Richterswil

Langes Warten auf Einweihung

Seit der Fertigstellung des Erweiterungsbaus im Schulhaus Töss Anfang 2020 geniessen Schülerinnen, Schüler, Lehrpersonal und Hauswartung die neuen Gegebenheiten. Und ebenso lange würde die Schulgemeinde gerne ein Einweihungsfest machen, was Corona vehement verhindert. Auch die auf den 24. September geplante Besichtigung für die Eltern der aktuellen Schulkinder wurde wieder gestrichen.

Text: Reni Bircher, Bilder: Guido Bircher

Der gesamte Schulhauskomplex Töss bietet nach dem Erweiterungsbau Platz für je drei Klassen pro Stufe. So sind genügend Zimmer vorhanden, um die Kinder aus den sechs Kindergärten Dorf in Klassen zu unterteilen. Was bei der Besichtigung der Anlage sofort auffällt sind die vielen kleinen – und grossen – Details, die dank einem Mehraugenprinzip und der aktiven Beteiligung an Gesprächen von Schulleiter Sacha Mannhart, dem Lehrkörper sowie dem langjährigen Hauswart Marcel Apitzsch, zu verdanken ist. Und einem Architekten, der die Ideen aufgreifen und umsetzen konnte. Was im Töss entstanden ist, ist alltagstauglich und kindgerecht.
Mannhart zeigt sich von dem praktischen Wissen beeindruckt, welches Hauswart Apitzsch innehat und während der Planungsphase genauestens informieren konnte, was funktionieren wird und was nicht. «Er erwies sich als wahre Koryphäe und ist massgeblich daran beteiligt, dass wir in dieser umtriebigen Bautätigkeit bestmöglich agieren konnten», erklärt der Schulleiter und nickt dem Mann zu, der im kommenden Oktober seinen wohlverdienten Ruhestand antreten wird.

Gut genutzter Pausenplatz

Der Pausenplatz ist in verschiedene Bereiche eingeteilt. Auch der für Familien mit Kleinkindern attraktive Teil mit Wiese, Rösslischaukel und Brunnen wurde oben beim Alten Töss wieder aufgebaut. Auf dem neu angelegten Fussballfeld stehen massive Tore, die ein paar Jahrgänge überstehen werden.
Ein wichtiger Punkt im Aussenbereich war der Lehrerschaft ein Unterstand, unter den sich die Kinder bei schlechtem Wetter zurückziehen können. In Absprache mit der kantonalen Denkmalpflege hat diese einen schlichten Anbau mit Glasdach entlang des Alten Töss gutgeheissen. Der Wetterschutz zieht sich nach dem Schulhaus noch weiter, wird dort aber von Ranken überwachsen und so zum Blätterdach. Auf dem ganzen Areal sind Bäume gepflanzt, die für Schatten sorgen werden.
Neben der Turnhalle gibt es neu eine öffentliche WC-Anlage für die Nutzung ausserhalb der Schulzeiten.
In den beiden alten Schulhäusern wurden diverse sicherheitstechnische Anpassungen gemacht, etwa Feuerschutztüren, das Treppenhausgeländer erhöht, Situationspläne in jedem Stock angebracht und jede Zimmertüre beschriftet, damit in einem Notfall die genaue Position angegeben werden kann. Die neuen Türen sorgen jetzt für einen besseren Schallschutz vom Flur her.
Im Dachgeschoss des Neuen Töss hat man die Sichtbalken auf Vordermann gebracht, teilweise statisch umgesetzt und die Bibliothek eingerichtet: Sitztreppen, Sofa und Stühle laden zum Lesen und Verweilen ein. Ein wahres Bijou! Auch hier wieder die Modularität: es können Vorlesungen stattfinden oder Theaterproben, Sitzungen u.a.
Vom Treppenhaus im Neuen Töss kommt man direkt in die Neubauten unter dem Pausenplatz.

Hort im Bergtrakt

Momentan besuchen viele Kindergarten- und Unterstufenkinder der Schule Dorf den Hort im Töss, Tendenz steigend. Der bergseitig gelegene Neubau ist ein Mehrzweckraum und wird mit versenkbaren Wänden unterteilt. So könnte er, wenn sie geöffnet würden, an einem Infoabend locker die Eltern von drei Klassen beherbergen. Er kann aber auch als Aula, für Schultheateraufführungen (eine Bühne lässt sich aus dem Boden heben) und dergleichen verwendet werden. Für den Hortbetrieb ist er in zwei Spielzimmer und einen Esssaal mit Küche unterteilt. Wie in allen neuen Räumen sind auch hier viele Schränke vorhanden, um sämtliche Waren zu verstauen, ja ganze Fernseher und gar Waschbecken dahinter verschwinden zu lassen.
Der gesamte Neubau besticht durch die grossen Fenster, die vielen raffinierten Details und die Alltagstauglichkeit, die das Arbeiten, Lernen und das «Verweilen» für alle Beteiligten sehr angenehm und effizient gestaltet. Da sind etwa die Türstopper, welche sich automatisch aus dem Fussboden erheben, sobald die Türe weit geöffnet wird, und sich danach wieder versenken, damit keine Stolpermöglichkeit besteht. Bei den Waschbecken der Kita lassen sich aus dem Unterbau «Stehschubladen» herausziehen, damit die Kleinen bequem an den Wasserhahn herankommen. In der Garderobe sind die Schuhablagen hoch genug für Stiefel, die Kleiderhaken unfallsicher angebracht.
Dem Bergtrakt angegliedert sind die handwerklichen Räume der TTG (Handarbeit/Werken). Die Tische sind mit wenigen Handgriffen grössen- und höhenverstellbar, was für den Schulbetrieb mit Unter- und Mittelstufenkindern wichtig ist. Ein gewaltiger Zuschneidetisch aus Holz fällt sofort auf. «Dieser Tisch ist schon sehr alt», erklärt Sacha Mannhart, «er musste unbedingt bewahrt und gezügelt werden, darauf hat die Lehrerschaft bestanden.» Schulpräsidentin Mira Crivelli-Amstutz kann aus erster Hand bestätigen, wie sehr die Schulkinder diese Räumlichkeiten schätzen: «Sie finden es wunderbar hier!»
Das gesamte Konzept ist äusserst clever durchdacht und beinahe jeder Raum kann multifunktionell genutzt werden.

Trakt See

Im Musikzimmer können Instrumente praktisch und einfach in entsprechend gebaute Schränke verstaut werden, die Decke ist mit einem Schallschutz bestückt. Im Teamzimmer gibt es Ablagefächer für jede Lehrperson, eine Lehrerbibliothek, eine Küche mit genügend Möglichkeiten sich das Essen aufzuwärmen, viele Tische für die Pause oder auch für Sitzungen mit entsprechend technischer Einrichtung. Der anliegende Aussensitzplatz ist für das Team in wenigen Schritten erreichbar. Nebenan befindet sich zentral gelegen der Materialraum mit Kopierer und Arbeitsgeräten, die Tische stehen unter den Oberlichtern, welche erstaunlich viel Licht einfangen.

Die beiden neuen Klassenzimmer verfügen über einen Gruppenraum. Von diesem gelangt man auf eine kleine, mit Hecken abgeschlossene, Wiese, wo kleine Holzblöcke reihum aufgestellt sind. Sacha Mannhart erklärt, dass dies ein «Überbleibsel» der Umbauphase sei. «Wir waren mit den Kindern ja während zwei Jahren mitten im Baubetrieb. Wenn uns mitgeteilt wurde, dass beispielsweise lärmintensive Bohrungen anstehen, dann haben viele den Unterricht im Freien gemacht. Inzwischen gibt es Klassen, welche immer noch alle zwei Wochen die Schulstunde nach draussen verlegen.» Dazu dienen eben diese Holzblöcke auf der Wiese.

Turnhalle aufgepeppt

Vor dem Umbau der Turnhalle wurde von den Architekten bemerkt, dass ursprünglich eine grosse Türe in der Längsseite eingelassen worden war. Tatsächlich fand man diese auf alten Plänen eingezeichnet, und so wurde der Rundbogen wieder geöffnet und eine prächtige Türe eingebaut.

Die Umkleidekabinen sind hell und freundlich, und wenn die Kindergärtner Turnen haben, werden die schweren Türen mit einem speziellen Stock an der vollständigen Schliessung gehindert, damit die Kinder die Türe selbständig aufstemmen können. Der Materialraum ist optimiert, das Tor dazu unfallsicher gemacht – keine Finger oder Füsse sollten nunmehr in irgend einer Ritze verschwinden können –, die diversen Vereine, welche die Turnhalle ebenfalls nutzen, haben ihre eigenen Materialschränke bekommen. In der Halle selbst wurde eine Boulderwand (einfaches Klettern ohne Seil) eingebaut, und die Geräte, welche sonst in den Raum hineinragten, sind sicherheitstechnisch besser eingebaut worden.

Warten auf Einweihung

Dieses gemeinschaftliche Mitdenken und Ausarbeiten hat viel Zeit in Anspruch genommen, das Endergebnis jedoch ist beeindruckend. Mira Crivelli-Amstutz zeigt sich begeistert: «Es ist erstaunlich, was durch dieses Miteinander und Mitdenken für ein Produkt entstanden ist». Das kann der Schulleiter nur bestätigen: «Es ist wichtig, dass sich die Dinge im Alltag bewähren. Es bringt nichts, wenn irgendetwas gebaut wird, was keinen Nutzen hat.» Sacha Mannhart erinnert sich nur zu gut an Staub, Lärm, Erschütterungen, Geruchsemissionen, denen alle Klassen ausgesetzt gewesen waren. «Ich muss es dem Team hoch anrechnen, dass es diese zwei Jahre Bauzeit mit all den daraus resultierenden Einschränkungen ausgehalten, mitgetragen und für die Kinder möglich gemacht hat.» Nebst der Mühsal sei es durchaus auch eine kreative und spannende Zeit gewesen.
Was der Schule und all ihren Protagonisten zu schaffen macht, ist die ausstehende öffentliche Einweihung vom Schulhaus Töss. «Die Bevölkerung erwartet von uns zu Recht, dass sie das Schulhaus besichtigen dürfen», erklärt die Schulpräsidentin, «wir haben sie nicht vergessen!»

Durch die strengeren Coronamassnahmen muss der öffentliche Teil des Festes leider nochmals nach hinten verschoben werden. «Seitdem das BAG wieder neue Richtlinien aufgestellt hat, musste das Konzept schon wieder für den Besuchstag angepasst werden», zeigt sich die Schulpräsidentin betroffen. «Wir hoffen daher – einmal mehr – auf das Verständnis aller Beteiligten.» Auch Schulleiter Mannhart bedauert die aktuellen Umstände. Aber: «Nun stehen halt die Kinder im Zentrum des Geschehens und wir hoffen, dass wir in absehbarer Zeit die Art von Einweihungsfest machen können, die dieser Bau und die Richterswiler Bevölkerung auch verdient.»

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