Feuilleton Wädenswil

Sofia Achermann ist Unicef-Juniorbotschafterin

Sofia Achermann wurde am Samstag, 16. September, zusammen mit weiteren 38 Kindern und Jugendlichen im Zürcher Zoo als Unicef-Juniorbotschafterin ausgezeichnet. Diese Mädchen und Buben haben sich schon zum sechsten Mal mit Aktionen aktiv für Kinder in Not stark gemacht, Spenden gesammelt oder ihr Umfeld für die Kinderrechte sensibilisiert.

Text: Ingrid Eva Liedtke, Bilder: zvg

Um Juniorbotschafterin zu werden, braucht es ein grosses Durchhaltevermögen. Die ausgezeichneten Jungaktivistinnen und -aktivisten treten damit in die Fusstapfen der Erwachsenen-Botschafter, wie Tina Weirather oder Kurt Aeschbacher. Die Auszeichnung fand zum ersten Mal im Jahr 2014 statt. Inzwischen wurden rund 550 Kinder als Juniorbotschafterinnen oder -botschafter ausgezeichnet.

Die Jungaktivisten setzen ein wichtiges Zeichen der Solidarität

Bereits seit Jahren setzen sich die «Jung-Aktivisten» für Kinder in Not ein, veranstalten einfallsreiche Spendenaktionen oder klären über die Arbeit und Anliegen von Unicef auf – beispielsweise mit Vorträgen in der Schule. All diese Mädchen und Buben setzen mit ihrem Einsatz ein wichtiges Zeichen der Solidarität für benachteiligte und verletzliche Kinder.
Auch Bettina Junker, die Geschäftsleiterin von Unicef Schweiz und Liechtenstein, ist vom jahrelangen Engagement der Kinder beeindruckt. «Es ist aussergewöhnlich, was Ihr in eurer Freizeit geleistet habt. Juniorbotschafterin oder Juniorbotschafter kann zwar jedes Kinder werden, aber dafür muss man in jungen Jahren etwas leisten, das selbst vielen Erwachsenen schwerfällt: Die Bereitschaft, für andere da zu sein, die man nicht kennt, aber von denen man weiss, dass sie auf Hilfe angewiesen sind.»

So wird man Juniorbotschafterin

Mitglieder des kostenlosen «Kids united»-Clubs von Unicef, die sich für Kinder in Not engagieren, erhalten einen persönlichen Weltbürgerpass. Darin können sie ihre Aktionen eintragen und von Unicef mit einem Stempel attestieren lassen. Als Aktion zählen nicht nur Spendenaktionen, sondern auch Informationskampagnen, wie ein Vortrag an der Schule oder andere Anlässe, an denen die Kinder über Kinderrechte und die Situation von gefährdeten und benachteiligten Kindern in der ganzen Welt berichten. Jedes Kind kann Mitglied von Unicef «kids united» werden – und dann mit der Durchführung von sechs Aktionen zum Juniorbotschafterin oder Juniorbotschafter ernannt werden. Seit der Gründung Unicef «kids united» wurden bereits etwa 550 Juniorbotschafterinnen oder Juniorbotschafter ausgezeichnet. Sofia Achermann aus Schönenberg ist eine der ausgezeichneten Juniorbotschafterinnen der Unicef.
Die Schülerin sprüht vor Energie und Ideen. Helfen, Projekte lancieren, um damit weniger begünstigten Menschen zu helfen, das wurde ihr in die Wiege gelegt. Aber es ist nicht nur eine Lebensphilosophie der Familie Achermann, sondern man spürt auch sehr viel Freude am Tun.

So beantwortet Sofia Achermann auch bereitwillig und fröhlich ein paar Fragen:

Wer bist Du, Sofia; wie würdest Du Dich beschreiben?
Ich bin 15. Ich mache viel und gern Sport und liebe Musik, ich singe. Im bin im Turnverein Schönenberg aktiv, täglich, im Geräteturnen und im Turnverein. Ich bin in der Hilfsleitung beim Jugendturnen, in der Meitliriege 1.–3. Klasse. Ich engagiere mich für Projekte, organisiere gern, helfe auch mit, wenn irgendwo Bedarf ist. Mein Leben besteht aus Schule und Turnverein und Wettkämpfen im Sommer. Ich gehe ins neusprachliche Gymnasium Zimmerberg, mit Schwerpunktfach Spanisch. Ich habe einen 13-jährigen Bruder. Ich bin ein Familienmensch.

Wie kamst Du dazu, Dich für Kinder in Not einzusetzen? War es ein persönliches Bedürfnis oder hat Dich jemand dazu angeregt?
Das weiss ich nicht mehr so genau, denn es ist schon sechs Jahre her, dass ich meine erste Aktion gestartet habe. Mit einer Kollegin hatte ich die Idee, Guetsli zu backen und zu verkaufen. Es war vor Weihnachten. Wir haben die Guetsli dekoriert und sind dann von Haus zu Haus gezogen, um sie zu verkaufen. Die Leute wurden informiert, wofür wir sammeln und konnten so viel geben, wie sie wollten, im Schnitt etwa 5 Franken. Mit dem Erlös aus diesen jährlichen Aktionen von Unicef, wird für Kinder in armen Ländern gesammelt, zum Beispiel dieses Jahr für Bangladesch, weil da Überschwemmungen waren. Ich habe bisher sechs solcher Sammelaktionen gemacht. Darum wurde ich Juniorbotschafterin.
Welche Aktionen hast Du schon durchgeführt?
Den Guetsliverkauf habe ich vier Jahre lang gemacht. Dann haben wir am Räbeliechtliumzug Kuchen verkauft. Das heisst dann auch, dass wir den Kuchen selber gebacken haben. Okay – mit Hilfe der Eltern! Und dann haben wir einmal ein Openairkino in unserem Garten organisiert, mit Popcorn und Punsch, die man kaufen konnte für circa 3–5 Franken – damit auch etwas zusammenkommt. Ein anderes Mal haben wir Apfelmus gemacht und verkauft. Das Apfelmus haben wir aus Fallobst aus dem Garten meiner Grossmutter gekocht und es unter Verwandten und Bekannten verkauft. Diese Idee wurde dann sogar ausgezeichnet, ich denke wegen der Nachhaltigkeit.

Nun wurdest Du zur Unicef Juniorbotschafterin ausgezeichnet. Was bedeutet Dir das?
Das ist schon cool. Aber vor allem finde ich es toll, dass ich mit meinen Aktionen anderen helfen konnte. Kindern, die auf der anderen Seite der Welt, in nicht so guten Verhältnissen, wie wir hier, leben, zu helfen ist eine grosse Befriedigung. Die Auszeichnung ist ein Beweis dafür, dass meine Aktionen auch eine Wirkung haben. Unicef macht das auch wirklich gut. Für jede Aktion, die man durchführt, bekommt man einen Sticker. Es wird alles aufgelistet, und man wird für sein Engagement ausgezeichnet. Das ist ein Ansporn.
Diese Auszeichnung ist für mich eine persönliche Befriedigung. Aber ich finde es auch cool, dass man so Geld für einen bestimmten Zweck sammeln kann. So weiss man, wofür man die Aktion gemacht hat, und die Leute wissen, wofür sie das Geld ausgeben. Unicef kennt mich und hat mich auch schon eingeladen in den Zürichzoo. Das ist motivierend. Ich habe auch ein Unicef-Juniorenbotschafterinnen-T-Shirt bekommen.

Um Jung-Aktivistin zu sein, muss man ja mehrere Aktionen durchführen. Dazu ist ein gewisser Durchhaltewillen von Nöten, dass man gut planen kann und wirklich das Bedürfnis dazu und Freude daran hat. Du hast sicher auch viel Freizeit geopfert. Was spornt Dich an?
Ja, ich habe schon einige Freizeit geopfert. Die Aktionen sind einmal im Jahr. Das heisst, es gibt einmal viel zu tun, und dann ist es auch wieder vorbei. Und ich mache ja auch etwas, das ich gern tue und für einen guten Zweck. Das kann man ja selbst entscheiden. Es ist schon streng, aber wenn man weiss, wofür man es macht, hat man auch die Motivation. Es ist einfach schön zu wissen, was man mit dem Geld bewirken kann.

Was braucht es, Deiner Meinung nach, um Aktionen für Menschen, bzw. Kinder in Not durchzuführen?
Motivation und Durchhaltewillen. Niemand muss, aber wenn man sich ein Projekt vornimmt, sollte man es durchziehen. Man kann das selber entscheiden. Helfen ist meine Motivation, Helfen macht Freude. Wenn man, wie wir, das voll verwöhnte Leben hat, kann man auch etwas davon geben. Meine Mutter ist in Kolumbien aufgewachsen. Dadurch weiss ich, dass es nicht selbstverständlich ist im Luxus aufzuwachsen.

Sofias Mutter sagt: «Bei uns in der Familie ist das Helfen Tradition. Wir haben immer geholfen. Wir wollen dazu beitragen, dass es allen gut geht. Was es braucht, ist nicht unbedingt Geld, sondern Arbeit oder Hilfsgüter, Hilfe zur Selbsthilfe. Es gibt in unserer Familie dieses soziale Bewusstsein, schon bei meinen Eltern.»

Sofia, in welchem Alter kann man damit ­beginnen?
Es gibt kein Alterslimit. Es gab auch schon Auszeichnungen für Achtjährige, weil die schon mit drei Jahren mit Aktionen begonnen haben. Viele werden von den Eltern unterstützt. Ich habe, glaube ich, mit etwa Sieben begonnen.
Mutter: «Als Sofia und ihre Freundin noch kleiner waren, hatte eine Freundin von mir und ich den Anstoss gegeben. Irgendwann kam dann die Eigeninitiative.»

Wie wird Dein weiteres Engagement aussehen?
Ich möchte auf jeden Fall weitermachen. Ich finde auch immer wieder Freundinnen und Kollegen, die mithelfen möchten. Es ist schön, wenn ich das mit jemandem machen kann. Auch mache ich lieber etwas, das für einen bestimmten Zeitpunkt geplant werden kann und dann irgendwann vorbei ist. Was ich dieses Jahr im November tun werde, weiss ich noch nicht so genau. Aber ich will sicher immer wieder solche Events organisieren. Es muss auch nicht jedes Jahr eine neue Bombenidee sein. Wir können auch wieder Kuchen verkaufen. Doch das Ziel ist schon mit einer Aktion möglichst viel Geld zusammenzubringen. Wenn man eine coole Idee hat, geht das besser.»

Glaubst Du, dass Du eine Vorbildwirkung hast?
Ja, ich denke schon. Durch die Auszeichnung und meine Aktionen erfahren viele, dass man für Unicef solche Aktionen machen kann. Das ist vielleicht für andere ein Anstoss, auch eine Aktion durchzuführen und vielleicht sogar auch Unicef-Jugendbotschafterin zu werden.

Hast Du schon berufliche Pläne? Gehen sie auch in diese Richtung?
Ich muss auf jeden Fall etwas mit Menschen, etwas Soziales, machen, und ich brauche viel Bewegung, aber konkret habe ich noch keine Ahnung. Anderen helfen zu können, liegt mir schon am Herzen.
Die Mutter ergänzt abschliessend: «Ich finde es einfach sehr schön, dass Sofia sich so engagiert, und ich unterstütze sie dabei voll und ganz. Jetzt müssen wir wirklich noch überlegen, was wir dieses Jahr machen.» Sofia denkt, dass ein Openair-Kino wieder lustig wäre …

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