisten am Ergebnis überrascht oder erfreut?
Mich freut es, dass durch diese breit gestützte Umfrage mein Bauchgefühl bestätigt wurde. Und die Detaillisten bestätigen, dass das Geschäft gut läuft.

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