Feuilleton Wädenswil

Auf ein Gläschen mit Harvey

Am 13. November fiel der letzte Vorhang für die Vorstellungen der Theatergruppe «bühne frei» und deren aktuellem Theaterstück «Min Fründ Harvey».

Harvey: das ist der beste Freund des freundlichen und friedfertigen Eduard P. Vischer (gespielt von Thomas Lüdi) – und ein einmeterachtzig grosser imaginärer Hase. Gemeinsam ziehen sie um die Häuser – vom Engel ins Nöihüüsli, in den Leue und ins Rössli. Auf der Dinner-Party, organisiert von Eduards Schwester Vera-Louise (Mara Brunold) zum Zweck, Tochter Myriam-Monika (Seraina Lüdi/Romy Stehr) erfolgreich zu verheiraten, eskaliert die Situation: Vischer – «Vischer mit Vögeli-V» – stellt allen seinen Freund, den Hasen, vor. Selbst Tante Elvira (Regula Höhn) wundert sich. Wurde im Hause Vischer der Hase bisher stillschweigend geduldet, möchte Vera-Louise ihren Bruder ins Sanatorium einliefern lassen. Dort wird’s turbulent: Dr. Andreas Sander (Martin Höhn) und die beiden Psychiatrieschwestern (Sophia Krütli und Laura Wirth) halten Vera-Louise für gefährlicher als ihren Bruder, und so sperrt Willi (Christos Papadopoulos) eben die Schwester anstatt Vischer in die Zelle. Dr. Prof. Dr. Emil Burgholz (Manuel Loosli) muss die Situation schliesslich geradebügeln, dafür die wichtige Einladung fahrenlassen – sehr zum Leidwesen seiner Frau Elisabeth (Vona Bürki). Vera-Louise – zutiefst gedemütigt – schaltet die Familienanwältin (Janina Klöti) ein, will das Sanatorium schliessen lassen. Nun aber ist Vischer verschwunden und Burgholz höchstpersönlich geht auf dessen Suche – und versumpft schliesslich in der Engel-Seebeiz mit Harvey! Im Finale stellt sich die Frage, ob dem wunderlichen Eduard P. Vischer die «gesundmachende» Spritze injiziert werden soll oder nicht: Soll aus dem fröhlichen, zuvorkommenden Eduard P. Vischer – «Vischer mit Vögeli-V» – ein «normaler» Mensch werden, missmutig und übellaunig? Schliesslich entscheidet sich seine Schwester dagegen und ist so bereit, weiter mit den Schrullen ihres Bruders – und auch mit Harvey – zu leben.
Mit der Umsetzung des Theaterstücks «Mein Freund Harvey» von Mary Chase ist der Theatergruppe «bühne frei» eine Umsetzung mit viel Lokalkolorit gelungen, die auch die zwischenmenschlichen und gesellschaftskritischen Töne nicht ausspart.

Die Theatergruppe ist bald wieder auf der Bühne: Ab Mitte März bis Anfang April gibt sie das Stück «die Schweizermacher». (stb)

www.buehne-frei.ch

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