Unter diesem Motto lud die Müller–Thurgau-Stiftung zu einer Stakeholder- und Informationsplattform am 12. September in den Landgasthof Halbinsel Au ein. Über 45 Personen aus Forschung, Beratung, Aus- und Weiterbildung, Politik, Privatwirtschaft und Medien folgten dieser Einladung und hörten gespannt den verschiedenen Referaten zu.
Text: Ernst Brändli
Martin Wiederkehr, Stiftungsrat, stellte zum Anfang in seinem Referat die Wichtigkeit der Transformation pflanzlicher Food-Systeme im Zusammenhang mit den globalen Nachhaltigkeitszielen dar. Ernährungssysteme mit Spezialkulturen offerieren Perspektiven in Anbetracht der globalen Herausforderungen: Sie erhöhen die Biodiversität, sind essenziell für eine gesunde Ernährung, sind imagefördernd und ressourenschonend: Auf wenig Fläche produzieren sie über einen Viertel der Wertschöpfung der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft.
Stiftungsratspräsident Lukas Bertschinger stellte in seinem Referat die Geschichte, Aufgaben und Ziele der Müller-Thurgau-Stiftung vor und dankte allen Stiftern, aber auch allen Geldgebern und Förderern. Die gemeinnützige, unabhängige Stiftung ist dankbar für jede Spende, kleinere und grössere Beträge. Entsprechende Informationen finden sich auf der Webpage. Die Stiftung will das enorme Potenzial der Zusammenarbeit verschiedener Akteure, die im Food-Bereich in der Region tätig sind, aber auch schweizweit arbeiten, für die Erarbeitung von praxistauglichen Innovationen nutzen, so wie das eben Hermann Müller-Thurgau gemacht hat. Durch ihre Unabhängigkeit und ausgezeichnete Vernetzung ist die Stiftung nicht an eine Institution gebunden und kann jeweils nur die vielversprechendsten Projekte zur Förderung auswählen, die bei der Stiftung eingereicht werden.
Die Müller-Thurgau-Stiftung wurde vor vier Jahren gegründet, von «Überzeugungstätern», wie Moderatorin Astrid Furrer sagte. Sie fördert Forschung und Entwicklung für nachhaltige pflanzliche Food-Systeme und Lebensmittel-Wertschöpfungsketten der Zukunft. Die Spezialkulturen und das Gemeinwohl sind im Fokus der Fördertätigkeit. Damit wird das kulturelle und intellektuelle Erbe von Professor Hermann Müller-Thurgau und seiner Nachfolger als Forscher und Ausbildner weitergeführt und genutzt. Als Spezialkulturen gelten: Früchte und Beeren, Trauben, Blatt-, Frucht-, Wurzelgemüse, Nüsse, Medizinal- und Aromapflanzen, Hopfen, Speisepilze, Süsskartoffel, Blumen etc. sowie ihre Verarbeitungsprodukte. Die Tätigkeit der Stiftung ist gemeinnützig und verfolgt keinerlei Erwerbszwecke. Aber sie will Innovationen fördern, welche relevant werden für die Gesellschaft und sie nutzen, so wie das seinerzeit Hermann Müller-Thurgau machte. Sie arbeitet unter anderem mit Spendengeldern namhafter Firmen und Institutionen. Damit hat sie schon drei abgeschlossene Projekte unterstützt. Im Moment sind neun weitere am laufen. Und das soll nur der Anfang sein. Die Stiftung will stark wachsen und sucht weitere Firmen und Privatpersonen, die unterstützen. Einige Projekte wurden an an diesem Abend auch vorgestellt.
Praxistaugliche Biodiversitätsförderung im Obstbau; Franco Weibel, Ebenrain-Zentrum, Basel-Landschaft
Bei modernen Kirschenanlagen wird alles überdacht und eingenetzt, damit Regen und Insekten keinen Schaden anrichten können. Dadurch können auch die Nützlinge schlechter zu den Kulturen gelangen. Mit Unterstützung der Stiftung wurde ein Versuch mit speziellen Nützlingsstreifen angelegt, um diese Population zu unterstützen und ihr Pollen und Nektar zur Verfügung zu stellen, aber auch, um die Begrünung im Griff zu behalten, welche die Bäume nicht zu stark konkurrenzieren darf.
Pixel-Farming – Gemüsebau der Zukunft?
Dominik Füglistaller, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissen-schaften der Berner Fachhochschule
Bei diesem Projekt geht es um die Nutzung der Nachbarschaftsbeziehungen zwischen unterschiedlichen Gemüsearten, die nicht grossflächig, sondern in Kleinparzellen angebaut werden. Wie der Name Pixel-Farming schon sagt, werden auf ca. 60 x 60 cm kleinen Feldern immer wieder andere Kulturen angebaut. So helfen sich die Pflanzen gegenseitig mit Schatten, angepasstem Wasser- und Nährstoffhaushalt und stofflichen Interaktionen zur Schädlingsminderung. Der Ansatz ist vielversprechend, aber zu arbeitsintensiv. Darum wird an einem Roboter gearbeitet, der die Feldarbeiten erledigen kann. Auch hier werden Geldgeber gesucht.
Verbraucherwahrnehmung von Weinen neuer, pilzwiderstandsfähiger Sorten (PIWI), Jonas Inderbitzin (Agroscope): 58% aller Fungizide in der Landwirtschaft werden im Weinbau eingesetzt. Darum werden moderne, pilzwiderstandsfähige Sorten gezüchtet. Ob das Produkt aus diesen Trauben auch beim Konsumenten ankommt, wurde in diesem Projekt erforscht. An drei verschiedenen Standorten in der Schweiz wurden die Weine von 250 Personen getestet. Das Resultat zeigt, dass die PIWI -Weine beim Weinliebhaber gut ankommen, aber dass es auch grössere Unterschiede gibt zwischen einzelnen Gruppen von Konsumierenden.
Kohlenstoffbilanz von Obst-, Gemüse- und Weinbaubetrieben: Alex Mathis (ZHAW)
Inwiefern tragen Gemüse-, Obst- und Weinbau zur CO2-Problematik bei? Können diese Kulturen sogar Kohlenstoff in grossen Mengen fixieren? Bisherige Resultate dieses Projektes, das noch im Gange ist, zeigen, dass ein Humusaufbau bei organischer Düngung, konsequenter Gründüngung und Begrünung des Bodens immer möglich ist. Die intensive Bodenpflege im Gemüsebau kann Bodenkohlenstoff abbauen. Es gibt aber Anbaumöglichkeiten, um den Humusabbau zu verhindern und sogar zum Aufbau von Bodenkohlenstoff beizutragen. Im Obstbau fällt auch ohne Kompostgabe die Kohlenstoffbilanz positiv aus, die Arbeiten im Weinbau laufen noch.
In der abschliessenden Diskussionsrunde mit dem Thema: «Was wir bewirken können» standen Lukas Bertschinger (Stiftungsratspräsident MTS), Sarah Keller (Direktion Nachhaltigkeit & Qualität, Migros Genossenschafts-Bund), Stefan Lüthi (Standortförderer Zimmerberg-Sihltal) und Thomas Meyer (Leiter Abteilung Landwirtschaft, LAWA, Luzern) den Fragen von Astrid Furrer und der Zuschauer Red und Antwort. Interessant war zu erfahren, welches Potenzial die Innovation der Ernährungssysteme mit Spezialkulturen für die Standortförderung, die Migros, aber auch bespielsweise für den Kanton Luzern hat. Die Stiftung will sich auf den Spuren von Hermann Müller-Thurgau und seiner Nachfolger weiterentwickeln und dieses grosse Potenzial für die Gesellschaft nutzen.
Im Anschluss an die Veranstaltung bekamen die Gäste einen wunderbaren Apéro serviert, und es wurden rege Gespräche geführt, rund um das Motto «Damit’s allen gut geht».
Unter diesem Motto lud die Müller–Thurgau-Stiftung zu einer Stakeholder- und Informationsplattform am 12. September in den Landgasthof Halbinsel Au ein. Über 45 Personen aus Forschung, Beratung, Aus- und Weiterbildung, Politik, Privatwirtschaft und Medien folgten dieser Einladung und hörten gespannt den verschiedenen Referaten zu.
Text: Ernst Brändli
Martin Wiederkehr, Stiftungsrat, stellte zum Anfang in seinem Referat die Wichtigkeit der Transformation pflanzlicher Food-Systeme im Zusammenhang mit den globalen Nachhaltigkeitszielen dar. Ernährungssysteme mit Spezialkulturen offerieren Perspektiven in Anbetracht der globalen Herausforderungen: Sie erhöhen die Biodiversität, sind essenziell für eine gesunde Ernährung, sind imagefördernd und ressourenschonend: Auf wenig Fläche produzieren sie über einen Viertel der Wertschöpfung der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft.
Stiftungsratspräsident Lukas Bertschinger stellte in seinem Referat die Geschichte, Aufgaben und Ziele der Müller-Thurgau-Stiftung vor und dankte allen Stiftern, aber auch allen Geldgebern und Förderern. Die gemeinnützige, unabhängige Stiftung ist dankbar für jede Spende, kleinere und grössere Beträge. Entsprechende Informationen finden sich auf der Webpage. Die Stiftung will das enorme Potenzial der Zusammenarbeit verschiedener Akteure, die im Food-Bereich in der Region tätig sind, aber auch schweizweit arbeiten, für die Erarbeitung von praxistauglichen Innovationen nutzen, so wie das eben Hermann Müller-Thurgau gemacht hat. Durch ihre Unabhängigkeit und ausgezeichnete Vernetzung ist die Stiftung nicht an eine Institution gebunden und kann jeweils nur die vielversprechendsten Projekte zur Förderung auswählen, die bei der Stiftung eingereicht werden.
Die Müller-Thurgau-Stiftung wurde vor vier Jahren gegründet, von «Überzeugungstätern», wie Moderatorin Astrid Furrer sagte. Sie fördert Forschung und Entwicklung für nachhaltige pflanzliche Food-Systeme und Lebensmittel-Wertschöpfungsketten der Zukunft. Die Spezialkulturen und das Gemeinwohl sind im Fokus der Fördertätigkeit. Damit wird das kulturelle und intellektuelle Erbe von Professor Hermann Müller-Thurgau und seiner Nachfolger als Forscher und Ausbildner weitergeführt und genutzt. Als Spezialkulturen gelten: Früchte und Beeren, Trauben, Blatt-, Frucht-, Wurzelgemüse, Nüsse, Medizinal- und Aromapflanzen, Hopfen, Speisepilze, Süsskartoffel, Blumen etc. sowie ihre Verarbeitungsprodukte. Die Tätigkeit der Stiftung ist gemeinnützig und verfolgt keinerlei Erwerbszwecke. Aber sie will Innovationen fördern, welche relevant werden für die Gesellschaft und sie nutzen, so wie das seinerzeit Hermann Müller-Thurgau machte. Sie arbeitet unter anderem mit Spendengeldern namhafter Firmen und Institutionen. Damit hat sie schon drei abgeschlossene Projekte unterstützt. Im Moment sind neun weitere am laufen. Und das soll nur der Anfang sein. Die Stiftung will stark wachsen und sucht weitere Firmen und Privatpersonen, die unterstützen. Einige Projekte wurden an an diesem Abend auch vorgestellt.
Praxistaugliche Biodiversitätsförderung im Obstbau; Franco Weibel, Ebenrain-Zentrum, Basel-Landschaft
Bei modernen Kirschenanlagen wird alles überdacht und eingenetzt, damit Regen und Insekten keinen Schaden anrichten können. Dadurch können auch die Nützlinge schlechter zu den Kulturen gelangen. Mit Unterstützung der Stiftung wurde ein Versuch mit speziellen Nützlingsstreifen angelegt, um diese Population zu unterstützen und ihr Pollen und Nektar zur Verfügung zu stellen, aber auch, um die Begrünung im Griff zu behalten, welche die Bäume nicht zu stark konkurrenzieren darf.
Pixel-Farming – Gemüsebau der Zukunft?
Dominik Füglistaller, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissen-schaften der Berner Fachhochschule
Bei diesem Projekt geht es um die Nutzung der Nachbarschaftsbeziehungen zwischen unterschiedlichen Gemüsearten, die nicht grossflächig, sondern in Kleinparzellen angebaut werden. Wie der Name Pixel-Farming schon sagt, werden auf ca. 60 x 60 cm kleinen Feldern immer wieder andere Kulturen angebaut. So helfen sich die Pflanzen gegenseitig mit Schatten, angepasstem Wasser- und Nährstoffhaushalt und stofflichen Interaktionen zur Schädlingsminderung. Der Ansatz ist vielversprechend, aber zu arbeitsintensiv. Darum wird an einem Roboter gearbeitet, der die Feldarbeiten erledigen kann. Auch hier werden Geldgeber gesucht.
Verbraucherwahrnehmung von Weinen neuer, pilzwiderstandsfähiger Sorten (PIWI), Jonas Inderbitzin (Agroscope): 58% aller Fungizide in der Landwirtschaft werden im Weinbau eingesetzt. Darum werden moderne, pilzwiderstandsfähige Sorten gezüchtet. Ob das Produkt aus diesen Trauben auch beim Konsumenten ankommt, wurde in diesem Projekt erforscht. An drei verschiedenen Standorten in der Schweiz wurden die Weine von 250 Personen getestet. Das Resultat zeigt, dass die PIWI -Weine beim Weinliebhaber gut ankommen, aber dass es auch grössere Unterschiede gibt zwischen einzelnen Gruppen von Konsumierenden.
Kohlenstoffbilanz von Obst-, Gemüse- und Weinbaubetrieben: Alex Mathis (ZHAW)
Inwiefern tragen Gemüse-, Obst- und Weinbau zur CO2-Problematik bei? Können diese Kulturen sogar Kohlenstoff in grossen Mengen fixieren? Bisherige Resultate dieses Projektes, das noch im Gange ist, zeigen, dass ein Humusaufbau bei organischer Düngung, konsequenter Gründüngung und Begrünung des Bodens immer möglich ist. Die intensive Bodenpflege im Gemüsebau kann Bodenkohlenstoff abbauen. Es gibt aber Anbaumöglichkeiten, um den Humusabbau zu verhindern und sogar zum Aufbau von Bodenkohlenstoff beizutragen. Im Obstbau fällt auch ohne Kompostgabe die Kohlenstoffbilanz positiv aus, die Arbeiten im Weinbau laufen noch.
In der abschliessenden Diskussionsrunde mit dem Thema: «Was wir bewirken können» standen Lukas Bertschinger (Stiftungsratspräsident MTS), Sarah Keller (Direktion Nachhaltigkeit & Qualität, Migros Genossenschafts-Bund), Stefan Lüthi (Standortförderer Zimmerberg-Sihltal) und Thomas Meyer (Leiter Abteilung Landwirtschaft, LAWA, Luzern) den Fragen von Astrid Furrer und der Zuschauer Red und Antwort. Interessant war zu erfahren, welches Potenzial die Innovation der Ernährungssysteme mit Spezialkulturen für die Standortförderung, die Migros, aber auch bespielsweise für den Kanton Luzern hat. Die Stiftung will sich auf den Spuren von Hermann Müller-Thurgau und seiner Nachfolger weiterentwickeln und dieses grosse Potenzial für die Gesellschaft nutzen.
Im Anschluss an die Veranstaltung bekamen die Gäste einen wunderbaren Apéro serviert, und es wurden rege Gespräche geführt, rund um das Motto «Damit’s allen gut geht».