Richterswil Vereine Wädenswil

Vom Musiklager bis zum Konzert

Die Wädenswiler Jugendmusik hat sich erstmals unter der Leitung von Roger Rütti zusammen mit der Kadettenmusik Horgen in einem Auffahrt-Musiklager auf ein gemeinsames Konzert vorbereitet. Am Sonntag, 19. Juni, begeisterten die Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 8 und 20 Jahren in der voll besetzten evangelischen Kirche Wädenswil ihr Publikum und überzeugten mit einem sehr ansprechenden und anspruchsvollen Konzert.

Text & Fotos: Noëmi Lea Hermann

Roger Rütti, der Dirigent der beiden Musikvereine, erarbeitete mit den jungen Musikern eine breite Palette der Musikwelt. Das  Junioren-ensemble der Jugendmusik und das Aspirantenspiel der Kadettenmusik eröffneten das Konzert mit bekannten Melodien für Gross und Klein, wie «Pippi Langstrumpf» oder «Rock around the clock». Im Anschluss zeigten dann die Jugendlichen ihr Können. Mit der Komposition «Epic Gaming Themes», wurden Melodien aus bekannten Videospielen gespielt oder mit Titeln wie «Youʼll be in my heart» von Phil Collins, Filmmusik aus «Tarzan» oder das weltbekannte Stück «Music» von John Miles. Im letzten Teil des Konzerts traten die vier Ensembles gemeinsam auf. Mit den James-Bond-Titelsongs «Skyfall» und «No Time to die» liessen die jungen Musiker ihr Konzert ausklingen.

Ich habe Ende Mai die jungen Musiker und Musikerinnen in ihr Auffahrtslager begleiten dürfen, und dadurch konnte ich miterleben, wie viel Arbeit, aber natürlich auch Spass zu so einem fantastischen Auftritt führen.

Ein Ausschnitt aus dem Lagerleben

So ein Lager ist eine tolle Sache, denn es bringt nicht nur grosse musikalische Fortschritte hervor, sondern es stärkt die Gemeinschaft der jungen Musikantinnen und Musikanten. Eine bunte Mischung von Kindern und Teenagern traf auch dieses Jahr im Musiklager zusammen, um gemeinsam zu musizieren und für das grosse Abschlusskonzert vor Publikum zu üben. Für die Jüngsten ist es meistens das erste Mal, dass sie in einer grösseren Gruppe spielen und dabei Klänge anderer Instrumente hören. Es ist eine neue, spannende Welt, die sich ihnen eröffnet.

Am Donnerstag, 26. Mai, wurden die Instrumente und Rucksäcke in die Kleintransporter gepackt, und ab ging es auf den Zug in Richtung Unterterzen und dann mit der Gondel auf den Flumserberg. Von Kuhglocken und dem Zwitschern der Vögel wurden wir zum Lagerhaus begleitet. Bei Sonnenschein bezogen voller Vorfreude rund 60 musikbegeisterte Kinder und Jugendliche das wunderschöne grau-weisse Fachwerk-Lagerhaus auf dem Flumserberg. Gestärkt begannen sie nach dem Mittagessen mit den ersten Proben bis in den späten Nachmittag hinein. Abends bereiteten sie in Gruppen zu vorgegebenen Stichwörtern kleine witzige Musiktheater vor, und nach dem Dessert ging es müde vom ersten Tag ins Bett, und nach und nach erloschen die Lichter in den Zimmern. Vier Tage wurde im ganzen Haus gruppenweise oder einzeln fleissig geübt und da und dort an «Schwachstellen» gefeilt, bis alles sitzte. Den grössten Spass machte natürlich das gemeinsame Spielen im Orchester.

Musik machen, lachen und spielen

Obwohl 27 Lektionen geübt wurde, kam auch der Spass nie zu kurz. So gehören Fangen spielen, Tischtennis, kurze Musik-Theater einstudieren, in der Sonne liegen und eine Wanderung sowie leckeres Essen zum alljährlichen Programm. Viel gelacht wurde beim Spielen am Abend. Vor allem für die jüngeren Kinder ist so ein Musiklager ein tolles Erlebnis, das ihren Bezug zur Musik langfristig prägt. Ich habe einige Kinder dazu befragt, was ihnen am Lagerleben gefällt und was sie dazu gebracht hat, ein Instrument zu spielen.

Lu Finger (11), Schlagzeug, Jugendmusik Wädenswil: 

«Ich mag es, dass wir hier im Lager richtig viel Zeit zum Üben haben, und zum Beispiel gestern habe ich Lieder lernen können, für welche ich in der Schlagzeugstunde bei meinem Lehrer bis jetzt keine Zeit hatte – mega toll! Ich glaube, durch dieses Lager kann ich mich nochmals richtig verbessern. Schlagzeug zu spielen gefällt mir, weil man im Flow sein kann, und es macht richtig viel Spass, wenn man noch zusammen mit einem Saxofon spielt oder anderen Instrumenten. Und bei einem Konzert hört man das Schlagzeug so richtig gut, das ist toll!»

Wie machst Du das mit dem Üben?

«Ich gehe einmal pro Woche zu meinem Musiklehrer mit den Stücken der Jugendmusik, und er sagt mir dann, was ich noch verbessern kann. Ich bin sehr froh darum, da die Noten manchmal echt kompliziert sind. Er hilft mir dann das Umzusetzen und dann ist das richtig cool und mein Lehrer ist auch richtig cool! Mein Musiklehrer ist mein Vorbild.»

Fabienne (11), Klarinette, Kadettenmusik Horgen:

«Ich bin das erste Mal in einem Lager der Kadetten. Ich spiele seit der 2. Klasse. Ich habe damals angefangen ein Instrument zu spielen, da mein Vater sich das als Kind immer gewünscht hatte, aber die Musikstunden waren damals zu teuer. Zusammen haben wir uns dann entschieden zum Infotag der Musikschule zu gehen und dort verschiedenste Instrumente auszuprobieren, damit ich dort ein Instrument finden kann, das ich gerne spielen möchte. Ich fand die Klarinette sofort cool, und daher spiele ich nun Klarinette.»

Severin (11), Trompete, Kadettenmusik Horgen:

«Meine Eltern spielen beide ein Instrument und dann war klar, dass ich auch ein Instrument spielen werde. Ich habe mich dann mal an dem Tag, an welchem man Instrumente ausprobieren kann, an der Trompete versucht, und es hat mir gefallen. Nach etwa zwei bis drei Wochen konnte ich dann schon einige Töne gut spielen. Mir gefällt der Klang und dass man so viele Musikrichtungen spielen kann. Während der Schulzeit hat man ja oft leider nicht so viel Zeit zum Üben und immer nur alleine, doch zusammen mit anderen macht es viel mehr Spass, daher bin ich richtig gerne hier im Musiklager.»

Am Freitagmorgen begannen nach dem Frühstück gleich die Registerproben, das Üben der Stücke in kleinen Gruppen mit jeweils den Kindern und Jugendlichen, die das gleiche Instrument spielen. Takt für Takt wurden die Stücke durchgegangen. Es liess sich ein sehr schönes, friedliches Beisammensein beobachten. Die Kinder zeigten einander, wie sie die Töne greifen können und motivierten einander gegenseitig mit einem Lächeln. Das schöne Wetter zog einige Grüppchen nach draussen, sodass man bald von jeder Seite des Hauses verschiedene Klänge wahrnehmen konnte, und so manche Wandergruppe blieb vor dem Haus stehen und lauschte für ein paar Minuten erfreut der Musik. Das Highlight des darauf folgenden Abends war sicherlich die Sirupbar. Die Kinder und Jugendliche konnten sich auf die hölzernen Barhocker setzen und der Lagerleiter mixte ihnen aus verschiedenfarbigen Sirups und Limonade ein paar Drinks. Am Samstag wurde dann wieder in den beiden Alterskategorien getrennt voneinander geübt, denn Roger Rütti, der Dirigent der beiden Musikvereine, hat die Musikstücke ganz auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten seiner Jugendmusik selbst arrangiert, so dass die Kinder und Jugendlichen in einem ausgeglichenen Mass gefördert und gefordert werden.

Am Sonntagmorgen gab es als Highlight noch ein Abschlusskonzert auf der Prodalp, und dann ging es mit dem Zug wieder zurück Richtung Wädenswil und Horgen. An den beiden Bahnhöfen angekommen, verabschiedeten sich die stark zusammengewachsenen jungen Musikantinnen und Musikanten sowie das Leiterteam voneinander. Müde, aber glücklich, traten alle mit ihrem Instrument zusammen den Heimweg an.

Schliesslich resümierte Roger Rütti, Dirigent der Jugendmusik Wädenswil und Kadettenmusik Horgen, der das ganze Lager und das Konzert organisiert hat: «Das tolle an der Zusammenarbeit mit Jugendlichen ist, dass man einen aktiven Teil der persönlichen Entwicklung sein darf. In meinem Fall ist es sehr spannend, da die Kinder mit 8 Jahren in die Jugend- oder Kadettenmusik kommen, und dann, mit 20 Jahren, machen sie den Sprung in die Erwachsenenmusik. Die jungen Musiker in dieser Zeitspanne zu begleiten ist natürlich toll. Wir lernen ihnen auch Sozialkompetenz. Man muss zuhören lernen, lernen sich ins Orchester vom Klang her zu integrieren. Und das ist es, was ich ihnen mit auf den Weg geben möchte. Musik wird dann erst so richtig spannend, wenn man miteinander Musik macht. Musik ist für mich eine Sprache, ein ‹Miteinander sprechen›. Darum gefällt mir das Zusammenspielen. Hier entsteht ein Gespräch zwischen den einzelnen Instrumenten. Es wäre schön, wenn mehr Eltern erkennen, wie gut es den Kindern tut, Musik in einer Gruppe zu machen. Oft fangen Kinder ein Instrument an und hören nach ein paar Monaten wieder auf, da ihnen die soziale Komponente fehlt. Durch das Spielen in einer Jugendmusik wird ihnen das gegeben.»

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