Der gewaltige Baum am Rand des Parkes wies massive gesundheitliche Schäden auf und wurde sicherheitstechnisch als Gefahr eingestuft. Nach mehrfachen Rettungsversuchen musste am 29. April der etwa 30 Tonnen schwere Baumriese gefällt werden.
Text: Reni Bircher
Bild: Guido Bircher
Die markante Blutbuche im Rosengartenpark stand schon länger unter Beobachtung, erst recht, seit vor knapp zwei Jahren mehrere schwere Äste auf den Gehweg und die Fahrbahn gestürzt waren und dabei einen Teil des Eisenzaunes eingedrückt hatten (der Richterswiler Anzeiger berichtete). Baumpfleger hatten daraufhin die notwendigen Massnahmen zur Sicherung auszuführen sowie einen Zustandsbericht von dem Baum zu erstellen. Im oberen Kronenbereich wurden an Stamm- und Astpartien massive Schadstellen festgestellt, welche durch Sonnenbrand verursacht wurden. Der darauffolgende Pilzbefall sorgte für die Holzzersetzung und hatte negative Auswirkungen auf die Bruchsicherheit.
Die Beurteilung und Sicherung des Baumes sowie die Organisation zur Fällung desselben und die Neupflanzung unterlag der Firma «brinergarten» aus Wädenswil. Sie haben mit den Firmen Schnyder Grünverarbeitung bzw. Schnyder Stockfräsen (Grünguttransport sowie Entfernung des Wurzelstockes) zusammengearbeitet. Der Kran und zwei Baumkletterer wurden extern eingemietet; diese arbeiten für verschiedene Spezialfirmen im Bereich der Baumfällung.
Höchste Konzentration gefordert
Ein so gewaltiger Baum im Park wie die Blutbuche im Rosengarten ist eine besondere und gefährliche Herausforderung, wenn er gefällt werden muss. Hier musste er stückweise zersägt werden. Dafür wurde ein Kran aufgebaut, an dem einerseits eine schwere Eisenkette hängt, um die schweren Äste aus der Höhe zu Boden zu lassen, andererseits ist auch ein sogenannter Baumkletterer daran gesichert, um mit der Motorsäge den Baum Stück für Stück zu zerteilen. So wurde anfangs ein Sichtkorridor für den Kranführer geschaffen, damit dieser einen besseren Blick auf den Mann im Geäst hatte. Die Kommunikation zwischen diesen beiden Personen erfolgt über Funk und per Handzeichen.
Der Baumkletterer muss abschätzen, wo er die Motorsäge am besten ansetzt. Entsprechend befestigt er das Ast- oder Stammstück, welches entfernt werden soll, mit der Eisenkette am Kran. Wenn dies geschehen ist, positioniert sich der Mann so, dass er einen sicheren Stand zum Führen der Motorsäge hat. Weiter muss er darauf achten, dass ihn später der schwebende Ast nicht treffen kann, wenn der Kranführer diesen hochhebt. Zudem muss ein Baumkletterer voraussehen können, wie der Baum bei der Fällung reagiert.
Wenn die Säge den Ast schon beinahe durchtrennt hat, fängt der Kranführer an, diesen ein wenig nach oben zu ziehen, und der Baumkletterer weicht etwas zur Seite aus.
Wetterglück bei knappem Zeitfenster
Segelten die teilweise über eine Tonne schweren Baumteile mit dem Kran nach unten, wurden sie dort von einem Bagger gegriffen, von einem weiteren Baumspezialisten auf der Strasse zerkleinert und für den Abtransport vorbereitet. Aus einem der grossen Äste schnitt der Mann Holzscheiben, um die ihn Bruno Schläfli von der Reformierten Kirchenpflege (Abt. Liegenschaften), gebeten hatte. Sie werden von den Kindern im Unterricht für Bastelarbeiten benutzt.
Die Männer arbeiteten speditiv und gut organisiert. Alle Beteiligten müssen mit grosser Sorgfalt und höchster Konzentration bei der Sache sein, um sich aufeinander verlassen zu können.
Das Wetter hat an jenem Tag gut mitgespielt, bei Regen ist eine solche Aktion nicht möglich. Roger Eberhard, Bereichsleiter Gartenunterhalt bei brinergarten, erklärte, dass eine Baumfällung später im Jahr schwierig wäre, weil dann der Baum mehr Saft produziert und das Harz die Motorsäge verklebt. «Momentan befindet sich der Baum im Frühstadium des Erwachens», sagte er weiter, daher sei der Zeitpunkt für diese Aktion gut gewählt.
Die Fällung der Blutbuche und die Entfernung bzw. Ausbohrung des Wurzelstockes dauerte ungefähr sechseinhalb Stunden. Zusammengekommen sind ca. 30 Tonnen bzw. 80 m3 Material. Die einzelnen Elemente der Blutbuche werden verschieden verarbeitet: Der Stamm geht zu regionalen Holzverarbeitungsfirmen, aus den zerkleinerten Ästen entstehen Komposterde und Häcksel für Heizungen.
Bruno Schläfli von der Kirchenpflege war es wichtig, dass sofort ein neuer Baum gepflanzt wird, um einen Ersatz zu schaffen. «Ich wollte nicht, dass es heisst ‹Wir pflanzen dann irgendwann einen neuen›, das musste im gleichen Zug passieren». So hat man sich für eine Eiche entschieden, welche bereits eine gewisse Grösse aufweist. Es wird allerdings Jahrzehnte dauern, bis der Baum wieder annähernd so gross sein wird wie die Blutbuche. n
Sonnenbrand
Gefährdet sind vor allem Buchen, Fichten, Linden, Eschen, Erlen und Ahorn.
Es gibt einige Pflanzen, die unter dem Klimawandel leiden und den steigenden Temperaturen und der Sonneneinstrahlung nicht gewachsen sind.
Bäume können einen Sonnenbrand bekommen, das wiederum schädigt das direkt unter der Rinde liegende Kambium, welches für das Zellwachstum verantwortlich ist. Besonders wenn Bäume plötzlich freistehen und auf den gewohnten Schattenwurf von Sträuchern oder Artgenossen verzichten müssen, sind sie durch die Sonneneinstrahlung am Stamm gefährdet. Der thermische Rindenschaden lässt sich mit schwerem Sonnenbrand auf unserer Haut vergleichen: die Rinde vertrocknet, bröckelt, platzt auf. Ein Pilzbefall lässt nicht lange auf sich warten, der Baum stirbt ab.
Aktive Hilfe zum Schutz vor Sonnenbrand kann durch einen weissen Kalkanstrich oder die Anbringung einer Schilfmatte am Stamm erfolgen. Oder durch die Anschaffung eines schnellwachsenden Pionierbaumes, zum Beispiel eine Birke, welche durch ihre weiss-silberne Rinde über einen natürlichen Sonnenschutz verfügt.
Für die Zukunft muss bei einer Planung von freistehenden Bäumen in Parks oder für Alleen sorgfältig und überlegt vorgegangen werden, um die Überlebenschance eines Baumes zu erhöhen.
Der gewaltige Baum am Rand des Parkes wies massive gesundheitliche Schäden auf und wurde sicherheitstechnisch als Gefahr eingestuft. Nach mehrfachen Rettungsversuchen musste am 29. April der etwa 30 Tonnen schwere Baumriese gefällt werden.
Text: Reni Bircher
Bild: Guido Bircher
Die markante Blutbuche im Rosengartenpark stand schon länger unter Beobachtung, erst recht, seit vor knapp zwei Jahren mehrere schwere Äste auf den Gehweg und die Fahrbahn gestürzt waren und dabei einen Teil des Eisenzaunes eingedrückt hatten (der Richterswiler Anzeiger berichtete). Baumpfleger hatten daraufhin die notwendigen Massnahmen zur Sicherung auszuführen sowie einen Zustandsbericht von dem Baum zu erstellen. Im oberen Kronenbereich wurden an Stamm- und Astpartien massive Schadstellen festgestellt, welche durch Sonnenbrand verursacht wurden. Der darauffolgende Pilzbefall sorgte für die Holzzersetzung und hatte negative Auswirkungen auf die Bruchsicherheit.
Die Beurteilung und Sicherung des Baumes sowie die Organisation zur Fällung desselben und die Neupflanzung unterlag der Firma «brinergarten» aus Wädenswil. Sie haben mit den Firmen Schnyder Grünverarbeitung bzw. Schnyder Stockfräsen (Grünguttransport sowie Entfernung des Wurzelstockes) zusammengearbeitet. Der Kran und zwei Baumkletterer wurden extern eingemietet; diese arbeiten für verschiedene Spezialfirmen im Bereich der Baumfällung.
Höchste Konzentration gefordert
Ein so gewaltiger Baum im Park wie die Blutbuche im Rosengarten ist eine besondere und gefährliche Herausforderung, wenn er gefällt werden muss. Hier musste er stückweise zersägt werden. Dafür wurde ein Kran aufgebaut, an dem einerseits eine schwere Eisenkette hängt, um die schweren Äste aus der Höhe zu Boden zu lassen, andererseits ist auch ein sogenannter Baumkletterer daran gesichert, um mit der Motorsäge den Baum Stück für Stück zu zerteilen. So wurde anfangs ein Sichtkorridor für den Kranführer geschaffen, damit dieser einen besseren Blick auf den Mann im Geäst hatte. Die Kommunikation zwischen diesen beiden Personen erfolgt über Funk und per Handzeichen.
Der Baumkletterer muss abschätzen, wo er die Motorsäge am besten ansetzt. Entsprechend befestigt er das Ast- oder Stammstück, welches entfernt werden soll, mit der Eisenkette am Kran. Wenn dies geschehen ist, positioniert sich der Mann so, dass er einen sicheren Stand zum Führen der Motorsäge hat. Weiter muss er darauf achten, dass ihn später der schwebende Ast nicht treffen kann, wenn der Kranführer diesen hochhebt. Zudem muss ein Baumkletterer voraussehen können, wie der Baum bei der Fällung reagiert.
Wenn die Säge den Ast schon beinahe durchtrennt hat, fängt der Kranführer an, diesen ein wenig nach oben zu ziehen, und der Baumkletterer weicht etwas zur Seite aus.
Wetterglück bei knappem Zeitfenster
Segelten die teilweise über eine Tonne schweren Baumteile mit dem Kran nach unten, wurden sie dort von einem Bagger gegriffen, von einem weiteren Baumspezialisten auf der Strasse zerkleinert und für den Abtransport vorbereitet. Aus einem der grossen Äste schnitt der Mann Holzscheiben, um die ihn Bruno Schläfli von der Reformierten Kirchenpflege (Abt. Liegenschaften), gebeten hatte. Sie werden von den Kindern im Unterricht für Bastelarbeiten benutzt.
Die Männer arbeiteten speditiv und gut organisiert. Alle Beteiligten müssen mit grosser Sorgfalt und höchster Konzentration bei der Sache sein, um sich aufeinander verlassen zu können.
Das Wetter hat an jenem Tag gut mitgespielt, bei Regen ist eine solche Aktion nicht möglich. Roger Eberhard, Bereichsleiter Gartenunterhalt bei brinergarten, erklärte, dass eine Baumfällung später im Jahr schwierig wäre, weil dann der Baum mehr Saft produziert und das Harz die Motorsäge verklebt. «Momentan befindet sich der Baum im Frühstadium des Erwachens», sagte er weiter, daher sei der Zeitpunkt für diese Aktion gut gewählt.
Die Fällung der Blutbuche und die Entfernung bzw. Ausbohrung des Wurzelstockes dauerte ungefähr sechseinhalb Stunden. Zusammengekommen sind ca. 30 Tonnen bzw. 80 m3 Material. Die einzelnen Elemente der Blutbuche werden verschieden verarbeitet: Der Stamm geht zu regionalen Holzverarbeitungsfirmen, aus den zerkleinerten Ästen entstehen Komposterde und Häcksel für Heizungen.
Bruno Schläfli von der Kirchenpflege war es wichtig, dass sofort ein neuer Baum gepflanzt wird, um einen Ersatz zu schaffen. «Ich wollte nicht, dass es heisst ‹Wir pflanzen dann irgendwann einen neuen›, das musste im gleichen Zug passieren». So hat man sich für eine Eiche entschieden, welche bereits eine gewisse Grösse aufweist. Es wird allerdings Jahrzehnte dauern, bis der Baum wieder annähernd so gross sein wird wie die Blutbuche. n
Sonnenbrand
Gefährdet sind vor allem Buchen, Fichten, Linden, Eschen, Erlen und Ahorn.
Es gibt einige Pflanzen, die unter dem Klimawandel leiden und den steigenden Temperaturen und der Sonneneinstrahlung nicht gewachsen sind.
Bäume können einen Sonnenbrand bekommen, das wiederum schädigt das direkt unter der Rinde liegende Kambium, welches für das Zellwachstum verantwortlich ist. Besonders wenn Bäume plötzlich freistehen und auf den gewohnten Schattenwurf von Sträuchern oder Artgenossen verzichten müssen, sind sie durch die Sonneneinstrahlung am Stamm gefährdet. Der thermische Rindenschaden lässt sich mit schwerem Sonnenbrand auf unserer Haut vergleichen: die Rinde vertrocknet, bröckelt, platzt auf. Ein Pilzbefall lässt nicht lange auf sich warten, der Baum stirbt ab.
Aktive Hilfe zum Schutz vor Sonnenbrand kann durch einen weissen Kalkanstrich oder die Anbringung einer Schilfmatte am Stamm erfolgen. Oder durch die Anschaffung eines schnellwachsenden Pionierbaumes, zum Beispiel eine Birke, welche durch ihre weiss-silberne Rinde über einen natürlichen Sonnenschutz verfügt.
Für die Zukunft muss bei einer Planung von freistehenden Bäumen in Parks oder für Alleen sorgfältig und überlegt vorgegangen werden, um die Überlebenschance eines Baumes zu erhöhen.