Am 27. März bestellt Wädenswil die Legislative und die Exekutive neu. 35 Mitglieder des Gemeinderats und sieben Stadtratsmitglieder werden gewählt. Ein allfälliger zweiter Wahlgang würde am 15. Mai über die Bühne gehen. Ebenso gewählt wird die Schulpflege der Oberstufenschule Wädenswil.
Text und Bild: Stefan Baumgartner
Seit Wädenswil Parlamentsgemeinde ist, werden die Aufgaben der Legislative durch den Gemeinderat wahrgenommen. Deshalb können die Wädenswiler Stimmbürgerinnen und -bürger – es sind seit dem Gemeindezusammenschluss etwa 16 000 – den 35-köpfigen Gemeinderat wie den 7-köpfigen Stadtrat bestimmen. Wahlen in Wädenswil, das ist aber auch, wenn sich die Leserbriefspalten in der Tagespresse beginnen zu füllen und verstaubte Facebook-Profile nach dreieinhalb Jahren Dornröschenschlaf Urständ feiern. Zu guter Letzt lachen dann auch von allen möglichen und unmöglichen Plakatstellen gephotoshopte Porträts auf die potenziellen Wählerinnen und Wähler herunter.
Ausgangslage
Im Stadtrat wird es zu gewichtigen Änderungen kommen. Von den sieben Mitgliedern treten gleich drei nicht mehr an: Ernst «Grübi» Brupbacher (BFPW) und Heini Hauser (parteilos) treten altershalber nicht mehr an, bei Walter Münch (FDP) dürfte der fehlende Rückhalt in der eigenen Fraktion der Grund sein, ausgelöst auch durch die Budgetrückweisung durch den Gemeinderat anlässlich der Budgetdebatte Ende 2020. Als Konsequenz aus dieser Budgetrückweisung trat damals auch Heini Hauser aus der SVP aus. Wieder antreten werden nebst Stadtpräsident Philipp Kutter auch seine Parteikollegin Alexia Bischof (beide «Die Mitte»), Jonas Erni (SP) und Astrid Furrer (FDP). Aufgrund der Sitzverhältnisse im Gemeinderat können Linke und Grüne mit einem weiteren Sitz rechnen; so treten Claudia Bühlmann (Grüne) und Daniel Tanner (SP) an, die Kräfteverhältnisse des Stadtrats zu korrigieren. Den durch Walter Münchs Abgang frei werdenden Sitz versucht Christof Wolfer zu verteidigen. Wolfer kennt das Amt, wurde er doch 1990 als jüngster Stadtrat in der Geschichte Wädenswils in das damals noch neunköpfige Gremium gewählt, allerdings 1998 im Zuge des Niedergangs seiner damaligen Partei (LdU) als Überzähliger abgewählt. Die SVP tritt mit einem Zweierticket an und versucht mit Sandy Bossert und Bruno Cogliati wieder in den Stadtrat Einsitz zu nehmen. Den Sitz von Ernst «Grübi» Brupbacher versucht Alexandra Gwerder-Fegble für das Bürgerliche Forum positives Wädenswil zu verteidigen. Schliesslich tritt auch Pierre Rappazzo als Grünliberaler an.
Keine grossen Überraschungen gab es auf den Listen zur Gemeinderatswahl. Nicht mehr antreten wird die Eidgenössisch-demokratische Union (EDU), die bis anhin einen Sitz innehatte. Die SP muss auf Christian Gross verzichten. Gross war seit 2012 im Parlament, seit 2018 auch als Präsident der Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission. Katarina Oehlin ist ebenfalls nicht mehr auf Liste 1 zu finden. Die FDP mit Listennummer 2 tritt mit allen Bisherigen an. Allenfalls bemerkenswert ist hier, dass keiner aus der Fraktion für das Stadtratsamt des abtretenden Walter Münch kandidiert. Auch auf Liste 3 – SVP – treten alle bisherigen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte wieder an, wobei hier Sandy Bossert auf ein Stadtratsmandat spekuliert. Auch bei der Liste 4 – «Die Mitte» – kandidieren alle Bisherigen ein weiteres Mal. Die Grünen (Liste 5) müssen auf Rita Hug verzichten, die als Gemeinderatspräsidentin abtritt. Die Liste 6 – EVP – wie auch Liste 7 – BFPW – treten mit aktuellem Personal zur Wahl an, ebenso die GLP mit Listenplatz 8.
Und die Aussenwachten?
Mit Pascal Rubin vom BFPW vertritt aktuell nur ein einzelner Schönenberger die Berggemeinden, die seit 2019 in Wädenswil wahlberechtigt sind. (Wir erinnern uns: ein Rekurs gegen die Eingemeindungsabstimmung verhinderte die Eingemeindung von Schönenberg und Hütten auf das geplante Datum 1.1.2018 und schloss so die Hüttner und Schönenberger Stimmberechtigten von den Erneuerungswahlen für die Legislatur 2018–2022 aus.) Auf all den Listen finden sich nur zwei Hüttner, welche die politische Stossrichtung der Gemeinde beeinflussen möchten, dafür nebst Rubin immerhin neun Schönenbergerinnen und Schönenberger, die Einfluss nehmen möchten. Erfreulich: Nebst den sechs bisherigen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten aus der Au stellen sich über ein Dutzend weitere Kandidatinnen und Kandidaten aus diesem Ortsteil zur Wahl.
Orakel
Im Kanton Zürich haben die Gemeinden Zürich, Winterthur, Schlieren und Dietikon bereits gewählt. In der Stadt Zürich muste die SP Federn lassen, bleibt aber wählerstärkste Partei. Grosse Gewinnerin in der Stadt Zürich ist die Mitte-Partei. Vor vier Jahren verlor die damalige CVP alle Sitze im Zürcher Gemeinderat, nun holt sie alle diese Sitze mit neuem Namen auf einen Schlag wieder zurück. Auch in den Dietiker und Schlieremer Parlamenten musste die SP je einen Sitz hergeben, in beiden Gemeinden konnten die Mitte- und Grün/Grünliberalen Parteien zulegen. Unter Druck ist die SVP, die sowohl in Zürich wie Winterthur und auch in Dietikon Sitze hergeben musste. In Wädenswil ist seit den letzten Wahlen die SP wählerstärkste Partei und wird das auch bleiben wollen. Die vielfach vorhergesagte Akzentuierung auf die linke oder rechte Seite zu Lasten der gemässigten Mitte-Parteien hat in der Stadt Zürich und in den beiden Vorortsgemeinden nicht stattgefunden – im Gegenteil, die kompromissfähigen Mitte-Parteien legen zu. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend auch in Wädenswil bestätigt. Ebenso spannend zu wissen wäre, ob sich die teils hitzig geführten Debatten um Steuerfuss und Sparbemühungen auf die Wähleranteile niederschlagen. Am 27. März wissen wir mehr!
Am 27. März bestellt Wädenswil die Legislative und die Exekutive neu. 35 Mitglieder des Gemeinderats und sieben Stadtratsmitglieder werden gewählt. Ein allfälliger zweiter Wahlgang würde am 15. Mai über die Bühne gehen. Ebenso gewählt wird die Schulpflege der Oberstufenschule Wädenswil.
Text und Bild: Stefan Baumgartner
Seit Wädenswil Parlamentsgemeinde ist, werden die Aufgaben der Legislative durch den Gemeinderat wahrgenommen. Deshalb können die Wädenswiler Stimmbürgerinnen und -bürger – es sind seit dem Gemeindezusammenschluss etwa 16 000 – den 35-köpfigen Gemeinderat wie den 7-köpfigen Stadtrat bestimmen. Wahlen in Wädenswil, das ist aber auch, wenn sich die Leserbriefspalten in der Tagespresse beginnen zu füllen und verstaubte Facebook-Profile nach dreieinhalb Jahren Dornröschenschlaf Urständ feiern. Zu guter Letzt lachen dann auch von allen möglichen und unmöglichen Plakatstellen gephotoshopte Porträts auf die potenziellen Wählerinnen und Wähler herunter.
Ausgangslage
Im Stadtrat wird es zu gewichtigen Änderungen kommen. Von den sieben Mitgliedern treten gleich drei nicht mehr an: Ernst «Grübi» Brupbacher (BFPW) und Heini Hauser (parteilos) treten altershalber nicht mehr an, bei Walter Münch (FDP) dürfte der fehlende Rückhalt in der eigenen Fraktion der Grund sein, ausgelöst auch durch die Budgetrückweisung durch den Gemeinderat anlässlich der Budgetdebatte Ende 2020. Als Konsequenz aus dieser Budgetrückweisung trat damals auch Heini Hauser aus der SVP aus. Wieder antreten werden nebst Stadtpräsident Philipp Kutter auch seine Parteikollegin Alexia Bischof (beide «Die Mitte»), Jonas Erni (SP) und Astrid Furrer (FDP). Aufgrund der Sitzverhältnisse im Gemeinderat können Linke und Grüne mit einem weiteren Sitz rechnen; so treten Claudia Bühlmann (Grüne) und Daniel Tanner (SP) an, die Kräfteverhältnisse des Stadtrats zu korrigieren. Den durch Walter Münchs Abgang frei werdenden Sitz versucht Christof Wolfer zu verteidigen. Wolfer kennt das Amt, wurde er doch 1990 als jüngster Stadtrat in der Geschichte Wädenswils in das damals noch neunköpfige Gremium gewählt, allerdings 1998 im Zuge des Niedergangs seiner damaligen Partei (LdU) als Überzähliger abgewählt. Die SVP tritt mit einem Zweierticket an und versucht mit Sandy Bossert und Bruno Cogliati wieder in den Stadtrat Einsitz zu nehmen. Den Sitz von Ernst «Grübi» Brupbacher versucht Alexandra Gwerder-Fegble für das Bürgerliche Forum positives Wädenswil zu verteidigen. Schliesslich tritt auch Pierre Rappazzo als Grünliberaler an.
Keine grossen Überraschungen gab es auf den Listen zur Gemeinderatswahl. Nicht mehr antreten wird die Eidgenössisch-demokratische Union (EDU), die bis anhin einen Sitz innehatte. Die SP muss auf Christian Gross verzichten. Gross war seit 2012 im Parlament, seit 2018 auch als Präsident der Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission. Katarina Oehlin ist ebenfalls nicht mehr auf Liste 1 zu finden. Die FDP mit Listennummer 2 tritt mit allen Bisherigen an. Allenfalls bemerkenswert ist hier, dass keiner aus der Fraktion für das Stadtratsamt des abtretenden Walter Münch kandidiert. Auch auf Liste 3 – SVP – treten alle bisherigen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte wieder an, wobei hier Sandy Bossert auf ein Stadtratsmandat spekuliert. Auch bei der Liste 4 – «Die Mitte» – kandidieren alle Bisherigen ein weiteres Mal. Die Grünen (Liste 5) müssen auf Rita Hug verzichten, die als Gemeinderatspräsidentin abtritt. Die Liste 6 – EVP – wie auch Liste 7 – BFPW – treten mit aktuellem Personal zur Wahl an, ebenso die GLP mit Listenplatz 8.
Und die Aussenwachten?
Mit Pascal Rubin vom BFPW vertritt aktuell nur ein einzelner Schönenberger die Berggemeinden, die seit 2019 in Wädenswil wahlberechtigt sind. (Wir erinnern uns: ein Rekurs gegen die Eingemeindungsabstimmung verhinderte die Eingemeindung von Schönenberg und Hütten auf das geplante Datum 1.1.2018 und schloss so die Hüttner und Schönenberger Stimmberechtigten von den Erneuerungswahlen für die Legislatur 2018–2022 aus.) Auf all den Listen finden sich nur zwei Hüttner, welche die politische Stossrichtung der Gemeinde beeinflussen möchten, dafür nebst Rubin immerhin neun Schönenbergerinnen und Schönenberger, die Einfluss nehmen möchten. Erfreulich: Nebst den sechs bisherigen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten aus der Au stellen sich über ein Dutzend weitere Kandidatinnen und Kandidaten aus diesem Ortsteil zur Wahl.
Orakel
Im Kanton Zürich haben die Gemeinden Zürich, Winterthur, Schlieren und Dietikon bereits gewählt. In der Stadt Zürich muste die SP Federn lassen, bleibt aber wählerstärkste Partei. Grosse Gewinnerin in der Stadt Zürich ist die Mitte-Partei. Vor vier Jahren verlor die damalige CVP alle Sitze im Zürcher Gemeinderat, nun holt sie alle diese Sitze mit neuem Namen auf einen Schlag wieder zurück. Auch in den Dietiker und Schlieremer Parlamenten musste die SP je einen Sitz hergeben, in beiden Gemeinden konnten die Mitte- und Grün/Grünliberalen Parteien zulegen. Unter Druck ist die SVP, die sowohl in Zürich wie Winterthur und auch in Dietikon Sitze hergeben musste. In Wädenswil ist seit den letzten Wahlen die SP wählerstärkste Partei und wird das auch bleiben wollen. Die vielfach vorhergesagte Akzentuierung auf die linke oder rechte Seite zu Lasten der gemässigten Mitte-Parteien hat in der Stadt Zürich und in den beiden Vorortsgemeinden nicht stattgefunden – im Gegenteil, die kompromissfähigen Mitte-Parteien legen zu. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend auch in Wädenswil bestätigt. Ebenso spannend zu wissen wäre, ob sich die teils hitzig geführten Debatten um Steuerfuss und Sparbemühungen auf die Wähleranteile niederschlagen. Am 27. März wissen wir mehr!