Wädenswil

Nach welchen Kriterien stellt ein Viehschau-Experte die Abteilungen ein?

Von Stefan Knecht, welcher an den Viehschauen in Wädenswil und in Richterswil-Samstagern einstellte, erfahren wir, worauf er beim Rangieren der Tiere achtet.

Text & Bild: Ernst Brändli

Die Kühe werden nach folgenden fünf Kriterien beurteilt: Rahmen, Becken, Fundament, Euter, Zitzen. Beim Punkt Rahmen wird die Grösse, die Tiefe, die Breite und die Rückenpartie beurteilt. Eine Kuh mit viel Tiefe (grosser Bauch) hat Platz, um möglichst viel Raufutter (Gras und Heu) zu fressen. Ziel der Milchproduzenten ist es, dass die Kühe einen möglichst hohen Anteil an Milch mit einheimischem Raufutter produzieren. Die breite Brustpartie lässt viel Platz für die Organe (Herz, Lunge usw.), welche bei einer Kuh grosse Arbeit leisten. Wenn man bedenkt, dass für die Produktion von einem Liter Milch 500 Liter Blut durch das Herz gepumpt werden müssen, ergibt dies ca. 20 000 Liter Blut Durchfluss pro Tag. Das Becken möchte man möglichst lang und breit haben, zudem sollte es gegen den Hinterteil der Kuh abfallen. Das Becken ist vor allem für die Fruchtbarkeit wichtig. Schliesslich wünscht man sich von einer Kuh über längere Zeit jährlich etwa ein Kalb. Das Fundament (Beine, Klauen) sind enorm wichtig für die Langlebigkeit und den Wohlfühlzustand der Kühe. Der grösste Teil aller Jungtiere, wie auch viele Kühe, werden gealpt. Dort müssen diese Tiere weite Wege zurücklegen, um ihr Futter zu suchen. Wenn sie nicht gut zu Fuss sind, leidet die Gesundheit allgemein, und die Kuh wird nicht alt. Das Ziel der Milchviehhaltung ist es, möglichst lange mit einer gesunden Kuh Milch zu produzieren.
Das Euter ist eines der wichtigsten Merkmale. Gewünscht ist nicht ein grosses Euter, sondern dass es breit und hoch aufgehängt ist bei der Kuh und gut mit dem Körper verbunden ist. Dies sollte auch noch bei einer älteren Kuh so sein. Schliesslich wird die Kuh jeden Tag gemolken, und die Melkmaschine muss unter dem Euter Platz haben. Die Beurteilung der Zitzen hat auch mit dem Melken zu tun. Die Zitzen sollten gleichmässig verteilt und nicht zu gross sein. So kann gewährleistet werden, dass die Melkmaschine, welche mit Vakuum arbeitet, gut hält und beim Melken und keine Fehl-Luft einsaugt. Diese Fehl-Luft beim Melkvorgang endet über kurz oder lang bei Euterentzündungen. Diese führen dann meistens zu einem Abgang der Kuh. Diese Übersicht von Stefan Knecht zeigt deutlich, dass die Beurteilung einer Kuh vor allem mit der Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit zu tun hat. Stefan Knecht bewirtschaftet einen Milchwirtschaftsbetrieb mit zusätzlichem Obstbau in Feldbach am rechten Zürichsee Ufer. Er ist Vorstandsmitglied bei Braunvieh Schweiz, Präsident der Zürcher Schaukommission und amtet seit 17 Jahren als Viehschauexperte. Als Motivation für diese Aufgaben nennt er vor allem seine Freude an Milchkühen und die schönen Erlebnisse, welche er an den Schauen erlebt.

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