Richterswil

Helfende Hände, fiese Slices, Power-Naps und Raclette

Erneut wurden am 5. Dezember die Freiwilligenarbeit sowie die im vergangenen Jahr erfolgreichen Sportler von Richterswil-Samstagern geehrt – und das in einem übervollen Haaggeri-Saal.

Text: Reni Bircher
Bilder: Reni & Guido Bircher

Gemeindepräsident Marcel Tanner bekundete in seiner Begrüssungsrede die Wertschätzung für die zigtausend Stunden Freiwilligenarbeit, die manchmal unauffällig und unerkannt verrichtet werden, aber für ein lebenswertes Dorfleben sorgen.
In diesem Jahr durfte die Nachbarschaftshilfe Richterswil-Samstagern die Bühne betreten, wo der Vorstand für das Vereinsengagement die Ehrung entgegennahm. Die Vereinsmitglieder übernehmen kurzfristige Tier- und Kinderbetreuungen, machen leichte Haus- und Gartenarbeit, funktionieren als Dolmetscher und Übersetzer, machen Einkäufe, bieten Gesellschaft und Aufgabenhilfe und vieles andere, und das gegen kleines Entgelt. Die Hilfen werden nur für kurze Zeiträume angenommen, denn sie wollen keine Konkurrenz sein für irgendein Taxiunternehmen, Gärtner, Service oder Handwerker, wie Vereinspräsident Heinz Wendt betont.
Der Verein zählte Ende 2022 beachtliche 143 Mitglieder und leistete über 850 Helferstunden. Der Verein freut sich über finanzielle Unterstützung durch Spenden oder eine Mitgliedschaft. Diese ist jedoch keine Voraussetzung für allfällige Hilfeleistungen. Die 60 Helferinnen und Helfer des Vereins sind nicht ausgelastet, und Heinz Wendt richtete deshalb sein Wort an die Anwesenden: «Überwindet die Hemmschwelle und ruft uns an, denn unsere Leute sind froh, wenn sie helfen dürfen.»

Aufmarsch der erfolgreichen Sportler

Im nächsten Teil des Abends übernahm Patrick Schmid das Mikrofon. Er wuchs in Horgen auf, arbeitet seit 2006 beim Schweizer Fernsehen als Kommentator bei diversen Sportanlässen und führte gut vorbereitet mit gezielten Fragen und viel Humor durch das Programm.
Als erstes bat er fünf Einzelsportlerinnen und -sportler auf die Bühne. Unter ihnen die Turner Aniko Kümmerle und Reto Fässler. Die 13-jährige Aniko ist begeisterte Hürdenläuferin und erreichte im Hochsprung den 2. Rang in der Bestenliste U14, indem sie 1,55 m überwand – also beinahe die eigene Körpergrösse. Reto Fässlers Stärke liegt im Mehrkampf, wo er mehrere Bestleistungen erreichte, wobei er den 2. Rang in der Hochsprungschweizermeisterschaft U23 belegt. Sein ausgesprochenes Ziel: das Erreichen der 2-Meter-Marke im Hochsprung und die kommende 10-Kampf-Saison unverletzt und mit 7000 Punkten zu meistern.

Ruderin Annik Heuss darf zwei Silber- und eine Bronzemedaille ihr Eigen nennen. Mit 20 Trainingsstunden pro Woche (davon zwei Frühtrainings ab sechs Uhr morgens) sind das intensive Tage, und auf Schmids Nachfrage, ob sie am Abend noch Aufgaben mache oder einem Hobby nachgehe, war die Antwort: «Da gehe ich lieber schlafen.» In der Zukunft möchte sie mal für die Schweiz ins Rennen gehen, und der Moderator findet bereits einen Termin: 2032 finden die Olympischen Spiele in Australien statt.
Riana Caviezel (R6-klassiert) spielte im Tennis ihre Gegner an die Wand und ist Vizeschweizermeisterin. Dass sie im Doppel mit ihrer Kollegin R4-Klassierte geschlagen hat, macht sie besonders stolz. Die 16-jährige stammt aus einer tennisbegeisterten Familie, spielt aber ebenfalls leidenschaftlich gerne Fussball.
Nicht das erste Mal auf der Bühne stand der 77-jährige Richard Gerster. Der Marathonläufer hat dieses Jahr den 2. Rang 75+ beim Züri-Marathon erkämpft. Auf die Frage, wie er das mache, antwortet der Senior ruhig: «Ich ha eifach Glück im Läbe.» Ausschlaggebend sei sicher die gute Gesundheit, gute Knie und die Freude am Rennen. Im Jahr rennt er zwischen 2000–3000 Kilometer – also weiter als Moskau. Auf den Sieg angesprochen relativiert Gerster und erheiterte damit die Zuhörerschaft über alle Massen: «Das war doch nur Zufall. In der Kategorie 75+ waren es gerade mal fünf Teilnehmer, wobei einer das Ziel nicht erreichte, einer Ausländer war und nicht zur Schweizermannschaft gehörte, und einer viel mehr Zeit brauchte, als ich. Den Ersten habe ich gar nie gesehen.»

Team-Erfolge

Zu viert betraten die erfolgreichen Ruderer vom Seeclub Richterswil die Bühne: Severin Rudis, Lucas Jordil, Constantin Feuerstein und Michael Weilenmann. Sie erreichten an der Schweizermeisterschaft im Doppelvierer den 3. Rang, das Duo Jordil/Feuerstein zusätzlich Gold im Doppelzweier, ebenfalls an der Schweizermeisterschaft. «Wie funktioniert ihr als Team, wenn es um den Schlussspurt geht?», kam die Frage des Sport-Moderators. Immerhin betreiben die jungen Männer Leistungssport, aber anscheinend vermag Jordil noch kurze Befehle an seine Teamkollegen zu richten, was ihnen die nötige Motivation und die so ausschlaggebenden Sekunden für den Sieg beschert. «Es geht um die Medaille, da kann man das noch durchziehen», so sein klares Statement.
Auf den Erfolg des Doppelzweiers angesprochen, welches erst in diesem Jahr zusammengefunden hat, wird klar, dass das Zwischenmenschliche stimmen muss, damit jeder weiss, wie der Partner «tickt», wie er sich bewegt, was er macht. Feuerstein erläutert auch, dass die Rufe des Publikums auf der Zielgeraden ebenfalls den nötigen Motivationsschub geben, das Letzte aus sich herauszuholen. Als Einziger fuhr Feuerstein kürzlich für ein Rennen nach Italien. Dort durfte er sich mit internationalen Grössen und Olympiasiegern messen, was wirklich Spass gemacht habe. Schmid fragte: «Es ist gut gelaufen, oder?» Darauf, ziemlich verlegen: «Ja, ich habe Gold gewonnen» (Kat. U17).
Die vorgängig geehrte 14-jährige Annik Heuss erruderte sich bei diesem Wettkampf in ihrem Jahrgang ebenfalls Gold.
Die nächste Gruppe auf der Bühne spielen im Tennisclub Burgmoos. Sie erreichten den 3. Rang der SM Junioren: Matteo Borgmann, Flavio Habel, Nicolas Rübel und Severin Rappold; Gonzalo Atienza Danobeitita konnte nicht dabei sein bei diesem Anlass. Auf die Teamfähigkeit angesprochen, sagte Kapitän Habel: «Es isch nöd immer eifach gsi mit so junge Chäibe», was lautes Gelächter im Saal hervorrief. Aber es sei ein gutes Team gewesen. Auf die Fun-Frage, welchen Schlag sie sich von einem Teamkollegen aneignen möchten, wussten alle eine Antwort. Unter anderem sorgte die Aussage von Habel wieder für Erheiterung, der gestand, dass ihn die Slices von Borgmann «ganz hässig» machen würden.

Menschen, die fliegen

Als «Goody» für die Sinne betraten Daniela Ehrsam und fünf Mädchen von «aerial hoop» die Bühne und verzauberten auf schönste Weise das Publikum. Mit Anmut, Eleganz und einer Leichtigkeit, der unglaubliche Muskelkraft zugrunde liegen muss, beherrschten sie die Ringe, die von der Decke hingen. Auch sie ernteten viel Applaus.
Bevor die Mitglieder vom IRS und der Gemeinderat die Anwesenden persönlich mit Raclette versorgten, wurde Patrick Schmid vom IRS-Präsident Adi Schmid für seine Moderation bedankt und bekam einen «Bsetzistei» geschenkt. Dieser wiederum fand dankbare Worte für das Engagement aller Beteiligten und die Zeit, die sie sich genommen hatten, diesen speziellen Abend gemeinsam zu begehen. Der IRS-Präsident seinerseits dankte dem Gemeinderat, insbesondere Melanie Züger, welche Ansprechpartner ist für die Vereine und deren Anliegen. Und zu guter Letzt ging der Dank – erneut – an alle freiwilligen Helferinnen und Helfer, durch die das Dorf werde, was es ist: «Nämlich das schönste Dorf am linken Zürichseeufer.»

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