Elisabeth Weber Hauser, 1842-1906, war eine bemerkenswerte Frau und geschickte Unternehmerin. Als ihr Mann verstarb, übernahm sie die Leitung der Brauerei Wädenswil und führte diese mit viel Geschick durch Zeiten des Umbruchs, um die Firma schliesslich 1890 ihren Söhnen zu übergeben.
Text: Ingrid Eva Liedtke
Bild: zvg
Mit 21 Jahren heiratete Elisabeth Hauser, Tochter von Statthalter Hauser, den 15 Jahre älteren Bierbrauer Michael Weber. Zu dieser Zeit herrschten für Frauen beengende Zeiten. Kaum eine Frau durfte davon träumen, einen Beruf zu erlernen, geschweige denn, ein Unternehmen zu leiten.
Frauen aus armen Verhältnissen kannten die Heimarbeit. Während der industriellen Revolution waren sie als Fabrikarbeiterinnen gefragt, doch dies war aus der Not geboren, und kaum einer verhalf dies zu einem beruflichen Aufstieg.
Auch in besseren Kreisen war es der Frau beschieden, Ehegattin und Mutter zu werden. Das einzige Unternehmen, das ihr zu führen erlaubt wurde, war der Haushalt. Zudem konnte sie – vielleicht – in gemeinnütziger Arbeit eine gewisse Befriedigung finden.
Ausnahmen aus der Not geboren
Bekanntlich gibt es keine Regel ohne Ausnahme. Tatsächlich gab es diese schon in früheren Zeiten, meistens hervorgerufen durch besondere Umstände und beim Schopf gepackt durch besondere Persönlichkeiten.
Wie Quellen berichten, pflegte Elisabeth Weber-Hauser ein glückliches Familienleben. Sie zog drei Kinder gross, die ihrer Ehe mit Michael Weber entsprungen waren: die Söhne Franz und Fritz und die Tochter Elise.
Ihren Haushalt führte sie vorbildlich und wie es für diese Zeit nicht unbedingt üblich erscheint, auch durchaus liebevoll. Zucht und Ordnung waren auch in dieser Familie wichtige Werte, aber da soll es auch mütterliche und väterliche Liebe und Güte gegeben haben. Elisabeth Weber-Hauser sei eine verständnisvolle, liebe Ehegattin gewesen und habe auch die Angestellten und Arbeiter am Familientische fürsorglich verpflegt. Wer Trost brauchte, soll ihn bei ihr gefunden haben.
Zusammengefasst könnte man sagen, sie hatte einen guten Umgang mit ihren Leuten und diese vertrauten ihr.
Elisabeth Weber-Hauser war auch eine Frau, die sich für das Geschäft, die Bierbrauerei ihres Mannes, interessierte. Das sollte sich auszahlen.
Schicksal und Bewährungsprobe
Denn das Schicksal hatte doch noch etwas Anderes für sie vorgesehen, als nur eine Haushaltsschürze zu tragen. Bereits mit 43 Jahren verlor Elisabeth ihren 58-jährigen Mann. Er starb mitten in einer Phase von Neuorientierung und technischer Änderungen, mitten in einem grossen Brauerei-Konkurrenzkampf.
Da stand die Witwe Weber nun vor einer riesigen Herausforderung – und nahm sie an! Sie beschloss, das Geschäft, die Bierbrauerei Wädenswil, selbst weiterzuführen – eine grosse Bewährungsprobe! Gerade für eine Frau – damals! Man kann sich vorstellen, wie kritisch Elisabeth Weber-Hauser von ihrem männlichen Umfeld beobachtet wurde. Ihr Sohn Fritz Weber schrieb in seinen Erinnerungen: «Es war ein Verzweiflungskampf, den unsere Mutter durchstehen musste. Sie besuchte persönlich die Kunden, um sie zu bitten, der geprüften Familie treu zu bleiben.»
Die erworbenen Fähigkeiten, der Vormund und der Braumeister helfen. Diese Frau, die ihren Familienhaushalt so umsichtig führte, konnte nun ihre Fähigkeiten und ihre Menschenkenntnis auch in der Unternehmensführung erproben und beweisen.
In dieser schicksalsschweren Zeit standen Elisabeth Weber-Hauser vor allem zwei treue Helfer zur Seite: Gerichtsschreiber Viktor Hauser, der Vater des nachmaligen Bundesrichters Viktor Hauser, übernahm die Vormundschaft ihrer unmündigen Kinder und half ihr «mit klugem Rate», die Interessen ihrer Familie und der Brauerei zu wahren.
So voll des Lobes wird es überliefert, auch wenn man versucht ist zu denken, dass Elisabeth Weber-Hauser sicherlich auch alleine imstande gewesen wäre, die Interessen ihrer Familie zu wahren. Heute entfällt beim Tod eines Elternteils die Sorge automatisch auf den noch lebenden Elternteil. Damals mussten es sich Witwen bekanntlich gefallen lassen, dass ihnen ein Vormund für die Kinder zugewiesen wurde.
Auch Elisabeth Webers Braumeister, Georg Bichler, der später ihre Tochter Elise heiratete, stellte sich als «Helfer» heraus. So wird überliefert: «Er setzte seine ganze Person und sein umfassendes fachliches Wissen ein, so dass auch er dazu beisteuern konnte, die Brauerei im Sinn und Geist seines verstorbenen Meisters weiterzuführen.»
Ab 2. März 1886 wurde die Brauerei Michael Weber «Gebrüder Weber, Michael Webers Nachfolger» genannt.
Altmodische Deutungen
Man sagte, Elisabeth Weber-Hauser habe die Geschäfte der Brauerei übernommen und geführt, um sie später ihren Söhnen zu übergeben. Aber man kann dies auch als altmodische Deutung ansehen und davon ausgehen, dass die tatkräftige Frau auch aus gewissen anderen Interessen heraus die Firmenleitung übernahm. Offensichtlich war sie durchaus imstande, die Brauerei, einen der grossen Arbeitgeber von Wädenswil, mit Geschick und Umsicht zu führen.
Ein wichtiger Hinweis dazu von Adrian Scherrer, Historiker: «Im 19. Jahrhundert war es gar nicht so selten, dass eine Witwe die Leitung eines Unternehmens übernahm. Dazu gibt es etliche Beispiele. In vielen älteren Darstellungen aus dem 20. Jahrhundert werden solche Episoden dem Zeitgeist entsprechend aber heruntergespielt: Dann heisst es dann oft, die arme Witwe habe aus der Not geboren einspringen müssen, und kaum seien die Söhne erwachsen gewesen, hätten sie sich wieder ins Familienleben zurückgezogen. Dass diese Frauen in Tat und Wahrheit aber aktive und fähige Unternehmerinnen waren, die in die Unternehmensleitung wollten, kommt bei solchen Darstellungen oft zu kurz.»
1890 übernahmen dann die Söhne Weber die Brauerei. Am 30. Januar 1906 ist Elisabeth Weber-Hauser verstorben.
Am 25. August 2023 hat die ZHAW ihr neues Laborgebäude eingeweiht. Es wurde nach Elisabeth Weber-Hauser benannt, weil sie sich als erfolgreiche Geschäftsführerin etabliert hatte und das unternehmerische Denken auch dem praxisorientierten Institut wichtig ist.
Elisabeth Weber Hauser, 1842-1906, war eine bemerkenswerte Frau und geschickte Unternehmerin. Als ihr Mann verstarb, übernahm sie die Leitung der Brauerei Wädenswil und führte diese mit viel Geschick durch Zeiten des Umbruchs, um die Firma schliesslich 1890 ihren Söhnen zu übergeben.
Text: Ingrid Eva Liedtke
Bild: zvg
Mit 21 Jahren heiratete Elisabeth Hauser, Tochter von Statthalter Hauser, den 15 Jahre älteren Bierbrauer Michael Weber. Zu dieser Zeit herrschten für Frauen beengende Zeiten. Kaum eine Frau durfte davon träumen, einen Beruf zu erlernen, geschweige denn, ein Unternehmen zu leiten.
Frauen aus armen Verhältnissen kannten die Heimarbeit. Während der industriellen Revolution waren sie als Fabrikarbeiterinnen gefragt, doch dies war aus der Not geboren, und kaum einer verhalf dies zu einem beruflichen Aufstieg.
Auch in besseren Kreisen war es der Frau beschieden, Ehegattin und Mutter zu werden. Das einzige Unternehmen, das ihr zu führen erlaubt wurde, war der Haushalt. Zudem konnte sie – vielleicht – in gemeinnütziger Arbeit eine gewisse Befriedigung finden.
Ausnahmen aus der Not geboren
Bekanntlich gibt es keine Regel ohne Ausnahme. Tatsächlich gab es diese schon in früheren Zeiten, meistens hervorgerufen durch besondere Umstände und beim Schopf gepackt durch besondere Persönlichkeiten.
Wie Quellen berichten, pflegte Elisabeth Weber-Hauser ein glückliches Familienleben. Sie zog drei Kinder gross, die ihrer Ehe mit Michael Weber entsprungen waren: die Söhne Franz und Fritz und die Tochter Elise.
Ihren Haushalt führte sie vorbildlich und wie es für diese Zeit nicht unbedingt üblich erscheint, auch durchaus liebevoll. Zucht und Ordnung waren auch in dieser Familie wichtige Werte, aber da soll es auch mütterliche und väterliche Liebe und Güte gegeben haben. Elisabeth Weber-Hauser sei eine verständnisvolle, liebe Ehegattin gewesen und habe auch die Angestellten und Arbeiter am Familientische fürsorglich verpflegt. Wer Trost brauchte, soll ihn bei ihr gefunden haben.
Zusammengefasst könnte man sagen, sie hatte einen guten Umgang mit ihren Leuten und diese vertrauten ihr.
Elisabeth Weber-Hauser war auch eine Frau, die sich für das Geschäft, die Bierbrauerei ihres Mannes, interessierte. Das sollte sich auszahlen.
Schicksal und Bewährungsprobe
Denn das Schicksal hatte doch noch etwas Anderes für sie vorgesehen, als nur eine Haushaltsschürze zu tragen. Bereits mit 43 Jahren verlor Elisabeth ihren 58-jährigen Mann. Er starb mitten in einer Phase von Neuorientierung und technischer Änderungen, mitten in einem grossen Brauerei-Konkurrenzkampf.
Da stand die Witwe Weber nun vor einer riesigen Herausforderung – und nahm sie an! Sie beschloss, das Geschäft, die Bierbrauerei Wädenswil, selbst weiterzuführen – eine grosse Bewährungsprobe! Gerade für eine Frau – damals! Man kann sich vorstellen, wie kritisch Elisabeth Weber-Hauser von ihrem männlichen Umfeld beobachtet wurde. Ihr Sohn Fritz Weber schrieb in seinen Erinnerungen: «Es war ein Verzweiflungskampf, den unsere Mutter durchstehen musste. Sie besuchte persönlich die Kunden, um sie zu bitten, der geprüften Familie treu zu bleiben.»
Die erworbenen Fähigkeiten, der Vormund und der Braumeister helfen. Diese Frau, die ihren Familienhaushalt so umsichtig führte, konnte nun ihre Fähigkeiten und ihre Menschenkenntnis auch in der Unternehmensführung erproben und beweisen.
In dieser schicksalsschweren Zeit standen Elisabeth Weber-Hauser vor allem zwei treue Helfer zur Seite: Gerichtsschreiber Viktor Hauser, der Vater des nachmaligen Bundesrichters Viktor Hauser, übernahm die Vormundschaft ihrer unmündigen Kinder und half ihr «mit klugem Rate», die Interessen ihrer Familie und der Brauerei zu wahren.
So voll des Lobes wird es überliefert, auch wenn man versucht ist zu denken, dass Elisabeth Weber-Hauser sicherlich auch alleine imstande gewesen wäre, die Interessen ihrer Familie zu wahren. Heute entfällt beim Tod eines Elternteils die Sorge automatisch auf den noch lebenden Elternteil. Damals mussten es sich Witwen bekanntlich gefallen lassen, dass ihnen ein Vormund für die Kinder zugewiesen wurde.
Auch Elisabeth Webers Braumeister, Georg Bichler, der später ihre Tochter Elise heiratete, stellte sich als «Helfer» heraus. So wird überliefert: «Er setzte seine ganze Person und sein umfassendes fachliches Wissen ein, so dass auch er dazu beisteuern konnte, die Brauerei im Sinn und Geist seines verstorbenen Meisters weiterzuführen.»
Ab 2. März 1886 wurde die Brauerei Michael Weber «Gebrüder Weber, Michael Webers Nachfolger» genannt.
Altmodische Deutungen
Man sagte, Elisabeth Weber-Hauser habe die Geschäfte der Brauerei übernommen und geführt, um sie später ihren Söhnen zu übergeben. Aber man kann dies auch als altmodische Deutung ansehen und davon ausgehen, dass die tatkräftige Frau auch aus gewissen anderen Interessen heraus die Firmenleitung übernahm. Offensichtlich war sie durchaus imstande, die Brauerei, einen der grossen Arbeitgeber von Wädenswil, mit Geschick und Umsicht zu führen.
Ein wichtiger Hinweis dazu von Adrian Scherrer, Historiker: «Im 19. Jahrhundert war es gar nicht so selten, dass eine Witwe die Leitung eines Unternehmens übernahm. Dazu gibt es etliche Beispiele. In vielen älteren Darstellungen aus dem 20. Jahrhundert werden solche Episoden dem Zeitgeist entsprechend aber heruntergespielt: Dann heisst es dann oft, die arme Witwe habe aus der Not geboren einspringen müssen, und kaum seien die Söhne erwachsen gewesen, hätten sie sich wieder ins Familienleben zurückgezogen. Dass diese Frauen in Tat und Wahrheit aber aktive und fähige Unternehmerinnen waren, die in die Unternehmensleitung wollten, kommt bei solchen Darstellungen oft zu kurz.»
1890 übernahmen dann die Söhne Weber die Brauerei. Am 30. Januar 1906 ist Elisabeth Weber-Hauser verstorben.
Am 25. August 2023 hat die ZHAW ihr neues Laborgebäude eingeweiht. Es wurde nach Elisabeth Weber-Hauser benannt, weil sie sich als erfolgreiche Geschäftsführerin etabliert hatte und das unternehmerische Denken auch dem praxisorientierten Institut wichtig ist.