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Ein neues Standardwerk für die Wädenswiler Fasnacht

Es war wahrlich dicke Post, die Autor Walter «Cheesy» Tessarolo auf der Redaktion vorbeibrachte: Ein Werk, so dick wie einst das PTT-Telefonbuch, Band Zürich Land, war; ein Almanach, ein neues Standardwerk für die Wädenswiler Fasnacht.
«Die Geschichte der Wädenswiler Fasnacht – 50 Jahre ‹NFG› Wädenswil» heisst der Titel, verfasst vom verbliebenen Gründer der nun 50 Jahre alt – oder jung – gewordenen Neuen Fasnachtsgesellschaft Wädenswil, die zwar nun nicht mehr ganz jung, aber eben immer noch «Neu» ist.

Christian Winkler hielt die Laudatio.

In Teilen der Wädenswiler Bevölkerung herrscht immer noch die Meinung vor, dass Fasnacht im «Züribiet» keine Tradition hat, und wenn, dann höchstens aus den umliegenden Gebieten wie March und Höfe oder der Zentralschweiz importiert ist. So räumt der Autor mit diesem Irrtum schon auf den ersten Seiten auf und kann mithilfe von Dokumenten oder Notizen der stadtzürcherischen Obrigkeit eine lange, eigenständige Wädenswiler Fasnachtsgeschichte belegen. Mit dem Niedergang der X-Gesellschaft in der 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts trat dann tatsächlich so etwas wie fasnächtliche Einöde ein, die so aber auch den Raum gab, Anfang der 70er-Jahre die Neue Fasnachtsgesellschaft zu gründen. Die Umstände der Gründung sind ebenso beschrieben wie erste Startschwierigkeiten und wie die neue Organisation «NFG» danach immer mehr Fahrt aufnahm und Wädenswil so wieder zu einer Fasnachtshochburg in der Region mit Strahlkraft in weite Teile der Schweiz und ins benachbarte Ausland wurde. In der Folge werden im Buch Umzüge und Schnitzelbankfeste illustriert beschrieben, massgebliche Personen porträtiert und auch Erklärungen zu den jährlichen Plakettensujets abgegeben. Diese sind auch so etwas wie ein Spiegel der Geschichte Wädenswils. Umzugs- und Schnitzelbankgruppen werden ebenso gewürdigt, wie schillernde Personen. Auch die Fasnachtsbeizen, gewichtiger Teil einer funktionierenden Fasnacht, werden gewürdigt, vor allem auch die verschwundenen Hochburgen, wie etwa der wahlweise als «Blödsinn» oder «Promillhalde 4a» bekanntgewordenen Frohsinn an der Seestrasse (abgebrochen 1987/88).
Der Autor wäre nicht der, der er ist, wenn nicht auch kritische Töne Platz finden würden. So werden einige Zeilen einer Chefredaktorin des «Allgemeinen Anzeigers vom Zürichsee» gewidmet, deren Namen aber in Wädenswil nie mehr genannt werden soll (und da solidalisiert sich der Wädenswiler Anzeiger mit dem Autor). Und auch mit dem «gekröpften» Umzug auf verkleinerter Route konnte sich Tessarolo nie anfreunden.
Schade an diesem epochalen Werk ist, dass Typografie und die technische Bildqualität dem Wert des Buches nicht ganz gerecht werden. Umso mehr zählt der Inhalt.

Stimmungsvolle Buchvernissage

Der Bevölkerung wurde das Buch am Samstag, 22. Januar, anlässlich einer Vernissage im Restaurant Brauhuus im Einkaufszentrum «di alt Fabrik» vorgestellt. Historiker Christian Winkler hielt im prall gefüllten Wintergarten die Laudatio, vorgetragen als Schnitzelbank. Unter den Besuchern fanden sich auch zahlreiche Ehrenmitglieder der «Neuen Fasnachtsgesellschaft», «Mister  Schnitzelbank» Kurt Schoch sei hier besonders erwähnt. Ihm und seinen Reimen ist im Buch ein eigenes Kapitel gewidmet. Dem Autor schliesslich war es auch ein Anliegen, all jenen Danke zu sagen, die zur Veröffentlichung seines Buches beigetragen haben. 

 

Walter Tessarolo: «Die Geschichte der Wädenswiler Fasnacht –
50 Jahre ‹NFG› Wädenswil», herausgegeben im Eigenverlag,
470 Seiten, erhältlich im Kafisatz für CHF 58.50.

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