Frederick Terpstra ist ein junges Zeichentalent, das im Schönenberger Kunstschaufenster seine Zeichnungen ausstellt. Für einige davon hat er schon Preise gewonnen. Dem gegenüber stehen frühe Plastiken von Sepp Carisch, einem Wädenswiler Urgestein der Bildhauerei, der letztes Jahr verstorben ist.
Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke
Der junge Künstler Frederick Terpstra wurde von mehreren Kulturen geprägt. Seine Mutter stammt aus England und sein Vater aus Holland. Er verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Australien, bis er dann 2012, 16-jährig, mit seiner Familie in die Schweiz gezogen ist. Im Kanton Freiburg, in Cordiast, wohnte er in einem alten, behäbigen Bauernhaus und besuchte das Gymnasium Heilig Kreuz und anschliessend die Pädagogische Hochschule in Bern (IVP NMS). Seit August 2021 wohnt der Künstler in der Au, Wädenswil, und arbeitet hauptberuflich als Lehrer in Wollerau.
Er erzählt: «Schon als Kind habe ich viel gezeichnet. Früher faszinierten mich allerdings eher Comic- und Mangafiguren. In den Ferien skizzierte ich Landschaften. Mit Porträts habe ich erst im Jahre 2017 angefangen, und befasse mich seit etwa zwei Jahren intensiv damit. Inspiriert hat mich vor allem mein malbegeisterter Grossvater, aber auch Kunst, Werke von anderen Künstlern, die ich in Museen, im Fernsehen oder im Internet sehe, zum Beispiel Werke von Franz Gertsch, Jopie Huisman und Leonardo Da Vinci. Meine Fähigkeiten habe ich mir im Selbststudium, wie auch im Kunstunterricht in der Schule und an der Pädagogischen Hochschule angeeignet.»
Als motivierend nennt der junge Künstler auch, wenn Leute beim Anschauen seiner Zeichnungen ins Staunen kommen, davon emotional berührt sind und sie so wertschätzen.
Frederick Terpstra glaubt, dass ihn die verschiedenen Länder und Kulturen, in denen er gelebt hat, geprägt und geöffnet haben. Die Erfahrungen, die er beim Umziehen in ein anderes Land, bei der Anpassung und beim Kennenlernen einer anderen Kultur machen durfte, hätten seine Wahrnehmung und somit auch sein Zeichnen beeinflusst.
«Am liebsten zeichne ich natürliche, aber nicht unbedingt durchschnittliche Szenen. Mich fasziniert es, wie der Bleistift als Gegenstand so einfach ist, aber gleichzeitig ermöglicht, ein leeres Blatt Papier zum Leben zu erwecken.»
Und das gelingt ihm wirklich gut. Vor allem die Zeichnungen, die Menschen in Gruppen, bei einer Tätigkeit oder einem Anlass zeigen, haben eine faszinierende Dynamik. Es scheint, als ob sie Momentaufnahmen eines Sekundengeschehens seien. Manchmal ist die Szenerie gar leicht verwischt, als ob ein Fotograf beim Abdrücken den Apparat bewegt hätte.
Das Zeichnen empfindet der junge Künstler als sehr entspannend, vor allem in Begleitung von guter Musik.
«Vor zwei Jahren habe ich erstmals eine einigermassen realistische Zeichnung gemacht, und ich fand es erstaunlich und sehr erfüllend, wie man aus einem leeren Blatt Papier ein lebendiges Gesicht hervorbringen kann. Das Zeichnen gibt mir auch immer wieder ein Ziel vor, wohin ich mich weiterentwickeln will und kann.»
Die Liebe zur Natur ist ein weiterer wichtiger Beweggrund für Terpstras Zeichnen. Sie hat sich durch das Zeichnen selbst noch vergrössert. Sein Antrieb ist die Darstellung der schönen Dinge, die er sieht. Zudem schärfe das Zeichnen das Auge.
«Wenn man viel zeichnet oder auch malt, entdeckt man viel mehr Details in seiner Umgebung, und auch ganz kleine, alltägliche und sogar verfallene Gegenstände scheinen einem plötzlich spannend und schön.»
Die Kunst im Allgemeinen habe viele verschiedene Facetten. Man könne dadurch die Welt abbilden und somit Ihre Schönheit zeigen. Man könne aber auch seine eigenen Emotionen ausdrücken.
Einige von Terpstras Werken wurden im Dezember 2021 in der Galerie Dür in Wädenswil ausgestellt, ausserdem hat er den «Merit award» beim internationalen Kunstwettbewerb «Art room gallery, exhibition black and white, February 2022» und den «Honorable mention award» beim internationalen Kunstwettbewerb «Helvetart February Open Show» gewonnen. Dazu kamen im März noch: Honorable Mention (für «a confident stride») der Art show international Gallery, figurative 2022 und ein Merit award (für «a confident stride» und «Crowd») von der Grey Cube Art Gallery, Open art show im Februar 2022.
Frederick Terpstra zeichnet auch Szenen oder Porträts von Menschen sowie Tieren in Auftrag. Kontakt: frederick.terpstra@outlook.com
Sepp Carisch (1935–2021) –
Ein Leben für die Kunst
Am 17. Mai letzten Jahres ist Sepp Carisch (geb. 28.1.1935) gestorben. Er war ein Künstler, ein Bildhauer, der sich mit Leib und Seele seiner künstlerischen Entfaltung verschrieben hat. Im Kunstschaufenster Schönenberg werden Skulpturen aus einer Schaffensphase der 70er- und 80er Jahre gezeigt.
Über 20 Jahre lang hatte Josef Carisch sein Atelier an der Einsiedlerstrasse 30 in Wädenswil und prägte die hiesige Kunstszene. Vor und in der Fabrikbeiz in Wädenswil sind noch zwei seiner imposanten Holzfiguren zu bestaunen. Sie zeugen davon, dass sich Sepp Carisch in späteren Jahren einer realistischen Darstellung von Mensch und immer auch von Natur in Holz zugewandt hat.
Die Skulpturen im Kunstfenster im Dorfzentrum von Schönenberg stammen aus einer früheren Phase, als der Künstler sich mit dem Gestalten von Polyester mit Glasfaserverstärkung auseinandersetzte. Die Figuren sind abstrakt und wirken sehr organisch.
Sepp Carischs Formensprache war immer organisch, auch wenn das Material Kunststoff war. Seine Liebe zur Natur, wie auch das Interesse an allem Menschlichen, offenbart sich in seinem gesamten Werk. Zudem ist da immer dieser humoristische Moment.
Die Skulpturen im Dorfhuus-Schaufenster erinnern an farbenfroh bemalte Organe. An welche, das sei dem Betrachter freigestellt. Der Künstler hat sich zeitlebens der Betitelung seiner Werke verweigert. Der Schauende soll selber den «richtigen» Titel finden dürfen. n
Die Werke von Frederick Terpstra und Sepp
Carisch sind bis am 17. Mai im Kunstfenster
im Dorfhuus Schönenberg ausgestellt.
Kontakt: ingrid.liedtke@bluewin.ch
Frederick Terpstra ist ein junges Zeichentalent, das im Schönenberger Kunstschaufenster seine Zeichnungen ausstellt. Für einige davon hat er schon Preise gewonnen. Dem gegenüber stehen frühe Plastiken von Sepp Carisch, einem Wädenswiler Urgestein der Bildhauerei, der letztes Jahr verstorben ist.
Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke
Der junge Künstler Frederick Terpstra wurde von mehreren Kulturen geprägt. Seine Mutter stammt aus England und sein Vater aus Holland. Er verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Australien, bis er dann 2012, 16-jährig, mit seiner Familie in die Schweiz gezogen ist. Im Kanton Freiburg, in Cordiast, wohnte er in einem alten, behäbigen Bauernhaus und besuchte das Gymnasium Heilig Kreuz und anschliessend die Pädagogische Hochschule in Bern (IVP NMS). Seit August 2021 wohnt der Künstler in der Au, Wädenswil, und arbeitet hauptberuflich als Lehrer in Wollerau.
Er erzählt: «Schon als Kind habe ich viel gezeichnet. Früher faszinierten mich allerdings eher Comic- und Mangafiguren. In den Ferien skizzierte ich Landschaften. Mit Porträts habe ich erst im Jahre 2017 angefangen, und befasse mich seit etwa zwei Jahren intensiv damit. Inspiriert hat mich vor allem mein malbegeisterter Grossvater, aber auch Kunst, Werke von anderen Künstlern, die ich in Museen, im Fernsehen oder im Internet sehe, zum Beispiel Werke von Franz Gertsch, Jopie Huisman und Leonardo Da Vinci. Meine Fähigkeiten habe ich mir im Selbststudium, wie auch im Kunstunterricht in der Schule und an der Pädagogischen Hochschule angeeignet.»
Als motivierend nennt der junge Künstler auch, wenn Leute beim Anschauen seiner Zeichnungen ins Staunen kommen, davon emotional berührt sind und sie so wertschätzen.
Frederick Terpstra glaubt, dass ihn die verschiedenen Länder und Kulturen, in denen er gelebt hat, geprägt und geöffnet haben. Die Erfahrungen, die er beim Umziehen in ein anderes Land, bei der Anpassung und beim Kennenlernen einer anderen Kultur machen durfte, hätten seine Wahrnehmung und somit auch sein Zeichnen beeinflusst.
«Am liebsten zeichne ich natürliche, aber nicht unbedingt durchschnittliche Szenen. Mich fasziniert es, wie der Bleistift als Gegenstand so einfach ist, aber gleichzeitig ermöglicht, ein leeres Blatt Papier zum Leben zu erwecken.»
Und das gelingt ihm wirklich gut. Vor allem die Zeichnungen, die Menschen in Gruppen, bei einer Tätigkeit oder einem Anlass zeigen, haben eine faszinierende Dynamik. Es scheint, als ob sie Momentaufnahmen eines Sekundengeschehens seien. Manchmal ist die Szenerie gar leicht verwischt, als ob ein Fotograf beim Abdrücken den Apparat bewegt hätte.
Das Zeichnen empfindet der junge Künstler als sehr entspannend, vor allem in Begleitung von guter Musik.
«Vor zwei Jahren habe ich erstmals eine einigermassen realistische Zeichnung gemacht, und ich fand es erstaunlich und sehr erfüllend, wie man aus einem leeren Blatt Papier ein lebendiges Gesicht hervorbringen kann. Das Zeichnen gibt mir auch immer wieder ein Ziel vor, wohin ich mich weiterentwickeln will und kann.»
Die Liebe zur Natur ist ein weiterer wichtiger Beweggrund für Terpstras Zeichnen. Sie hat sich durch das Zeichnen selbst noch vergrössert. Sein Antrieb ist die Darstellung der schönen Dinge, die er sieht. Zudem schärfe das Zeichnen das Auge.
«Wenn man viel zeichnet oder auch malt, entdeckt man viel mehr Details in seiner Umgebung, und auch ganz kleine, alltägliche und sogar verfallene Gegenstände scheinen einem plötzlich spannend und schön.»
Die Kunst im Allgemeinen habe viele verschiedene Facetten. Man könne dadurch die Welt abbilden und somit Ihre Schönheit zeigen. Man könne aber auch seine eigenen Emotionen ausdrücken.
Einige von Terpstras Werken wurden im Dezember 2021 in der Galerie Dür in Wädenswil ausgestellt, ausserdem hat er den «Merit award» beim internationalen Kunstwettbewerb «Art room gallery, exhibition black and white, February 2022» und den «Honorable mention award» beim internationalen Kunstwettbewerb «Helvetart February Open Show» gewonnen. Dazu kamen im März noch: Honorable Mention (für «a confident stride») der Art show international Gallery, figurative 2022 und ein Merit award (für «a confident stride» und «Crowd») von der Grey Cube Art Gallery, Open art show im Februar 2022.
Frederick Terpstra zeichnet auch Szenen oder Porträts von Menschen sowie Tieren in Auftrag. Kontakt: frederick.terpstra@outlook.com
Sepp Carisch (1935–2021) –
Ein Leben für die Kunst
Am 17. Mai letzten Jahres ist Sepp Carisch (geb. 28.1.1935) gestorben. Er war ein Künstler, ein Bildhauer, der sich mit Leib und Seele seiner künstlerischen Entfaltung verschrieben hat. Im Kunstschaufenster Schönenberg werden Skulpturen aus einer Schaffensphase der 70er- und 80er Jahre gezeigt.
Über 20 Jahre lang hatte Josef Carisch sein Atelier an der Einsiedlerstrasse 30 in Wädenswil und prägte die hiesige Kunstszene. Vor und in der Fabrikbeiz in Wädenswil sind noch zwei seiner imposanten Holzfiguren zu bestaunen. Sie zeugen davon, dass sich Sepp Carisch in späteren Jahren einer realistischen Darstellung von Mensch und immer auch von Natur in Holz zugewandt hat.
Die Skulpturen im Kunstfenster im Dorfzentrum von Schönenberg stammen aus einer früheren Phase, als der Künstler sich mit dem Gestalten von Polyester mit Glasfaserverstärkung auseinandersetzte. Die Figuren sind abstrakt und wirken sehr organisch.
Sepp Carischs Formensprache war immer organisch, auch wenn das Material Kunststoff war. Seine Liebe zur Natur, wie auch das Interesse an allem Menschlichen, offenbart sich in seinem gesamten Werk. Zudem ist da immer dieser humoristische Moment.
Die Skulpturen im Dorfhuus-Schaufenster erinnern an farbenfroh bemalte Organe. An welche, das sei dem Betrachter freigestellt. Der Künstler hat sich zeitlebens der Betitelung seiner Werke verweigert. Der Schauende soll selber den «richtigen» Titel finden dürfen. n
Die Werke von Frederick Terpstra und Sepp
Carisch sind bis am 17. Mai im Kunstfenster
im Dorfhuus Schönenberg ausgestellt.
Kontakt: ingrid.liedtke@bluewin.ch