Ernährung, Ernährungssicherheit – ein gewichtiges Thema. In Wädenswil, wo Essen und Trinken und deren Genuss, Herstellung und Forschung schon immer grossen Stellenwert hatte, wird aktiv an der Zukunft dazu mitgearbeitet.
Text & Bilder: Stefan Baumgartner
Anfang Oktober starteten die schweizweit abgehaltenen «Tage der Agrarökologie» mit einer Podiumsdiskussion im Campus Grüental. Hier wurde über eine Veränderung in der Produktion von Lebensmitteln diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Sparten von Konsumenten, Produzenten und Bund waren sich einig, dass ein Wandel des Ernährungssystems notwendig ist.
Im November gaben Agroscope, das dem Bundesamt für Landwirtschaft angegliederte Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, und die ZHAW, die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, bekannt, dass sie ihre Zusammenarbeit in der Lebensmittelforschung intensivieren und haben dazu eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) unterzeichnet. Ziel sei es, gemeinsam und ergänzend für gesunde Ernährung zu forschen. (Der Wädenswiler Anzeiger berichtete in der Oktober- und November-Ausgabe darüber.)
Ende November nun gab das Wädenswiler ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management bekannt, dass es eine Partnerschaft mit dem Food Campus Berlin eingeht. Der Food Campus Berlin und das Wädenswiler ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management engagieren sich gemeinsam für Planetary Health, also für den Gesundheitszustand der menschlichen Zivilisation und der sie umgebenden Umwelt, von der sie abhängt.
Partnerschaft mit dem Food Campus Berlin unterzeichnet
Das Ziel ist, Aktivitäten auf dem Gebiet regenerativer Agro-Food-Systeme international zu verstärken und gemeinsam an der Zukunft der Lebensmittelproduktion und einer gesunden und nachhaltigen Ernährung zu arbeiten. Die Partnerschaft wurde Anfang November 2022 anlässlich der Berlin Science Week unterzeichnet.
Planetary Health ist ein von der Rockefeller Foundation und The Lancet entwickeltes Konzept, das den Gesundheitszustand der menschlichen Zivilisation und der sie umgebenden Umwelt thematisiert. Die ökologischen Grenzen unseres Planeten sind überschritten, und Lösungen für eine regenerative Zukunft können nur gemeinsam erarbeitet werden. Als ersten Schritt der Zusammenarbeit haben Jörg Reuter, Geschäftsführer des Food Campus Berlin, und Urs Hilber, Direktor der ZHAW in Wädenswil, im Rahmen der Berlin Science Week Anfang November ein Memorandum of Understanding unterzeichnet und die Zusammenarbeit damit formalisiert. Die Partnerschaft zielt darauf ab, die gemeinsamen Aktivitäten auf den Gebieten regenerativer Agro-Food Systeme, Planetary Health und Planetary Diet zu vertiefen, die internationale Vernetzung zu stärken und die Attraktivität beider Partner und Standorte zu erhöhen. So sollen konkrete gemeinsame Aktivitäten zu neuen Angeboten in den Bereichen Bildung und Weiterbildung führen, wie beispielsweise eine Summer School. Gemeinsame, internationale Forschung und Entwicklung sollen den Praxistransfer in innovative Produkte und Dienstleistungen ermöglichen.
Netzwerk-Tagung in Wädenswil
Und schliesslich fand – als weiterer Mosaikstein für Wädenswil – die Veranstaltung «Netzwerk Food Kanton Zürich» in den Räumlichkeiten der ZHAW statt.
Dabei haben der Kanton Zürich und die Denkfabrik Food Visionaries Vertreterinnen und Vertreter des kantonalen Food-Ökosystems zusammengebracht. Bei dieser Netzwerkveranstaltung in den ZHAW-Räumlichkeiten auf dem ehemaligen Seifen-Sträuli-Areal referierten und diskutierten verschiedene Persönlichkeiten zum Thema, zudem wurde eine aktuelle Studie zu den Bedürfnissen der Szene vorgestellt und diskutiert.
Das Netzwerk Food Kanton Zürich startete 2021 mit virtuellen Round Tables und wurde nun auf Initiative der Standortförderung des Kantons und der Denkfabrik Food Visionaries greifbar in einen grösseren Kontext und nach Wädenswil gebracht. So soll die regionale Innovationskraft im Bereich Food gestärkt werden. «Die Food-Branche spielt unbestritten eine zentrale Rolle, wie die wachsenden Probleme in der Ernährung gelöst werden können», sagte Anne Schmidt, Projektleiterin Food bei der Standortförderung des Kantons. In den letzten Jahren habe die Anzahl Betriebe und Unternehmen in der ganzen Wertschöpfungskette des Kantons Zürich stark zugenommen und man habe hervorragende Hochschulen in Zürich, um die regionale Innovationskraft im Bereich Food weiter zu stärken. Und Wädenswil sei nicht nur ein idyllischer Ort am Zürichsee. Wädenswil sei auch ein wichtiger Ort im Food-Ökosystem, mit kleinen und grossen Betrieben, die innerhalb der ganzen Food-Wertschöpfungskette gut vernetzt sind, und man habe hervorragende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
In der Folge stellte Michael Kleinert, Leiter des ZHAW-Instituts für Lebensmittel- und Getränkeinnovation sein Institut wie auch Entwicklungen von «Forschung und Lehre zwischen Genuss und regenerativer Lebensmittelherstellung» vor. Er erwähnte auch das neue Gebäude weiter oben an der Einsiedlerstrasse, welches das Thema «Future of Foods» beheimatet; berichtete von Forschungen, etwa an Fermentierungen oder aber auch – ganz wichtig – an den Verpackungen oder der Verwertung von Abfallprodukten. «Wie können wir Kleie, die früher in die Tierfütterung ging, in die Lebensmittelproduktion geben?» ist etwa eine der Fragen, mit der sich Kleinerts Institut befasst. Er erwähnte auch, dass der neue ZHAW-Studiengang Preneurship for Regenerative Food Systems (PREFS) der erfolgreichste neugeschaffene Studiengang wurde.
Vorgestellt wurden auch die Ergebnisse einer Studie zu den Bedürfnissen der verschiedenen Interessengruppen im Food-Ökosystem, durchgeführt im Auftrag der Standortförderung des Kantons Zürich. Gemäss der Studie zählen über 10 800 Firmen aus den Bereichen Produktion, Verarbeitung, Handel, Detailhandel und Konsumation zum Ökosystem. Dabei ist in den letzten fünf Jahren eine ganze Reihe neuer Unternehmen im Detailhandel und in der Verarbeitung entstanden. Als Ansatzpunkte für Hilfestellungen identifiziert die Studie unter anderem den Mangel an Produktionsstandorten oder regulatorische Hürden. «Produktionsplätze sind schwieriger zu finden als Büroarbeitsplätze», weiss Lucas Grob von Swiss Food Research. Und Peter Braun, ebenfalls Swiss Food Research, stellte fest, dass sich Konsumentinnen und Konsumenten nicht kongruent verhalten: «Was sie sagen und tun ist nicht deckungsgleich!», was heisst, dass zwar mehr Bio-Qualität verlangt wird, tatsächlich dann aber konventionell eingekauft wird.
Das Food- und Agro-Tech ein neuer Wirtschaftsschwerpunkt in der Schweiz werden kann, und auch wie entsprechende Start-ups finanziert werden können, behandelten die zwei folgenden Referate.
In der abschliessenden Paneldiskussion erörterten Fachleute, was die grössten Herausforderungen der Branche sind. So wurde die Notwendigkeit stärkerer staatlicher Förderung genannt, auch einen institutionellen Dialog im Ökosystem wurde gewünscht. Ein starkes Wort kam von Ferdi Hodel, Geschäftsführer des Zürcher Bauernverbandes: «Wir müssen Nahrungsmitteln wieder einen Wert geben – momentan definieren wir sie über den Preis!» Wie sagte auch Jörg Reuter vom Food Campus Berlin? «Die Schlacht um eine nachhaltige Zukunft wird auf dem Teller entschieden!»
Und wie kann sich hier die Stadt Wädenswil einbringen? Die Netzwerk-Veranstaltung haben auch Stadträtin Astrid Furrer und Stadtpräsident Philipp Kutter besucht. Nebst den bestehenden Angeboten für Forschung und Lehre haben sich in Wädenswil auch bereits Firmen aus dem Food-Tech angesiedelt. Herausforderung wird sein, diesen Firmen hier auch entsprechend Entwicklungspotenzial zur Verfügung zu stellen. So kann aus der Bildungs- und Forschungsstadt dereinst wieder ein valabler Produktionsstandort werden.
Ernährung, Ernährungssicherheit – ein gewichtiges Thema. In Wädenswil, wo Essen und Trinken und deren Genuss, Herstellung und Forschung schon immer grossen Stellenwert hatte, wird aktiv an der Zukunft dazu mitgearbeitet.
Text & Bilder: Stefan Baumgartner
Anfang Oktober starteten die schweizweit abgehaltenen «Tage der Agrarökologie» mit einer Podiumsdiskussion im Campus Grüental. Hier wurde über eine Veränderung in der Produktion von Lebensmitteln diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Sparten von Konsumenten, Produzenten und Bund waren sich einig, dass ein Wandel des Ernährungssystems notwendig ist.
Im November gaben Agroscope, das dem Bundesamt für Landwirtschaft angegliederte Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, und die ZHAW, die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, bekannt, dass sie ihre Zusammenarbeit in der Lebensmittelforschung intensivieren und haben dazu eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) unterzeichnet. Ziel sei es, gemeinsam und ergänzend für gesunde Ernährung zu forschen. (Der Wädenswiler Anzeiger berichtete in der Oktober- und November-Ausgabe darüber.)
Ende November nun gab das Wädenswiler ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management bekannt, dass es eine Partnerschaft mit dem Food Campus Berlin eingeht. Der Food Campus Berlin und das Wädenswiler ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management engagieren sich gemeinsam für Planetary Health, also für den Gesundheitszustand der menschlichen Zivilisation und der sie umgebenden Umwelt, von der sie abhängt.
Partnerschaft mit dem Food Campus Berlin unterzeichnet
Das Ziel ist, Aktivitäten auf dem Gebiet regenerativer Agro-Food-Systeme international zu verstärken und gemeinsam an der Zukunft der Lebensmittelproduktion und einer gesunden und nachhaltigen Ernährung zu arbeiten. Die Partnerschaft wurde Anfang November 2022 anlässlich der Berlin Science Week unterzeichnet.
Planetary Health ist ein von der Rockefeller Foundation und The Lancet entwickeltes Konzept, das den Gesundheitszustand der menschlichen Zivilisation und der sie umgebenden Umwelt thematisiert. Die ökologischen Grenzen unseres Planeten sind überschritten, und Lösungen für eine regenerative Zukunft können nur gemeinsam erarbeitet werden. Als ersten Schritt der Zusammenarbeit haben Jörg Reuter, Geschäftsführer des Food Campus Berlin, und Urs Hilber, Direktor der ZHAW in Wädenswil, im Rahmen der Berlin Science Week Anfang November ein Memorandum of Understanding unterzeichnet und die Zusammenarbeit damit formalisiert. Die Partnerschaft zielt darauf ab, die gemeinsamen Aktivitäten auf den Gebieten regenerativer Agro-Food Systeme, Planetary Health und Planetary Diet zu vertiefen, die internationale Vernetzung zu stärken und die Attraktivität beider Partner und Standorte zu erhöhen. So sollen konkrete gemeinsame Aktivitäten zu neuen Angeboten in den Bereichen Bildung und Weiterbildung führen, wie beispielsweise eine Summer School. Gemeinsame, internationale Forschung und Entwicklung sollen den Praxistransfer in innovative Produkte und Dienstleistungen ermöglichen.
Netzwerk-Tagung in Wädenswil
Und schliesslich fand – als weiterer Mosaikstein für Wädenswil – die Veranstaltung «Netzwerk Food Kanton Zürich» in den Räumlichkeiten der ZHAW statt.
Dabei haben der Kanton Zürich und die Denkfabrik Food Visionaries Vertreterinnen und Vertreter des kantonalen Food-Ökosystems zusammengebracht. Bei dieser Netzwerkveranstaltung in den ZHAW-Räumlichkeiten auf dem ehemaligen Seifen-Sträuli-Areal referierten und diskutierten verschiedene Persönlichkeiten zum Thema, zudem wurde eine aktuelle Studie zu den Bedürfnissen der Szene vorgestellt und diskutiert.
Das Netzwerk Food Kanton Zürich startete 2021 mit virtuellen Round Tables und wurde nun auf Initiative der Standortförderung des Kantons und der Denkfabrik Food Visionaries greifbar in einen grösseren Kontext und nach Wädenswil gebracht. So soll die regionale Innovationskraft im Bereich Food gestärkt werden. «Die Food-Branche spielt unbestritten eine zentrale Rolle, wie die wachsenden Probleme in der Ernährung gelöst werden können», sagte Anne Schmidt, Projektleiterin Food bei der Standortförderung des Kantons. In den letzten Jahren habe die Anzahl Betriebe und Unternehmen in der ganzen Wertschöpfungskette des Kantons Zürich stark zugenommen und man habe hervorragende Hochschulen in Zürich, um die regionale Innovationskraft im Bereich Food weiter zu stärken. Und Wädenswil sei nicht nur ein idyllischer Ort am Zürichsee. Wädenswil sei auch ein wichtiger Ort im Food-Ökosystem, mit kleinen und grossen Betrieben, die innerhalb der ganzen Food-Wertschöpfungskette gut vernetzt sind, und man habe hervorragende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
In der Folge stellte Michael Kleinert, Leiter des ZHAW-Instituts für Lebensmittel- und Getränkeinnovation sein Institut wie auch Entwicklungen von «Forschung und Lehre zwischen Genuss und regenerativer Lebensmittelherstellung» vor. Er erwähnte auch das neue Gebäude weiter oben an der Einsiedlerstrasse, welches das Thema «Future of Foods» beheimatet; berichtete von Forschungen, etwa an Fermentierungen oder aber auch – ganz wichtig – an den Verpackungen oder der Verwertung von Abfallprodukten. «Wie können wir Kleie, die früher in die Tierfütterung ging, in die Lebensmittelproduktion geben?» ist etwa eine der Fragen, mit der sich Kleinerts Institut befasst. Er erwähnte auch, dass der neue ZHAW-Studiengang Preneurship for Regenerative Food Systems (PREFS) der erfolgreichste neugeschaffene Studiengang wurde.
Vorgestellt wurden auch die Ergebnisse einer Studie zu den Bedürfnissen der verschiedenen Interessengruppen im Food-Ökosystem, durchgeführt im Auftrag der Standortförderung des Kantons Zürich. Gemäss der Studie zählen über 10 800 Firmen aus den Bereichen Produktion, Verarbeitung, Handel, Detailhandel und Konsumation zum Ökosystem. Dabei ist in den letzten fünf Jahren eine ganze Reihe neuer Unternehmen im Detailhandel und in der Verarbeitung entstanden. Als Ansatzpunkte für Hilfestellungen identifiziert die Studie unter anderem den Mangel an Produktionsstandorten oder regulatorische Hürden. «Produktionsplätze sind schwieriger zu finden als Büroarbeitsplätze», weiss Lucas Grob von Swiss Food Research. Und Peter Braun, ebenfalls Swiss Food Research, stellte fest, dass sich Konsumentinnen und Konsumenten nicht kongruent verhalten: «Was sie sagen und tun ist nicht deckungsgleich!», was heisst, dass zwar mehr Bio-Qualität verlangt wird, tatsächlich dann aber konventionell eingekauft wird.
Das Food- und Agro-Tech ein neuer Wirtschaftsschwerpunkt in der Schweiz werden kann, und auch wie entsprechende Start-ups finanziert werden können, behandelten die zwei folgenden Referate.
In der abschliessenden Paneldiskussion erörterten Fachleute, was die grössten Herausforderungen der Branche sind. So wurde die Notwendigkeit stärkerer staatlicher Förderung genannt, auch einen institutionellen Dialog im Ökosystem wurde gewünscht. Ein starkes Wort kam von Ferdi Hodel, Geschäftsführer des Zürcher Bauernverbandes: «Wir müssen Nahrungsmitteln wieder einen Wert geben – momentan definieren wir sie über den Preis!» Wie sagte auch Jörg Reuter vom Food Campus Berlin? «Die Schlacht um eine nachhaltige Zukunft wird auf dem Teller entschieden!»
Und wie kann sich hier die Stadt Wädenswil einbringen? Die Netzwerk-Veranstaltung haben auch Stadträtin Astrid Furrer und Stadtpräsident Philipp Kutter besucht. Nebst den bestehenden Angeboten für Forschung und Lehre haben sich in Wädenswil auch bereits Firmen aus dem Food-Tech angesiedelt. Herausforderung wird sein, diesen Firmen hier auch entsprechend Entwicklungspotenzial zur Verfügung zu stellen. So kann aus der Bildungs- und Forschungsstadt dereinst wieder ein valabler Produktionsstandort werden.